Kann man mit einem Leistenbruch leben?

Nach einem Leistenbruch hängt ein Teil des Darms durch den Bauch, glaubt der Laie. Und das ist auch nicht falsch. FITBOOK hat sich vom Experten noch genauer erklären lassen, was bei einem Leistenbruch passiert und was Betroffene tun sollten.

Die Leiste ist der untere Teil der menschlichen Bauchwand. Dort – genauer gesagt zwischen Bauchhöhle und äußerer Genitalregion – verläuft auch der Leistenkanal (Canalis inguinalis), eine röhrenförmige, rund fünf Zentimeter lange Verbindung. Man spricht von einem Leistenbruch (auch „Leistenhernie“ genannt), wenn durch diesen Leistenkanal Schichten der Bauchwand durchbrechen. Klingt unangenehm – und kann tatsächlich gefährlich werden.

Wie erkennt man einen Leistenbruch?

So wie man es sich bildlich vorstellt, so sieht es auch aus: Eine Art wulstige Schwellung drückt sich tast- und erkennbar durch den Unterbauch, und die kann man tatsächlich mit den eigenen Fingern (zumindest für eine kurze Zeit) wieder reindrücken. Es handelt sich dabei um Eingeweide, in den meisten Fällen um Teile des Darms.

„Die Schwellung kann auch im Hoden lokalisiert sein“, berichtet uns Notfall- und Allgemeinmediziner Dr. Falk Stirkat. Manchmal verursacht ein Leistenbruch – insbesondere bei Belastung – Schmerzen, muss er aber nicht. Und wenn, werden sie von Betroffenen gemeinhin als aushaltbar beschrieben. Das bedeutet aber nicht, dass kein Handlungsbedarf besteht.

Wie kommt es zu einem Leistenbruch?

„Eine Kombination aus erhöhtem Druck im Bauchraum, wie er durch schwere Arbeit, Pressen oder Husten zustande kommt, und einem anfälligen Bindegewebe kann zum Leistenbruch führen“, berichtet der Experte. Der Hintergrund: Die Organe im Bauchraum (Magen, Leber und nicht zuletzt der bis zu siebeneinhalb Meter lange Darm) drücken auf die Leiste. Für gewöhnlich sollten Muskeln und Bänder in diesem Bereich die Last stemmen können. Vereinfacht gesagt erklärt sich ein Bruch so, dass der Leistenkanal an einer bestimmten Stelle unter dem Druck zusammengebrochen ist.

In manchen Fällen stehen andere, schwerere Krankheiten im Zusammenhang mit dem Durchbruch – etwa Tumore oder Prozesse, die durch Wassereinlagerungen den Druck im Bauchraum erhöhen. Laut Dr. Stirkat spricht man in diesem Fall von einem symptomatischen Leistenbruch.

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Was müssen Betroffene tun?

Bei Leistenbruch-Symptomen bitte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, ist Ihr nächster Ansprechpartner ein Chirurg, die Diagnose kann zunächst aber auch Ihr Hausarzt stellen. In der Regel ist der Fall bei einem Leistenbruch sichtbar und klar. In seltenen Fällen kann die Beule aber auch auf einen angeschwollenen Lymphknoten in der Leistenregion zurückzuführen sein. Diese Möglichkeit gilt es auszuschließen, bevor weitere Maßnahmen ergriffen werden.

Kann man an einem Leistenbruch sterben?

„Im aller-, aller-, allerschlimmsten Fall kann ein Leistenbruch tödlich enden“, warnt der Arzt, und berichtet von zwei grundsätzlichen Gefahren: zum einen eine extreme Größenentwicklung des Bruchsacks und zum anderen eine sogenannte Inkarzeration, d. h. das Einknicken des Leistenbruchs an der Engstelle des Bruchsacks. „Verdreht sich der Bruchinhalt hier, wird er nicht mehr durchblutet und stirbt ab. Unbehandelt führt das zum Tod“, erklärt Stirkat. Das passiere in der westlichen Welt aber eigentlich nicht. „Das größte Risiko bei uns ist im Grunde der Verlust eines Darmstückes.“

Wie wird ein Leistenbruch behandelt?

„Früher oder später muss operiert werden“, weiß Notfallarzt Stirkat. Die Schwellungen nehmen an Größe zu, weshalb ein zu langes Warten den Eingriff unnötig erschweren würde.

Es gibt unterschiedliche Operationsverfahren. Meist entscheiden sich Chirurgen für die „Schlüssellochtechnologie“, wie uns erklärt wird. Dabei handelt es sich um die minimal-invasive Methode, bei der anstelle eines großen Schnitts (wie bei der offenen Operation, um den Bauchraum zu öffnen) mehrere kleine Schnitte gesetzt werden. Hierdurch führt der Operateur das nötige chirurgische Besteck sowie ein Endoskop (Gerät mit Minikameras) ein.

„Der Verschluss der Bruchpforte erfolgt entweder mit oder ohne künstliches Netz“, sagt uns Stirkat. Ein Netz reduziert die Rückfallgefahr und wird daher vor allem bei älteren und vorbelasteten, beispielsweise adipösen Patienten (mit schwächerem Bindegewebe) gewählt. Grundsätzlich aber versucht man, ohne Fremdmaterial auszukommen.

Wie geht es nach der Operation weiter?

Patienten dürfen in der Regel wenige Tage nach dem Eingriff wieder ihr alltägliches Leben aufnehmen. Von Sport oder körperlicher Arbeit ist in den ersten Wochen aber abzusehen. Die möglichen Komplikationen reichen von den üblichen Operationsrisiken (also Wundheilungsstörungen, etc.) bis zu möglichen Überempfindlichkeits- und Abwehrreaktionen auf das etwaig eingesetzte Netz oder Schmerzen am Leistenkanal, wenn hier Nerven verletzt worden sind.

Sehr selten sind Rückfälle möglich, also erneute Leistenbrüche, die ebenfalls operiert werden müssen. Im Großen und Ganzen sind nach einer Leistenbruch-OP aber keine Probleme zu erwarten, versichert der Fachmann.

Kann man mit Leistenbruch noch gehen?

Nach einer Hernien-Operation mit Netz ist körperliche Belastung recht schnell wieder möglich, laufen und leichte Bewegungsübungen bereits wenige Stunden nach der Operation. Wichtig ist, die Art und Intensität der Bewegungen davon abhängig zu machen, wie man sich fühlt und ob man die Belastung verträgt.

Was passiert wenn man einen Leistenbruch nicht operieren lässt?

Wer den Leistenbruch lange unbehandelt lässt, lebt gefährlich. Denn mit der Zeit kann sich der Bruch vergrößern, so dass immer mehr Darm austritt. Wenn eine Darmschlinge abgeklemmt wird, schwebt der Betroffene sogar in Lebensgefahr. Ein Darmverschluss muss umgehend operiert werden.

Kann man einen Leistenbruch ohne OP heilen?

Das Thema Leistenbruch oder weiche Leiste und Heilung ohne OP ist riskant, denn in aller Regel ist sowohl bei einer weichen Leiste als auch bei einem Leistenbruch eine OP notwendig. Anders ist keine Heilung möglich und es droht eine gefährliche Einklemmung von Eingeweiden.

Wo tut es weh wenn man einen Leistenbruch hat?

In einigen Fällen und bei Verschlimmerung des Leistenbruchs machen sich im betroffenen Bereich leichte, auch ziehende Schmerzen und ein unangenehmes Druckgefühl bemerkbar. Die Schmerzen strahlen bei Frauen mitunter bis in die Schamlippen aus. Männer können sie bis in den Hodensack fühlen.

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