Was passiert wenn man winterreifen im sommer fährt

Darum sollten Sie im Sommer keine Winterreifen nutzen

26.06.2018 —

Warum die Winterreifen nicht auch im Sommer fahren? Gesetzlich vorgeschrieben ist der Wechsel nämlich nicht. Trotzdem gibt es viele Aspekte, die für den Wechsel auf Sommerreifen sprechen.

Wer auch im Sommer auf Winterreifen fährt, macht – zumindest rechtlich gesehen – nichts falsch. Es ist nicht gesetzlich verboten, das ganze Jahr lang auf Winterreifen zu fahren. Und Gründe, die Pneus nicht zu wechseln, gibt es viele: Von den Kosten für den Reifenwechsel bis zu reiner Bequemlichkeit.

Trotzdem ist es dringend anzuraten, denn das Fahrverhalten von Winterreifen wird bei Temperaturen im zweistelligen Bereich deutlich schlechter. Die Gummimischung ist für kältere Temperaturbereiche optimiert. Sie enthält in der Regel einen höheren Anteil Kautschuk, was den Reifen weicher macht und so auch bei bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt für ausreichend Grip sorgt. Außerdem haben Winterreifen tiefere Profilrillen und mehr Lamellen als Sommerreifen, um auch auf Schnee und Matsch für gute Haftung zu sorgen. Winterreifen im Sommer zu fahren, wirkt sich auf verschiedene Weise aus.

Gefahren durch Winterreifen im Sommer

Sicherheit: Das Fahrverhalten von Winterreifen bei sommerlichen Temperaturen wird unsicher. Das weiche Material gibt bei wärmeren Temperaturen stärker nach, die Profile verformen sich. Dadurch wird das Fahrverhalten schlechter, es fühlt sich schwammig an. Autofahrer, die bei Frühlingstemperaturen von Winter- auf Sommerreifen wechseln, kennen den Unterschied im Fahrgefühl. Durch das weiche Gummi verlängern sich auf trockener Fahrbahn außerdem die Bremswege. Laut ADAC können bis zu 16 Meter mehr die Folge sein. Abgesehen davon bieten Sommerreifen auch aufgrund ihres Profils mehr Schutz vor Aquaplaning und kürzere Bremswege auf trockener und nasser Fahrbahn.

Kfz-Versicherung: Einem Autofahrer mit unangepasster Bereifung kann es passieren, dass ihm bei einem Unfall eine Mitschuld zur Last gelegt wird, auch wenn die Hauptschuld beim Unfallgegner liegt. Die Haftung wird dann zu bestimmten Anteilen zwischen den Unfallbeteiligten aufgeteilt. Der Fahrer, der mit Winterreifen im Sommer unterwegs war, bekommt also unter Umständen von der Kfz-Versicherung des Unfallgegners weniger Geld für den entstandenen Schaden. Besteht eine Vollkaskoversicherung, kommt diese möglicherweise ebenfalls nur eingeschränkt für den Schaden am eigenen Fahrzeug auf, sofern die Kasko laut Versicherungsvertrag nicht auch bei grober Fahrlässigkeit greift.

Abnutzung: Durch das weichere Gummi erzeugen Winterreifen bei sommerlichen Temperaturen eine höhere Reibung. Dadurch nutzen sie deutlich stärker ab als im Winter. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestprofiltiefe liegt bei 1,6 Millimetern. AUTO BILD empfiehlt jedoch mindestens vier Millimeter Restprofil. Die Abnutzung ist übrigens auch ein Umweltaspekt: Denn durch den höheren Abrieb entsteht deutlich mehr Feinstaub, als bei ordnungsgemäßer Nutzung.

Spritverbrauch: Wer mit dem Fahren von Winterreifen im Sommer vor allem sein Portemonnaie schonen will, sollte auch die andere Seite der Medaille betrachten: Winterreifen kosten mehr Sprit! Das weiche Gummi erhöht den Rollwiderstand, damit steigt der Verbrauch.

Ganzjahresreifen als Kompromiss

Eine Alternative für alle, die nicht zwischen Sommer- und Winterreifen wechseln wollen, sind Ganzjahresreifen, auch als Allwetterreifen bezeichnet. Sie schließen einen Kompromiss und sind besonders geeignet für den Einsatz in Gegenden, in denen der Winter nicht allzu hart ist. Auch für Wenig-Fahrer lohnt sich die Anschaffung von Ganzjahresreifen. Wer jedoch viel unterwegs ist, sollte schon allein aufgrund der Sicherheitsaspekte lieber auf saisonale Bereifung setzen. Ganzjahresreifen, sind zwar sowohl im Sommer als auch im Winter (auf Reifenkennzeichnung achten!) zulässig, können meist aber trotzdem nicht mit den Fahrleistungen der Spezial-Reifen mithalten.

Wenn der Sommer lockt, denkst du vielleicht ans Reifen wechseln. Und daran, dass deine To-do-Liste eigentlich voll genug ist. Die Winterreifen wechseln, bedeutet nämlich meist: noch ein Termin – und darüber hinaus kostet es Geld. Da liegt doch die Idee nahe, die Winterreifen auch im Sommer zu fahren sowie Kosten und Mühe zu sparen. Reifen ist doch Reifen – oder nicht?

Winterreifen und Kfz-Versicherung

Der Gedanke ist richtig: Wer die Winterreifen drauf lässt, fährt im Winter die richtigen Reifen, wenn es die Witterung erfordert. Stimmt. Und er wird per Gesetz auch nicht dazu verdonnert, die Winterreifen zu wechseln. Winterreifen im Sommer zu fahren – besonders heruntergefahrene Winterreifen mit 4 mm Profil oder weniger – verbietet der Gesetzgeber nicht. Dennoch stellen sich einige Kfz-Versicherungen im Schadenfall quer, wenn mit den Winterreifen im Sommer die falschen Reifen aufgezogen waren. Und darüber hinaus gibt es noch weitere Nachteile, die nur einen Schluss zulassen: besser keine Winterreifen im Sommer.

Winterreifen im Sommer? Die Nachteile

Winterreifen im Sommer fahren, heißt Nachteile in puncto Reifen in Kauf nehmen. So verlängert sich dein Bremsweg mit Winterreifen ab sommerlichen 30° C auf trockener Fahrbahn enorm – um bis zu 16 m aus Tempo 100, testete der ADAC. Das klingt vielleicht nicht viel, bedeutet jedoch: Während das Sommerreifen-Auto steht, fährst du mit Winterreifen an diesem Punkt noch mit 37 km/h weiter. Das liegt an der weicheren Gummimischung der Winterreifen-Lauffläche. Bei Kälte – ab ca. 7 ° C – erhöht sich zwar der Grip des Winterreifen-Profils, wird es aber wärmer, nimmt die Haftung solcher Reifen eben ab.

Winterreifen im Sommer fahren, ist nicht verboten. Hat aber viele Nachteile.

Neue Winterreifen im Sommer: lieber erst recht nicht

Ein weiterer Punkt: Mit zunehmender Beladung, wenn du etwa mit Sack und Pack in den Urlaub düst, verschlechtert sich auch die Stabilität deines Fahrzeugs – vor allem bei kleinen Lenkbewegungen wie bei langgezogenen Kurven oder Ausfahrten an der Autobahn. Bemerkenswert ist wiederum: Die oben genannten 16 m verlängerter Bremsweg verkürzen sich auf 5 m, wenn die Winterreifen auf 4 mm Restprofil „runtergefahren“ sind. So dass gilt: Neue Winterreifen mit vollem Profil sind im Sommer auf trockener Fahrbahn überhaupt nicht empfehlenswert. Sicherer sind dann tatsächlich ältere Winterreifen mit Profil um die 4 mm.

Übrigens: Für deine Winterreifen empfiehlt der ADAC ein Minimum von 4 mm Profiltiefe – gesetzlich gefordert sind allerdings nur Reifen mit 1,6 mm Mindestprofil. Darüber hinaus sollten Winterreifen generell ab einem Alter von sechs Jahren ersetzt werden, so der ADAC. Der Grund: Der Reifengummi altert. Auch wenn dein Auto still in der Garage steht oder deine Reifen dort nur lagern, verschlechtern sich mit der Zeit die guten Hafteigenschaften der Reifen auf Schnee und Eis.

Die folgende Tabelle gibt dir einen guten Überblick über die Nachteile von Winterreifen für den Sommer:

Winterreifen im Sommer führen zu:

Grund:

längerer Bremsweg

Winterreifen haben schlechteren Grip als Sommerreifen auf trockener Fahrbahn

höherer Spritverbrauch

größerer Rollwiderstand, besonders bei nicht heruntergefahrenen Profilen deiner Winterreifen

stärkerer Reifenverschleiß

größerer Rollwiderstand der Winterreifen

Einbußen in puncto Sicherheit

längerer Bremsweg mit Winterreifen auf trockenen Straßen – besonders bei nicht heruntergefahrenen Winterreifen

Stabilitätsproblemen in Kurven (bei beladenem Auto)

Winterreifen haben schlechteren Grip als Sommerreifen auf trockener Fahrbahn

Winterreifen im Sommer? Es gibt keine „Sommerreifenpflicht“

Für den Wechsel auf Sommerreifen besteht in Deutschland keine Pflicht. Nur für den Winter existiert die sogenannte situative Winterreifenpflicht – seit dem 4. Dezember 2010. Fährst du auf Eis, Glätte oder Schneematsch ohne Winterreifen, riskierst du ein Bußgeld. Bei einem Unfall – verursacht durch fehlende Winterreifen – kann das sogar versicherungstechnische Folgen haben, sodass zum Beispiel deine Vollkasko Schäden nicht übernimmt. Gefordert sind entweder sogenannte M + S-Reifen oder Reifen mit Alpine-Symbol, die du an einem Berg-mit-Schneekristall-Piktogramm auf der Seite deiner Reifen erkennst.

Außerhalb Deutschlands: Winterreifen im Sommer erlaubt?

Immer wieder ist zum Thema Reifen zu lesen: In Italien gäbe es ein Winterreifenverbot – also Winterreifen im Sommer seien unzulässig. Das ist nicht der Fall. Allerdings ist die Sache mit den Reifen hier etwas komplizierter. Seit dem Jahr 2014 ist es in Italien vom 15. Mai bis zum 14. Oktober nicht mehr zulässig, Winterreifen zu fahren, deren Höchstgeschwindigkeit nicht mit der Höchstgeschwindigkeit deines Fahrzeugs übereinstimmt. Du musst also Winterreifen fahren, die mit der gleichen Höchstgeschwindigkeit zugelassen sind, wie dein Auto im Prinzip fahren kann. Genauer: Deine Winterreifen müssen den Geschwindigkeitsindex erfüllen, den dein Auto bauartbedingt aufweist.

Zwischen dem 15. Oktober und dem 15. Mai darfst du wiederum Winterreifen fahren, die für geringere Geschwindigkeiten zugelassen wurden. Der Grund in Italien ist: Fährst du Winterreifen im Sommer, kommt es schneller dazu, die Höchstgeschwindigkeit deiner Winterreifen aufgrund der guten Straßenverhältnisse zu überschreiten. Das Verkehrsrisiko steigt.

Winterreifen fahren: Wie lange darf ich die Reifen fahren?

Beachte bitte: Wird es Frühling, macht es keinen Sinn, möglichst früh von Winterreifen auf Sommerreifen zu wechseln, denn oft „macht der April was er will“ und beschert erneut Winterwetter. Du brauchst also deine Winterreifen. Davon abgesehen sind die Service-Werkstätten für den Wechsel der Winterreifen im März/April oft ausgebucht, weil jeder seine Reifen für den Sommer aufziehen möchte. Lässt du dir einfach etwas mehr Zeit, bedeutet das weniger Stress für alle.

Fazit: Ganzjährige Fahrt mit Winterreifen nicht empfohlen

Frühlingshafte Temperaturen von bis zu 15 ° C machen deinen Winterreifen nichts aus. Auch der etwas höhere Abrieb beim Winterreifen scheint heute vernachlässigbar. Der verlängerte Bremsweg deiner Winterreifen auf trockenen Straßen im Sommer sowie das zunehmende Stabilitätsproblem bei höherer Beladung sprechen jedoch gegen eine ganzjährige Verwendung deiner Winterreifen.

Reifen selber wechseln – oder besser in die Werkstatt?

Reifenwechsel steht an, egal ob Sommer- oder Winterreifen – dann heißt es: ab in die Werkstatt mit den Reifen. Es sei denn, du willst deine Reifen einfach in der Garage selber aufziehen. Mit etwas Zeit und einer guten Anleitung – oder noch besser einem, der dir beim ersten Mal zeigt, wie es geht – kannst du die Reifen auch selbst aufziehen. Prüfe bitte nur direkt nach dem Aufziehen der Reifen den Reifendruck – etwa an einer Tankstelle – und nach 50 Kilometern noch einmal die Radmuttern, denn die lockern sich gerne wieder. Bei neuen Wagen mit Reifendruckkontroll-Systemen musst du auch dieses wieder in Betrieb nehmen. Dann kannst du von Winterreifen auf Sommerreifen oder zurück auf Winterreifen auch selbst den Wechsel von Reifen vollziehen.

Allwetterreifen: ein guter Kompromiss bei Reifen, aber mit Mehrkosten

Willst du deine Reifen nicht zweimal im Jahr wechseln, bieten sich statt Sommer- und Winterreifen im Duo als Alternative die Allwetterreifen an – auch Ganzjahresreifen genannt. Das „Symbol Winterreifen“, also das M+S-Symbol oder das neue Alpine-Symbol aus 2018 tragen auch diese Reifen. Allwetterreifen sind ein guter – meist in der Anschaffung allerdings auch ein wenig teurer – Kompromiss aus den Fahreigenschaften beider Reifen: Sommer- wie Winterreifen. Bist du Wenigfahrer, bewegst dein Auto vornehmlich in der Stadt und wohnst nicht gerade in der alpinen Region, schau dir Allwetterreifen vs. Winterreifen ruhig einmal genauer an.

Wie lange darf man Winterreifen im Sommer fahren?

Während Autofahrer durch die "situative Winterreifenpflicht" verpflichtet sind, bei winterlichen Straßenbedingungen mit Schnee und Eis spezielle Winterreifen mit einer M&S-Kennzeichnung oder dem Alpine-Symbol zu nutzen, dürfen sie den Winterreifen im Sommer einfach weiterfahren.

Kann ein Winterreifen im Sommer platzen?

Darüber hinaus schaden die warmen Sommertemperaturen den Winterreifen, dadurch erhöht sich der Verschleiß und das Risiko steigt, dass die Reifen platzen. Ein weiterer Grund: Winterreifen haben im Sommer einen längeren Bremsweg und verschleißen auf trockenen Böden schneller.

Welche Strafe bei Winterreifen im Sommer?

Es droht keine Strafe, wenn Sie im Sommer mit Winterreifen unterwegs sind. Allerdings ist das keine gute Idee und sogar gefährlich. Wir erklären, welche Reifenarten es gibt und welche Probleme und Gefahren sich ergeben, wenn die Reifen nicht der Jahreszeit angepasst sind.

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