Die macht der geographie: wie sich weltpolitik anhand von 10 karten erklären lässt

Weltpolitik ist auch Geopolitik. Alle Regierungen, alle Staatschefs unterliegen den Zwängen der Geographie. Berge und Ebenen, Flüsse, Meere, Wüsten setzen ihrem Entscheidungsspielraum Grenzen. Um Geschichte und Politik zu verstehen, muss man selbstverständlich die Menschen, die Ideen, die Einstellungen kennen. Aber wenn man die Geographie nicht mit einbezieht, bekommt man kein vollständiges Bild. Zum Beispiel Russland: Von den Moskauer Großfürsten über Iwan den Schrecklichen, Peter den Großen und Stalin bis hin zu Wladimir Putin sah sich jeder russische Staatschef denselben geostrategischen Problemen ausgesetzt, egal ob im Zarismus, im Kommunismus oder im kapitalistischen Nepotismus. Die meisten Häfen frieren immer noch ein halbes Jahr zu. Nicht gut für die Marine. Die nordeuropäische Tiefebene von der Nordsee bis zum Ural ist immer noch flach. Jeder kann durchmarschieren.

Russland, China, die USA, Europa, Afrika, Lateinamerika, der Nahe Osten, Indien und Pakistan, Japan und Korea, die Arktis und Grönland: In zehn Kapiteln zeigt Tim Marshall, wie die Geographie die Weltpolitik beeinflusst und beeinflusst hat.

Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Analytisch
  • Augenöffner
  • Hintergrund

Rezension

Schon vor über 2500 Jahren schrieb Sunzi in seinem Strategieklassiker Die Kunst des Krieges über die Tücken des Terrains – und wie man das Gelände zu seinen eigenen Gunsten nutzt. Heute erklärt Tim Marshall die Weltpolitik anhand der Geografie – mit dem Terrain eben. Über Ebenen können Truppen ziehen, während Gebirge Hindernisse sind. Daran hat sich wenig geändert. Geografische und klimatische Bedingungen eröffnen Möglichkeiten und setzen Grenzen. Sie bestimmen das langfristig ausgerichtete strategische Denken und Handeln von Regierungen, ihre Stärken wie ihre Schwachstellen. Regimes, Regierungen und Generationen vergehen – die Geografie bleibt. Das macht es so interessant wie lehrreich, auf die aktuelle Regional- und Weltpolitik einmal durch diese Brille zu schauen. In Marshalls Buch wird der Geografiebegriff allerdings weiter gefasst und meint nicht allein die Topografie, sondern auch die Lage von Staaten, ihre Grenzen, ihre Position zueinander, ihre Land- und Seewege, ihre territorialen Interessen, ihre Geschichte, Kriege, Religionen und dergleichen mehr. Nur wenige Bereiche bleiben von der leicht verständlichen Analyse ausgenommen. Eine erhellende Lektüre aus kompetenter Feder, findet getAbstract.

Russland

Russland, das größte Land der Welt, erstreckt sich über elf Zeitzonen. Warum musste es 2014 ausgerechnet die kleine Halbinsel Krim annektieren? Weil es keinen ganzjährig eisfreien Hafen hatte. Russland sah seinen Pachtvertrag über den Hafen Sewastopol als Heimat der russischen Schwarzmeerflotte gefährdet, als die Ukraine sich immer mehr dem Westen öffnete und sogar eine NATO-Mitgliedschaft denkbar schien. Doch selbst mit einem Hafen im Schwarzen Meer hat Russland noch immer den Nachteil, dass seine Flotte die Weltmeere nicht ungehindert erreichen kann. Denn erst muss sie Bosporus, Dardanellen und Ägäis durchqueren und anschließend mit dem Suezkanal oder der Straße von Gibraltar ein weiteres Nadelöhr passieren. Auch die Ostsee können russische Schiffe nur durch von der NATO kontrollierte Engpässe verlassen, und vor Wladiwostok im Osten liegt Japan. Eine Seemacht kann Russland unter diesen Voraussetzungen nicht werden. Über Landwege wurde Russland schon häufiger vom Westen her angegriffen. Seit Napoleon gab es im Schnitt alle 33 Jahre einen Feldzug. Solche Erfahrungen prägen sich ein. Von Frankreich bis zum Ural reicht die barrierefreie Nordeuropäische...

Über den Autor

Tim Marshall hat als Experte für Außenpolitik für die BBC aus über dreißig Ländern berichtet – unter anderem aus Krisengebieten wie Afghanistan, Syrien und Israel.

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Wie Geographie Politik beeinflusst?

Weltpolitik ist auch Geopolitik. Alle Regierungen, alle Staatschefs unterliegen den Zwängen der Geographie. Berge und Ebenen, Flüsse, Meere, Wüsten setzen ihrem Entscheidungsspielraum Grenzen. Um Geschichte und Politik zu verstehen, muss man selbstverständlich die Menschen, die Ideen, die Einstellungen kennen.

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Anhand von Karten wird aufgezeigt, wie die geografische Beschaffenheit der Erde unsere Welt zu der gemacht hat, die sie heute ist. Hier lässt sich entdecken, auf welche Weise die Entscheidungen von Machthabern von Gebirgen, Flüssen und Seen beeinflusst wurden.

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