Das geht immer, denn bei verschickter Ware gilt ein gesetzliches Widerrufsrecht von mindestens zwei Wochen (ausgenommen sind Lebensmittel, da diese eventuell vorher ihre Haltbarkeit verlieren).
Überraschendes Schnäppchen
Dann die überraschende Antwort von Amazon: Ich bekomme mein Geld zurück und darf die Ware behalten. Im ersten Moment war ich verwundert, nach einer Recherche war mir klar: Es ist kein Trick, sondern gängige Praxis beim Online-Versandhändler Amazon.
Viele Kunden berichten im Netz davon, bei Einleitung zur Rücksendung bei Amazon nicht mehr ein Rücksendeetikett zum Ausdrucken zu bekommen, sondern lediglich den Verweis, dass die Erstattung veranlasst sei und sie den Artikel trotzdem behalten können. In den meisten Fällen kostete das Produkt weniger als 20 Euro. Oder es handelt es sich um, beschädigte oder defekte Ware.
Da kann es auch schon mal ein Laptop sein, den sich Kunden einfach so behalten dürfen. Und glaubt man den Erfahrungsberichten, funktionieren manche Geräte sogar einwandfrei.
Das sagt Amazon
Der Konzern selbst hält zu dieser Rücksendepraxis und den Beweggründen erfahrungsgemäß bedeckt. "Kein Kunde retourniert gern Ware. Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass ein Kunde Waren möglichst selten retournieren muss“, erklärt Christine Maukel, eine Amazon Sprecherin, gegenüber „news.at“. Für den Fall, dass dennoch einmal ein Produkt zurückgeschickt werden muss, wolle Amazon die Rücksendung für die Kunden so einfach wie möglich machen. Mehr war dem Online-Händler zu dieser Vorgehensweise nicht zu entlocken.
Offenbar ist es für das Unternehmen günstiger „gebrauchte“ Produkte mit niedrigem Warenwert nicht mehr schicken zulassen, und sie anschließend noh lagern zu müssen. Gleichzeit werden dabei auch die Portokosten, die Amazon tragen muss, geschont.
Großzügigkeit nicht ausnutzen
Trotzdem sollte man die Kulanz bei Retouren nicht ausnutzen: In der Vergangenheit hat Amazon so manchen Kunden das Konto gesperrt, wenn sie gegen die Regeln verstoßen haben. Und vor dem offiziellen Wiederruf können Kunden nicht wissen, ob sie ein Rücksendeetikett bekommen, oder das Produkt einfach behalten dürfen.
Auch bei Paypal gängige Praxis
Übrigens gilt die Vorgehensweise auch für den Online-Bezahldienst Paypal. Ein User im "computerbase.de-Forum" berichtet: „ Hatte vor paar Wochen paar Probleme mit In-Ear Kopfhörern aus Hong-Kong. Der Telefonische Paypal Support meinte ich soll nicht weiter Fragen und das Produkt behalten, wenige Sekunden später hatte ich dann auch noch mein Geld zurück. Der Händler hatte auch kein Schaden, da Paypal die Kosten sozusagen übernommen hat. Also eine Win-Win Situation.“
Wir alle vergreifen uns mal oder stellen fest, dass das gekaufte Produkt nicht den Erwartungen entspricht. Ein Problem ist das nicht, dafür gibt es bei Amazon Rücksendungen. Manche Kund*innen machen sich dabei eine besondere Schwachstelle des Konzerns zunutze, um ihre Waren kostenlos behalten zu dürfen. Werden sie erwischt, könnten sie ihr Konto verlieren. Dass sich Rücksendungen an Amazon zu deinem Vorteil ausnutzen lassen, liegt einzig und allein an einer Sache: den Retourkosten. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (via Business Insider) geht hierbei zum Beispiel von rund 15 Euro aus, die Amazon, aber auch andere Onlinehändler, jedes Mal bezahlen müssen, wenn du etwas
zurückschickst. Da Medienberichten zufolge allein 2018 schon rund ein Drittel der bestellten Waren an den Versandhändler zurückgegangen sind, entstehen daraus enorme Kosten. Die logische Schlussfolgerung aus wirtschaftlicher Sicht ist also, nichts zurückzunehmen, dessen Verkaufswert deutlich über den Retourkosten liegt. Bei Lebensmitteln
dagegen spielt unter anderem die Haltbarkeit einen Rolle für die Rechtfertigung einer Amazon-Rücksendung.Amazon-Rücksendung: Eine Methode steht unter
Strafe
Das droht Amazon-Kunden bei absichtlichem Missbrauch
Für Kunden bedeutet das bei der Amazon-Rücksendung also, dass sie für Produkte, die weniger als 20 Euro kosten oder vergänglich sind, möglicherweise den Wert erstattet bekommen, ohne sie jedoch zurückschicken zu müssen.
In einem solchen Fall wird dir bei der Einleitung einer Amazon-Rücksendung erst gar kein ausdruckbares Rückgabe-Etikett angeboten, sondern nur der Verweis, dass die Erstattung deiner Zahlung in die Wege geleitet wurde.
„Sie müssen diesen Artikel nicht zurücksenden. Ihre Gutschrift wurde veranlasst.“
Amazon
- Tipp: So funktioniert der Prozess einer Amazon-Rücksendung
Wer damit beginnt, solche Amazon-Rücksendungen gezielt zu provozieren, muss am Ende womöglich mit einer harten Strafe rechnen. Der Versandhändler ist sich nämlich durchaus bewusst, wer derartig strategische Einkäufe vornimmt.
Da das Unternehmen das Vorgehen seiner Nutzer beobachtet und diese durch vielen Reklamationen auffällig werden, kann das Amazon-Konto gesperrt werden, womöglich sogar ausufernd, dass du nicht mehr nur Produkte bestellen, sondern zum Beispiel auch nicht mehr auf Amazon Prime zugreifen kannst.
Kunden bestellen nach Rückgabe-Möglichkeiten
Etwa zwei Drittel aller Onlinehändler sollen einer Studie zufolge die Rücksendungskosten komplett übernehmen, was sie am Ende teuer zu stehen kommt. Verständlich also, dass sie durch die kostenlose Abgabe der Produkte versuchen, diese Ausgaben gering zu halten.
Das eigentliche Problem von Onlinehändlern wie Amazon ist es nämlich, dass sich Kunden an den Luxus bequemer Rückgaben gewöhnt haben und diese auch zur Basis ihrer Kaufentscheidung machen. Nicht nur kostenlose Amazon-Rücksendungen sind also besonders attraktiv, weil sie ohne zusätzlichen finanziellen Aufwand vollzogen werden können.
Quellen: Standard, Business Insider
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