Der erste Eindruck hält sich in der Regel hartnäckig. Wenn Sie einmal gedanklich in einer „Schublade“ gelandet sind, kommen Sie da nicht so schnell wieder raus. Deshalb ist es entscheidend, in den ersten Minuten eines Kontaktes einen guten Eindruck zu machen. Je besser es Ihnen gelingt, die positiven Erwartungen Ihres Gegenübers zu erfüllen, desto eher werden Sie sich durchsetzen.
Einflussfaktor Kleidung
Ihre Kleidung fällt sofort auf. Aus diesem Grund beeinflusst sie den ersten Eindruck wesentlich. Basierend auf dem, was Sie tragen, schliessen andere auf Ihren Status, Ihre Persönlichkeit, Ihre Kompetenzen und auf vieles mehr. Im beruflichen Umfeld ist es wichtig, seriös und kompetent zu wirken und zu dem Umfeld zu passen (Fit), in dem Sie sich bewegen.
Wenn es um die passende Kleidung geht, ist es sinnvoll, sich an den Erwartungen, die in Ihrer Rolle an Sie gestellt werden, zu orientieren. Gleichzeitig sollten Sie einen Kompromiss zu dem finden, was Ihnen persönlich gefällt, sonst wirken Sie in Ihrer Kleidung nicht authentisch.
Checkliste Kleidung Männer:
- Anzug in gedeckter Farbe, hohe Stoffqualität, leger., Hosensaum liegt vorne am Schuh auf und endet hinten zwischen Mitte der Ferse und Absatzanfang (je nach Saumweite); unterster Knopf bleibt beim Einreiher und der Weste immer offen
- Weisses oder dezent farbiges Hemd, dezente Muster
- Hochwertige und gepflegte Schuhe, am besten schwarz
- Strümpfe in uni, farblich zu Hose oder Schuh passend, lang genug, dass sitzend keine Haut zu sehen ist
- Gürtel in Schuhfarbe, klassisch gemusterte Krawatte
Unbedingt beachten:
- Aftershave nur sparsam dosieren!
- Knitter, Flecken, Fransen, ungepflegte Haare sind inakzeptabel!
- Verzichten Sie auf auffällig platzierte Designernamen!
Einflussfaktor Begrüssung
Der persönliche Kontakt wird durch das Begrüssungsritual hergestellt. Hier kommt es auf zwei Dinge an: (A) Körpersprache und (B) Beherrschen der Etikette-Regeln bei der Begrüssung.
Checkliste Körpersprache:
- Nehmen Sie Blickkontakt auf.
- Lächeln Sie Ihren oder Ihre Gesprächspartner freundlich an.
- Nehmen Sie eine aufrechte Körperhaltung ein – ohne auf den anderen herabzusehen.
- Halten Sie einen respektvollen Abstand; Faustregel zwei Unterarmlängen
- Achten Sie auf einen mittelstarken Händedruck – weder „toter Fisch“ noch „Schraubstock“.
- Stimmen Sie die Dauer Ihres Händedrucks auf Ihr Gegenüber ab. Wenn sie oder er locker lässt, dann tun Sie das auch.
Einflussfaktor Etikette
Bei der persönlichen Vorstellung ist Etikette gefragt. Beachten Sie dabei unbedingt die Rangfolge! Man unterscheidet generell zwischen niedrigerem und höherem Rang. Im beruflichen Umfeld ist dabei die Berufsrolle ausschlaggebend – unabhängig von Alter und Geschlecht der Person.
Der Ranghöhere erfährt zuerst, mit wem er es zu tun hat. Deshalb nennt der Rangniedere seinen Namen zuerst und wartet, dass der andere ebenfalls seinen Namen nennt und dann die Hand reicht. Bitte beachten Sie: Der Ranghöhere entscheidet, ob er den Handschlag möchte oder ob er lieber auf Distanz bleibt.
Noch ein kleiner Tipp: Sprechen Sie den anderen im Small Talk mehrfach mit Namen an, das wertet sie oder ihn auf und lässt Sie gleichzeitig sympathisch wirken.
Checkliste Rangfolge:
Ranghöherer
Rangniederer
Gesellschaftliches Umfeld
Dame, deutlich älter
Herr, deutlich jünger
Berufliches Umfeld
Führungskraft, Kunde
Mitarbeiter, Lieferant
Bei Einladungen
Gastgeber
Gast
Vorgestellt werden durch Dritte
Auch hier wird dem Ranghöheren der Rangniedere zuerst vorgestellt: „Herr Chef“, ich möchte Ihnen „Frau Neu“ vorstellen, der das Service-Team übernommen hat. „Frau Neu“, das ist unser Leiter Aussendient, „Herr Chef“.
Der, welcher die Personen einander vorstellt, kann mit offenen Handflächen auf die jeweils genannte Person deuten – nie mit dem Finger! Wer vorgestellt wird, antwortet einfach mit „Guten Tag“ oder „Guten Abend“.
Richtige Anrede
Der Professor- oder Doktortitel sollte bei der Vorstellung immer genannt werden. Bei mehreren Titeln nennen Sie nur den höchsten Titel. Dieser Titel wird nicht auf den Ehepartner übertragen. Stellt ein Titelträger sich selbst vor, nennt er diesen Titel nicht. Auch Titelträger untereinander verzichten meist auf die Nennung.
Wenn Sie darüber hinaus etwas tun wollen, um einen glanzvollen ersten Eindruck zu hinterlassen, dann lassen Sie es mich bitte wissen. Ich bin – wie immer – gerne für Sie da!
Ob uns ein Fremder sympathisch ist oder nicht, das beruht meist auf unbewussten, unreflektierten und vor allem sehr schnell ablaufenden Prozessen in unserem Kopf. Ein Blick, ein paar Worte reichen. Schon haben wir einen ersten Eindruck von unserem Gegenüber. Aus Sicht der Evolutionspsychologie mag das sinnvoll sein, denn die schnelle Einschätzung kann uns vor unliebsamen Überraschungen schützen. Schnell überprüfen wir, ob wir dem anderen trauen können. Ist er Freund oder Feind? Dennoch sollten wir uns immer auch bewusst sein, dass der erste Eindruck nur ein grober Anhaltspunkt ist.
Ein Sicherungsmechanismus des Gehirns
Studien zeigen, dass manchmal nur wenige Millisekunden genügen, um uns von einem anderen ein Bild zu machen. Treffen wir auf einen Fremden, setzen wir gerne so wenig mentale Energie wie möglich ein und nehmen lieber Abkürzungen wie Schubladendenken oder Klischees, um zu schnellen Urteilen zu gelangen.
Für unser Gehirn ist die unbewusste Orientierung an Vorurteilen ein Sicherungsmechanismus, der uns eine schnelle und oftmals angemessene Reaktion ermöglicht. Unser Unbewusstes sucht dabei nach Mustern, um die Welt schnell und effizient zu begreifen, und zwar von Kindheit an. Denn das oberste Prinzip unseres Organismus ist Überleben. Um effizient und energieschonend zu arbeiten, greift es deswegen gerne auf bekannte Muster zurück.
Bewusster Umgang mit unbewussten Vorurteilen
Die mentale Abkürzung hat jedoch den Nachteil, dass die Beurteilungen nicht objektiv, sondern sehr vereinfachend und stereotypisierend sind. Viele unserer Schlussfolgerungen werden schnell und intuitiv getroffen und dann stabil und dauerhaft in unserem Gedächtnis abgespeichert. Oftmals lässt sich das im Nachhinein nur schwer revidieren. Selbst dann nicht, wenn wir eindeutige Beweise haben, dass wir mit unserer Meinung vollkommen danebenliegen.
Die US-amerikanische Sozialpsychologin Nalini Ambady konnte mit einer Serie von Experimenten nachweisen, dass wir mit unseren schnellen Einschätzungen zwar oftmals tatsächlich richtigliegen, dennoch sollten wir in Sachen erster Eindruck auch den Verstand zu Rate ziehen. Denn „oftmals richtigliegen“ heisst nicht, dass es immer stimmt, und vor allem nicht, dass das Bild zu 100 Prozent stimmt.
Grobe Einschätzungen wie „Mit dem kann man bestimmt Pferde stehlen“ oder „Mit der ist sicherlich nicht gut Kirschen essen“ lassen keine komplexen Aussagen zum Beispiel über die Gewissenhaftigkeit, Kreativität oder Kooperationsfähigkeit eines Menschen zu. Das erfordert mehr Wissen und eine genauere Prüfung.
Hier eine Auswahl an typischen Wahrnehmungs- und Denkfehlern:
Fundamentaler Attributionsfehler
Einzig in der Persönlichkeit eines Menschen die Ursache für seine Handlungen zu sehen nennt man in der Psychologie „fundamentaler Attributionsfehler“. Der Begriff beschreibt, wie man manchmal charakterliche Eigenschaften überbewertet und gleichzeitig situative Faktoren unterbewertet. Sprich, die Kellnerin oder der Busfahrer, die uns gerade angemotzt haben, müssen nicht zwangsläufig unfreundliche Menschen sein. Manchmal hat jemand einfach nur schlechte Laune. Wer weiss, was ihr oder ihm heute passiert ist, so dass sie/er in diesem Moment Ihnen gegenüber gerade einem inneren, leider negativen Impuls nachgegeben hat?
Halo-Effekt
Beim Halo-Effekt (halo, engl. Heiligenschein) handelt es sich um eine Wahrnehmungsverzerrung, die erstmals vom US-amerikanischen Psychologen Edward Thorndike beschrieben wurde. Aufgrund von wenigen äusseren Merkmal schliessen wir auf weitere entsprechende Eigenschaften. Finden wir jemanden attraktiv, dichten wir ihm leicht an, auch intelligent oder erfolgreich zu sein. Dabei hat das eine mit dem anderen nichts zu tun.
Anchoring
Wir können weder alle Informationen aufnehmen noch diese gleich gewichten. Meistens bleibt die erste Information am stärksten hängen – oder diejenige, die uns am meisten berührt. Wie ein Anker bleibt diese Information im Gedächtnis und beeinflusst uns.
Bestätigungstendenz
Das Phänomen der Bestätigungstendenz kann sowohl eine Verstärkung als auch eine Abwertung bewirken. Wurden wir beim Jobbeginn vor einem Zusammentreffen mit einem neuen Kollegen gebrieft, zum Beispiel: „Zum Kollegen Müller will ich lieber nichts sagen. Mach dir besser selbst ein Bild“, oder: „Die Projektleiterin ist megahilfsbereit“, dann gehen wir schon mit einer gewissen Annahme auf den anderen zu und suchen entsprechende Bestätigungen.
Confirmation Bias
Wir tendieren nicht nur dazu, mit Argusaugen Ausschau nach den entsprechenden Eigenschaften zu halten. Verhaltensweisen, die nicht zu der vorgefassten Meinung passen, übersehen wir leicht oder spielen sie herunter. Die Tendenz, dass wir das, was wir bereits glauben, auch weiterhin glauben wollen und deswegen unsere Umwelt auf entsprechende Bestätigungen (confirmation) abscannen, gehört zu den stärksten Verzerrungen.
Ingroup Bias
Dieser Begriff beschreibt, wie sehr wir uns vom Gruppendenken leiten lassen. Ausschlaggebend ist dabei unsere Innengruppe (ingroup). Sobald wir jemanden zu dieser Gruppe zählen, weil er uns zum Beispiel ähnlich sieht oder die gleichen Hobbys hat, stufen wir ihn tendenziell positiver ein.
Fazit
Unser erster Eindruck ist sicherlich eher oberflächlich, aber nicht nutzlos. Wir können sehr zuverlässig die groben Umrisse der Persönlichkeit eines Fremden erkennen. Dieses erste Bild ist jedoch nie wirklich vollständig. Oftmals fehlen uns wesentliche Informationen, und dann liegen wir komplett falsch mit unserer Beurteilung. In Sachen Menschenkenntnis und Fähigkeitsdiagnosen sollten wir uns also nicht immer auf die Intuition verlassen, sondern unseren ersten Eindruck einer genaueren Überprüfung unterziehen. Immerhin wollen auch wir nicht Opfer einer verzerrten Wahrnehmung werden.