Eltern stellen die selfies ihrer kinder nach

Schmollmund, Schminke, sexy Posen: US-Komiker Chris Martin hatte genug von den seiner Meinung nach viel zu  anzüglichen Selfies, die seine Teenager-Tochter Cassie von sich auf der Fotoplattform Instagram teilte. Doch anstatt zu schimpfen, fand er einen anderen, weit humorvolleren Weg die 19-Jährige davon zu überzeugen, bei ihren Social-Media-Postings auf mehr Zurückhaltung zu achten: Er begann damit, die Selfies seines Kindes nachzustellen.

Bis ins Detail hübschte sich der 47-Jährige nach dem Vorbild seiner Tochter auf - inklusive Tatoos, Schmuck und tiefem Ausschnitt. Mit dem Hashtag #baddad ("Böser Papa") stellte er die Fotos dann unter seinem Account online. Eine Erziehungsmethode, die im Netz für große Begeisterung sorgt - und auch diverse Fernsehsender berichteten bereits über die Aktion.

Cassie nimmt die schrägen Bilder ihres Vaters nach anfänglichem Augenrollen inzwischen mit Humor. "Als sie sah, dass ihre Freunde das lustig finden, konnte sie damit leben", so Chris. Und die Tochter fügt hinzu: "Manche Eltern sollten die Entscheidungen ihrer Kinder mit mehr Humor nehmen. Vor allem sollten sie lernen, ihre Kinder zu verstehen."

Was sollten Eltern beachten, wenn Kinder Selfies von sich aufnehmen und mit der Online-Welt teilen? Wir haben ein paar Tipps zum Thema zusammengestellt.

Social Media Netzwerke sind randvoll mit Selfies. Für Kinder und Jugendliche ist es ein Leichtes, Selbstportraits mit der Smartphone-Kamera aufzunehmen und online zu teilen.  Ein Großteil der Tweens und Teens sind sich der Risiken, die durch das gedankenlose Teilen von (Gruppen)-Selfies entstehen, gar nicht so recht bewusst.

Selbst wenn jemand ein Bild privat an jemand anderen schickt, verliert derjenige letztendlich die Kontrolle darüber, was damit passiert. In diesem kurzen Ratgeber haben wir einige Tipps zusammengestellt, wie Eltern ihre Kinder über die Gefahren des Teilens von Fotos im Internet aufklären können.

Risiken

Technische versierte Cyberkriminelle sind durchaus in der Lage, genügend Informationen aus einem Bild zu extrahieren. Ein Kind oder deren Freunde müssen das im Internet geteilte Bild dazu nicht einmal mit aufschlussreichen Kommentaren versehen.

Wenn Kinder ein Foto mit dem Smartphone aufnehmen und auf Facebook oder Co. teilen, denken sie möglicherweise gar nicht daran, dass in der Bilddatei automatisch die Geo-Daten gespeichert werden, insofern die Standortbestimmung aktiviert ist. Anhand der Bilddatei kann man also nachverfolgen, zu welchem Zeitpunkt die Kinder sich wo aufgehalten haben.

In Verbindung mit Details aus den Selfies und dem Social Media Profil eines Kindes ergeben sich genügend Informationen, die von Menschen missbraucht werden können, die zu Pädophilie oder gar sexuellen Übergriffen neigen.

Selbst wenn das GPS im Smartphone deaktiviert ist, verraten kleine Details im Hintergrund – wie Straßennamen oder Sehenswürdigkeiten – sensible Informationen über den etwaigen Aufenthaltsort der Kinder oder der ganzen Familie.

Darüber hinaus besteht auch das Risiko für das Kind, Opfer von Cybermobbing zu werden. Zwar spielen sich die Attacken zumeist innerhalb des Internet ab. Allerdings sind die Folgen weit darüber hinaus für das Kind zu spüren.

Ein Kind, das auf einem Bild in einer peinlichen Situation festgehalten wurde, kann durch die Viralität von Social Media Plattformen sehr schnell zum Gespött der Mitschüler oder der ganzen Welt werden. Für die Persönlichkeit des Kindes kann das ein niederschmetterndes Ereignis sein.

Tatsächlich können sich die kompromittierenden Selfies noch Jahre nach einer Veröffentlichung im Internet auf die dargestellten Personen auswirken. Das Internet vergisst nicht und so kann es vorkommen, dass ein unüberlegtes Selfie im Netz den späteren Traum-Job verhindert.

Viele Arbeitgeber geben ganz offen zu, dass sie sich über die Online-Präsenz ihrer Bewerber informieren. Da trägt ein wenig schmeichelhaftes Selfie, entstanden bei einer feucht-fröhlichen Party, nicht gerade zu besseren Karrierechancen bei.

Welche Möglichkeiten gibt es für Eltern, die Selfie-Gewohnheiten der Kinder zu beeinflussen?

Kinder rechtzeitig über Datenschutz aufklären

Als Elternteil ist es am wichtigsten, in die Online-Handlungen der Kinder mit eingebunden zu sein – oder zumindest darüber bescheid zu wissen. Das bedeutet nicht unbedingt, sich den Kindern in den Weg zu stellen. Es ist sinnvoller, den Kindern und Jugendlichen zu erklären, warum Datenschutz wichtig ist. Man sollte ihnen zeigen, wo sie ihre Datenschutz-Einstellungen auf den diversen Social Media Profile vornehmen können und was zu beachten ist.

Die Kinder müssen lernen, dass sie den Hintergrund eines Selfies immer mit größter Sorgfalt prüfen, bevor sie das Bild online stellen. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, die Kinder auf kleinste sensible Details in den Fotos hinzuweisen. Genau darauf haben es Menschen mit bösartigen Absichten abgesehen.

Auf spielerische Weise können Eltern ihre Kinder an das Thema Datenschutz heranführen. In Bezug auf Selfies beispielsweise so, dass man zusammen eine abgewandelte Form von „Ich sehe was, was du nicht siehst“ spielt. Hier geht es darum, die meisten Anhaltspunkte für mangelnden Datenschutz aufzuspüren (bspw. Offenbarung des Standorts, peinliche Posen, etc.).

Insgesamt lässt sich das Ganze unter Risiken für Kinder im Internet einordnen. In Bezug auf Selfies spielt vor allem das Teilen auf Social Media Plattformen eine große Rolle. Die Kinder müssen lernen, dass sie durch ihr Verhalten sich, aber auch andere, in Gefahr bringen können.

Vorbildfunktion der Eltern

Es ist relativ unwahrscheinlich, dass Appelle bei den Kindern wirken, wenn sich die Eltern nicht selbst an das Gesagte halten. Kinder orientieren sich stark an den Handlungen, die sie von älteren Geschwistern und den Eltern vorgelebt bekommen. Die Älteren übernehmen folglich eine Vorbild-Funktion.

Wenn ein Elternteil nicht der Versuchung widerstehen kann, Selfies von sich, Freunden und/oder Familie auf Facebook und Co. zu teilen, kann man von den Kindern kein gegenteiliges Verhalten verlangen. Das Gleiche gilt natürlich auch für den freizügigen Umgang mit personenbezogen Daten auf sozialen Plattformen. Auch hier lautet die Devise, mit gutem Beispiel vorangehen.

Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser

Am Ende des Tages beruhigt es die Eltern, wenn sie wissen, was ihre Kleinen im Internet „treiben“. Es existieren spezielle Apps, die das Verhalten der Kinder auf dem Smartphone oder Tablet überwachen, damit die Eltern einen Einblick in die Online-Aktivitäten der Kleinen bekommen. Die Anwendungen helfen, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und diese mit den Kindern zu besprechen.

Kurz gesagt, sind Parental Control Features in der Lage, nicht altersgerechte Inhalte zu filtern und zu blockieren, das Teilen von Informationen einzuschränken und ein Auge auf die Nutzungszeit zu haben. Mit Hilfe der Apps lassen sich Aktivitätsprotokolle anfertigen, um mehr über die von den Kindern angesteuerten Inhalte zu erfahren.

In erster Linie raten wir allerdings dazu, sich mit den Kindern auseinanderzusetzen und ihnen alle Kommunikationswege offen zu halten. Bildung und Kommunikation sind in wie so vielen Lebensbereichen der Schlüssel dazu, Schwierigkeiten vorzubeugen und zu vermeiden.

Wer mehr über die Gefahren für Kinder in der Online-Welt erfahren möchte, und wie Technologie dabei helfen kann, sollte sich einmal //www.saferkidsonline.info/ anschauen.

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