Wie alle Blutzellen werden die weißen Blutkörperchen in erster Linie im Knochenmark gebildet. Sie entwickeln sich aus Stammzellen, die zu einer von fünf Hauptgruppen der weißen Blutkörperchen heranreifen:
Basophile
Eosinophile
Lymphozyten
Monozyten
Neutrophile
Normalerweise produziert ein Mensch ungefähr hundert Milliarden weiße Blutkörperchen am Tag. Die Zahl der weißen Blutkörperchen in einer bestimmten Menge Blut wird als Zellen pro Mikroliter Blut ausgedrückt. Die Gesamtzahl der weißen Blutkörperchen liegt normalerweise zwischen 4.000 und 11.000 Zellen pro Mikroliter (4 bis 11 × 109 pro Liter). Das Verhältnis jeder der fünf Hauptgruppen weißer Blutkörperchen und die Gesamtanzahl jedes Zelltyps in einer bestimmten Blutmenge können durch Laboruntersuchungen bestimmt werden.
Besonders wenig oder viele weiße Blutkörperchen sind Zeichen einer Erkrankung.
Leukopenie bezeichnet eine Verringerung der Zahl der weißen Blutkörperchen auf einen Wert unter 4.000 Zellen pro Mikroliter Blut (4 × 109 pro Liter). Die Betroffenen sind dann erheblich gefährdet, eine Infektionskrankheit zu bekommen.
Leukozytose hingegen, eine erhöhte Zahl weißer Blutkörperchen von mehr als 11.000 Zellen pro Mikroliter Blut (11 × 109 pro Liter), wird häufig durch eine natürliche Reaktion des Körpers auf Infektionen oder auf bestimmte Medikamente wie Kortikosteroide verursacht. Ein Anstieg der weißen Blutkörperchen wird jedoch auch von Krebsarten des Knochenmarks (wie Leukämie Überblick über Leukämien Leukämien sind Krebserkrankungen der weißen Blutkörperchen oder der Zellen, die sich zu weißen Blutkörperchen entwickeln. Weiße Blutkörperchen entwickeln sich aus den sogenannten Stammzellen... Erfahren Sie mehr ) durch die Freisetzung unreifer oder anormaler weißer Blutkörperchen aus dem Knochenmark ins Blut verursacht.
Einige Störungen der weißen Blutkörperchen betreffen nur eine der fünf Gruppen weißer Blutkörperchen.
Die Leukozyten werden auch weiße Blutkörperchen genannt, weil sie, anders als die Erythrozyten, keinen roten Blutfarbstoff transportierten. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Immunabwehr, weshalb zu hohe oder zu niedrige Werte ein Warnsignal des Körpers sind.
Bakterielle Infektionen, Krebserkrankungen wie Leukämie, aber auch Stress können zu erhöhten Werten der Leukozyten (weiße Blutkörperchen) führen. Liegen Virusinfekte, Blutbildungsstörungen oder bestimmte Autoimmunkrankheiten vor, können die Leukozytenwerte sinken.
Im Überblick:
- Aufabe der Leukozyten
- Wann wird der Wert bestimmt?
- Normwerte
- Leukozyten erhöht
- Leukozyten erniedrigt
- Leukozyten im Urin
Leukozyten im Blut: Das bedeuten erhöhte und zu niedrige Werte
Aufgaben und Formen der Leukozyten
Leukozyten nutzen das Blut als Transportmittel und patrouillieren als Teil des Immunsystems ständig im Organismus auf der Suche nach Fremdkörpern und Krankheitserregern wie Viren, Bakterien, Pilzen, Giftstoffen sowie kranken oder entarteten Zellstrukturen, etwa Tumorzellen.
Die weißen Blutkörperchen können als "Killerzellen" in verschiedene Organgewebe eindringen und dort ihre Wächter-Funktion ausüben. Durch ihre Oberflächenstruktur erkennen die Leukozyten körperfremde Strukturen, sie können sich an sie heften, sie markieren und zerstören.
Je nach Aufgabe in der Immunabwehr werden die Leukozyten in verschiedene Gruppen eingeteilt. Zu denweißen Blutkörperchen gehören:
- dendritische Zellen
- neutrophile Granulozyten
- Monozyten (Makrophagen) = Fresszellen
Die größte Gruppe der weißen Blutkörperchen bildet dabei die der neutrophilen Granulozyten (oder Neutrophile) mit einem Anteil von etwa 60 Prozent.
Im Differenzialblutbild kann die Menge der einzelnen Leukozyten-Arten genau bestimmt werden. Dazu wird ein Tropfen Blut auf einem Glasplättchen verstrichen. Unter dem Mikroskop begutachtet man dann Anzahl, Verteilung und Zustand der einzelnen Zellen.
Ein Leukozyt hat meist eine rundliche Form, je nach Art ist er zwischen sieben und 20 Mikrometer groß. Zum Vergleich: Ein rotes Blutkörperchen hat eine durchschnittliche Größe von 7,5 Mikrometer. Die Oberfläche der weißen Blutkörperchen ist je nach Aufgabe so strukturiert, dass spezifische körperfremde Strukturen erkannt, markiert oder transportiert und "entsorgt" werden können.
Gebildet werden die Leukozyten zunächst in den Stammzellen im Knochenmark. Diese Ausgangszelle erhält dann je nach Aufgabe in den Lymphknoten, in Milz, Mandeln oder Knochenmark ihre endgültige Gestalt. Lebensfähig ist ein Leukozyt zwischen wenigen Stunden und mehreren Wochen bis Monaten. Danach werden ihre Überreste im jeweiligen Gewebe abgebaut oder über die Niere mit dem Harn ausgeschieden.
Warum und wie wird der Leukozyten-Wert bestimmt?
Die Leukozytenanzahl im Blut oder im Urin ist ein wichtiger Indikator für Entzündungsvorgänge im Körper und zeigt an, wie intakt das Immunsystem ist. Leukozyten können im Vollblut und im Urin bestimmt werden.
Neben der optischen Prüfung wird in Arztpraxen für einen Schnelltest in der Regel ein Teststreifen benutzt. Diese Teststreifen gibt es auch in der Apotheke für die Anwendung daheim. Damit kann man nicht nur Leukozyten, sondern auch andere Werte im Harn (wie Glukose, pH-Wert, Protein) bestimmen und kontrollieren. Solche Selbsttests dürfen jedoch nicht den Gang zum Arzt ersetzen.
Normwert für weiße Blutkörperchen
Bei gesunden Erwachsenen finden sich zwischen 4.000 und 10.000 Leukozyten pro Mikroliter Blut. Bei Kindern und Heranwachsenden ist die Leukozytenzahl deutlich höher – das Immunsystem hat während der körperlichen Entwicklung bedeutend mehr zu tun. Normal sind bei Neugeborenen bis zu 30.000, bei Schulkindern noch bis zu 15.000 pro Mikroliter Blut.
Zu viele Leukozyten im Blut
Wenn das Blutbild eine zu hohe Anzahl von Leukozyten (Leukozytose) zeigt, kann das auf eine Infektionskrankheit, Leukämie oder Entzündungen im Körper hinweisen. Auch bei sportlicher Betätigung, bei Rauchern und in der Schwangerschaft ist der Leukozytenwert erhöht. Bestimmte Medikamente können die Zahl der Leukozyten im Blut ebenfalls steigen lassen. Dazu zählen zum Beispiel kortisonhaltige Präparate oder Medikamente gegen Epilepsie.
Zu niedrige Leukozyten-Werte
Sind zu wenige Leukozyten vorhanden, sprechen Mediziner von Leukopenie. Ursachen dafür können Autoimmunkrankheiten, Krebserkrankungen, Krankheiten des Knochenmarks und Virusinfektionen sein. Schmerzmedikamente, Arzneien gegen Rheuma und manche Antibiotika vermindern die Zahl der Leukozyten ebenfalls.
Im Rahmen einer Chemotherapie können mit Absicht Medikamente eingesetzt werden, die die Funktion des Knochenmarks ausschalten oder herabsetzen und die Leukozytenzahl damit enorm vermindern.
Wenn zu wenige Leukozyten im Blut sind, ist der Organismus anfälliger für Infekte in Mund, Hals, Nase, Ohren, Lunge und Haut. Zudem können die Lymphknoten anschwellen.
Leukozyten im Urin: Ursachen und Behandlung bei Leukozyturie
Eine gewisse Menge Leukozyten im Harn ist ganz normal. Denn die weißen Blutzellen werden auch über Niere und Blase ausgeschieden. Bei erhöhter Leukozytenzahl ist der Harn eingetrübt. Sind mehr als zehn Leukozyten pro Gesichtfeld in der Mikroskopie erkennbar, sprechen Mediziner von einer Leukozyturie.
Sind die Leukozyten im Urin erhöht, ist dies ein deutliches Anzeichen für eine (bakterielle) Infektion, etwa von Niere oder Blase ist. Die Behandlung einer solchen Entzündung der Harnwege erfolgt oft mit Antibiotika. Dies erhöht den Leukozyten-Messwert im Urin ebenfalls.
Bei Männern kommt als Ursache für übermäßig viele Leukozyten im Urin auch eine Erkrankung der Prostata infrage. Bei Frauen kann es durch Scheidenausfluss zu einer erhöhten Konzentration an Leukozyten im Urin kommen.
Bei Leukozyturie ohne erhöhte Bakterienzahl im Urin (Bakteriurie) sind auch Infektionen mit Chlamydien, Trichimonaden oder Pilzen mögliche Ursachen. Eine solche abakterielle Leukozyturie kann in seltenen Fällen auch ein Hinweis auf Tuberkulose sein.