Hände schlafen ein beim handy halten

Wenn es in der Hand unablässig kribbelt, hat der Mittelnerv im Handgelenk zu wenig Platz. Der Name dieser Gefühlsstörung heisst Karpaltunnelsyndrom. Einen spezifischen Grund für diese Nerven-Einengung gibt es oft nicht. Ältere Menschen und Frauen sind häufiger betroffen.    

Werden Kribbeln und Taubheitsgefühle in der Hand alltäglich, ist es dem Mittelnerv zu eng. Dieser sogenannte Medianusnerv verläuft durch den Karpaltunnel im Handgelenk. Er versorgt Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie die eine Seite des Ringfingers mit Gefühl. Verengt sich der Tunnel, entsteht Druck auf den Nerv. Es kommt zu Kribbeln und Taubheitsgefühlen in der Hand, dem Karpaltunnelsyndrom.

1 Der Karpaltunnel mit den neun Beugesehnen und deren Sehnenscheiden (A), dem Retinaculum flexorum (B) und dem Nervus medianus (C). Der Nervus ulnaris (D) liegt ausserhalb des Kanals

Der «Altersgipfel» der Betroffenen liegt zwischen 50 und 65 Jahren. Ein spezifischer Grund fehlt in der Regel, jedoch geht das Leiden mit gewissen Veränderungen der Weichteile einher. Oft kommt es bei der Entstehung eines Karpaltunnelsyndroms zu einer Veränderung der gesamten medizinischen Situation wie beispielsweise Arthrose oder Diabetes, sodass der Altersgipfel erklärt werden kann. Auch junge Frauen können vom Karpaltunnelsyndrom betroffen sein, etwa bei einer Schwangerschaft, wo hormonelle Veränderungen zu starken Wasser-Einlagerungen führen. Dadurch verengt sich der Karpaltunnel. Das Kribbeln und die Taubheitsgefühle in der Hand verschwinden aber meist wieder, sobald sich die hormonelle Situation normalisiert hat. Tritt die Gefühlsstörung zu einem späteren Zeitpunkt auf, bleibt die Nerven-Einengung bestehen.

Der kleine Finger wird verschont

Neben Veränderungen des Hormonhaushalts begünstigen Entzündungen und Knochenbrüche ein Karpaltunnelsyndrom. Auch Schwellungen der Beugsehnen, welche ebenfalls im Karpaltunnel verlaufen oder Verletzungen können die Platznot im Handgelenk hervorrufen. Ebenso fördern Grunderkrankungen wie Rheumatoide Arthritis die Entstehung dieser Gefühlsstörung. Die Symptome reichen von Kribbeln über Taubheitsgefühle bis hin zu starken Schmerzen. Charakteristisch ist, dass der kleine Finger keine Störung aufweist, da ihn der Ulnaris- und nicht der Medianusnerv mit Gefühl versorgt. Oft haben Patienten Schwierigkeiten mit der Lokalisierung und das Gefühl, die Störung erstrecke sich über die ganze Hand. Für eine Diagnose ist es deshalb wichtig, Betroffene auf die Sonderrolle des kleinen Fingers hinzuweisen. Viele Patienten realisieren erst hinterher, dass dieser nicht beeinträchtigt ist.

Behandlung

Manchmal hilft nur eine Operation

Einem Karpaltunnelsyndrom kann nicht vorgebeugt werden. Im Frühstadium lindert das Tragen einer Handgelenks-Manschette die Beschwerden. Dank dieser wird das Gelenk dort in Position gehalten, wo der Querschnitt des Karpalkanals am breitesten ist. Werden Taubheitsgefühle, Kribbeln, Schlafstörungen oder Schmerzen unerträglich, hilft nur noch die Operation. Dabei wird das Band welches das Dach des Karpaltunnels bildet durchtrennt. Für den Medianusnerv wird so mehr Platz geschaffen. Der Eingriff ist klein und harmlos. Wie bei jeder Operation, bleiben jedoch auch hier gewisse Restrisiken bestehen.

Zwei Verfahren versprechen Besserung

Der operative Eingriff erfolgt meist unter Teilnarkose. Man kann zwischen dem offenen oder dem endoskopischen Verfahren, d. h. mit Hilfe eins kamerageführten Messers, wählen. Entscheidend für die Wahl der jeweiligen Methode sind allfällige Begleitprobleme sowie der Wunsch des Betroffenen. Das endoskopische Verfahren ist gegenüber dem offenen anspruchsvoller, dafür fällt der Schnitt kleiner aus (7mm versus 20mm). Da der Schnitt nicht nur kleiner sondern auch ausserhalb der Belastungszone liegt, ist die Rehabilitationsphase in den ersten sechs Wochen mit dem endoskopischen Verfahren rascher.

Die unangenehmen Symptome eines Karpaltunnelsyndroms sind mit einem operativen Eingriff meist behoben. War der Nerv bereits vor dem Eingriff beschädigt, dauert die vollständige Erholung länger. Je nach Alter der Betroffenen ist auch eine unvollständige Rehabilitation möglich. Nach sechs bis acht Wochen ist die Hand in der Regel wieder voll einsatzbereit. Restbeschwerden bleiben aber bis zu einem halben Jahr bestehen. Sind beide Hände vom Karpaltunnelsyndrom betroffen, erfolgt die Behandlung nicht gleichzeitig. So ist sichergestellt, dass der Patient immer eine funktionstüchtige Hand zur Verfügung hat.

Initial nächtlich auftretende Symptome wie Taubheitsgefühle und Gefühlsstörungen sind kennzeichnend für ein Karpaltunnelsyndrom. Sie kommen durch ein Abknicken des Handgelenks im Schlaf zustande wodurch das Versorgungsgebiet des Medianus-Nervs beeinträchtigt wird. Im weiteren Erkrankungsverlauf können die Beschwerden auch tagsüber auftreten, wobei sie meist durch eine manuelle Tätigkeit getriggert werden.

Eine eingeschlafene Hand in der Nacht kann als erstes Anzeichen bei einem eingeengten Nerv im Handgelenk - dem so genannten Karpaltunnelsyndrom - auftreten. Betroffene Personen sollten das Phänomen von einem Neurologen abklären lassen, wenn es wiederholt oder auch tagsüber auftritt, da insbesondere im Anfangsstadium eine nicht-operative Behandlung hierbei noch gute Erfolge erzielen kann. „Initial nächtlich auftretende Symptome wie Taubheitsgefühle und Gefühlsstörungen sind kennzeichnend für ein Karpaltunnelsyndrom. Sie kommen durch ein Abknicken des Handgelenks im Schlaf zustande wodurch das Versorgungsgebiet des Medianus-Nervs beeinträchtigt wird“, erklärt Prof. Gereon Nelles vom Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) mit Sitz in Krefeld. „Die Beschwerden bessern sich meist, wenn die Hand ausgeschüttelt wird oder Pumpbewegungen durchgeführt werden.“ Im weiteren Erkrankungsverlauf können die Beschwerden auch tagsüber auftreten, wobei sie meist durch eine manuelle Tätigkeit getriggert werden.

Schmerzen können in Schulter ausstrahlen

In einem fortgeschrittenen Erkrankungsstadium kommen auch Missempfindungen, Schmerzen oder Taubheitsgefühle in einzelnen Fingern oder im ganzen Arm hinzu. „Das Einschlafen der Hand kann teilweise schmerzhaft werden und sich bis in die Schulter zeigen. Typischerweise tritt im fortgeschrittenen Stadium auch ein Pelzigkeitsgefühl vorwiegend am Daumen, dem Zeige- und dem Mittelfinger auf“, ergänzt Prof. Nelles. Viele Patienten haben oft über Jahre nur sehr geringe Beschwerden. Vereinzelt werden auch symptomfreie Intervalle beschrieben. Berufliche Überlastung und Tätigkeiten mit häufig wiederkehrenden Beuge- und Streckbewegungen im Handgelenk forcieren die Beschwerden. Als Ursache für das Karpaltunnelsyndrom kommen neben einem anlagebedingten Faktor auch chronisch entzündliche Schwellungszustände der Sehnenscheiden sowie stoffwechselbedingte Einlagerungen durch Diabetes, Nierenschädigungen oder Gicht in Frage. Rheuma und Übergewicht können ebenfalls eine Rolle spielen.

Nächtliches Tragen einer Schiene am Arm kann Beschwerden lindern

Ist das Karpaltunnelsyndrom noch nicht ausgeprägt, kann eine konservative Therapie hilfreich sein. „Betroffene können eine Zeit lang nachts eine Unterarmschiene anlegen, die ein Abknicken des Handgelenks verhindert. Ergänzend können Physiotherapie und alternative Methoden wie Taping mit elastischen Klebestreifen hilfreich sein sowie die kurzfristige Anwendung eines Glukokortikoids“, berichtet der Neurologe. „Bei anhaltenden Beschwerden und Ausfallerscheinungen der Finger kann eine Operation notwendig werden.“ Sind Grunderkrankungen vorhanden, welche das Syndrom begünstigen, müssen diese Erkrankungen in der Behandlung gleichermaßen berücksichtigt werden.
Das Karpaltunnelsyndrom (KTS) macht ca. 45% aller nicht verletzungsbedingten Nervenschädigungen aus. Es zeigt sich ein gehäuftes Auftreten beim weiblichen Geschlecht in einem Verhältnis von zehn zu eins. Überwiegend liegt der Erkrankungszeitpunkt im Alter zwischen 46 und 60 Jahren.

Quelle:
Grafenauer, P.; Brachialgie und Parästhesien der oberen Extremität; psychopraxis. neuropraxis (Ausgabe 3/2018)

(äin-red) Der Abdruck dieser Pressemeldung oder von Teilen des Artikels ist unter folgender Quellenangabe möglich: www.neurologen-im-netz.org. Bei Veröffentlichung in Online-Medien muss die Quellenangabe auf diese Startseite oder auf eine Unterseite des Patientenportals verlinken. Fotos und Abbildungen dürfen grundsätzlich nicht übernommen werden.

Was kann das sein wenn die Hände immer einschlafen?

Werden Kribbeln und Taubheitsgefühle in der Hand alltäglich, ist es dem Mittelnerv zu eng. Dieser sogenannte Medianusnerv verläuft durch den Karpaltunnel im Handgelenk. Er versorgt Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie die eine Seite des Ringfingers mit Gefühl. Verengt sich der Tunnel, entsteht Druck auf den Nerv.

Ist Kribbeln in den Händen gefährlich?

Kribbeln in den Händen und anderen Körperstellen kann ein Warnsignal deines Körpers sein und als Symptom einer schwereren Erkrankung auftreten. Sollte das Kribbeln in den Händen länger anhalten als gewöhnlich oder sehr häufig und ohne erkennbaren Grund auftreten, kann ein Arztbesuch ratsam sein.

Was kann ich selber tun bei Karpaltunnelsyndrom?

Bei leichten bis mittelstarken Beschwerden kann ein Karpaltunnelsyndrom meist zunächst mit einer Schiene behandelt werden. Die Schiene wird nachts getragen und verhindert, dass das Handgelenk abknickt. Empfohlen wird zudem, Belastungen zu vermeiden, bei denen man einen Zusammenhang mit den Beschwerden vermutet.

Habe ich Karpaltunnelsyndrom Test?

Hoffmann-Tinel-Test: Strecke die betroffene Hand aus und klopfe mit Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand in Höhe des Karpaltunnels auf die Innenseite des betroffenen Handgelenks. Treten Beschwerden wie Kribbeln oder Schmerzen auf, deutet der Selbsttest darauf hin, dass der Mittelnerv eingeklemmt ist.

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