Buddha-statuen in der zentralafghanischen provinz bamijan

Berlin - Verteidigungsminister Thomas de Maizière hat die von den Taliban zerstörten weltberühmten Buddha-Statuen in der zentralafghanischen Provinz Bamiyan besucht.

“Bamiyan steht für die große Widersprüchlichkeit Afghanistans“, sagte er Bild.de am Donnerstag. Die zwischen dem fünften und siebsten Jahrhundert entstandenen Fels-Statuen waren 2001 gesprengt worden. Am frühen Freitagmorgen wurde der CDU-Politiker in Deutschland zurückerwartet.

Bamiyan stehe für die uralte Menschheitskultur, sagte De Maizière. Und “andererseits für die brutale Verachtung von Kultur durch die Taliban. Für die schwere Erreichbarkeit vieler Orte, die Abgeschiedenheit. Und dafür, dass auch eine Frau in diesem Land Gouverneurin werden kann.“ Bamiyan ist die einzige Provinz im Land, die von einer Frau regiert wird, der Gouvernerin Habiba Sarabi.

“Mit der Zerstörung der Buddha-Statuen fing auch ein Stück Aufschrei der Welt an“, sagte De Maizière. “Es war damals gar nicht so sehr die Unterdrückung von Frauen, die Aufmerksamkeit auf Afghanistan lenkte, sondern der Umgang mit diesem kulturellen Erbe. Parallel erleben wir jetzt in Mali, wo auch solche Güter von Extremisten zerstört werden, wie wichtig Kultur für das Menschheitsgedächtnis ist.“

Nach der Visite in Bamiyan besuchte der Minister das türkische Wiederaufbauteam in Scherberghan in der nordafghanischen Provinz Dschosdschan. Die Provinz gehört zum Einsatzgebiet der Bundeswehr. Am Vortag hatte De Maizière als erster deutscher Verteidigungsminister die deutschen Soldaten in der Taliban-Hochburg Kandahar besucht.

dpa

Etwa zur Halbzeit des Afghani­stan-Kriegs wurde ich zu einem Abendessen in Kabul eingeladen. Der junge Gastgeber, der uns Asien-Korrespondenten gegen Geld Kontakte und Interviews verschaffte, träumte davon, in Amerika zu studieren (was er später auch tat), und so, wie er auftrat und gekleidet war, hätte er auch vor dem Berghain in Berlin anstehen können. Ich erwartete also einen „westlichen“ Abend, aber als wir sein Haus erreichten, wurde unsere Begleiterin freundlich ins Nebengelass geführt: Dort trafen sich die Frauen. Die Männer kauerten sich im Haupthaus auf die Teppiche und sprachen bei Hammelfleisch und Tee über Politik. Erst zum Abschied durften wir unsere Begleiterin wiedersehen und mit ihr ins Hotel zurückkehren, um unser erstes Bier zu trinken.

Die kleine Szene kam mir in Erinnerung, als ich bei Navid Kermani las, dass „die Lebensweise des Westens und dessen Wertevorstellung für die überwiegende Mehrheit der Menschen auf der Welt ein Versprechen ist“. Unser afghanischer Stringer war vermutlich besser auf den Westen zu sprechen als die meisten seiner Landsleute, aber zu Frauenrechten (und Alkohol) hatte er einfach eine andere Einstellung.

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