Sing mir eine gute nacht geschichte.

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Die Ausreißer

Eine Geschichte von Hanna B.

Es waren einmal 2 Stubentiger, die in einem kleinen Häuschen in einer großen Stadt wohnten. Einer der beiden hieß Paul. Er war ein großer, dicker und etwas fauler Kater der viel und gerne schlief. Der andere hingegen war sehr verspielt, frech und hörte auf den Namen Felix. Paul und Felix genossen ihr Leben als Hauskater. Sie hatten es immer warm, bekamen genug zu Essen und konnten, wenn sie wollten, den ganzen Tag lang schlafen.

Eines Tages, als Paul es sich gerade auf dem Sofa im Wohnzimmer gemütlich machen wollte und Felix herumtollte, endeckten sie ein geöffnetes Fenster. Mit einem großen Sprung saß Felix auch schon auf der Fensterbank und steckte seine Nase weit hinaus. „Komm!“ rief Felix zu Paul. „Wo willst du denn hin? Wir haben es doch so gut hier. Es fehlt uns an nichts.“ Kaum hatte Paul diese Worte gesagt, war der verspielte Kater auch schon aus dem Fenster gehüpft. Natürlich konnte Paul seinen Freund nicht allein gehen lassen und ehe man sich versah, waren beide Kater aus dem Haus.

Sie spürten beide das erste Mal das grüne Gras unter ihren Pfoten und schlichen neugierig durch den Garten. Felix entdeckte ein großes Loch unter dem Gartenzaun, durch welches sie schlüpften. Je weiter die beiden vom Haus wegliefen, umso lauter wurden die Geräusche von hupenden Autos und großen LKWs. Felix war ohne scheu und tollte vorneweg. Paul stapfte misstrauisch hinterher. „Wo willst du denn hin?“ frage Paul. Ehe Felix antworten konnte, standen sie vor einer großen und lauten Straße.

Beide haben Angst bekommen und liefen eng beieinander und hielten großen Abstand von der großen lauten Straße. „Sollen wir nicht wieder nach Hause?“ Sagte Paul. „Wir erleben jetzt ein Abenteuer“ rief Felix. Zusammen liefen sie über viele grüne Wiesen, über kleine Straßen und über große Straßen. Die beiden Stubentiger waren von den vielen neuen Dingen, die sie sahen, sehr beeindruckt.

Langsam wurde es dunkel und kalt und ihre Bäuche fingen an laut zu knurren. „Ich habe so einen großen Hunger“ rief Paul. Felix nickte und konnte kaum noch laufen, so müde wie er war. Als sie um die nächste Ecke gebogen waren, endeckten sie eine große alte Decke, auf die sie sich legen konnten. Beide kuschelten sich zusammen und schliefen ein.

Plötzlich wurden die beiden aus dem Schlaf gerissen. „Guten Morgen ihr beiden. Habt ihr auch schön geträumt?“ fragt ihr Frauchen und streichelte die beiden sanft über den Rücken.

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Gute Nacht Geschichte 129

Als der Wunsch in Erfüllung ging.

Eine Geschichte von Isabel E.

Die kleine Biene Lise war heute sehr aufgeregt, denn ihr Freund, Hummel, durfte heute zum ersten Mal bei Lise übernachten. Lise und Hummel freuten sich schon seit Tagen auf diese Übernachtung. Die beiden hatten schon vieles geplant und wollten bis in die Nacht aufbleiben. 

Lise bereitete schon alles mit ihrer Mutter Lilly vor. Sie stellten eine extra Matratze auf und bezogen Hummels Bett mit Blumenbettwäsche. Dann war es endlich soweit, es klingelte an der Tür. - Hummel war da. Lise machte schnell die Tür auf und begrüßte Hummel. Die beiden gingen ins Zimmer und Lise zeigte Hummel sein Bett für die Nacht. Hummel legte alles bereit und fragte schon gleich: „Freust du dich auch schon so sehr?“ „Aber klar, ich bin total aufgeregt!“, antwortete Lise zugleich. Lilly ruft die beiden nach unten, denn sie durften nun Muffins mit Lises Mutter backen und nach dem Abendessen mampfen. Lise hing sich die bunte Schürze um und gab Hummel eine blaue. Nach und nach gingen sie die einzelnen Schritte durch. Als sie beim Schritt ankamen, bei dem Mehl zum Teig hinzugeben wird, schüttete Hummel ausversehen viel zu viel Mehl in die große runde Schüssel. Als Lise Hummel anschaute musste er plötzlich loslachen. Lise war komplett mit Mehl übersehen. Doch diese Gelegenheit ließ sich Lise nicht entgehen und pustete Hummel eine große Menge Mehl in Gesicht zu. Nun waren beide weiß. Die Mutter war verwundert, warum die beiden so kicherten, doch nun war es ihr klar. Es sah so witzig aus, dass sie direkt auch anfangen musste zu lachen. Als die drei sich beruhigt hatten, schickte Lilly Lise und Hummel ins Bad zum sauber machen. Danach ging es friedig freudig weiter mit dem Backen. Solange sie auf die Muffins warteten, deckten die zwei den Tisch. Lise lag Teller und Besteck hin und Hummel holte Gläser. Es duftete herrlich nach frisch gebackenen Muffins. Die Beiden stürzten sich zugleich auf die noch warmen saftigen Muffins und aßen genüsslich, bis sie nicht mehr konnten.

 Es wurde zumal später und Zeit für Lise und Hummel ins Bett zugehen. Doch die Beiden wussten genau, dass sie jetzt noch nicht schlafen konnten. Deshalb schlichen sie sich zum Fenster und beobachteten den Sternenhimmel. „Glaubst du daran, dass ein Wunsch in Erfüllung geht, wenn wir eine Sternschnuppe sieht?“ fragte Lise an Hummel. „Ja klar, als ich mir damals ein neues Bienen-Spiel-Set gewünscht habe, habe ich es zwei Wochen später bekommen.“ Antwortete Hummel freudig. „Oh schau – eine Sternschnuppe!“ sagt er schnell hinterher. „Lass uns zusammen einen Wunsch sagen.“ „Und welchen?“ fragte Lise neugierig. „Mmhh“ grummelt Hummel, „Ich hab’s! Das wir für immer die besten Freunde bleiben und viel öfter solche lustigen Übernachtungsabende machen.“ Lise flog freudig umher. „JA! Das wäre super toll.“ antwortete sie schließlich voller Freude. Es dauerte nicht mehr lange und beide schliefen tief und fest in ihren Bettchen ein und träumten von den vielen noch kommenden Abenden, die sie noch miteinander verbringen würden.

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Gute Nacht Geschichte 128

Die zwei Hasen Minnie und Winnie 

Eine Geschichte von Isabel E.

In einem kleinen Dorf namens Hasenwäldchen lebten zwei Hasengeschwister, Minnie und Winnie. Sie waren im Dorf bekannt für ihre außergewöhnlichen Streiche. Minnie ist ein weißer wuscheliger Hase mit braunen Pfoten und Winnie ein zerzauster brauner Hase. Jedes Mal brachten die zwei die anderen Hasen in Unruhe, denn sie spielten nie zweimal denselben Streich. Einmal schmierte Winnie den Stuhl des Lehrers mit Kleber ein. Als Herr Schlappohr, der Lehrer, sich hinsetzte um mit dem Unterricht zu beginnen, ahnte er noch nicht was ihm blühte. Minnie und Winnie gaben die ganze Zeit keinen Mucks von sich. Als es zur Pause klingelte, sprangen alle Hasen auf und wollten zur Pause. Herr Schlappohr nahm seine Tasche und wollte ebenfalls in die Pause, doch genau dann geschah es. Er klebte mit seinem Stuhl am Lehrertisch fest und zerriss sich somit fast seine ganze Hose. Alle anderen Hasenschüler lachten und sprangen auf. Leider hat es dem Lehrer nicht gefallen und er beschuldigte sogleich die zwei Geschwisterhasen, doch die taten nur so, als ob nichts gewesen wäre.  

Einen anderen Streich ließen sich die zwei nicht entgehen. Eines Nachts knoteten Minnie und Winnie die Hasenohren der eigenen Eltern zusammen. Diese wollte am nächsten Morgen aufstehen und sich fertig machen, doch da war es schon geschehen. Indem jeder auf seiner Bettseite aufstehen wollte, blieben sie abrupt sitzen und merkten, dass sie was zurückhält. Langsam drehten sich die beiden Hasen um und stellten erschrocken fest, dass ihre Ohren aneinandergeknotet waren. Leider ging dieser Streich für Minnie und Winnie nicht sehr gut aus, denn sie bekamen 2 Wochen Hausarrest.  

Minnie und Winnie spielten aber nicht nur ihren Freunden und Familien, sondern sich auch untereinander gern Streiche. So war es einmal, dass Minnie ihrem Bruder einen Streich im Badezimmer spielte. Dieser wollte in Seelenruhe seine zwei Beißerchen putzen, doch er ahnte nicht, dass Minnie die Zahnpasta mit grüner Farbe eingefärbt hatte und somit die ganze Zahnpasta grün wie Schleim war. Winnie merkte dies allerdings nicht, da es noch früh und somit dunkel war. Als die beiden auf dem Weg zur Schule waren, hörte Winnie immer ein schelmisches Lachen von den anderen. Erst als sie auf dem Schulhof ankamen stellte er fest, dass nun alle laut lachten und auf ihn zeigten. Fridolin, ein Mitschüler, kam auf Winnie zu und fragte ihn, ob er denn einen Frosch verschluckt hätte, so grün wie er sei. Winnie rannte auf die Toilette und schaute sich im Spiegel zum ersten Mal an diesem Tag richtig an. Nun stellte er erschrocken fest, dass seine zwei Zähne komplett grün waren. Das ließe er nicht auf sich sitzen.  

So ging es jede Woche zu im Hasenwäldchen. Minnie und Winnie waren bekannt für ihre außergewöhnlichen, lustigen Streiche. Wobei die beiden sich selbst wohl am lustigsten fanden.  

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Gute-Nacht-Geschichte 127

Zirkus der Außenseiter

Eine Geschichte von Olivia Czerniak

Es gab in der Ferne ein Dorf, welches niemand kannte. Das Dorf, namens „Gruland“, lag hinter einem großen Gebirge in einem Wald, den bis jetzt noch kein normal Sterblicher durchgehen konnte. In Gruland lebten viele Wesen. Man könnte sagen Monster. Sie selbst nannten sich aber Grujaner.  

Nun, einer der Grujaner war Pummel. Pummel war ein Monster von seltener Art. Eigentlich waren Monster, die in Gruland lebten, groß und etwas stämmiger, aber Pummel nicht. Er war, wie es die anderen sagen würden, dicklich und etwas klein.  

Pummel hatte wegen seines Aussehens Schwierigkeiten Freunde zu finden. Alle Monster in seinem Alter wollten nicht mit ihm spielen, da sie meinten, dass er beim Fangenspielen sowieso zu langsam sei und er bestimmt schnell aus der puste kommt. Also hatte Pummel keine andere Wahl als mit seinem besten Freund und Haustier „Rex“, unter einem Baum zu sitzen und die heruntergefallenen Äpfel zu essen.  

Doch an einem Tag sollte sich alles ändern. Pummel war im Auftrag seiner Mutter mit Rex in der Stadt unterwegs, um ein paar Erledigungen zu machen. Er hörte das Getuschel und Gekicher hinter seinem Rücken, aber es störte ich nicht, da er sich schon daran gewöhnt hatte. Rex und er waren gerade auf halbem Wege in einen Laden, als Pummel eine Stimme sagen hörte: „Was hast du den da für ein lustiges Kerlchen mit?“. Er drehte sich um und sah etwas was er nie erwartet hätte. Auf einer Mauer neben dem Laden saß ein Monster, aber kein gewöhnliches, es war ganz dünn und war nicht viel größer als Pummel selbst. „W-Was?“ fragte Pummel, noch immer sehr erstaunt, „Ich habe mich gefragt was das für ein Haustier ist, was du da hast.“- „Oh, das ist Rex, er ist so etwas wie ein kleiner Dinosaurier“. Das dünne Monster sprang von der Mauer und musterte Pummel, „Cool, ich bin Stick und du?“ er streckte Pummel die Hand hin. „I-ich bin Pummel…“ sagte Pummel und nahm zögerlich die Hand. „Nett dich kennen zu lernen“ sagte Stick und schenkte Pummel das breiteste Lächeln was Pummel je gesehen hatte.  

Während Pummel die Besorgungen machte kam Stick mit. Er spielte etwas mit Rex und unterhielt sich mit Pummel. Pummel erfuhr das es Stick nicht viel anders erging wie ihm selbst, er wurde auch von den anderen Monstern ausgeschlossen, durch sein Aussehen und besaß so gut wie gar keine Freunde. 

Sie schlenderten weiter durch Gruland, als sie plötzlich ein Schluchzen hörten. Es kahm aus einer Ecke in einer kleinen Gasse. Stick rannte sofort los und half dem auf dem Boden liegenden Monster auf. Pummel bemerkte sofort, dass es nur ein Bein hatte. Es sah etwas jünger aus als Stick und Pummel. „Alles in Ordnung Bill?“ fragte Stick und setzte ihn auf einen kleinen Karton. „Geht so, die haben mir schonwieder meine Krücke weggenommen.“- „Ist schon gut Brüderchen“ sagte Bill, „Wer ist das?“ antwortete Bill. „Ich bin Pummel und das ist Rex.“ sagte Pummel und deutete auf Rex, der fröhlich bellte. 

Pummel, Stick und Bill trafen sich in der nächsten Zeit sehr häufig und eines Tages kam Stick mit einer Idee zu einem Treffen: „Passt auf ich habe eine super Idee. Wie wäre es, wenn wir unseren eigenen Zirkus gründen? Bill, ich und unsere Eltern waren mal in einem und es war soooo cool! Papa kann uns bestimmt was beibringen, er hat mal in einem gearbeitet.“- „Das klingt toll, aber wir sind doch viel zu wenige“ sagte Pummel etwas niedergeschlagen. „Dafür habe ich eine Lösung“ und sie verabredeten sich für den nächsten Tag.  

Diesmal kamen Stick und Bill mit einem großen Haufen Flyer. Auf denen stand: „Der Außenseiter Zirkus! Komm und bewerbe dich jetzt. Für neue Freunde!!!“. Sie hangen alle Flyer in Gruland auf und nach zwei Tagen waren sie 10 Mitglieder, die alle etwas hatten, das sie unwillig zum Außenseiter machte. Pummel war noch nie aufgefallen das Gruland so viele Grujaner hatte, die so waren wie er und er fühlte sich zum ersten Mal seit Jahren nicht mehr allein. Sie waren alle so nett und Pummel konnte bis heute nicht verstehen, warum sie keine Freunde katten. 

Der Zirkus probte und probte. Und der Vater von Stick und Bill konnte ihnen viele großartige Sachen beibringen. Der erste Auftritt stand an und viele Leute kamen und staunten nicht schlecht als sie sahen, was Pummel und seine Freunde so alles konnten. Die Show endete mit tosendem Applaus. Es war ein voller Erfolg und es sollte nicht ihr letzter Auftritt bleiben.  

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Gute-Nacht-Geschichte 126

Das Pfmiau

Eine Geschichte von F. Selig

Es war einmal der große Kater Emil, der in einem kleinen Dorf zwischen großen Wäldern zuhause war. Als er an diesem Morgen in seinen täglichen Spaziergang startet, ahnt er noch nicht, dass er diesen so schnell nicht wieder vergessen wird. Während er gerade so um die Ecke streift, hört er auf einmal einen lauten Schrei. Hastig macht er sich in die Richtung auf, aus der der Schrei kommt – Er gehörte noch nie zu den ängstlichen Katzen der Welt. Als er am Ort des Geschehens ankam, bot sich ihm ein seltsames Bild: Ein großer Vogel mit wunderschönem Federkleid. Er hatte schon mal davon gehört: Es muss ein Pfau sein – doch an seinem Fuß hatte sich der große Nachbarshund festgebissen. Kurzerhand fährt der große Kater seine Krallen aus und langt nach dem Hund. Dieser jault vor Überraschung auf und lässt dabei den Vogel los. Innerhalb von wenigen Sekunden rennt der schöne Pfau los und verschwindet im Wald. Auch der getigerte Kater macht sich auf flinken Pfoten davon, bevor der Hund noch auf blöde Gedanken kommt.

Und als er so durch den Wald läuft, kann der kleine Kater Emil seinen Augen nicht trauen: Da schwebt etwas vor ihm in der Luft, das aussieht wie ein Mensch – nur in einer klitzekleinen Version mit wunderschönen großen Flügeln. „Emil du hast heute großen Mut bewiesen und einem anderen Tier in Not geholfen, deshalb bin ich als gute Fee hier und erfülle dir einen Wunsch!“ Der getigerte Kater kann seinen Ohren nicht trauen. Eine gute Fee? Einen Wunsch frei? Das konnte nur ein Traum sein. Seine Gedanken kreisen hin und her – was sollte er sich nur wünschen? Es konnte nichts gewöhnliches wie Futter oder Spielzeug sein – es musste ein besonderer Wunsch her.

Sein Blick fiel auf die Flügel der guten Fee und er überlegte einen Moment. „Ich hätte gern ein großes Federgewand in wunderschönen Farben, um die anderen Katzen zu beeindrucken und Gefahren abzuwenden. Doch es sollte nicht immer da sein, damit ich trotzdem flink und wendig bleiben kann. Bekommst du das hin?“ „Lass mich nur machen!“, sprach die gute Fee und schwang kurzerhand ihren Zauberstab. Plötzlich flogen Sterne und bunter Nebel aus dem Zauberstab und direkt auf ihn zu. Die bunte Wolke umschloss ihn vollkommen und während sie ihn in die Lüfte hob, spürte er ein leichtes Kribbeln an seinem Po. Doch er hatte keine Zeit zu schauen, er war viel zu sehr damit beschäftigt seine Augen fest zuzukneifen – so groß war seine Angst. Er hatte vor nichts Angst – außer der Höhe.

Als er wenige Minuten später wieder festen Boden unter seinen Pfoten spürte, traute er sich auch langsam wieder die Augen zu öffnen. Er blickt zu der Stelle, wo die gute Fee zuvor war, aber sie ist nicht mehr da. Hatte er sich das alles nur eingebildet? Doch gerade als er sich erheben will merkt er, dass etwas nicht stimmt. Sein Hinterteil ist normalerweise leichter. Als er sich umblickt, sieht er auch warum: Ein riesengroßes Federkleid schmückt sein Hinterteil und es ist noch viel schöner als er es sich vorgestellt hatte. Einen Moment überlegt er, dann fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Er hat das Federkleid eines Pfaus, welches er ganz einfach öffnen und schließen kann. Heute Morgen hatte er einen Pfau gerettet und nun war er selbst genauso wunderschön.

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➚ Das Pfmiau als Ausmabild zum Ausdrucken

Gute-Nacht-Geschichte 125

Das erste große Abenteuer

Eine Geschichte von Lena Winter

Das kleine Kätzchen Kali war wohl die glücklichste Katze der Welt. Tagsüber tollte sie mit ihren Geschwistern und ihrer Mama in der Scheune und nachts schliefen sie aneinander gekuschelt im Stroh. Denn Kali wohnte mit ihrer Familie auf einem Bauernhof. Sie war die Jüngste von 3 kleinen Katzen und 2 kleinen Katern. Ihre Lieblingsbeschäftigung war es Verstecken mit ihren Brüdern und Schwestern zu spielen, denn in der Scheune auf dem Bauernhof gab es sooo viele großartige Verstecke. 

Eines Tages aber rief die Katzenmama alle ihre Kleinen zu sich, denn heute war es so weit. Endlich durften die Kleinen den Bauernhof erkunden, denn bis heute kannten sie nur die kuschelige warme Scheune. Kali war sehr aufgeregt durch die Dinge, die sie in der großen Welt erleben würde, dass sie gar nicht bemerkte, wie ihre Mama erzählte, dass man auf dem Bauernhof außerhalb der Scheune sehr vorsichtig sein muss. 

Zum Beispiel sollte man nicht zwischen den großen schwarz-weiß gefleckten Kühen hindurch laufen oder aus Versehen in den Futtertrog der dicken rosa Schweine landen, weil sie kleine Kätzchen gerne übersahen. Kali hörte die Warnungen nur mit einem halben Ohr und rannte sofort allein aus der Scheune auf den Hof, um die weite Welt zu erkunden. 

Als erstes begegnete sie Eddie, dem alten mürrischen Bauernhofhund. Sie kannte Eddie schon und wusste, dass sie keine Angst vor ihm zu haben braucht, da er immer nett zu ihr gewesen ist, als sie noch ein Baby war. Zur Begrüßung zuckte sie kurz mit dem Schwanz und rannte dann schnurstracks zu den kleinen übereinander gestapelten Ställen auf der anderen Seite des Hofes, um zu sehen welche Tiere darin lebten. Als sie angekommen war erblickte sie jedoch nur eine kleine schwarze Nase und riesige Ohren…was für ein Tier war das bloß? 

Sie nahm all ihren Mut zusammen und sprach das lustige Wesen an. „Hallo, ich bin Kali. Was bist du denn für ein Tier? Wie heißt du denn? Möchtest du mit mir verstecken spielen?“ sprudelten die Fragen nur so aus ihr heraus. Das lustiges Etwas im Käfig lachte nur und sagte dann mit einer tiefen Stimme „Hallo Kali, mein Name ist Karl und ich bin ein Kaninchen.“ Ein Kaninchen? So etwas gab es in ihrer Scheune aber nicht, dachte Kali und freute sich über ihre neue Bekanntschaft. „Kommst du mit mir und erkundest den Bauernhof?“ fragte die kleine Katze voller Vorfreude. Zu ihrer Überraschung fing Karl an das Gitter an einer Seite aufzuknabbern und Schwups war die Tür des Stalls offen. Er sprang heraus und sagte „Natürlich begleite ich meine neue Freundin auf ihr erstes Abenteuer.” 

Sie machten sich also gemeinsam auf den Weg in den Kuhstall. Eddie war ihnen gefolgt und schaute den beiden belustigt zu, als sie versuchten das Tor zum Stall zur Seite zu schieben, um hineinzuschlüpfen. Endlich angekommen wurde Kali ganz still und ruhig, sie fragte Karl mit einer leisen Stimme: „Was sind das für große Tiere?“. Dieser antwortete: „Das sind Kühe, sie geben den Menschen ihre Milch.“. Und plötzlich erinnerte sie sich doch daran, was ihre Mama zu diesen Kühen erzählt hatte. Sie riss die Augen auf uns sagte zu Karl und Eddie: „Ihr müsst ganz vorsichtig sein und dürft nicht zwischen ihnen herumlaufen sonst könnten sie euch aus Versehen verletzten!“. Eddie und Karl tauschten einen Blick und Eddie meinte mit einem Augenzwinkern: „Danke für deine Wahrnung kleines Kätzchen, jetzt kann uns nix mehr passieren.“.  

Nach einem kleinen Plausch mit den großen Kühen machen sich die 3 Freunde wieder auf den Weg. Denn Kali wollte unbedingt noch die dicken rosa Schweine besuchen, von welchen ihre Mama schon einige Male etwas erzählt hatte. 

Am Schweinestall angekommen wurde Kali etwas mulmig im Bauch. „Vielleicht wäre es besser gewesen auf Mama und meine Geschwister zu warten.“ dachte sie sich. Aber mehr Zeit darüber nachzudenken, blieb ihr nicht, denn Karl und Eddie waren bereits im Schweinestall verschwunden also rannte die kleine Katze schnell hinterher. Im Stall angekommen war Kalis mulmige Gefühl bereits verschwunden und sie kletterte zwischen die Schweine.  

Belustigt von der kleinen Katze grunzte eines der Schweine laut auf, sodass Kali sich erschreckte und den Halt verlor. Sie fiel kopfüber in den Futtertrog und hatte plötzlich wieder die Stimme ihrer Mama im Kopf „Fallt bloß nicht in den Futtertrog!“. Aber zu spät, sie war schon von Kopf bis Fuß voll mit Schweinefutter.  

Vor Angst zittert sah sie nun in große Runde Schweineaugen, welche sie belustigt anschauten. „Hallo kleine Katze, mein Name ist Sabine und ich bin ein Schwein“ stellte sich das Tier vor. „Mein Name ist Kali.“ sagte sie mit leiser und ängstlicher Stimme. Belustigt durch die kleine Katze im Futtertrog grunzte Sabine erneut auf und nahm Kali mit ihrem Maul vorsichtig am Genick und zog sie aus dem Schweinefutter. 

Im nächsten Moment stürmte ihre Mama auf sie zu und fing sofort an ihre Tochter von dem Schweinefutter zu befreien. Währenddessen sagte sie mit aufgeregter Stimme „Kali mein Schatz tu das bitte nie wieder, lauf nie wieder einfach so allein weg, das ist so gefährlich!“. Dann schaute sie zu Eddie und Karl. Die beiden rechneten mit einem Donnerwetter, aber die Katze sagte nur „Danke ihr zwei, dass ihr auf mein kleines Kätzchen aufgepasst habt, wer weiß was sonst noch alles passiert wäre. Aber nun lasst uns alle nach Hause gehen, es wird schon spät!“. 

Und so ging das erste große Abenteuer für Kali und ihre neuen Freunde Eddie, Karl und Sabine zu Ende. Es folgten noch viele viele weitere mit Kali, der kleinen Katze. 

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Gute-Nacht-Geschichte 124

Freunde

Eine Geschichte von Susanne Weidner

Die Eule Ferdinand erwachte wie jeden Abend in Ihrer kuscheligen Baumhöhle. Und wie jeden Abend dachte sie:“ Ach wie gern hätte ich einen Freund, mit dem ich auf die Jagd gehen kann!“ Ferdinand putzte kurz noch sein Gefieder und machte sich auf den Weg sein Futter zu suchen. Heute fand er nur ein paar Käfer und Schnecken, gar nicht sein Geschmack! Aber der Hunger wollte gestillt werden. 

Im Morgengrauen machte sich Ferdinand ermattet und nur halb gesättigt auf den Heimweg. Da entdeckte er einen kleinen Vogel ganz in der Nähe seines Baumes. Ferdinand sprach zu sich: „Eigentlich bin ich ja müde, aber der kleine Piepmatz ist doch so ein schöner Leckerbissen, kurz vorm Schlafengehen!“ Und er setzte zum Sturzflug an. Das kleine Vöglein erschreckte gar sehr, als es die große Eule auf sich zurasen sah. Noch ganz schlaftrunken hatte es nicht daran gedacht, sich einen passenden Schutz zu suchen. Die wohlig warme Morgensonne hatte es auf einen freuen Ast gelockt. Vor lauter Schreck begann es zu singen. Dies ließ Ferdinand innen halten und statt sich das verlockende Häppchen zu schnappen, landete er auf dem Ast neben dem Singvöglein. Wer bist Du? und warum fliehst Du nicht vor mir? fragte er. „Mein Name ist Isabell und ich bin eine Lerche. Ich singe immer, wenn ich nicht weiterweiß, und du hast mich so erschrocken, dass ich ganz starr wurde vor Angst. Das Singen kam ganz automatisch, antwortete der kleine Vogel. Ferdinand sprach: „Eine Lerche also. Du bist sehr mutig, kleine Isabell! Und Dein Lied hat mich wirklich verzückt, ich werde Dich nicht fressen! Aber sing doch noch ein wenig, dann kann ich gut einschlafen!“ Und so zwitscherte Isabell ihre schönsten Lieder für den großen Ferdinand, bis er fest schlummerte. 

Am Abend erwachte die Eule aus ihrem tiefen und diesmal ganz ruhigen Schlaf. Überrascht stellte sie fest, dass Isabell wieder auf dem Ast saß und ihn beobachtete. Geht es Dir gut? Fragte Ferdinand. Alles Bestens! Ich wollte nur sehen, ob Du gut geschlafen hast, erklärte Isabell. Jetzt bin ich müde. Ich habe heute nur wenige Beeren gefuttert und brauche meinen Schlaf, damit ich morgen ein paar Käfer finde. Ferdinand fragte erstaunt: Du frisst auch Käfer? … Dann habe ich eine Idee! Isabell, ich würde mich sehr freuen, Dich morgen früh wieder hier auf diesem Ast zu treffen! Ich verspreche auch Dich nicht zu fressen! Was hast Du vor? Wollte die kleine Lerche wissen, aber Ferdinand war schon in die Abenddämmerung hinausgeflogen. 

Am Morgen wartete Isabell wieder an der verabredeten Stelle. Da kam Ferdinand auch schon angesegelt und landete elegant neben ihr. Sie sprach: „Hallo Ferdinand! Schön Dich zu sehen!... Was ist, wieso antwortest Du nicht? Schau mich nicht so an! Du hast doch versprochen mich nicht zu fressen! Sie rückte ängstlich von der Eule ab und war drauf und dran so schnell wie möglich weg zu fliegen. 

Da öffnete Ferdinand seinen Schnabel und heraus purzelten lauter dicke schmackhafte Käfer. „Ich dachte, wir frühstücken heute gemeinsam“, sagte Ferdinand. „Obwohl!... Für mich ist das eher ein Gute-Nacht-Snack!“ Jetzt mussten beide herzlich lachen und machten sich sogleich über die knackigen Käfer her. Sogar Ferdinand schmeckten sie diesmal ganz gut. 

Und so wurden der Nachtvogel Ferdinand und die kleine Frühaufsteherin Isabell enge Freunde. Morgens sang Isabell die große Eule in den Schlaf und abends begleitete Ferdinand die kleine Lerche sicher zu ihrem Nest, damit sie niemand jagte und sie ihre Nachtruhe genießen konnte. 

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Gute-Nacht-Geschichte 123

Das Krokuru

Eine Geschichte von E. Tenenbaum

Es gab mal ein Krokodil und es hieß Gottfried. Es hatte kleine Pfötchen, war platt und hatte deswegen keine jagdlichen Erfolge im Gelände. Alle Tiere waren schneller und beweglicher als Gottfried und selbst im Wasser konnte es niemanden fangen, weil die schlauen Menschen und andere Säugetiere das Gewässer, wo es lebte, weitgehend vermieden haben, nachdem durch soziale Medien bekannt wurde, dass dort ein hungriges Krokodil lebt.


Eines Tages fiel dem Gottfried der letzte Milchzahn aus. Das Krokodil legte den Zahn unter den großen Kieselstein und betete vor dem Einschlafen die Zahnfee an, ihm einen neuen, geländetauglichen Körper zu schenken. Am frühen Morgen wachte er als Krokuru auf – halb Krokodil, halb Känguru. Große und kräftige Beine, Boxer-Hände und ein stabiler Schwanz, um im Gelände zu hüpfen. „Perfekt!“ – dachte Gottfried und ging sofort auf die Jagd. Plötzlich war im klar, dass er kein Hunger auf Fleisch hatte, sondern eher was Leichtes, Veganes essen möchte. Er biss in eine Wildaprikose rein und das schmeckte ihm. Er biss in eine Burdekin-Pflaume rein und das schmeckte dem Gottfried auch. So wurde er zum friedlichen Pflanzenfresser.

Es vergangen mehrere Jahre, seitdem die Zahnfee das Krokodil ins Krokuru umgewandelt hat. Gottfried ist mittlerweile Opa geworden und trägt in seiner kuschelig-warmen Bauchtasche seine Enkelkinder herum.

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➚ Krokuru als Ausmabild zum Ausdrucken

Gute-Nacht-Geschichte 122

Minas neue Wohnung

Es ist Sommer auf dem großen Getreidefeld hinter dem dichten Nadelwald. Mina, die kleine Feldmaus, klettert gerade aus ihrem Bau heraus, der sich in der Mitte des Feldes befindet. »Nicht viel los heute«, denkt sich die kleine Maus, als sie über das Feld spaziert.

»An so einem heißen Tag bleiben bestimmt alle Tiere zu Hause. Gut, dass ich auch gleich in meine kühle Erdwohnung zurück kann. Ich muss nur noch schnell ein paar Körner fürs Frühstück aufsammeln ...« Nach kurzer Zeit hat Mina genug Körner gefunden. Im Sommer ist das nämlich kein Problem, da gibt’s reichlich Futter auf dem Getreidefeld. Nach ihrem Spaziergang ist Mina ganz schön ins Schwitzen gekommen. Zum Glück ist es nicht mehr weit bis zu ihrer Wohnung. Plötzlich hört Mina ein lautes Geräusch. Was kann das sein? Das Getöse wird immer lauter und kommt direkt auf sie zu. Nicht weit von ihr entfernt sieht die kleine Maus den Feldlerchenschwarm aufgeregt aus dem Feld hochfliegen. Die aufgebrachten Vögel fliegen über Mina hinweg und rufen ihr immer wieder zu: »Renn weg, der Mähdrescher kommt, der Mähdrescher kommt!« Mina rennt, so schnell sie kann, dem Lerchenschwarm hinterher. Am Feldrand angekommen, ist sie völlig außer Atem. »Zum Glück haben mich die Lerchen noch rechtzeitig gewarnt«, denkt sich die Maus und bedankt sich bei den Vögeln, die neben ihr gelandet sind. Nach der ganzen Aufregung macht sich Mina auf den Heimweg. »Endlich wieder in meine schöne kühle Wohnung, nur noch ein paar Schritte, dann habe ich es geschafft, so eine Hitze heute!« Doch was ist das? Als Mina zu Hause ankommt, ist alles völlig zerstört. Ihre schöne Wohnung ist unbewohnbar. Traurig überlegt die kleine Feldmaus, wo sie heute Nacht schlafen soll. »Ich kann meine Freunde, die Feldhasen, fragen, ob ich mit in ihrem Bau schlafen könnte.« Die kleine Maus fasst wieder neuen Mut und macht sich auf den Weg zum Hasenbau. Dort springen alle Feldhasen aufgebracht herum. »Was ist denn los?«, fragt Mina.  »Unsere Verwandten sind gerade angekommen. Ihr Bau wurde durch den Mähdrescher zerstört. Sie werden eine Weile bei uns wohnen müssen. Das wird sicher viel zu eng!«  Verzweifelt und ohne ihre Bitte vorzubringen, verabschiedet sich Mina von den Feldhasen. »Die Hasen haben keinen Platz für mich, wo soll ich heute nur übernachten?« Da hört Mina eine bekannte Stimme. »Mina, Mina!« Es ist Freddy, der Feldhamster! »Mina, ich bin so froh, dass es dir gutgeht. Als ich den Mähdrescher gesehen habe, habe ich mir große Sorgen um dich gemacht.« Traurig erzählt die Feldmaus ihrem Freund, was mit ihrer Wohnung passiert ist. Plötzlich wird Freddy ganz aufgeregt: »Ich weiß, wo du wohnen kannst, Mina!« – »Wo denn Freddy? Auf dem Feld sind alle Wohnungen belegt«, sagt Mina. Freddy erzählt seiner Freundin, dass sein Nachbar, das Kaninchen, umgezogen ist. Der Kaninchenbau am Feldrand sei zwar durch den Regen letzte Woche etwas schmutzig geworden, zusammen könnten sie dort aber schnell saubermachen. Da überlegt Mina nicht lange. Überglücklich zieht die kleine Feldmaus noch am selben Tag in ihren neuen Bau ein. »Hier am Feldrand bin ich vor dem Mähdrescher sicher. Und weißt du, was das Beste ist, Freddy? Wenn ich dich besuchen will, habe ich es nicht mehr weit.« Überglücklich über ihre neue Wohnung schläft Mina erschöpft ein.

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Gute-Nacht-Geschichte 121

Ein Versprechen der Freundschaft

Eine Geschichte von Marie Hartmann

Es war ein sonnig warmer Sommertag, also beschlossen Kim und ihre Freundin Johanna, den Tag draußen zu verbringen. Zum Glück besaß Kims Oma ein großes Gartengrundstück, auf dem es sich die beiden gemütlich machten. Der warme Wind rauschte leise zwischen den zarten Ästen der Bäume, während die Amsel fröhlich in ihr Lieblingslied einstimmte.

Kim hatte schon die große rot-grün karierte Picknickdecke aufgeschlagen, während Johanna den Kirschbaum ins Visier genommen hatte. Prompt hatte sie eine kleine Schale aus dem Picknickkorb geholt, um diese süß-saftigen Kirschen abzuernten. Kim saß auf der Picknickdecke und hatte bereits die Plastikteller und die selbstgemachten Sandwiches aus dem Korb geholt, welche die beiden zuhause zubereitet hatten. Während Johanne ihre gerne mit Schinken und Käse belegte, aß Kim ihre mit Eiern, Salat und Remoulade. „Weißt du, Johanna“, sprach Kim, nachdem sie ein paar Bissen von ihrem Sandwich genommen hatte: „Heute ist so ein schöner Tag, findest du nicht auch?“ Johanna nickte schmunzelnd. „Und weil heute so ein schöner Tag ist“, fuhr Kim fort, „will ich dir ein Geheimnis verraten! Aber du musst mir versprechen, niemandem jemals davon zu erzählen. Hast du verstanden?“

Johanna sah sie ein wenig überrascht an: „Aber natürlich, Kim! Es ist aber doch nichts Schlimmes, oder?“ Was war wohl Kims großes Geheimnis? Kim lachte nur. „Ach Quatsch“, sprach sie und ergänzte: „Überhaupt nicht! Ich erzähle es dir.“ Sie atmete tief ein: „Ich habe eine Schatztruhe versteckt. Hier in Omas Garten. Vor zwei Jahren ungefähr. Ich möchte sie zusammen mit deiner Hilfe finden und öffnen“. Johanna sah ihre Freundin verwundert an: „Achso? Das ist also dein großes Geheimnis? Was ist denn in der Schatztruhe?“ Kim verschränkte ihre Arme: „Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht mehr, was ich damals in der Kiste versteckt habe, deswegen will ich sie ja finden und öffnen. Also, bist du nun dabei oder nicht?“

„Natürlich bin ich dabei“, antwortete Johanna schließlich: „Wir sind doch beste Freunde!“ Da freute sich Kim sehr und sie musste lachen: „Ich wusste doch, ich kann dir vertrauen. Ich habe die Truhe direkt unter dem Kirschbaum vergraben.“ Also liefen beide zu dem großen Kirschbaum, der seine Wurzeln tief in das frische Grün des Grases geschlagen hatte. „Ich fange links an zu graben, du suchst auf der rechten Seite“ sprach Kim und übergab ihrer Freundin eine Gartenschippe. Johanna willigte mit eifrigem Nicken ein. So begannen sie, gemeinsam nach der Schatztruhe zu suchen. Nach kurzer Zeit stieß Johanna auf etwas, dass sich als kleine Blechschatulle herausstellte. Vorsichtig hob sie die Schatztruhe aus dem Boden und überreichte sie Kim, die die Schatulle vorsichtig öffnete.

Ein alter Jackenknopf, ein Schlüsselanhänger in Form eines Bären und diverse Kronkorken alter Cola-Flaschen: In der kleinen Truhe befand sich eigentlich nur langweiliger Krimskrams. „Der Inhalt ist schon ein wenig enttäuschend“, stellte Kim fest: „Aber das ist egal. Immerhin weiß ich jetzt, was ich damals in die Truhe gepackt hatte!“ Kim versuchte immer, das Beste aus jeder Situation zu machen. Deshalb musste Johanna ein wenig schmunzeln und fragte schließlich: „Und was machen wir jetzt, wo wir die Truhe gefunden haben? Wir können sie doch nicht leer wieder vergaben!“ Kim stimmte ihrer Freundin zu. Kurz überlegte sie, doch dann kam ihr eine Idee. Schnell griff sie zum Picknickkorb, kramte Stift und Zettel hervor und malte dann auf diesem herum, ohne Johanna etwas davon zu zeigen. Als sie fertig war sagte sie schließlich: „Johanna, du bist meine beste Freundin. Unsere Freundschaft ist mir sehr wichtig. Deshalb würde ich gerne diese in der Schatztruhe bewahren!“ Johanna sah ihre Freundin bei diesen Worten verwirrt an: „Unsere Freundschaft? Wie willst du das denn anstellen, Kim? Unsere Freundschaft ist doch nichts, was wir einfach in eine Schatztruhe stecken können“ wandte Johanna ein. Das brachte Kim zum Lachen: „Ach Johanna, das ist mir doch klar! Ich meine symbolisch. Schau her!“ Kim zeigte ihr den bemalten Zettel.

Auf diesem hatte das Mädchen sich und Johanna gezeichnet. Über dem Gemalten stand geschrieben: „Johanna und Kim – Beste Freunde für immer! Hiermit versprechen wir, dass wir auf ewig füreinander da sein werden“. Eifrig las Johanna das Geschriebene durch und musste schließlich lachen: „Ach Kim, sowas müssen wir doch nicht aufschreiben. Ist doch logisch, dass ich immer für dich da bin!“ „Sicher ist sicher“, antwortete Kim und drückte ihr den Stift in die Hand: „Einmal hier unterschreiben!“ Johanna nahm den Stift ab und setzte ihren Namen unter das Geschriebene. Dann gab sie den Stift zurück zu Kim, die das Blatt nun auch unterzeichnete. Sie faltete das Stück Papier und verschloss es in der Truhe. „Jetzt steht es schwarz auf weiß, dass wir Freunde sind“, freute sich Kim. Bei diesen Worten ihrer Freundin kam Johanna eine Idee. „Weißt du was, Kim? Wir sollten jedes Jahr wieder zurück in den Garten deiner Oma kommen und nachschauen, ob die Truhe noch da ist. Dann können wir uns immer vergewissern, dass wir den Pakt einhalten und noch beste Freunde sind“, sprach sie und lächelte fröhlich ihre Freundin an. „Abgemacht?“, fragte sie schließlich und reichte Kim die Hand. Auch diese strahlte über beide Ohren und schlug schließlich in Johannas Hand ein: „Abgemacht!“

Mittlerweile war es spät geworden. Kim packte den Picknickkorb zusammen, während Johanna noch ein paar Kirschen für den Nachhauseweg pflückte. Der Wind brauste noch immer sanft durch die Baumkronen und die Amsel setzte zu einem Abschiedslied an. Kim und Johanna wussten, die beiden würden jedes Jahr an diesen Ort zurückkehren, schließlich waren sie beste Freundinnen und das würde sich niemals ändern!

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Gute-Nacht-Geschichte 120

Der fiese Kuckuck

Eine Geschichte von E. Tenenbaum

Das Kuckucksweibchen hat lange gewartet, bis die Amsel-Eltern das Nest verlassen haben, um kurz Essen zu gehen, näherte sich dem Nest, wo 4 kleine Amsel-Eier lagen, und legte sein großes, wuchtiges Kuckucksei ins Nest. Nun waren es 5 Eier, aber die Amsel können nicht zählen und haben nichts Verdächtiges gemerkt, als sie wieder zurück waren.

Nach dem alle 5 Küken geschlüpft sind, gab es für die Amsel-Eltern viel zu tun: immer wieder piepsten die Küken und verlangten nach Essen. Insbesondere das Kuckucksküken, der von einer Stunde zur anderen robuster und breitschultriger wurde. Einmal, während die Eltern wieder auf der Essensjagd waren, schupste der Kuckucksküken den ersten Stiefbruder aus dem Nest. Das ging sehr einfach und problemlos für den muskulösen Kuckuck und so fing er kurz danach an, weitere Brüder, einen nach dem anderen aus dem Nest zu schupsen. Nach wenigen Minuten war das Nest fast leer – nur das Kuckucksküken saß da – etwas müde von der körperlichen Anstrengung, aber sehr zufrieden mit seiner fiesen Tat. 

Zum Glück überlebten die Amsel-Küken den Fall aus dem Nest. Denn die landeten auf den weichen, flauschigen Rücken eines unten grasenden Schafes. Das Schaf hat nichts gespürt und brachte die Küken abends unbewusst in die Herde. Dort wurden sie entdeckt und von der alten, weisen Schafsoma Mählanie großgezogen. Viele Jahre kümmerte sie sich um die Küken und brachte ihnen das Mähen, Grasen sowie die richtige Fellhygiene bei. So wurden die Küken, die sonst sehr gerne fleischige Würmer verzehrt haben, zu Veganern. Ihre Federn waren flauschig und die Herzen gutmütig.

Der fiese Kuckuck ist auch mittlerweile groß geworden und hat das Amselnest verlassen. Da er aber allein und einsam aufwuchs, war er ein ganz schöner Egoist geworden und hatte lebenslang Probleme, da niemand sein Freund sein wollte.

Und die Amsel-Eltern? Eines Tages im Frühling sahen die Eltern 4 schöne Amseln ihre Nestchen bauen und der Mama kamen sie sehr bekannt vor. Sie näherte sich den 4 Vögeln und erkannte an einem Vogel den ovalen Geburtsmal am linken Flügel. Das Geburtsmal kannte sie und so wusste sie sofort, dass es sich bei den 4 Vögeln um ihre Kinder handelt. Die Vögel haben sich umarmt und leben seitdem glücklich zusammen.

…Und jeden Sonntag treffen sie sich mit Oma Mählanie zum Grasen.

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Gute-Nacht-Geschichte 119

Goldi und der Luftballon

Eine Geschichte von Michelle Schöttker

An einem schönen sonnigen Morgen im Herbst tapste das kleine Igelweibchen Goldi durch den verwunschenen Wald. Eigentlich war sie auf der Suche nach etwas zu essen, doch dann bemerkte sie etwas. Im nahegelegenen Busch hing irgendetwas, was sie so zuvor noch nie gesehen hatte. Es war rund, hing an einer Schnur und an dieser war ein Zettel befestigt. Erst wollte Goldi umdrehen und das komische Ding in Ruhe lassen, doch dann entschied sie sich anders. Sie war einfach viel zu neugierig, was dieses Ding im Busch dort eigentlich war. Als sie näher herantrat, konnte sie sehen, dass auf dem Zettel etwas geschrieben stand. Zum Glück hatte sie in der Waldschule immer gut im Fach Lesen aufgepasst, so dass sie leicht entziffern konnte, was dort geschrieben stand. Dort stand in krakeligen Buchstaben »Dieser Luftballon gehört Maya.« Aha, ein Luftballon war das also. Davon hatte sie schon einmal gehört. Nun musste sie nur noch herausfinden, wer denn eigentlich Maya war. In der Nähe des verwunschenen Waldes gab es ein kleines Dorf mit Menschen, dass Goldi schon einige Male aus der Ferne beobachtet hatte. Naja, so gefährlich konnte das schon nicht sein, dachte sie sich. Sie befreite den Luftballon aus dem Busch und machte sich auf den Weg, um der kleinen Maya ihren Ballon wiederzubringen. Es stellte sich heraus, dass es gar nicht so einfach war, den fliegenden Luftballon mit sich zu nehmen. Da der Wind heute etwas stärker wehte, kam der Luftballon gefährlich nah an ihre Stacheln und sie hatte Angst, dass sie ihn aus Versehen zum Platzen bringen würde, und sie wollte ihn doch unbedingt Maya zurückbringen. Unterwegs traf Goldi auf ihren Nachbarn, den Feldhasen Schlappohr. Als Schlappohr sah, was Goldi mit sich trug, fragte auch er sie, was das für ein komische Ding ist. Sie erklärte ihm alles und Schlappohr war sofort dabei, um ihr mit dem Ballon zu helfen. Schnurstracks waren sie auf dem Weg zum Menschendorf. Der Weg dorthin stellte sich als etwas komplizierter heraus, als die beiden gedacht hatten. Einige kleine Bäche und umgestürzte Bäume mussten überquert werden, aber zusammen war das für Goldi und Schlappohr kein Problem. Als sie im Dorf der Menschen ankamen, stelle sich aber erneut ein Problem: Wie sollten die beiden jetzt Maya finden? Eine Katze beobachtete die beiden und hörte ihrer Unterhaltung zu. Die Katze war schon viel im Dorf herumgekommen und wusste genau, wo die kleine Maya zu finden ist. Sie miaute, um die beiden auf sich aufmerksam zu machen. Goldi und Schlappohr waren zuerst erschrocken, dass sie belauscht wurden, aber als die Katze ihnen mitteilte, dass sie sie direkt zu Maya bringen würde, war der Schreck wie verflogen. Also setzten sich die drei in Bewegung, um den Luftballon seiner rechtmäßigen Besitzerin wiederzubringen. Vor Mayas Haus angekommen schlich die Katze um das Haus herum und sah die Kleine im Garten spielen. Die Katze ließ sich vor Maya ins Gras plumpsen und fing lauthals an zu schnurren. Maya fing direkt an die Katze zu streicheln. Dass war die perfekte Chance für Schlappohr und Goldi. Diese setzten sich mit dem Luftballon in Richtung des Gartens in Bewegung. Als sie bei Maya im Garten ankamen, entdeckte sie direkt ihren Luftballon und freute sich riesig. Sie bedankte sich bei Schlappohr, Goldi und der Katze und brachte ihnen etwas Leckeres zu essen. Danach spielten sie noch eine Weile zusammen im Garten, bis langsam die Sonne unterging. Maya wurde von ihren Eltern zum Essen gerufen und die Tiere machten sich auf den Heimweg.

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Gute-Nacht-Geschichte 118

Der kleine Storch Otto geht auf große Reise!

Eine Geschichte von Michelle Schöttker

»Mama! Papa! Ich bin so aufgeregt!« Klapperte der kleine Storch Otto aus dem Familiennest. Otto war schon ganz aufgeregt. Denn bald war es so weit, die dreiköpfige Storchfamilie sollte das erste Mal zusammen auf ein großes Abenteuer gehen. »Aber Otto, so beruhige dich doch!« Versuchte ihn seine Mutter zu besänftigen. Für Mama und Papa Storch war es nämlich nicht das erste Abenteuer dieser Art. Jedes Jahr, wenn sich der August langsam dem Ende neigte, flogen die beiden gemeinsam in Richtung des fernen Kontinentes Afrika, um dort gemeinsam den Winter zu verbringen. In ein paar Stunden sollte es schon losgehen und Otto war so nervös, weil er noch nie so weit von zuhause fort gewesen war. »Otto, Schatz! Du solltest dich langsam wirklich hinlegen und schlafen, wir haben morgen einen weiten Weg vor uns«, sagte sein Vater zu ihm. Ein wenig später waren seine Eltern auch schon eingeschlafen, aber Otto konnte kein Auge zukriegen. Er malte sich die wildesten Dinge in seinem Kopf aus, wie diese Reise wohl werden würde. Nach einigen Minuten fielen ihm schon langsam die Äuglein zu und irgendwann war auch er unter den kuscheligen Flügeln seiner Eltern eingeschlafen. Als am nächsten Morgen langsam die Sonne aufging, waren Mama und Papa Storch schon hellwach und bereiteten gerade alles für den Abflug vor. Otto hatte tief und traumlos geschlafen und nach einem ausgiebigen Frühstück fühlte er sich ausgeruht für den weiten Weg. Vater Storch redete ihm noch einmal gut zu, dass sie jederzeit unterwegs eine Pause machen könnten, sobald Otto die Puste ausgehen sollte und Otto fiel ein Stein vom Herzen. Seine größte Angst war es nämlich gewesen, den weiten Weg nicht zu schaffen. Bald darauf ging es auch schon los und die Storchenfamilie erhob sich gemeinsam in die Lüfte. Otto konnte gut mithalten und bei ihrem ersten Stopp wäre er am liebsten noch weitergeflogen. Als sie in den Bergen gelandet waren, waren auch schon einige andere Storchenfamilien eingetroffen. Als Otto sich allein auf den Weg machte, um sein Abendessen zu suchen, traf er auf ein Storchenmädchen, die ihm gerade das Futter vor der Nase wegmopsen wollte. »Hey! Den Wurm wollte ich gerade fressen!« Rief Otto ganz empört. »Guck mal! Hier drüben gibt es noch viel mehr Würmer! Friss doch einfach einen von denen.« Antworte ihm das kleine Storchenmädchen freundlich. Und es stimmte, was das Mädchen sagte. Dort drüben war ein ganzes Loch voller saftiger Würmer. Otto konnte es gar nicht fassen und beschloss sich dem Storchenmädchen vorzustellen: »Ich bin übrigens Otto und wer bist du?«. »Hallo Otto! Es freut mich dich kennenzulernen. Mein Name ist Karla.« antwortete sie. Von da an waren Otto und Karla unzertrennlich. Ihre Eltern hatten sich bei der gemeinsamen Futtersuche ebenfalls angefreundet und daraufhin beschlossen, die restliche Strecke des Weges gemeinsam zu fliegen. Sie stoppten zusammen an den schönsten Flüssen, den saftigsten Wiesen und grünsten Tälern, bis sie irgendwann das große Meer erreichten, dass sie nach Afrika bringen sollte. Otto und Karla waren fasziniert von dem großen Wasser, dass sie gemeinsam überflogen, denn so etwas hatten sie noch nie zuvor gesehen. Nachdem sie das Meer überquert hatten, war es nicht mehr weit. Ein paar Nächte und Stopps später hatten sie ihr Ziel erreicht und landeten in einer großen Gruppe von Störchen. Karlas und Ottos Eltern errichteten beide das neue Zuhause für die nächsten Monate. Im Frühjahr verabschiedeten sich ihre Eltern von ihnen, weil die beiden nun alt genug waren, um für sich allein zu sorgen. Die beiden kleinen Störche erlebten viele spannende Abenteuer im entfernten Afrika und fanden viele neue Freunde, bis ihre Eltern im August wieder die Reise zu ihnen antreten sollten.

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Gute-Nacht-Geschichte 117

Die kleine Katze Minka büchst aus

Eine Geschichte von Franziska Selig

Gemütlich streckt sich die kleine Katze Minka. Das war vielleicht ein schöner Traum: Ein großer Teller mit Thunfisch – nur für sie. Kein Wunder, dass sie von ihrem knurrenden Magen geweckt wurde. Es ist allerhöchste Zeit fürs Frühstück. Ein letztes genüssliches Gähnen und schon ist sie bereit für den leckeren Start in den Tag. Doch als sie sich umblickt, sieht es leider gar nicht nach Frühstück aus, denn ihre Menschen liegen tatsächlich noch im Bett.

Mit einem großen Sprung landet sie auf dem Rücken ihres Herrchens. „Miauuuuu. Ich habe Huuuuuunger!“, mit einem lauten Miauen versucht sie auf ihr Dilemma aufmerksam zu machen. „Ich bin schon am verhuuuungern. Miauuuu!“ Um zu zeigen, wie dramatisch die Situation schon ist, läuft sie über seinen Rücken bis hin zum Kopf und schiebt ein lautes Miau hinterher. „Noch 5 Minuten, Minka.“, nuschelt ihr Futtergeber. 5 Minuten? In 5 Minuten ist die kleine Katze doch schon verhungert. Sie läuft noch eine Runde über den Rücken und miaut im Sekundentakt. Er muss doch verstehen, wie ernst die Lage bereits ist.

Als ihre Besitzer dann endlich aufstehen, ist das Frühstück der kleinen Katze jedoch kein Thema mehr. „Was schon so spät? Oh nein, ich habe verschlafen.“ Plötzlich ist im Schlafzimmer großes Gewusel und ihre Menschen springen wild hin und her. Nanu? Was ist denn nun los? Mit großen Augen beobachtet Minka das Geschehen. Als beide Menschen einfach an ihr vorbei huschen, ohne sie zu beachten, ahnt sie bereits Böses. Und wirklich: Wenige Minuten später verschwinden beide durch die große Tür, durch die sie jeden Morgen verschwinden. Verdutzt tapst sie in den Flur. Nur um zu sehen, dass wirklich niemand mehr da ist. Aber was ist das? Die große Tür steht ja offen.

Mit vorsichtigen Schritten läuft die schwarze Katze in Richtung der Tür. Schon immer hatte sie sich gefragt, was hinter dieser großen Tür, durch die ihre Menschen für so lange Zeit verschwanden, wohl steckte. Neugierig steckt sie ihren Kopf durch den Spalt. In dem Moment ertönt ein lautes Knallen von unten. Erschrocken zuckt die kleine Katze zurück und lauscht einen Moment. Nichts passiert. „Sei nicht so ein Angsthase!“, flüstert sie sich selbst zu und schüttelt ihr kleinen Kopf. Beim nächsten Versuch ist sie schon mutiger – bis zu den Vorderpfoten steht sie bereits im Treppenhaus. Zwei Schritte weiter und schon ist sie komplett draußen.

„Wie aufregend, ich war noch nie allein hier draußen. Immer nur in dieser blöden Box, wenn es zum Tierarzt geht.“, aufgeregt schnuppert die kleine Minka umher. Es riecht ganz anders als zuhause.  Plötzlich vernimmt die schwarze Katze ein Geräusch. Sie spitzt die Ohren. Das Geräusch klingt so ähnlich, wie wenn ihre Menschen wieder nach Hause kommen. Nur irgendwie stärker. Erschrocken reißt sie die Augen auf, als plötzlich ein Mensch in ihr Blickfeld kommt. Das ist eindeutig keiner ihrer Besitzer. Schnell schaut sie zurück zur Tür, hinter der ihr vertrauter Geruch auf sie wartet. Doch der Mensch ist schon viel zu nah, das schafft sie nicht. Dann bleibt ihr nur der Weg nach oben. Hastig springt sie von einer Stufe auf die nächste. Immer schneller. Immer höher.

Auf einmal geht es nicht mehr weiter. Da sind keine Treppenstufen mehr, die sie erklimmen kann. Nur zwei große Türen, wie die aus der sie gekommen ist. Sie spitzt die Ohren. Den Menschen hat sie abgehangen, sehr gut. Doch wohin nun? Da meldet sich ihr knurrender Magen zu Wort – Richtig das Frühstück war ja heute ausgefallen. Es wäre doch gelacht, wenn sie die Tüte mit den Leckereien nicht wieder von allein aufbekommt. Das hatte die letzten Male auch schon so gut geklappt. Danach hatten ihre Menschen zwar geschimpft, aber diesmal sind sie eindeutig selbst schuld. Auf leisen Pfoten springt die kleine Katze die Stufen wieder herunter. In der Eile hatte sie sich jedoch nicht gemerkt, an wie vielen Türen sie vorbeigerannt war und die sehen alle gleich aus. Da ertönt von unten wieder ein lauter Knall, dicht gefolgt von leisen Schritten. Minka spitzt die Ohren, das Geräusch kommt ihr sehr bekannt vor. „Miauuu“, ruft Minka dem Geräusch entgegen und fängt an die Stufen hinunterzuspringen.

„Minka?“, die Augen ihrer Besitzerin sind riesengroß als die schwarze Katze die letzte Stufe hinunterspringt und schließlich vor ihr steht. „Was machst du denn hier draußen? Bist du etwa ausgebüchst? Mein kleiner Schatz, was dir hätte passieren können.“, ihre Besitzerin drückt die kleine Minka stark an ihre Brust und gibt ihr einen Kuss auf den Kopf. Minka gibt ein empörtes Miauen von sich, schließlich haben doch ihre Menschen ihr Frühstück vergessen und die Tür offengelassen. „Du hast großen Hunger, oder? Ich bin gleich umgekehrt als es mir eingefallen ist. Tut mir leid, kleine Minka, dafür bekommst du jetzt eine große Portion Thunfisch!“ Hatte sie grad Thunfisch gesagt? Zufrieden schmiegt sich die kleine Katze an ihre Besitzerin. Zuhause ist es doch am schönsten.

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Gute-Nacht-Geschichte 1

Die verlorene Krone

Eine Geschichte von Helga Licher

Müde krabbelt Prinzessin Lavinia aus ihrem Bett und reibt sich verschlafen die Augen. Die Sonne scheint durch das Fenster und es wird höchste Zeit aufzustehen. Rasch zieht sie ihr Kleid an und kämmt ihre braunen Locken. Jetzt fehlt nur noch die goldene Krone, doch der Tisch neben dem Bett ist leer. Wo ist die Krone?

Bekümmert sucht Lavinia im ganzen Schloss. Sie fragt den Koch in der Schlossküche und den Diener ihres Vaters, doch niemand hat die Krone, gesehen. Traurig geht sie in den Schlossgarten. Plötzlich erinnert sie sich, dass sie gestern auf der kleinen Bank zwischen den Rosenbüschen gesessen und in ihrem Märchenbuch die Geschichte vom Froschkönig gelesen hat.

»Vielleicht habe ich meine Krone dort vergessen«, denkt Lavinia und hofft verzweifelt, dass sie Recht hat. Denn eine Prinzessin ohne Krone, ist ja keine richtige Prinzessin mehr. Doch auf der Bank liegt weder die Krone noch das Märchenbuch. »Komisch«, denkt Lavinia, »zuerst verschwindet meine Krone und nun ist auch mein Lieblingsbuch wie vom Erdboden verschluckt.« Eifrig sucht sie die Umgebung ab und schaut hinter jeden Rosenbusch, aber sie findet nichts. Erschöpft lässt sie sich ins weiche Gras fallen. Dabei fällt ihr Blick auf seltsame nasse Spuren, die den Steinweg entlang hinüber zum Fischteich führen. »Vielleicht haben diese sonderbaren Abdrücke etwas mit dem Verschwinden meiner Krone zu tun«, denkt die Prinzessin.

Neugierig folgt sie der Spur, die am Ufer des Teiches endet. »Suchst du mich?«, ertönt auf einmal eine Stimme. Erschrocken geht Lavinia einige Schritte zurück. Auf einem großen Seerosenblatt, nicht weit vom Ufer entfernt, kauert ein dicker, grüner Frosch. Auf seinem Kopf entdeckt sie ihre goldene Krone. Und vor dem frechen Dieb auf dem schwankenden Seerosenblatt liegt das verschwundene Märchenbuch! »Gib mir sofort meine Krone und das Buch zurück!«, ruft sie ihm zornig zu. Der Frosch sieht Lavinia mit großen Augen an und schaukelt aufgeregt auf seinem Blatt hin und her. »Ich bin der Froschkönig und darum gehört die Krone mir«, antwortet er trotzig. Die Prinzessin stutzt, doch dann muss sie lachen.

»Den Froschkönig gibt es doch nur im Märchen«, erklärt sie. »Ich brauche meine Krone ganz dringend, denn ohne Krone bin ich keine richtige Prinzessin mehr.« Der Frosch zögert einen Moment, doch dann rudert er schließlich langsam auf seinem Seerosenblatt ans Ufer. Mit einem großen Satz springt er ins Gras und gibt der Prinzessin traurig die goldene Krone und das Märchenbuch zurück. »Ich habe die Geschichte vom Froschkönig gelesen und wollte so gerne auch einmal ein König sein. Darum habe ich mir deine Krone geborgt. Bitte sei mir nicht böse.« Glücklich setzt Lavinia ihre Krone auf den Kopf und zwinkert dem Frosch zu. »Vielleicht bist du ja der verzauberte Prinz aus meinem Märchenbuch?« Behutsam nimmt sie den Frosch auf die Hand und gibt ihm einen leichten Kuss, bevor sie ihn wieder auf das Seerosenblatt setzt. »Ich bin gespannt, was jetzt geschieht«, denkt Lavinia und schließt ihre Augen. Dann zählt sie langsam bis drei.

Als sie nach einer Weile ihre Augen wieder öffnet, ist der Frosch verschwunden. »Vielleicht hat der kleine Kerl sich ja wirklich in einen Prinzen verwandelt«, überlegt sie und sieht sich suchend nach allen Seiten um. Plötzlich entdeckt sie ihn. Der dicke Frosch ist auf seinem Seerosenblatt schnell auf den Teich hinaus gerudert, um sich im dichten Schilf zu verstecken. Als er sieht, dass Lavinia ihn beobachtet, springt er übermütig von einem Bein auf das andere und landet schließlich kopfüber im Wasser.

»Ein Prinz ist aus dir leider nicht geworden, aber dafür habe ich jetzt einen frechen Froschkönig zum Freund«, ruft die Prinzessin ihm freundlich hinterher.

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Gute-Nacht-Geschichte 2

Die kleine Fee

Eine Geschichte von Franziska Süß

»Oh weh, oh weh«, klagte die kleine Fee. Eben hatte sie sich umgedreht, um nach ihrer Feen-Oma zu schauen. Doch da war keine Oma mehr.

Gerade noch hüpfte die kleine Fee von Blume zu Blume und hatte ihren Feen-Staub verteilt und mit Oma herumgealbert. Doch nun befand sie sich ganz allein inmitten dieser großen Blumenwiese. Von welcher Blume war sie denn gerade gekommen, überlegte die kleine Fee. Aber irgendwie sahen alle Blumen gleich aus. Sie waren rot mit einem gelben Stempel und wiegten sich ganz leicht im warmen Sommerwind. Fast erschien es der kleinen Fee, als schüttelten sie ihre wohlduftenden Blütenköpfe und wollten ihr damit sagen: wir wissen es auch nicht.

»Wo bist du Oma« rief die kleine Fee jetzt so laut sie eben konnte. »Was störst du denn unsere Ruhe?«, beschwerte sich plötzlich ein dickes Eichhörnchen auf dem großen morschen Baumstumpf gerade vor ihr. Na so was, die kleine Fee schaute das Eichhörnchen neugierig an. »Wer bist du denn?« wollte sie wissen. Dabei schubste sie sich von der Blume kräftig ab und flog dem rotbraunen buschigen Eichhörnchen entgegen. »Am besten störst du mich lieber nicht!“ antwortete es und steckte sich eine riesige Nuss in sein kleines Mäulchen.

Jetzt musste die kleine Fee lachen. So etwas hatte sie noch nicht gesehen. Die große Nuss steckte im Mäulchen des Eichhörnchens. Dieses versuchte mit ganzer Kraft die Nuss zu knacken. Doch das klappte nicht. Das Eichhörnchen rollte mit seinen Augen und wollte mit seinen kleinen klitzekleinen Pfoten die Nuss wieder aus seinem Mäulchen zu holen. Doch dies gelang ebenso nicht. »Soll ich dir helfen?«, fragte die kleine Fee und hielt sich inzwischen noch immer den Bauch vor Lachen. So lustig sah das kleine buschige Knäul aus. Doch die übergroße Nuss steckte fest. Der kleinen Fee kullerten inzwischen die ersten Lachtränen über die Wange. Es sah einfach zu komisch aus. Jetzt fing das kleine Eichhörnchen auch noch an, aufgeregt hoch und runter zu hüpfen und sich dann wieder wild fuchteln auf dem Boden hin- und herzu rollen. In diesem Augenblick kam ein großes Eichhörnchen hinzu gesprungen. Schnell stellte es das Kleine auf die Beine und klopfte es sehr derb auf seinen Rücken. Im hohen Bogen flog die Nuss heraus. Die kleine Fee konnte gerade noch zur Seite fliegen, sonst hätte sie die Nuss auch noch getroffen.

»Das war knapp!«, das kleine Eichhörnchen atmete tief durch und sah das große Eichhörnchen dankbar an. »Das find ich auch, Knöpfchen!« Dabei streichelte das große Eichhörnchen das Kleine sanft mit der Pfote über das Köpfchen. Die kleine Fee landete zwischen den Brüdern. Sie sah erst das kleine und das große Eichhörnchen an. »Ihr zwei seid lustige Brüder!« Dabei kicherte sie und schubste erst das eine und dann das andere Eichhörnchen ein klein wenig zur Seite. »Und wer bist du?«, wollte das große Eichhörnchen wissen? »Alle sagen kleine Fee zu mir! Das könnt ihr auch sagen!« Verlegen fasste sich die kleine Fee dabei an ihr Näschen und fragte »Wisst ihr denn, in welche Richtung ich zum Elfenschloss komme?« Die beiden schüttelten heftig mit dem Kopf. Nein, das wussten sie leider auch nicht. »Aber ich weiß es!« Damit landete Oma-Fee genau neben der kleinen Fee und nahm sie sogleich in die Arme. »Ich habe dich schon überall gesucht!« Die kleine Fee war sehr froh, dass Oma-Fee sie gefunden hatte. Wie sonst hätte sie wieder nach Hause gefunden? »Für heute haben wir wirklich genug Feenstaub versteilt. Wir sollten uns auf den Heimweg machen. Denn es wird gleich dunkel werden«, schlug Oma-Fee vor. Die Nacht würde nicht mehr lange auf sich warten lassen, denn überall begannen sich die Blumenblüten zu schließen. »Und das nächste Mal«, sagte Oma-Fee neben der kleinen Fee fliegend, »bittest du einfach deinen Zauberstab, dir zu helfen! Er kennt den Weg nach Hause.« Daran hatte die kleine Fee überhaupt nicht mehr gedacht. Sie nickte und war sehr froh, heute doch wieder mit der Oma-Fee nach Hause fliegen zu dürfen. Von Weitem winkten sie noch einmal den beiden Eichhörnchen zu. »Auf Wiedersehen und gute Nacht!« Ob sie die beiden lustigen Brüder wohl wiedersehen würde?

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Gute-Nacht-Geschichte 4

Das Betthupferl

Eine Geschichte von Katharina Wiese

Hundert weiße Schäfchen springen Dich in’s Schläfchen
Doch seh’ ich noch ein munteres Blinzeln über Dein Gesichtlein tänzeln
Ganz versunken in Gedanken, die sich um Eis und Zuckerwatte ranken,
Die Purzelbäume schlagen und durch den Garten jagen
Ohne Pause Streiche aushecken, Deine ganze Welt entdecken
Nun aber schließ’ die Augen zu, denn nur dann siehst Du
Wie das Betthupferl zu seinem Namen fand.

Hundert weiße Schäfchen und ein kleines Böckchen
Mit weichem Fell von schwarzen Löckchen
Hugo wurde es genannt, doch genauso gut bekannt
als Schlingel, Frechdachs, Tunichtgut und Bengel, sieht auch nicht eben aus wie ein Engel
Die kleinen Hörnchen kess nach vorn, flink das Lämmerschwänzchen, helle Ohr’ n,
Ein Kullerbauch und kurze Beinchen und klitzeklein sind seine schnellen Hufen
Kurzum- den Hugo muss man nicht lang rufen, kann er nur munter treiben Possen, Jux und Neckereien.

Von diesem Schaf gibt es Geschichten
Diese eine will ich Dir berichten:
In einer Nacht wie Samt und Seide, Sommerhimmel im schönsten Abendkleide
mit funkelnden Sternlein und Mondlicht bedeckt 
Da sammelte sich zwischen Himmel und Erde die wolleweiße Schäfchenherde auf der Wolke Nummer neun
Mit einer Weide saftig grün, wo Klee und Butterblumen blüh’ n
Drum herum ein Zäunchen, darinnen steht ein Pflaumenbäumchen gleich neben einem Bächlein
Darüber springen all die Schäflein, dich nach und nach in Deine Träume hinein

Nun wollte aber jedes Schaf in jener warmen Sommernacht
das erste vor den anderen sein,
mit einem sanften Springen den Kindern groß und klein den tiefsten Schlaf zu bringen   
Doch Ordnung muss auch hier oben sein, das sahen alle endlich ein und stellten sich brav hinten an
Bis auf Hugo, der es nicht lassen kann
Wie immer tanzte er aus der Reihe, ihn hielt kein Blöken, kein Geschreie
Er wollte auf den ersten Platz, auf den Pflaumenbaum mit einem Satz
von dort den andern vor die Nase.

Nun steht jedoch der Pflaumenbaum ganz nah dran an jenem Zaun
links hinten auf dem Wolkensaum
Mit zu viel Schwung sprang Hugo hinauf, weder Blatt noch Ast hielten ihn auf
Zwei Pflaumen auf den Hörnern, zwei hinter seinen Ohren
Schon hatte er den Wolkenboden unter sich verloren
Auf einem Blatt vom Pflaumenbaum segelte Hugo einem Kind in den Traum
Mit einer Landung federleicht auf dessen Kissen watteweich
Brachte er dem Kind ins Träumchen vier saftig sommersüße Pfläumchen.

So wurde Hugo flugs bekannt
Sein Name klang in Stadt und Land
Ein süßer Hüpfer auf dem Kissen heißt seither wie-
Du wirst’s nun wissen:
Seit Hugos Sprung mit den vier Pflaumen wird so etwas ein Betthupferl genannt
Wie Hugo nun von diesem Kissen zurück auf seine Wolke fand?
Darauf bist Du gewiss gespannt,
Doch das ist eine and’re Geschichte, von der ich Dir ein andermal berichte.

Hundert weiße Schäfchen und ein kleines Böckchen
Mit weichem Fell von schwarzen Löckchen
Sie alle hüpfen Dich ins Schläfchen
Hab eine gute Nacht voll schöner Träume
mit sanften und mit süßen
Und morgen früh da wirst Du wach
Von einem Kitzel- Kribbel- Krabbeln an Deinen kleinen Füßen
Dein Lachen, Deinen Forscherdrang, Deine unbekümmerten Schritte und alle Deine Eigenarten
Schon heute kann der neue Tag Dich gar nicht mehr erwarten.

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Gute-Nacht-Geschichte 5

Der Pfannkuchendieb

Eine Geschichte von Kristina Kipp

Es war Pfannkuchentag auf dem Piratenschiff, das auf dem weiten blauen Meer vor sich hin gondelte. Aufgeregt standen alle Piraten in einer großen Schlange vor der Kombüse von Willi, dem Küchenchef. Für jeden gab es genau einen Pfannkuchen. Willi passte immer wie ein Schießhund auf, dass sich niemand noch einen stibitzte. Auch Kai wartete mit knurrendem Magen darauf, dass Willi ihm einen Pfannkuchen gab. Doch als er endlich an die Reihe kam, warf ihm der Küchenpirat nur einen flüchtigen Blick zu und knurrte: »Du nicht, Kai. Pfannkuchen gibt's nur für Piraten. Und du bist kein Pirat. Du bist ein Klabautermann.«

Traurig schaute Kai den Piraten dabei zu, wie sie die Leckereien in sich hinein stopften. »So eine Ungerechtigkeit, « dachte er sich, »Klabautermänner sollten auch Pfannkuchen bekommen!« Und da er nun mal ein Klabautermann war, überlegte er sich sogleich einen schlauen Plan, wie er es den gemeinen Piraten heimzahlen könnte.

Er grinste vor sich hin als ihm eine Idee kam und rannte zum größten Mast des Schiffes, an dem er sich geschwind empor schwang. Bis zur höchsten Spitze kletterte er. Von dort oben sah das Schiff ganz klein aus und auch die Piraten wirkten gar nicht mehr so angsteinflößend. Kai räusperte sich und rief dann so laut er konnte und mit ganz tiefer, verstellter Stimme: »Aufgepasst, ihr Piraten. Hier spricht das siebenköpfige Ungeheuer, das die Meere beherrscht. Alle Seefahrer fürchten mich, und das zu Recht, denn ich bin sehr mächtig!«

Die Piraten hatten mittlerweile von ihren Pfannkuchen aufgeblickt und schauten sich verschreckt um, woher die unheimliche Stimme kam. »Ich verlange, dass ihr mir alle Pfannkuchen gebt! Wenn ihr das nicht tut, fresse ich euch alle auf!« dröhnte Kai und hängte noch ein schreckliches »Uaaaaaahhh!« dran. Dabei wedelte er so übermütig mit den Armen, dass er das Gleichgewicht verlor und von seinem sicheren Plätzchen hinunter fiel und – oh Schreck – dem Piratenkapitän direkt vor die Füße fiel. Der schaute Kai bitterböse an und schrie: »Du warst das also! Du Nichtsnutz, nicht mal richtig klabautern kannst du!«

Hochrot im Gesicht schlich sich der kleine Klabautermann davon und versteckte sich in einer umgefallenen alten Tonne im hinteren Teil des Schiffes. Die Tränen liefen ihm über das Gesicht und sein Näschen fing an zu triefen. »Die Piraten haben Recht,« schluchzte er, »Ich kann gar nichts.«

Auf einmal hörte er wildes Geschrei. Ängstlich lugte der kleine Klabautermann aus seinem Versteck hervor und erblickte die ganze Horde Piraten, wie sie erbost und mit drohenden Fäusten vor dem großen Mast standen und riefen: »Arrr, fangt das vermaledeite Vieh ein, fangt es ein!« Ganz oben auf dem Mast saß eine große Möwe mit dem Pfannkuchen-Rezept vom Küchenpiraten Willi im Schnabel. Oh je, das war's dann wohl mit den leckeren Pfannkuchen! Denn welcher der Piraten war schon schnell genug, die Möwe zu fangen?

Blitzschnell schlängelte sich Kai zwischen den Piraten durch und kletterte in Windeseile an dem großen Mast hoch. Die Möwe war so verdattert von Kais plötzlichem Auftauchen, dass sie gar nicht merkte wie der ihr das Rezept aus dem Schnabel riss. Auch die Piraten staunten nicht schlecht als der kleine Klabautermann wieder sicher mit dem Rezept unten ankam. »Du hast den Pfannkuchentag gerettet!« riefen sie, und: »Hoch lebe Kai, der Klabautermann!« Kai platzte fast vor stolz und dachte sich: »Eigentlich kann ich doch schon ganz schön viel!«. Zur Feier des Tages gab es noch eine Runde Pfannkuchen für alle und für Kai sogar einen ganzen Teller voller Pfannkuchen.

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Gute-Nacht-Geschichte 6

Die verzauberte Hecke

Eine Geschichte von Marie-Isabell Mitschke

Das durfte doch einfach nicht wahr sein! Schon den ganzen Morgen lang suchte Sophie ihre Puppe und konnte sie einfach nicht finden. Das ganze Haus hatte sie auf den Kopf gestellt und ihr Zimmer, den gesamten Dachboden und sogar die Wohnstube ihrer Eltern durchsucht, ohne auch nur eine Spur von ihrer sonst so sorgsam gehüteten Freundin zu entdecken. Dabei versprachen die ersten Sonnenstrahlen, die ihre Haut sanft kitzelten, einen besonders schönen Tag, den Sophie gerne mit ihrer kleinen Charlotte im Garten verbracht hätte.

Doch so sehr sich Sophie auch bemühte, so langsam dämmerte es ihr, dass aus dem netten Garten-Rendezvous mit ihrer Puppe heute nichts werden würde. Missmutig ließ sie sich auf die Stufen der Veranda sinken und blickte hinaus in den grünen, blühenden Garten, der mit seinen morgendlich glitzernden Wassertropfen auf der Wiese und den Büschen irgendwie ein bisschen zu idyllisch wirkte.

»Was soll‘s«, seufzte Sophie und machte sich nach ein paar Minuten schließlich alleine auf den Weg in das grüne Getümmel, das sich vor ihren Füßen ausbreitete. Vielleicht würde sie ja an ihrem Lieblingsplatz, einer kleinen, zwischen Hecken versteckten Nische am anderen Ende des Gartens, ihre gute Laune wiederfinden. So dauerte es nicht lange, bis sie es sich zwischen Zweigen und Blättern bequem gemacht hatte und mit großen Augen das Licht- und Schattenspiel der Baumkronen über sich beobachtete, während zahlreiche Vögel fröhlich zwitscherten und irgendwo eine Grille leise vor sich hin zirpte. Ein sachtes Krabbeln auf ihrer Hand zog ihren Blick schließlich auf einen kleinen Marienkäfer, der ihre Finger wohl als willkommene Abkürzung zu einem Zweig in der Hecke betrachtet hatte. Interessiert folgte Sophie dem drolligen Kerl mit seinen lustigen Punkten und hatte ihn schon bald aus den Augen verloren, als eine unverhoffte Entdeckung ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

Vor ihr, versteckt zwischen vielen kleinen Ästen und Blättern, lugte die kleine Charlotte hervor und schien sie mit ihren Puppenaugen munter anzublinzeln! Sophie traute ihren Augen kaum. Wie hatte es ihre Puppe nur bis hierher in den Garten und so tief in die dicht gewachsene Hecke geschafft? Erst gestern Abend noch hatten die beiden zusammen in Sophies Zimmer gespielt, bevor die Mama sie ins Bett geschickt hatte!
Sophie kam jedoch nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn als sie sich tiefer in die Hecke zu ihrer Puppe beugte, ertönte ein leiser Knall und mit einem »Puff, Beng, Bumm« schien sich alles um das Mädchen herum zu drehen und in die Höhe zu schießen. Benommen schüttelte Sophie den Kopf und staunte nicht schlecht, als sie sich plötzlich unter riesigen Schirmpilzen und Astgewölben mit Blättern so groß wie Schiffssegel wiederfand. Die Grashalme kitzelten sie am Kinn, und als sie sich umblickte, entdeckte sie den Marienkäfer, der vorhin noch auf ihrem Finger gesessen hatte und nun, gleich einem Pferd, beinahe an ihr vorbeizugaloppieren schien. Auf seinem Rücken saß ein kleines Männchen, das immerzu hin- und herschaukelte und dabei in seinem übergroßen orange-gelben Flickenmantel einen amüsanten Eindruck machte.

Als es Sophie entdeckte, sprang es vom Rücken seines wundersamen Reisegefährts herunter, schnappte das Mädchen an der Hand und hatte seinen Weg schon fortgesetzt, noch bevor dieses überhaupt wusste, wie ihm geschah. Schon wandte es sich an Sophie, die alle Hände voll zu tun hatte, nicht von dem glatten Marienkäfer herunterzurutschen: »Erlaube mir, dass ich mich vorstelle: Ich bin der Wächter Kunibert und ich habe den Befehl, dich zum König zu bringen!« – »Zum König? Wen meinst du? Und warum bin ich überhaupt hier?«, entgegnete Sophie überrascht und wusste nicht, ob sie sich freuen oder fürchten sollte. – »Du kennst unseren König nicht? Darf ich vorstellen: Ihre Majestät König Kunibert der Erste und erlauchtester Gebieter über das Heckenreich!« Bei diesen Worten kramte das Männchen eine kleine schiefe Krone aus Geäst unter seinem Mantel hervor und setzte sie sich flink auf den Kopf. Sophie konnte sich bei diesem Anblick das Lachen nicht verkneifen und hörte kaum hin, als das Männchen fortfuhr: »Als Menschenkind musst du dem König gehorchen, seine Bediensteten respektieren und allen Einwohnern des Heckenreiches ihre Wünsche von den Lippen ablesen!«

Sophie starrte den gekrönten Kunibert mit großen Augen an. »Wenn du ein Wächter bist und gleichzeitig auch der König«, fragte sie, »wer sind dann die ganzen Mägde, Angestellten und Untertanen, von denen du sprichst?« – »Na kannst du sie denn nicht sehen? Sie sind hier und dort und überall!« Bei diesen Worten hüpfte Kunibert umher, unter Zweigen hindurch und über Blätter hinweg, präsentierte sich in immer neuen Posen und formte sich Kopftücher aus Grashalmen oder Regenschirme aus Pilzen. Sophie war so verwundert, dass ihr der Mund vor Staunen offenstand. Offenbar bestand das gesamte Heckenvolk nur aus diesem wundersamen kleinen Kerl, der jede seiner Rollen so sehr liebte, dass ihm vermutlich nicht mal aufgefallen war, wie allein er hier lebte.
»Worauf wartest du?«, rief das Männchen ihr zu und Sophie kam gar nicht dazu, über den Sinn seiner Frage nachzudenken. Schon hatte Kunibert sie wieder bei den Händen gegriffen und plapperte munter auf sie ein: »Die Untertanen haben in ihrem Reich ein riesiges Geschöpf entdeckt, wie ein Menschenkind, nur viel größer als du! Weil es dir gehört, möchten sie, dass du es ihnen gibst, damit die Kinder einen Gefährten zum Spielen haben. Du musst dir nur wünschen, dass es kleiner wird, dann können sie es auch schon an sich nehmen!«

Sophie spürte einen dicken Kloß im Hals, als sie daran dachte, ihre geliebte Charlotte einem anderen überlassen zu müssen: »Aber…« – »Vergiss nicht, ich bin der König und Menschenkinder müssen mir gehorchen!«, fiel ihr Kunibert ins Wort. »Ich zähle bis drei, dann schließt du die Augen und denkst an deinen Wunsch!« Voller Vorfreude auf seinen neuen Spielkameraden hüpfte Kunibert auf und ab, hielt jedoch inne, als er die Tränen in Sophies Augen entdeckte: »Warum weinst du?« Sophie seufzte und erklärte ihm schniefend, dass die Puppe ihre beste Freundin sei, die sie nie im Stich lassen könnte. Da ergriff den kleinen Mann das Mitleid, er zog zwei Taschentücher aus seinem Flickenmantel hervor und stimmte in Sophies Tränenfluss mit ein. »Aber ich bin doch auch alleine und wünsche mir nichts sehnlicher als einen Freund«, klagte Kunibert mit hängendem Kopf.
So saßen sie beide nebeneinander unter einem großen Schirmpilz und hingen ihren Gedanken nach. Die Nachmittagssonne stand schon hoch am Himmel, als Sophie plötzlich eine Idee hatte und begeistert meinte: »Hör zu, mein lieber Kunibert: Wir beide können doch Freunde sein! Ich kann dich jeden Tag besuchen und wenn du möchtest, bringe ich auch Charlotte mit. Du musst uns beide nur klein zaubern, dann können wir zusammen auf Entdeckungstour gehen!«

So kam es, dass Sophie und ihre Puppe den kleinen Mann jeden Tag in seiner Hecke besuchten und mit all den gemeinsamen Erlebnissen nicht nur eine neue Sichtweise auf die Welt in ihrem Garten, sondern auch einen engen und treuen Freund gewannen, mit dem sie viele schöne Erinnerungen teilten.

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Gute-Nacht-Geschichte 7

Die Farben der Welt

Eine Geschichte von Steffen Woywode

Ganz tief im Schlottermotter-Meer, wo die Dunkelheit sich in Finsternis hüllt, sollen angeblich die schaurigsten und absonderlichsten Kreaturen hausen, die noch nie das Licht der Welt erblickt haben.

Unter ihnen lebten auch die Glunkelfünkchen, die so gar nicht dem weitverbreiteten Monster-Klischee mit riesigen Glubschaugen, Klauen und Reißzähnen entsprachen. Ihr ganzer Körper war von einem inneren Licht-Farbspiel und einem ständigen Glitzern und Funkeln erfüllt. Auf dem Kopf hatten sie zwei Leuchtfühler und mehrere kleine flossenförmige Auswüchse, die ihnen das Aussehen von exotischen Blüten verliehen. Die Glunkelfünkchen besaßen magische Kräfte. Ihre Leuchtstrahlen durchbrachen die Finsternis und drangen bis hinauf zu den oberen Meeresschichten, wo sie sich in einem geheimnisvollen Farben- und Formenreichtum entfalteten. Das Schlottermotter-Meer war an manchen Tagen geradezu erfüllt von einem unterseeischen Feuerwerk. Hier und da durchbrachen vereinzelt vielfarbige Lichtströme die Meeresoberfläche und bildeten fantastische und flackernde Gestalten, die sich langsam in den luftigen Weiten auflösten.

Obwohl die kleinen leuchtenden Wesen ihr Reich in den dunklen Tiefen liebten, so waren sie doch zugleich neugierig, wie die obenliegende Welt des Lichts aussah. Schon oft hatten sie fantastische Geschichten von den vorbeiziehenden Fischschwärmen gehört und auch schon viele versunkene Schiffe und Schätze gefunden. Die Sehnsucht der Glunkelfünkchen wurde immer stärker und stärker. Eines Tages stand die erträumte Reise plötzlich und unerwartet vor ihrer Tür. In den dunklen Tiefen und Labyrinthen des Schlottermotter-Meeres tauchte ein riesiger Weiß-Zackenwal auf, der die Glunkelfünkchen um Hilfe bat.

Weiß-Zackenwale besitzen die einzigartige Fähigkeit, schwimmen und fliegen zu können. Der Wal war als Bote im Auftrag der Weissanier und Schwarziner unterwegs, deren tyrannische Herrscher vor langer Zeit mit Hilfe eines bösen Zaubers alle Farben aus ihrem Königreich verbannt hatten und seitdem nur mit Schwarz und Weiß vorliebnahmen. Mit den Farben hatten die Weissanier und die Schwarziner zugleich auch ihr Glück, ihre Liebe und ihre Fantasie verloren. Nach langen Jahren der Unterdrückung war das alte Herrscherhaus schließlich von den Untertanen gestürzt worden und die Farben sollten endlich wieder aus ihrer Verbannung befreit werden. Alle Beschwörungen und Versuche der Gelehrten und Zauberer waren jedoch bisher erfolglos geblieben. Unter den Weissaniern und Schwarzinern erzählte man sich jedoch seit langem Legenden von den magischen Glunkelfünkchen und viele Boten wurden ausgeschickt, um die sagenhaften Wesen zu suchen. Der Weiß-Zackenwal war bereits seit vielen Monaten unterwegs, bis er endlich am farbensprühenden Schlottermotter-Meer ankam.

Natürlich sicherten die Glunkelfünkchen den Weissaniern und Schwarzinern ihre Hilfe zu und geleiteten den Wal mit farbenfrohem Leuchten bis an die Grenze der dunklen Meerestiefen. Hier angekommen nahm der Wal sie nun in seinem großen Maul auf und schwamm mit ihnen weiter bis zur Oberfläche des Meeres. Zum ersten Mal im Leben erblickten die Glunkelfünkchen jetzt das Sonnenlicht und waren wie geblendet von der Helligkeit und Wärme der neuen Umgebung. Vereinzelte Wolkenschleier umspielten den azurblauen Himmel.

Der Weiß-Zackenwal reiste mit den kleinen schillernden Wesen kreuz und quer durch das große und endlos erscheinende Schlottermotter-Meer. Am Rand des Meeres angekommen erhob sich der Wal mit sanften Flossenschlägen in die Lüfte. Unter ihnen breiteten sich grüne Wälder, farbenprächtige Blumenwiesen, schillernde Flüsse und bunt gesprenkelte Dörfer und Städte aus.

Auf diese Weise gelangten sie schließlich zu den schwebenden Inseln der Weissanier und Schwarziner. Ein trostloses Bild offenbarte sich den Glunkelfünkchen, das völlig im Gegensatz zu den bisher gesehenen Farbwelten stand. Die schwebenden Inseln wirkten wie unberührte Leinwände oder leere Buchseiten, die mit nichts als Eintönigkeit und Farblosigkeit gefüllt waren. Über den gesamten Rand der höchsten Insel ergoss sich der tosende Finster-Wasserfall, der rein schwarzes Wasser führte, auf die darunterliegenden Inseln.

Als der Wal am Ufer des Pechschwarzen Meers nahe der Hauptstadt Weiss-Nicht-Heim landete, bildete sich sofort ein riesiger Volksauflauf um die Neuankömmlinge herum. Von sämtlichen Inseln und Stämmen waren Abgesandte eingetroffen. Alle sahen in den Glunkelfünkchen die langersehnten Retter aus ihrer entsetzlichen Leere, denn wie das Land waren auch seine Bewohner in glückloser, liebloser und fantasieloser Eintönigkeit gefangen.

Die Glunkelfünkchen machten sich, ohne lange zu überlegen, sofort ans Werk und erfüllten das unglückliche Land mit einer magischen Flut an Formen und Farben. Die weiß-schwarze Tristesse wurde mit einem Mal von kleinen und großen Rissen durchzogen. Glitzernde und schillernde Lichtströme durchzogen die Lüfte und bildeten eine wahre Symphonie an fantastischen und geheimnisvollen Bildern. Schließlich platzte die ganze Hülle des Landes auf und eine faszinierende und magische Vielfalt offenbarte sich den Inselbewohnern, die sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht schöner hätten ausmalen können. Menschen und Tiere, Städte und Landschaften erstrahlten in den vielfältigsten Farbkompositionen. Es gab buntkarierte und gestreifte Häuser, gepunktete und geblümte Kleider, funkelnde Felle und Gefieder, rot und blau belaubte Bäume, smaragdgrüne Flüsse und Seen.

Die neue Welt war ein wahres Feuerwerk an Fantasie, Glück und Liebe, das sich in den Herzen ihrer Bewohner widerspiegelte. Alle Gefühle und Gedanken waren gleich dem Land von einem inneren und unbeschreiblichen Leuchten erfüllt.

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Gute-Nacht-Geschichte 8

Die Schlumpidus

Eine Geschichte von Steffen Woywode

Die Schlumpidus waren eine ganz außergewöhnliche Familie, wie es sie im endlos erscheinenden Universum kein zweites Mal gab.

In der kleinen Rasselbande vereinten sich fünf aufgeweckte und unbeschreibliche Wesen, die über und über aus einem kunterbunten Allerlei aus Stoffresten, Flicken und Knöpfen bestanden. Kariert und geblümt, gepunktet und gestreift, fransig und samten. Genauso einzigartig wie ihr Aussehen waren ihre Namen: Klimbim, Ratzfatz, Bimbam, Zickzack und Rumbum.

Die Heimat der Schlumpidus war der winzige Planet Flickonia, der sich aus einer Vielzahl unterschiedlichster Materialien und Geschöpfe zusammensetzte. Es gab friedliche Reißverschluss-Wölfe, kreuz und quer umherrollende Wollknäuel-Schafe, vielfarbige Holzknopf-Blumen, streusel-spuckende Katapult-Vulkane, lautstarke Knallhupen-Fische, sich beliebig stapelnde Bauklotz-Käfer, weitläufige Nadelkissen-Wiesen, gigantische Riesen-Filz-Gebirge, bunt schillernde Seifenblasen-Puste-Seen, wilde Hampelhüpf-Bären, sich beständig schüttelnde Rassel-Bäume und leuchtende Ballon-Vögel. Genauso ungewöhnlich wie ihr Planet war auch das Haus der Schlumpidus, das die Form eines riesigen Brumm-Kreisels aus bunt bedrucktem Blech besaß. Der Brumm-Kreisel war in einer ständigen und langsamen Bewegung, die von einer leisen und fröhlichen Melodie begleitet wurde.

Jedes Familienmitglied besaß ganz besondere und individuelle Eigenschaften. Klimbim war ein äußerst fürsorglicher und besonnener Zeitgenosse, Ratzfatz sprühte vor Witz und Naseweisheit, Bimbam ließ kein noch so verwegenes und wildes Abenteuer aus, Zickzack quoll über vor ausgeflippten und chaotischen Ideen und Rumbum liebte das Verträumte und Einfühlsame. Alle zusammen ergaben sie ein kunterbuntes und sich ergänzendes Allerlei aus Fantasie und Spaß.

Die meiste Zeit über tobten die Fünf beim Fangenspielen im vielklingenden Rassel-Bäume-Wald, beim Reiten auf den wilden Wollknäuel-Schafen, beim Planschen im farbenprächtigen Seifenblasen-Puste-See, bei der aufregenden Streuseljagd an den Katapult-Vulkanen und beim Versteckspielen in den Labyrinthen des Riesen-Filz-Gebirges aus. Zudem waren die fünf Schlumpidus auch sehr musikalisch veranlagt und spielten liebend gern auf dem Zikkophon, der Klavonika, einem Grammombel, der Ompolele und der Fluxunette.

Eines Tages beschlossen die Schlumpidus auf große Tournee quer durchs Universum zu gehen. Mit ihrem Brumm-Kreisel-Haus, das zugleich ein Raumschiff war, machten sie sich auf den Weg zu fernen und unbekannten Welten.

Während ihrer Reise trafen sie unzählige exotische Wesen, die sie freundlich auf ihren Heimatplaneten willkommen hießen. Da waren die Vielzuviels, die wilden Radau und Trubel verabscheuten und lieber alles gemütlich angingen. Auf ihrem Planeten schien die Zeit wie dickflüssiger Sirup bedächtig dahinzugleiten. Überall waren riesige umherschlendernde Sessel zu sehen, auf denen Vielzuviels gemütlich herumlümmelten. Andere Bewohner machten ausgiebige Puzzlespiele, kullerten langsam in der Gegend herum oder pflegten liebevoll ihre Blumengärten. Ansonsten war ihnen einfach alles viel zu viel.

Ganz im Gegensatz dazu wirkten die Schwatzianer, die ständig am Erzählen und Ausschauhalten nach neuen Geschichten waren. Der ganze Planet war von einem beständigen Raunen und Flüstern erfüllt, das wie sanftes Meeresrauschen klang. Über alles und jeden wussten die Schwatzianer etwas zu erzählen. Genauso geschwätzig waren auch die Tiere und Pflanzen des Planeten: angefangen von Gemunkel-Hasen, Blabla-Katzen und Plauder-Ziegen bis hin zu Tratsch-Bäumen, Schnack-Blumen und Laber-Sträuchern. Alle Bewohner besaßen ihre ganz eigene Erzählweise und Sprache.

Dieser Geschäftigkeit in nichts nach standen die Nimmernieschläfer, die niemals müde wurden und kreuz und quer umherwuselten. Immerzu hatten sie irgendwas, irgendwo und irgendwann zu tun. Die Besonderheit der Nimmernieschläfer bildeten ihre zwei Köpfe, die häufig miteinander stritten, welche Aufgaben als nächstes zu erledigen waren. Jeder Kopf hatte natürlich seinen eigenen Dickschädel und wollte den eigenen Interessen nachgehen. Auf diese Weise hielten sich die Nimmernieschläfer nie lange mit einer Sache auf und waren stets auf dem Sprung zu neuen Taten.

Auf jedem Planeten gaben die Schlumpidus den Bewohnern ein unvergessliches Konzert, das die Zuhörer mit den mitreißenden Klängen der einzigartigen „Schlumpidu-Blues“-Stücke begeisterte. Natürlich wurden daneben auch viele neue Freundschaften geknüpft und fantastische Erlebnisse ausgetauscht. Die Schlumpidus hatten das Universum sozusagen im kunterbunten Sturm erobert.

Auf diese Weise erlebte die fünfköpfige Rasselbande während der Tournee viele außergewöhnliche und verrückte Geschichten, die sich wie sie selbst manchmal besonnen, manchmal witzig, manchmal wild, manchmal chaotisch und manchmal verträumt gestalteten. Eine vielfältige Mischung, die ihr Leben zu einem wundervollen und magischen Abenteuer werden ließ…

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Gute-Nacht-Geschichte 9

Schiff ahoi!

Eine Geschichte von Ingrid Annel

»Auspacken können wir später«, rufen Anja und Paul wie aus einem Mund. Viele Stunden hat die Fahrt in den Urlaub gedauert, jetzt wollen sie sofort an den Strand, die Ostsee begrüßen.

Als sie oben auf der Düne stehen, öffnet sich vor ihnen die Weite des Meeres und des Himmels. Der ganze Strand ist voller Menschen. Überall hocken Kinder am Ufer, um Sandburgen zu bauen.
»Da hinten ist noch ein freier Platz«, zeigt Paul am Ufer entlang. Unterwegs bewundern sie die fertigen Burgen: einfache Kleckerburgen, aber auch richtige Schlösser und Paläste, mit Zinnen und Türmen.
»Und wie soll unsere Burg aussehen?«, fragt Anja.
»Wir bauen keine Burg, sondern einen großen Dom.«
»Ob wir das schaffen?«, zweifelt Anja.
»Dann eben eine kleine Kirche«, lacht Paul.

Schon schaufeln und buddeln sie drauflos, schichten Sand auf für das Kirchengebäude. Vorne bauen sie einen Glockenturm an, die Seiten stützen sie mit Säulen ab. Vorsichtig graben sie schmale Fenster in den feuchten Sand. Und eine Tür mit spitzem Bogen.
»Das ist eine echte Sandsteinkirche«, freut sich Paul. Aber Anja ist noch nicht zufrieden. »Sie müsste noch farbige Fenster bekommen«, meint sie.
Die beiden suchen nach Muscheln und kleinen Steinen. Anja findet einen Bernstein, der im Sonnenlicht zu leuchten beginnt. »Der passt gut in ein Fenster«, jubelt sie.

Am Abend, als alle Badegäste längst zu Hause sind, bestaunen die Strandmöwen all das, was im Laufe des Tages gebaut wurde. Sie hüpfen von Burg zu Burg und kreischen vor Begeisterung, wenn sie ein besonders großes und schönes Bauwerk finden. Da entdecken sie die kleine Kirche.
»Eine Kirche? Die hatten wir noch nie!«, schreien sie laut durcheinander. Bis die älteste der Möwen gebietet: »Jetzt haltet doch mal euren Schnabel!« Schlagartig sind alle Möwen still. Und da hören sie etwas: Glockengeläut.

Verwundert schauen sie auf die Sandkirche und rücken näher heran, um es deutlicher zu hören. Tatsächlich, Glockenläuten! Unglaublich, das müssen sie gleich aller Welt verkünden: Die kleinste Kirche der Welt, und so ein schöner Glockenklang! Auf und davon fliegen die Möwen, in den abendlichen Himmel.
Leiser und leiser werden die Glocken, die vom Dorf herüber klingen. Da treffen ganze Schwärme von Marienkäfern am Strand ein. Sie schauen zu, wie der Wind die Wellen immer weiter den Strand hinauf treibt. Eine Burg nach der anderen versinkt im Meer. Schon greift das Wasser nach der kleinen Kirche. Doch da hebt eine Welle mit einem Ruck das ganze Bauwerk in die Höhe und trägt es aufs Meer hinaus.

Die Marienkäfer, die oben auf dem Kirchendach sitzen, staunen. Bis der schlaueste Käfer meint: »Ich habe ja schon gehört, dass große Kirchen aus mehreren Kirchenschiffen bestehen. Warum das so heißt, weiß ich nicht. Aber das hier, das ist ein richtiges Kirchenschiff. Mit dem wollen wir in die Welt segeln.« »Ja, auf in die weite Welt! Schiff ahoi!«, rufen die anderen Käfer. Und lassen sich von ihrem Schifflein aufs Meer hinaus tragen. 

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Gute-Nacht-Geschichte 10

Die Sprichwort-Hexe Maja

Eine Geschichte von Kerstin Noack

In einem kleinen Wald am Rande des Hexenberges lebt die Sprichwort-Hexe Maja. Warum man sie so nennt? Das werdet ihr erfahren!

Nach einem langen Tag im Hexenwald, wenn sich Kater Nunzius auf sein flauschiges Kissenbett vor dem Kamin kuschelt, ist für die kleine Hexe Maja die Nacht noch längst nicht angebrochen. Bevor Maja abends zu Bette geht, fegt sie noch einmal wie ein Wirbelwind durch die Stube. Wenn Kater Nunzius und Eule Rufus sie verdutzt ansehen, sagt Maja stets nur »Ordnung ist das halbe Leben!« Erst dann heißt es für die kleine Hexe: Schlafenszeit!

Auch früh am Morgen hört man schon Radau aus dem Wald am Rande des Hexenberges dröhnen. Noch bevor der erste Sonnenstrahl die kleine Hexenhütte erreicht hat, ist Maja auf den Beinen. Getreu dem Motto: „Morgenstund´ hat Gold im Mund“ werkelt sie in der Küche und klappert mit Töpfen, Pfannen und Tassen. Zum Frühstück zaubert sie für sich und ihre tierischen Freunde stets die tollsten Leckereien wie dicke, runde Pfannkuchen mit Ahornsirup und warmen Kakao.

Nach dem Frühstück erwartet Maja heute Besuch von ihrer Tante Gundula, die sich aber erst zur Mittagsstunde blicken lässt. Abgehetzt kommt sie durch den Wald geflogen. Maja stört das nicht. »Besser spät als nie!«, kichert sie und schnappt sich ihren Besen. An diesem Tag ist Hexenflohmarkt auf dem Hexenberg. Kater Nunzius will die beiden begleiten, doch Maja ermahnt ihn: »Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch!« und fliegt geschwind davon.

Tante Gundula kommt kaum hinterher. »Den Letzten beißen die Hunde!« hört sie die kleine Hexe noch rufen. Doch Maja ist zu schnell unterwegs. Als Tante Gundula sie endlich einholt, sieht sie die kleine Hexe kopfüber am Ast eines Baumes hängen und kann sich vor Lachen kaum halten. »Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!«, schimpft Maja über die Schadenfreude ihrer Tante.

Vom Baum geholt und endlich auf dem Flohmarkt des Hexenberges angekommen, flanieren die zwei Hexen durch die gefüllten Stände mit Zaubertränken, Hexenkesseln, schwarzen Umhängen, Hüten und herrlichen Gaumenfreuden. Plötzlich wird es finster auf dem Hexenflohmarkt, denn am Himmel brauen sich dicke Gewitterwolken zusammen und schon bald fängt es an, in Strömen zu regnen. Maja versucht, ihre bereits durchnässte Tante zu beschwichtigen. »Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung!«, spricht sie und zaubert gleich zwei knallrote Regenmäntel herbei, mit denen die zwei wieder geschwind in das schützende Dickicht des Hexenwaldes flüchten.

Als Maja und Tante Gundula am Abend wieder in dem Häuschen im Hexenwald ankommen, streiten sich Kater Nunzius und Eule Rufus gerade um eine große Schachtel Schokoladenkekse. Geschwind geht Maja dazwischen und schnappt sich die begehrten Leckereien. »Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte«, flüstert sie Tante Gundula mit einem Augenzwinkern zu und bereitet einen fruchtigen Tee für die Zeit, bis das Gewitter endlich nachlassen würde. »Abwarten und Tee trinken! Das hat schon meine Großmutter immer gesagt«, erzählt Maja. Als Blitz und Donner dann endlich vorbeigezogen zu sein scheinen, traut sich der ängstliche Kater Nunzius unter dem Sofa hervor. Doch ein letzter großer Donnerknall fährt durch den tiefen Hexenwald und das Katerchen flüchtet mit einem Sprung wieder in sein Versteck.

Maja blickt mit einem Lächeln in den Spalt unter dem Sofa und spricht ermutigend: »Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!«, holt den zitternden Freund unter dem Sofa hervor und kuschelt sich mit ihm vor den Kamin, wo sie und Tante Gundula ihm solange die spitzen, flauschigen Ohren kraulen, bis er ganz sanft eingeschlafen ist.

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Gute-Nacht-Geschichte 11

Hotzenpock und Rumpedumm

Eine Geschichte von Antje Frenzel

In einem Wald, der so groß war, dass kein Mensch hindurchlaufen konnte, lebten zwei Freunde, die unterschiedlicher nicht sein konnten.

Der eine war ein Zwerg, ganz winzig, von vielen wurde er oft übersehen, und der andere ein Riese, zumindest für die Zwerge. Der kleine hieß Rumpedumm und sein großer Freund war Hotzenpock. Sie kannten sich schon, seit sie in der Schule nebeneinander saßen, und waren wirklich die allerbesten Freunde. An einem nassen, trüben Tag ging Rumpedumm zu seinem Freund Hotzenpock, weil er mit ihm Pilze sammeln wollte. Rumpedumm liebte Pilze – in Soßen, in Eierkuchen oder mit Nudeln. Es gab nichts, was er nicht schon mit ihnen versucht hatte. Hotzenpock mochte Pilze auch sehr gern, aber noch viel lieber mochte er Holunderbeeren, weil sie die Zunge so schön blau machten – und außerdem kam er an die viel besser ran als an die Pilze unten am Boden.

Nachdem sich die Freunde bei einem leckeren Frühstück gestärkt hatten, brachen sie also auf in den feuchten, kalten Wald – es war genau das richtige Wetter für Pilze und Beeren. Rumpedumm hatte eine schicke, wasserdichte Jacke an, damit er nicht nass wurde und zu frieren begann. Sein Freund der Riese meinte, er bräuchte sowas nicht. »Ich bin so groß, mir wird schon nicht kalt«, sagte er. Rumpedumm sagte ihm, dass das keine gute Idee wäre, aber Hotzenpock wollte einfach nicht auf ihn hören.

Nach einer Weile hatten der Zwerg und der Riese ihre Körbe gut gefüllt und machten sich auf den Heimweg. Hotzenpock hatte schon ganz nasse Füße und freute sich, diese am knisternden Feuer wieder aufzuwärmen. Als sie ankamen, begann sein kleiner Freund die Pilze und Beeren zu putzen und zu kochen. Auf einmal hörte er ein lautes Poltern und rannte ganz aufgeregt in die Stube, wo der Riese Hotzenpock über den Boden rollte. »Was ist denn hier passiert?«, fragte Rumpedumm erstaunt und auch ein bisschen verängstigt. »Ich musste ganz doll niesen  und dann bin ich plumps vom Stuhl gefallen«, antwortet Hotzenpock ein wenig beschämt. »Außerdem kratzt es ganz schlimm in meinem Hals, was das bloß ist?«, wunderte sich der Riese, bevor er sich auf sein großes, grünes Plüschsofa hievte.

Rumpedumm wusste sofort Bescheid. Sein Freund hatte sich eine Erkältung eingefangen und das nur, weil er nicht auf ihn hören wollte. »Du nimmst jetzt erst einmal ein heißes Bad in der Wanne. Das bekommen wir schon wieder hin«, rief der Zwerg, als er in die Küche ging. Hotzenpock machte sich sofort ins Bad, denn er hatte ja heute Morgen auch nicht gehört und was hatte er davon – eine Rotznase. Der Zwerg machte sich am Ofen sofort ans Werk. »Nur gut, dass wir heute so viele Holunderbeeren gefunden haben, daraus werde ich einen schönen Saft machen, der wird den Hotzenpock schon wieder auf die Beine bringen. Und dann mach ich ihm noch eine leckere Suppe aus Pilzen, die gibt ihm noch mehr Kraft.«

Nachdem Hotzenpock eingepackt in Decken auf dem Sofa Platz genommen hatte, machten es sich die beiden Waldmenschen bequem und ließen sich das leckere und gesunde Essen so richtig schmecken. Rumpedumm schickte seinen Freund aber früh ins Bett, damit er sich gesund schlafen konnte. Er selbst legte sich dann aufs Sofa, weil er seinen alten Freund in diesem Zustand nicht allein lassen wollte.

Am nächsten Morgen schien die Sonne durch das Fenster in Hotzenpocks Baumhöhle und weckte die beiden. Dem Riesen ging es zum Glück schon vieeel besser und er bereitete für sich und Rumpedumm das Frühstück zu, um sich bei seinem Kumpel zu bedanken, machte er für ihn ein Pilzomelett.

Drei Wochen später waren die beiden wieder zum Pilze suchen und Beerensammeln verabredet. Auch dieses Mal hatten sie mit dem Wetter kein Glück, aber das war nicht schlimm, denn Hotzenpock hatte sich schicke rote Gummistiefel und eine tolle blaue Regenjacke gekauft und war nun gegen Wind und Wetter geschützt.

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Gute-Nacht-Geschichte 12

Frieda Faulpelz

Eine Geschichte von Helga Licher

Frieda Faulpelz lebte in einem kleinen Haus am Rande der Stadt. Sie verbrachte den Tag meistens im Bett, denn Frieda war immer müde und hatte keine Lust aufzustehen.

Eines Morgens, Frieda lag gerade friedlich schlummernd in ihren Kissen, klingelte es laut an der Haustür. Erschrocken sprang Frau Faulpelz aus ihrem Bett und schlich leise zum Fenster. Vorsichtig spähte sie durch die Vorhänge und sah einen Mann in einer Uniform vor der Haustür stehen.
»Hallo Frieda Faulpelz, machen Sie bitte die Tür auf, ich habe Post für Sie!«

Frieda überlegte, wer sollte ihr wohl schreiben? Misstrauisch öffnete sie die Tür einen Spalt und sah den Postboten fragend an. »Ist der Brief wirklich für mich?«

Der Postbote nickte nur und reichte ihr einen blauen Umschlag, der mit einer bunten Briefmarke beklebt war.
Frieda schloss die Haustür schnell wieder und setzte sich auf das Bett, um den Brief zu lesen.
»Liebe Frieda«, stand da geschrieben, »ich komme dich heute besuchen. Viele Grüße deine Tante Gundel.«
Frieda war sprachlos, sie konnte sich kaum an Tante Gundel erinnern. In den letzten Jahren hatte sie nie Besuch bekommen. Ratlos sah sie sich im Zimmer um. Überall stand schmutziges Geschirr und die Fenster mussten auch dringend geputzt werden.

Auf den Schränken lag eine dicke Staubschicht und auf den Fensterbänken standen vertrocknete Blumen. So konnte Frieda keinen Besuch empfangen. Schnell stand sie auf, band sich eine bunte Schürze um und räumte zuerst das Schlafzimmer auf. Sie zog bunte Bezüge auf die Kissen und legte ihre Strümpfe in den Kleiderschrank.
Dann wusch sie das Geschirr ab, putzte die Fensterscheiben und wischte den Fußboden blitzblank. Zum Schluss rührte sie noch den Teig für einen Schokoladenkuchen an. Frieda holte das beste Geschirr aus dem Schrank, legte eine bestickte Decke auf den Küchentisch und stellte frische Blumen in eine Vase.

Zufrieden setzte Frieda Faulpelz sich in den Sessel und sah sich stolz um. So gemütlich hatte es schon lange nicht mehr in ihrem Haus ausgesehen. Gerade als sie den Kuchen aus dem Backofen holen wollte, hörte sie Tante Gundels laute Stimme: »Hallo Frieda, öffne die Tür, ich bin da!«

Frieda lief zur Haustür und wurde stürmisch von ihrer Tante begrüßt.
Sie tranken Kaffee, aßen von dem köstlichen Kuchen und hatten sich sehr viel zu erzählen. Es wurde ein wunderschöner Nachmittag und Frieda versprach Tante Gundel demnächst auch zu besuchen.

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Gute-Nacht-Geschichte 13

Die Prinzessin ohne Namen

Eine Geschichte von Helga Licher

Im Königreich „Hinter den Bergen“ lebte ein Königspaar mit seinen drei Söhnen Kurt, Flori und Tobi. Da der König sich schon lange eine Tochter wünschte, war die Freude riesengroß, als eines Tages endlich eine kleine Prinzessin geboren wurde.

Der König und die Königin riefen den Hofstaat zusammen, um zu beraten, wie das kleine Mädchen heißen soll.
»Wir nennen sie Isolde«, sagte der König und strich seinem Töchterchen über die blonden Locken. Die Königin schüttelte energisch den Kopf.
»Nein, sie soll Mechthilde heißen wie meine Mutter.«
Doch dieser Name gefiel den Hofdamen der Königin gar nicht. Die Eltern der Prinzessin grübelten die ganze Nacht, doch sie konnten sich auf keinen Namen einigen.
Und so kam es, dass das Mädchen von allen nur „Prinzessin“ gerufen wurde.
»Prinzessin, komm, wir spielen...«, rief Kurt und lief mit seinem Ball in den Garten. Flori hatte Mitleid mit seiner Schwester und schenkte ihr ein Herz aus Schokolade.
»Sei nicht traurig Prinzessin, wir mögen dich auch ohne Namen.«
Traurig wandte die Kleine sich ab, setzte sich auf eine Bank und sah ihren Brüdern beim Spielen zu.

»Ach, wie gerne hätte ich einen schönen Namen. Jeder Schlossbewohner hat einen Namen. Der Koch heißt Benno und der Diener wird Gustav gerufen. Nur ich werde Prinzessin genannt.« Das Mädchen begann bitterlich zu weinen.

Plötzlich raschelte es im Laub und ein vorwitziger Hase streckte schnuppernd sein Näschen in den Wind. Verwundert schaute er auf die weinende Prinzessin und hoppelte näher zur Bank. Eine weinende Prinzessin hatte er in diesem Schlosspark noch nie gesehen.
»Warum bist du so traurig?«, fragte der Hase neugierig.
Die Prinzessin trocknete rasch ihre Tränen und hockte sich zu dem Häschen ins Gras.
»Ich möchte endlich einen richtigen Namen und nicht immer nur Prinzessin gerufen werden«, sagte sie leise.

Der kleine Hase lachte und rieb sich nachdenklich sein Näschen.
»Du hast Recht, eine Prinzessin ohne Namen ist keine richtige Prinzessin. Du hast wunderschöne Haare, sie leuchten in der Sonne wie ein Himmel voller Sterne und deine Augen strahlen wie Diamanten. Der Name Sternenzauber würde gut zu dir passen.«
Die Prinzessin lachte und klatschte vor Begeisterung in die Hände.
»Das ist ein wunderschöner Name, danke kleiner Hase.«
Das Mädchen war überglücklich und lief schnell ins Schloss, um ihren Eltern von dem kleinen Hasen zu erzählen.

Dem König und der Königin gefiel dieser Name sehr gut und zwei Tage später wurde im Schloss ein großes Fest gefeiert und die Prinzessin auf den Namen „Sternenzauber“ getauft.

Von diesem Tag an bekam das Häschen von der glücklichen Prinzessin Sternenzauber jeden Tag die größte Mohrrübe, die im Schlossgarten wuchs.

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Gute-Nacht-Geschichte 14

Die Schneeflocken

Eine Geschichte von Antje Frenzel

Lilli war eine kleine, freche Sommerfee mit prächtig glänzenden Flügeln. Wenn die Sonne auf sie schien, glitzerten sie in einem warmen goldenen Ton und wenn die Sonne sich hinter den Wolken ausruhte, dann leuchteten sie in einem kräftigen Purpur. Zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrer kleinen Schwester Loretta wohnte sie in einem Feenbaum.

Ein Feenbaum ist ein alter knorriger Laubbaum, in dem sehr viele Feenfamilien leben. Lillis Baum war eine alte Eiche, die schon mindestens 100 Jahre an ihrem Platz stand und in der nur Sommerfeen lebten. Im Herbst und im Winter konnten diese Feen nicht draußen spielen, denn der schwere Regen, der fiese Wind und der eisige Schnee hätten ihre Flügel gebrochen. Das war in etwa so schlimm, als würde sich ein Menschenkind den Arm brechen. Also nicht wirklich, wirklich schlimm, doch so schlimm, dass man es lieber nicht riskieren sollte.
Lilli fand das doof, sie mochte die dicken, klaren Regentropfen und sie liebte die vorlauten Herbstwinde, die das bunte Laub durch den Wald pusteten. Aber am allermeisten von allen hatte sie die Schneeflocken lieb, denn sie hatten alle eine einzigartige Form und waren so schön. Ihr größter Wunsch war es, einmal mit ihnen durch einen Wintertag zu tanzen.

»Mama«, sagte sie an einem besonders frostigen Wintermorgen voller Aufregung, »heute werde ich mit den Schneeflocken tanzen!« – »Aber Lilli, du weißt doch, dass es nicht geht. Deine Flügel würden einfrieren und brechen und dann müsstest du zum großen Sommerfeenfest im Bett liegen. Willst du das?« – »Aber wenn ich aufpasse? Ich kann mir doch einen Schutz über die Flügel legen. Dann geht es bestimmt«, sagte die kleine Fee sehr störrisch und ihre Mutter antwortete ebenso entschieden: »Nein! Das kommt nicht in Frage.«

Diese Antwort hörte Lilli schon gar nicht mehr. Sie überlegte, wie sie es schaffen könnte, ihre filigranen Flügel vor den wunderschönen Schneeflocken zu schützen. Die Winterfeen brauchten keinen Schutz, ihre Feenflügel waren so fest wie die Baumrinde ihrer Feenbäume und so konnten sie dem Schnee, dem Regen und sogar dem Wind trotzen. Bei dem Gedanken an die Winterfeen kam Lilli der Gedanke, sie würde sich einfach Eichenrinde um die Flügel binden und dann müsste es gehen. Gesagt, getan. Heimlich besorgte sie sich in der Nacht ein wenig Rinde aus dem Vorratsraum. Sie wurde dort aufbewahrt, um damit den Baum von innen zu wärmen oder um kleine Risse zu flicken und so den Winterwind draußen zu halten.

Am nächsten Tag hatte ihre Mutter allerhand mit den Vorbereitungen für das Sommerfeenfest zu tun, so dass Lilli sich heimlich davon schleichen konnte. Sie zog sich die Rinde über ihre Flügel und dann sprang sie von der Flugterrasse in das gerade beginnende Schneegestöber. Oh, war das eine Freude. Tausende von Schneeflocken tanzten mit ihr umher und freuten sich mit ihr.

Doch dann passierte etwas, womit die kleine Fee nicht gerechnet hatte, die Rinde deckte ihre Flügel nicht vollkommen ab und so legten sich einige freche Schneeflocken direkt auf ihre Flügel. So schnell sie konnte flog die kleine Sommerfee in Richtung Feenbaum und nun empfand sie die Schneeflocken gar nicht mehr nett und hübsch, sie versperrten ihr die Sicht und immer mehr versuchten, durch die kleinen Ritzen in der Rinde zu kommen. Vor lauter Erschöpfung schaffte sie es gerade noch so an den Feenbaum der Winterfeen. Müde und überfroh, endlich wieder im Trockenen zu sein, schlich sie ins Innere. Hier war sie noch nie gewesen und sie kannte auch keine Winterfeen und hatte deswegen ein wenig Angst vor ihnen. Da kam auch schon eine auf sie zu.

»Was ist denn mit dir passiert und wieso trägst du Rinde um deine Flügel? Bist du etwa eine Sommerfee?« Lilli war selbst zum Reden zu schwach und konnte nur leicht nicken. »Oh, oh. Na dann komm mal fix mit mir mit zu unserer Krankenstation.« Lilli war froh, dass sich die grünlich schimmernde Winterfee Trudi so lieb um sie kümmerte. Auf der Krankenstation wurde ihr die Rinde abgemacht und nun kam das ganze Ausmaß ihres Ausfluges zu Tage. Viele kleine Risse waren in ihren purpurnen Flügeln zu erkennen und da bekam sie es gehörig mit der Angst zu tun. »Oh nein, oh nein, was hab ich nur getan? Ich werde nicht mehr fliegen können!«, begann die verängstigte Lilli zu schluchzen. Doch die Krankenschwester konnte sie beruhigen. »Ein paar Tage Ruhe, eine Schiene und ein bisschen Feentrunk und du bist bald wieder wie neu.«

Durch einen unterirdischen Gang konnte Lilli nach Hause gehen. Sie verabschiedete sich noch schnell von Trudi und lud sie zum Dank zum Sommerfeenfest ein – man konnte eigentlich nur daran teilnehmen, wenn man eine echte Sommerfee war, aber auch, wenn man eine Einladung bekam.

In ihrer Wohnung angekommen, wartete schon Lillis Mutter auf sie. Natürlich hatte sich schon rumgesprochen was geschehen war. Lillis Mutter war so glücklich, dass es ihrem kleinen Feenmädchen gutging, so dass sie gar nicht wirklich böse war und Lilli versprach ihr, auch nie wieder im Schnee spielen zu wollen. »Mit den Schmetterlingen und Bienen um die Wette zu fliegen, macht eh viel mehr Spaß!«

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Gute-Nacht-Geschichte 15

Weihnachten mit Elli und Kamelli

Eine Geschichte von Antje Frenzel

»Juhu, Elli in zwei Wochen ist Weihnachten«, freute sich Kamelli, die kleine Häsin aus dem Morgenwald. Ihre Freundin Elli, auch eine Häsin, die im Zauberwald wohnte, war gerade zu Besuch. Die beiden waren die größten Weihnachtsliebhaber, die man sich vorstellen konnte. Auch dass es bisher noch nicht geschneit, sondern nur geregnet hatte, machte den beiden nichts aus.

Nachdem sie es sich gemütlich gemacht hatten, Tee tranken und Karten spielten, kam Kamelli eine Idee. Sie hatte ihre Freundin Elli so gern, dass sie ihr am nächsten Tag Plätzchen backen wollte. Elli war nämlich ein absolutes Schleckermäulchen und konnte an keiner Süßigkeit vorbeihoppeln, noch ein Grund warum sie die Weihnachtszeit so liebte.

Am nächsten Morgen stand Kamelli schon ganz früh in ihrer Küche und fing an, den Teig zusammenzurühren. Dabei hörte sie auf dem alten Plattenspieler ihrer Mutter Weihnachtslieder und summte den ganzen Morgen fröhlich mit. Gegen Mittag hatte sie schon drei Bleche mit Plätzchen fertig, packte sie in eine schöne Dose und machte sich auf den Weg zu ihrer Hasenfreundin.

Elli freute sich wie ein Schneekönig, es war so lieb von ihrer Freundin Kamelli, dass sie sich den ganzen Morgen in die Küche gestellt hatte, nur um ihr eine kleine Weihnachtsfreude zu machen. Sie kochte für die beiden eine schöne Kanne Weihnachtstee mit Apfel und Zimtgeschmack und deckte den Tisch, dann biss sie herzhaft von einem Keks ab und spuckte ihn sogleich wieder aus. »Igitt, was ist denn das«, rief Elli und guckte in das erschreckte Gesicht ihrer Freundin. »Oh – entschuldige, so hab ich es nicht gemeint, ich freu mich sehr über dein Geschenk, aber irgendwie sind dir diese Plätzchen misslungen«, schob sie schnell hinterher, weil Kamelli schon fast weinte. »Wieso, was ist denn mit meinen Plätzchen...«, schluchzte diese nun. Elli gab Kamelli auch ein Plätzchen, diese biss nun zaghaft davon ab und spuckte es auch gleich aus. »Irks, das ist ja wirklich eklig.« Die beiden grübelten eine Weile, was wohl mit den Keksen passiert war, denn eigentlich war Kamelli eine super Bäckerin. Dann kam Elli eine Idee. »Hast du auch genug Zucker genommen?«, fragte sie. Die traurige Häsin biss noch einmal von einem Plätzchen ab und dann merkte sie, was passiert war. Sie musste die Zuckerdose verwechselt haben – mit der Salzdose. »Oh, Elli das ist mir ja noch nie passiert«, sagte sie ganz beschämt. Elli versicherte ihrer Freundin, dass es überhaupt nicht schlimm wäre, und schlug vor, dass sie beide ja zusammen neue Plätzchen backen könnten.
Gesagt, getan, kauften die Freundinnen die nötigen Zutaten und machten sich ans Werk. Es machte noch viel mehr Spaß, als es heute Morgen schon gemacht hatte, und jetzt passte Kamelli auch besonders auf, dass ihr nicht wieder ein Fehler unterlaufen würde. Und dann passierte es: »Kamelli, schau mal!« Es fing an, zu schneien.
Spätestens jetzt war das Missgeschick wieder vergessen. Es duftete wundervoll in der Hasenküche, im Wohnzimmer knisterte ein Feuer und draußen schneiten dicke Flocken vom Himmel, die sich langsam auf dem nassen Waldboden breit machten. Elli und Kamelli kochten sich noch eine warme Schokolade und genossen dann ihre Plätzchen, die dieses Mal suuuper lecker waren.

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Gute-Nacht-Geschichte 16

Paulchen Naseweiß

Eine Geschichte von Marcel Kesterke

Auf dem Gelände eines großen Zoos leben einige Kaninchenfamilien auf einer großen, grünen Wiese unter großen schattigen Bäumen. Auch Paulchen Naseweiß lebt dort, mit Mama, Papa, Schwester Mia und vielen Kaninchenfreunden. Paulchen ist ein kleiner Kaninchenjunge mit einer weißen Stupsnase, hellbraunem Fell und hat einen gaaaaaanz großen Traum: Er möchte am liebsten einmal eine Weltreise machen und ganz viele Orte und Tiere kennenlernen.

An einem sonnigen Nachmittag in den Ferien, als Paulchen gerade zufrieden mümmelnd auf der Wiese sitzt, kommt auf einmal ein großes, braunes Tier mit zwei komischen Bergen auf dem Rücken vorbei. Interessiert, wer das wohl sein mag, begibt sich Paulchen zu ihm. »Sag mal ... Wer bist du denn?«, fragt er und sieht das Tier mit großen Augen an. »Ich bin Oskar und ein Kamel«, antwortet das große, braune Tier und bewegt sich langsam weiter auf dem Weg durch den Zoo. »Aha ... und wo kommst du her? So jemanden wie dich kenne ich gar nicht«, fragt Paulchen interessiert weiter und folgt Oskar auf seinem Weg. »Ich komme aus Arabien, dort ist es heiß und außerdem gibt es ein Meer aus Sand!« – »Uiii ... das muss toll sein«, denkt sich Paulchen verträumt und bemerkt dabei gar nicht, wie er vor lauter Träumereien an einem großen See angekommen ist.

Dort entdeckt er auf einmal einige große, graue Tiere, die sich am Ufer und im Wasser tummeln. Neugierig hoppelt er hinüber zu ihnen, um sie ebenfalls zu fragen, wer sie sind und woher sie kommen. »Wir sind Nilpferde und leben am Nil, einem großen, langen Fluss in Afrika, ganz in der Nähe von alten Pyramiden.« Doch so genau hört Paulchen schon gar nicht mehr hin, denn soeben hat ein neues Tier seine Aufmerksamkeit erregt. Es stolziert auf großen, langen Beinen durch das Wasser und hat einen großen langen Schnabel, mit dem es immer wieder im Wasser herumpickt. »Guten Tag, was bist du für ein Vogel?«, fragt Paulchen sofort, als er zum Ufer gehopst ist. »Ich bin ein Reiher, ich komme vom Roten Meer, da, wo es bunte Papageienfische gibt«, erklärt ihm der Reiher geduldig. Aber Paulchen hört schon wieder nur mit einem Ohr zu, da er ganz damit beschäftigt ist, seine Pfötchen im kalten Wasser zu kühlen, bevor er sich wieder auf den Weg nach Hause machen will.

»Ich hoffe, ich finde wieder den Weg zurück«, denkt er gedankenverloren. Die Sonne steht schon hoch oben am Himmel und plötzlich ruft jemand: »Heeeh, heeey du!« Erschrocken dreht sich das kleine Kaninchen herum, kann aber niemanden entdecken. »Was guckst du denn so? Hier bin ich!«, sagt die Stimme darauf. Aber Paulchen sucht und sucht und kann einfach niemanden finden. »Guck doch mal hier ... auf dem großen Ast, beim Busch links von dir«, erhebt sich die Stimme wieder. »Ein Drache!«, ruft Paulchen erschrocken und macht erst einmal einen Satz in die Luft. »Ein Drache? Ich bin ein Chamäleon! Ich kann meine Farbe verändern und mich an die Umgebung anpassen.« – »Aha ...«, bringt Paulchen nur hervor und traut sich so langsam wieder, zwischen seinen Pfötchen hervorzulugen. Nach diesem Schreck beeilt er sich aber, endlich zu Hause anzukommen.

»Wo warst du denn so lange?«, fragt seine Familie fast wie aus einem Mund, als er wieder im gemütlichen Kaninchenbau angekommen ist. Nachdem er sich kurz gesammelt hat, beginnt Paulchen zu erzählen: »Ich war auf einer Weltreise!«, beginnt er stolz. »Ich habe Oskar, ein Kamel getroffen. Es lebt in einem Meer und wenn es schwimmt, schauen nur die Berge auf dem Rücken wie zwei Inseln aus Sand hervor.« – »Wirklich?«, fragt Mia, seine Schwester, und sieht ihn mit großen Augen an. »Ja, das hat er selbst erzählt!«, verkündet ihr Bruder stolz und erzählt weiter. »Danach war ich in Afrika und habe große, dicke Pferde getroffen. Die heißen alle Nils! Und sie leben in Pyramiden.« – »So ein Blödsinn«, mischt sich Paulchens Mama ein. »Denk daran, vom Lügen bekommt man lange Hasenohren!« – »Aber das war wirklich so!«, beteuert Paulchen. »Ich habe dann an einem ganz roten Meer noch einen Reiher getroffen, mit dem habe ich fliegende Vogelfische beobachtet! Die wohnen dort im roten Wasser, sind ganz bunt und fliegen manchmal herum. Als ich dann wieder nach Hause wollte, bin ich einem Chamäleon begegnet, es kann sich unsichtbar machen und in einen Drachen verwandeln! Damit hat es mich ganz schön erschreckt«, gibt Paulchen zu, »und danach bin ich aber geflitzt, um wieder nach Hause zu kommen«, beendet er seine Erzählung dieser spannenden Reise.

»Ich glaube ..., es wird Zeit, dass die Ferien vorbei sind und die Schule wieder beginnt«, meldet sich der Kaninchenpapa zu Wort, nachdem er die ganze Zeit ruhig zugehört und Paulchens Erzählung gelauscht hat. »Dann lernt ihr wieder, wie das mit den Tieren richtig ist ... « – »Genau!«, stimmt ihm Paulchens Mama zu. »Und jetzt husch ins Bett, es ist schon wieder viel zu spät.« Also verschwindet Paulchen nach einer kleinen Stärkung zusammen mit seiner Schwester Mia im Hasenbettchen und beginnt sofort, von seinem aufregenden Tag im Zoo zu träumen.

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Gute-Nacht-Geschichte 17

Die Schatzsuche

Eine Geschichte von Nina A. (5. Klasse/10 Jahre)

Es war einmal ein Geschwisterpaar namens Hannelore und Hans. Sie waren 8 Jahre alt.  Die Eltern der beiden waren verschwunden und die Kinder lebten auf einer Lichtung im Wald allein und in ärmsten Verhältnissen, doch sie waren froh dass sie sich hatten.

Eines schönen Herbsttages, als Hannelore und Hans auf den Wiesen des Waldes spazierten, bekamen sie mit, dass es einen Schatz in einem gruseligen Schloss geben soll. Der Herrscher des Schlosses war ein Riese. Die Kinder träumten von diesem Schatz, da dann alle ihre Sorgen verschwunden wären. Sie packten ein Laib Brot und ein kleines Gefäß mit Milch ein und zogen los, um den Schatz zu finden. Als sie eine Weile gewandert waren, stießen sie auf eine Höhle. In dieser wohnte ein Zwerg. Er war freundlich und bot den Kindern an, rein zu kommen. Die Geschwister waren erschöpft von dem langen Fußmarsch und so nahmen sie das Angebot an. Hannelore und Hans erzählten dem Zwerg von der Schatzsuche, dieser wurde hellhörig und ließ sich den genauen Plan der beiden Kinder erzählen. Um wieder Kraft zu haben übernachteten sie für drei Nächte in der Höhle des Zwerges. In der dritten Nacht, als Hannelore besonders früh aufwachte, sah sie, wie ein Riese sich mit dem Zwerg unterhielt. Gebannt hörte sie zu, was in dem Vorraum der Schlafkammer von den Geschwistern gesprochen wurde. Was sie hörte, beunruhigte sie und sie machte ihren Bruder wach. Hannelore machte ihm verständlich, keinen Laut von sich zu geben. Gemeinsam hörten sie, wie der Riese zu dem Zwerg sagte: „Ich sage dir, wenn diese Kinder auch nur in die Nähe von meinem Schloss kommen, dann bekommst du, wenn du Glück hast vielleicht noch eine Karotte bevor ich dir dein Leben nehme!“ Siegessicher versicherte der Zwerg, dass er die Geschwister irgendwie losbekommen würde, ohne dass sie auch nur in die Nähe des Schlosses kämen. Der Riese aber sprach: „Nein, locke sie zu meinem Schloss. Ich werde eine Falle bauen und sie hart für mich arbeiten lassen!“ 

Drei Tage später war genau das geschehen, was der Riese wollte, er hatte eine Falle gebaut, worin er die Kinder gefangen hatte und nun bekamen sie wenig zu essen und mussten von früh bis spät hart für ihn schuften.

In einer schönen Winternacht veranstaltete der Riese ein rauschendes Fest, wo die Kinder den Gästen dienen mussten. Eine Fee hatte Mitleid mit ihnen und half Hannelore und ihrem Bruder aus der Gefangenschaft des Riesen zu fliehen. Sie schilderte dem Geschwisterpaar den Weg zum Schatz. Als diese den Schatz fanden, stieß Hannelore einen Freudenschrei aus und im selben Moment wurde ihr klar, was sie soeben getan hatte. Erschrocken lauschten sie in die Stille hinein und stellten erleichtert fest, dass sie niemand bemerkt hatte. Gemeinsam schlossen sie die Schatztruhe auf und fanden einen großen, aus reinstem Gold bestehenden Ring, ein Zaubertuch und einen Zauberkamm. Die Kinder konnten ihr Glück kaum fassen, als sie in dem Stein des Ringes ihre Eltern in der Gefangenschaft des Riesen sahen. Hannelore und Hans konnten sie befreien. Zu viert rannten sie aus dem Wald hinaus und als sie an der Lichtung ankamen, da stand dort ein schönes Haus. Vor dem Haus stand die Fee, sie sagte: „Dieses Haus ist nun euers und die drei Gegenstände sollen euch für immer Reichtum bescheren!“

Die Familie lebte bis an ihr Ende und ich wünschte du und ich, wir wären auch dabei gewesen!     
 

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