Was ist der unterschied zwischen bisamratte und nutria

Robby Rheinschnakes Experte beschäftigt sich dieses Mal mit den Unterschieden von Tieren, die von dem ein oder anderen schon mal verwechselt werden.

Auf dem schönen Foto von Jürgen Merz ist eine Nutria zu sehen: Ein bis zu 65 Zentimeter großes Nagetier (ohne den kreisrunden Schwanz, der nochmals knapp einen halben Meter lang sein kann), das sich von pflanzlicher Kost ernährt und an Gewässern lebt. Dort in den Uferbereichen legen Nutrias, die bis zu acht Kilogramm schwer werden und vor allem in der Dämmerung, aber auch tagsüber aktiv sind, ihre Erdbauten an. Diese bestehen meist aus einem Röhrensystem mit Wohnkessel, die Ein- und Ausgänge liegen über dem Wasser.
Nutrias sind gute Schwimmer, an ihren Hinterfüßen haben sie sogar Schwimmhäute zwischen der ersten und vierten Zehe. Außerdem – ebenso wie andere große Nagetiere – große, nachwachsende Schneidezähne, die – je nach Alter – auffallend orange bis rötlich gefärbt sind. Verantwortlich für diese Farbe sind Eiseneinlagerungen, welche die Zähne härter machen.

Als Pelztier auf Farmen

Die Nutria stammt eigentlich aus Südamerika, von wo aus sie vor etwa hundert Jahren als Pelztier nach Deutschland eingeführt und dort zunächst auf Farmen gehalten wurde. Einige Exemplare konnten jedoch aus solchen Pelztierfarmen in die Freiheit entkommen und nachfolgend wildlebende Populationen gründen, weshalb Nutrias bei uns schon seit Jahrzehnten in freier Natur leben: Im Ortenaukreis etwa seit den 1970er-Jahren. An etlichen Gewässern entlang des Rheins sind sie inzwischen sogar keine Seltenheit mehr.
Die südamerikanische Herkunft der Nutria macht sich übrigens auch systematisch bemerkbar: Sie sind nämlich mit den Meerschweinchen verwandt, deren Heimat ebenfalls auf dem südamerikanischen Kontinent liegt. Weitere äußerliche Merkmale der Nutria  sind der eher stumpfe Kopf mit den erkennbar abstehenden Ohren sowie die recht großen Nasenlöcher.

Bisamratten (auch Bisam genannt), mit denen Nutrias oftmals verwechselt werden und die übrigens aus Nordamerika stammen, sind zwar auch Nagetiere. Innerhalb dieser Säugetier-Ordnung zählen sie jedoch zu den Wühlmäusen, nicht zu den Meerschweinchen-Verwandten. Bisamratten sind außerdem deutlich kleiner als Nutrias (lediglich bis zu 35 Zentimeter Körperlänge) und haben eine schmalere, eher spitze Kopfform. Außerdem ist ihr Schwanz nicht kreisrund, sondern eher oval – er sieht aus, als ob er seitlich ein wenig »zusammengedrückt« wäre.

Biber sind größer

Manchmal werden Nutrias indes auch »Sumpfbiber« genannt. Mit dieser Bezeichnung kommt zum Ausdruck, dass sie ein wenig wie kleine Biber aussehen, mit denen sie ebenfalls häufig verwechselt werden. Biber – auch sie gehören zur Ordnung der Nagetiere – sind jedoch nochmals größer (bis zu einem Meter) und schwerer (bis zu 30 Kilogramm) und haben einen breiten, platten Schwanz, der gut 30 Zentimeter lang ist und auch »Kelle« genannt wird.  Seit einiger Zeit kehren Biber, die streng geschützt sind und in Baden-Württemberg bereits Mitte des 19. Jahrhunderts als ausgestorben galten, zunehmend wieder in ihre alten Lebensräume zurück. Meist sieht man sie jedoch nicht selbst, sondern stößt vielmehr auf ihre Spuren: Etwa auf kleinere gefällte Baumstämme, deren Rinde sie fressen und mit deren Holzwolle sie ihren Bau auspolstern – so zum Beispiel unlängst bei Breisach am Rhein.

Zum Schluss noch eine weitere Anmerkung: Am Wasser lebt auch der Fischotter, der gut tauchen kann. Er ist jedoch kein Nagetier, sondern zählt zu den Mardern  und damit zur Ordnung der Raubtiere oder Beutegreifer. Demnach ist der Otter auch kein Pflanzenfresser: Seine Nahrung besteht vielmehr aus Fischen und gelegentlich auch anderen Wirbeltieren, denen er bei seinen Tauchgängen als »Sichtjäger« nachstellt. Fischotter sind deshalb auf saubere Gewässer mit ungetrübtem Wasser und ausreichend Fischbesatz angewiesen. In Baden-Württemberg sind Fischotter weitgehend verschwunden, nur ganz selten tauchen einzelne Exemplare auf – 1990 zum Beispiel auch bei Kehl.

Post für Robby

Hallo Robby, 
bei einem Spaziergang am Altrhein konnten wir dieses Exemplar (siehe Foto 2) beobachten. Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Merz 
aus Willstätt

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Originalartikel:

Zahner, V. (2004): Verdrängen Bisam und Nutria den heimischen Biber? LWF aktuell 45, S. 38-39.

Online-Version

31.08.2004

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D - 85354 Freising Tel: +49 8161 4591 601
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Nutria und Bisam teilen sich zwar den selben Lebensraum wie der Biber, scheinen jedoch weder untereinander noch mit dem Biber ernsthaft in Konkurrenz zu treten.

Nager stellen mit 28 Familien und rund 2.050 Arten annähernd die Hälfte aller Säugetiere weltweit. Sie graben, tauchen, schwimmen, klettern, einige Arten gleiten sogar durch die Luft. So eroberten sie die unterschiedlichsten Biotope und erschlossen sich verschiedenste Nischen.

Was macht nun diese Gruppe so erfolgreich? Im wesentlichen ist es der Bauplan des Gebisses, das bei allen Nagetieren dem gleichen Prinzip folgt: je zwei Schneidezähne, deren äußeres durch Eiseneinlagerungen orange gefärbt ist und so besonders der Abnutzung trotzt. Danach folgt eine große Zahnlücke, das Diastema, worauf dann je nach Nahrung unterschiedlich gestaltete Vorbacken- und Backenzähne folgen. Am Schädel setzen enorme Muskelpakete an. Mit diesem Gebiss können die Tiere selbst härteste Materialien bearbeiten. So öffnen sie Nüsse, knacken Muscheln oder fällen Eichen. Drei dieser Nager bewohnen heute bei uns die Gewässer und ihre Säume: Biber, Nutria und Bisam.

Ein echter Europäer ist aber nur der Biber. Erst Menschen brachten Nutria und Bisam nach Europa. Die Castoriden (Biberartigen) entwickelten sich in der Erdneuzeit im Oligozän und breiteten sich über ganz Eurasien aus. Mit Bindung riesiger Wassermassen im Gletschereis sank der Meeresspiegel um bis zu 150 m. Dadurch entstand eine Landbrücke, die Beringstrasse, über die der Biber schließlich ganz Nordamerika eroberte.

Bisam und Biber im Vergleich

Der Bisam schaffte den Weg von Amerika nach Europa erst mit Hilfe des Menschen. In der Nähe von Prag setzte Graf Colloredo-Mannsfeld 1905 die ersten Bisams in böhmischen Teichgebieten ein. Als nordamerikanische Art an strenge Winter angepasst, konnte sich der Bisam ohne weitere menschliche Hilfe flächig verbreiten. Von Tschechien aus trat er seinen Siegeszug über Mittel- und Osteuropa an. Um 1915 tauchten die ersten Nachweise am Regen in Bayerischen Wald auf und nur 20 Jahre später hatte der Bisam die Rheinauen bei Breisach erreicht. Schon bald kamen Konflikte mit Landnutzern auf. Als Minierer in Dämmen und Teichanlagen sowie als Räuber von Muschelbänken wird der Bisam in Deutschland und Frankreich bis heute als Problemtier verfolgt. In anderen europäischen Ländern ignoriert man ihn oder schätzt ihn gar als wertvolles Pelztier, das sogar den Schutz des Jagdrechtes genießt. Doch auch bei uns hat mittlerweile der Elan der Bisambekämpfung nachgelassen, zumal sie mit erheblichen Kosten verbunden ist. Doch wie ist der Bisam konkurrenzökologisch einzuwerten? Er bewohnt in Nordamerika weitgehend die gleichen geographischen Regionen, ja den gleichen Lebensraumausschnitt wie der Biber. Immer wieder kommt es vor, dass Bisams sogar die äußeren Schichten der Biberburg bewohnen und gelegentlich im Bau geduldet werden. Während der Biber einen weiteren Uferstreifen von rund 20 m entlang des Gewässers nutzt, ist der Bisam viel enger an den Wasserbereich gebunden. Im Sommer, wenn Nahrung im Überfluss vorhanden ist, überlappen sich die Speisezettel der beiden mit einer Ausnahme: der Biber ernährt sich nur von Pflanzen, während der Bisam auch tierische Kost wie Krebse oder Insekten verzehrt.

Im Winter, der Zeit des Mangels, lebt der Biber als Rindenspezialist. Er ist der Einzige der drei Arten mit Wald- oder Baumbezug und einer völlig anderen Nahrungsnische. Geringwertige, raufaserreiche Nahrung stellt für viele Monate die Hauptenergiequelle dar. Im Sommer dagegen ist er ein wählerischer Generalist, der vor allem hochwertige, eiweißreiche Nahrung bevorzugt. Dies führt ihn mitunter in so manches Mais- oder Weizenfeld.

Abb. 1: Bisam (Fotos: R. Groß)

Abb. 2: Bisam (Fotos: R. Groß)

Der Weg des Nutria

Der Nutria, auch Sumpfbiber genannt, ist deutlich kleiner als der Biber, aber größer als der Bisam. Die Art stammt aus Südamerika. Dort ist sie vom südlichen Brasilien bis nach Feuerland verbreitet. In Europa wurde der Nager zunächst seines Pelzes, aber auch seines Fleisches wegen in Farmen gezüchtet. Um Fischteiche von allzu reichem Pflanzenwachstum zu befreien, setzte man die Art dann in der Camargue in Südfrankreich aus. Der Versuch erwies sich als äußerst erfolgreich, so dass in den 70er Jahren bereits rund 30.000 Tiere gezählt wurden. Andere Aussetzungen unter klimatisch ungünstigeren Bedingungen schlugen dagegen fehl, da die Tiere strenge Winter mit gefrorenen Wasserflächen nicht überlebten. In Deutschland nahm die Geschichte des Nutrias im Elsass ihren Ausgang. Doch anders als Biber und Bisam ist der Nutria bis heute nur inselartig verbreitet. So existieren in Bayern lediglich an den Ismaninger Speicherseen, an der Isarmündung in die Donau und isaraufwärts bis Dingolfing Ansiedlungen. Obwohl der Nutria den unteren Isarabschnitt bereits länger besiedelte, konnte sich der Biber inzwischen mit 18 Revieren etablieren, ohne dass die Nutriapopulation eingebrochen wäre. Dies deutet auf eine geringe Konkurrenz der beiden Arten hin. Bisams gegenüber ist der Nutria aggressiv und kann diesen verdrängen. Doch wie lebt eigentlich der Nutria? Anders als beim Biber liegen seine Erdröhren über dem Wasserspiegel. Seine Nahrung besteht ganz überwiegend aus Wasserpflanzen wie Schilf oder Glanzgras. Hier besteht eine gewisse Konkurrenz zum Bisam.

Abb. 3: Nutria (Fotos: R. Groß)

Abb. 4: Nutria (Fotos: R. Groß)

Das Fazit

Abb. 5: Nischen von drei pflanzenfressenden, amphibisch lebenden Nagetieren dargestellt anhand ihrer Körpergröße (nach Brandl et al. 2001)

Allein auf Grund der unterschiedliche Körpergröße überlappen sich die Nischen der drei Arten nicht. Die Uferbaue, die sie meist selbst graben, stellen ebenfalls keinen limitierenden Faktor dar. Lediglich die Nahrungsnischen greifen vor allem im Sommer, einer Zeit des Überflusses, ineinander. Die ökologische Nische der beiden neuen Nager war also scheinbar bei uns nicht besetzt.

Was ist ein Nutria auf Deutsch?

Herkunft: Entlehnung aus dem spanischen nutria. Synonyme: [1] Biberratte, Coypu, Schweifbiber, Schweifratte, Sumpfbiber, Wasserratte, wissenschaftlich: Myocastor coypus.

Wie nennt man den Nutria auch noch?

Die Nutria, auch Sumpfbiber genannt, ist kleiner als der Biber, aber deutlich größer als die Bisamratte. Das an Wasser gebundene Nagetier lebt in Familienverbänden und bevorzugt strömungsarme Fließ- und Stehgewässer mit reicher Wasserpflanzenvegetation.

Ist eine Wasserratte eine Bisamratte?

Die Bisamratte ist gegen ihren Namen keine Ratte, sondern gehört den Wühlmäusen an. Bisamratten sind die grössten der Art der Wühlmaus. Das Fell der Bisamratte wird in Kürschnereien auch kurz als Bisam bezeichnet.

Wie sieht die Bisamratte aus?

Die Bisamratte ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von rund 35 cm und einer Schwanzlänge von etwa 22 cm kleiner als eine Nutria (Myocastor coypus) oder ein Biber (Castor fiber) und größer als eine Wanderratte (Rattus norvegicus). Das Gewicht liegt in der Regel zwischen 0,8 und 1,6 Kilogramm (maximal: 2,3 Kilogramm).

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