Wenn weiße blutkörperchen fehlen

Die Leukozyten – so die griechische Bezeichnung für die weißen Blutkörperchen – spielen im Körper eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern

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Aktualisiert am 30.03.2017

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) zwischen roten Blutkörperchen (Erythrozyten)

© Mauritius/SPL

Kurz gesagt:

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sind vor allem an der Abwehr von Krankheitserregern beteiligt. Der Arzt bestimmt sie zum Beispiel, wenn er den Verdacht auf eine Infektionskrankheit hat.

Was sind weiße Blutkörperchen?

Weiße Blutkörperchen (Leukozyten – so heißen sie, weil sie unter dem Mikroskop weiß erscheinen) spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren, aber auch von Fremdkörpern oder von körpereigenem Gewebe, das beseitigt werden muss. Es gibt verschiedene Arten von Leukozyten, mit unterschiedlichen Aufgaben (zum Beispiel Granulozyten, Lymphozyten).

Wann werden sie bestimmt?

Die Leukozytenzahl im Blut bestimmt der Arzt beispielsweise beim Verdacht auf eine Infektionskrankheit. Bakterielle Infektionen sind eine der häufigsten Ursachen für einen Anstieg der Leukozyten ("Leukozytose"). Bestimmte Viruserkrankungen wie Masern oder Grippe können auch zu einem Abfall der Leukozyten führen ("Leukopenie"). Daneben gibt es viele weitere Gründe für Veränderungen der Leukozytenzahl im Blut.

Wie hoch sind die Normalwerte?

Im Blut Erwachsener finden sich normalerweise zwischen 4000 und 10.000 Leukozyten pro Mikroliter. Bei Kindern werden oft deutlich höhere Werte gemessen (bei Neugeborenen bis zu 30.000, bei Schulkindern bis zu 13.500 Leukozyten pro Mikroliter). Infektionen können die Leukozytenzahl bis auf 30.000 und höher steigen lassen. Noch höhere Werte werden zum Beispiel bei Knochenmarkserkrankungen wie Leukämie gemessen.

Eine Erhöhung der Leukozyten kann zahlreiche Gründe haben. Sie findet sich zum Beispiel bei Entzündungen. Eine Erniedrigung kommt unter anderem bei Immunsuppression (Unterdrückung der Körperabwehr) durch bestimmte Chemotherapeutika oder bei viralen Erkrankungen vor. Bei Werten unter 2000 besteht eine Infektionsgefahr.

Fachlich geprüft von Prof. Dr. med. Michael Spannagl, Labor für Immungenetik und molekulare Diagnostik, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München

Wichtig: Die Referenzwerte sowie die ermittelten Werte können sich von Labor zu Labor stark unterscheiden. Weiterhin gibt es unter Umständen starke tageszeitliche und (saisonale) jahreszeitliche Schwankungen ohne Krankheitswert. Bevor Sie sich durch abweichende Ergebnisse verunsichern lassen, bitten Sie daher Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, Ihnen Ihre persönlichen Daten zu erklären. Einzelne Laborwerte alleine sind zudem meistens nicht aussagekräftig. Oft müssen sie im Zusammenhang mit anderen Werten und im zeitlichen Verlauf beurteilt werden.

Der Ausdruck Neutropenie (Granulozytopenie) bezeichnet den Mangel an weißen Blutkörperchen. Neutropenien (Mehrzahl) ist zudem der Sammelbegriff für eine Gruppe von Erkrankungen, bei der die Anzahl bestimmter weißer Blutzellen, der so genannten neutrophilen Granulozyten oder Neutrophilen, vermindert ist.

Autor:  Dr. med. Cornelia Zeidler, Erstellt am 27.02.2019, Redaktion:  Ingrid Grüneberg, Freigabe:  Dr. med. Gesche Tallen, Prof. Dr. med. Ursula Creutzig, Zuletzt geändert: 27.02.2019 //kinderkrebsinfo.de/doi/e208221

Die in diesem Patiententext enthaltenen Informationen sind vor allem auf der Grundlage der unten angegebenen Literatur sowie unter Berücksichtigung der aktuellen Leitlinie zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Neutropenien erstellt worden. Der Text wurde durch die oben angegebenen Editoren im Danuar 2019 überprüft und zur Einstellung ins Internet für die Dauer von fünf Jahren freigegeben. Er soll nach Ablauf dieser Frist erneut überprüft und aktualisiert werden.

Bitte beachten Sie, dass es sich im Folgenden um allgemeine Informationen und Empfehlungen handelt, die – aus der komplexen Situation heraus – nicht notwendigerweise in ihrer Gesamtheit bei jedem Patienten zutreffen. Viele Therapieempfehlungen müssen im Einzelfall und interdisziplinär entschieden werden. Ihr Behandlungsteam wird Sie über die für Sie zutreffenden Maßnahmen informieren.

Basisliteratur

Suche nach Artikeln in den letzten sechs Monaten in PubMed (externes Informationsangebot)
  1. Dale DC, Welte K: Cyclic and chronic neutropenia. Cancer treatment and research 2011, 157: 97 [PMID: 21052952] DAL2011
  2. Rosenberg PS, Zeidler C, Bolyard AA, Alter BP, Bonilla MA, Boxer LA, Dror Y, Kinsey S, Link DC, Newburger PE, Shimamura A, Welte K, Dale DC: Stable long-term risk of leukaemia in patients with severe congenital neutropenia maintained on G-CSF therapy. British journal of haematology 2010, 150: 196 [PMID: 20456363] ROS2010
  3. Zeidler C, Germeshausen M, Klein C, Welte K: Clinical implications of ELA2-, HAX1-, and G-CSF-receptor (CSF3R) mutations in severe congenital neutropenia. British journal of haematology 2009, 144: 459 [PMID: 19120359] ZEI2009
  4. Zeidler C, Welte K: [Congenital bone marrow failure syndromes. The last 20 years by the example of congenital neutropenia]. Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz 2007, 50: 1564 [PMID: 18026880] ZEI2007a
  5. Göhring G, Karow A, Steinemann D, Wilkens L, Lichter P, Zeidler C, Niemeyer C, Welte K, Schlegelberger B: Chromosomal aberrations in congenital bone marrow failure disorders--an early indicator for leukemogenesis? Annals of hematology 2007, 86: 733 [PMID: 17653548] GOE2007
  6. Skokowa J, Germeshausen M, Zeidler C, Welte K: Severe congenital neutropenia: inheritance and pathophysiology. Current opinion in hematology 2007, 14: 22 [PMID: 17133096] SKO2007
  7. Zeidler, C: Granulozytopenien. In: Gadner, H, Gaedicke, G, Niemeyer, C, Ritter, J (Hrsg.): Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Springer Medizin Verlag 2006, pp. 192 [ISBN: 978-3540037026] ZEI2006
  8. Welte K, Zeidler C, Dale DC: Severe congenital neutropenia. Seminars in hematology 2006, 43: 189 [PMID: 16822461] WEL2006
  9. Dale DC, Bolyard AA, Schwinzer BG, Pracht G, Bonilla MA, Boxer L, Freedman MH, Donadieu J, Kannourakis G, Alter BP, Cham BP, Winkelstein J, Kinsey SE, Zeidler C, Welte K: The Severe Chronic Neutropenia International Registry: 10-Year Follow-up Report. Supportive cancer therapy 2006 Jul 1; 3: 220 [PMID: 18632498] DAL2006
  10. Dale DC, Cottle TE, Fier CJ, Bolyard AA, Bonilla MA, Boxer LA, Cham B, Freedman MH, Kannourakis G, Kinsey SE, Davis R, Scarlata D, Schwinzer B, Zeidler C, Welte K: Severe chronic neutropenia: treatment and follow-up of patients in the Severe Chronic Neutropenia International Registry. American journal of hematology 2003, 72: 82 [PMID: 12555210] DAL2003a

Der Ausdruck Neutropenie‎(Granulozytopenie) bezeichnet zunächst den Mangel an weißen Blutkörperchen. Neutropenien (Mehrzahl) ist zudem der Sammelbegriff für eine Gruppe von Erkrankungen, bei der die Anzahl bestimmter weißer Blutzellen, der so genannten neutrophilen Granulozyten‎ oder Neutrophilen, vermindert ist. Die Hauptaufgabe der neutrophilen Granulozyten besteht in der Abwehr bakterieller Infektionen. Patienten mit Neutropenie leiden daher an einer erhöhten Infektanfälligkeit. Es gibt verschiedene Arten von Neutropenien. Diese unterscheiden sich aufgrund ihrer Entstehungsmechanismen, Schweregrade, der Krankheitszeichen und -verläufe sowie der Erkrankungsdauer. Auch innerhalb derselben Neutropenieform kann es von Patient zu Patient große Unterschiede hinsichtlich der Krankheitsverläufe beziehungsweise der Schweregrade geben.

Der folgende Informationstext richtet sich an Kinder und Jugendliche, die an einer Neutropenie erkrankt sind, an ihre Familien, Freunde, Lehrer und andere Bezugspersonen sowie an die interessierte öffentlichkeit. Der Text soll dazu beitragen, diese Gruppe von Erkrankungen, die Möglichkeiten ihrer Behandlung und die Probleme und besonderen Bedürfnisse der betroffenen Patienten besser zu verstehen.

  • Was ist eine Neutropenie?
  • Wie oft kommt eine Neutropenie vor?
  • Wie entsteht eine Neutropenie?
  • Welche Beschwerden haben Kinder und Jugendliche mit Neutropenie?
  • Welche unterschiedlichen Formen der Neutropenie gibt es?
  • Verläuft eine Neutropenie bei allen Kindern und Jugendlichen gleich?
  • Wie wird eine Neutropenie festgestellt?
  • Wie werden Kinder und Jugendliche mit Neutropenie behandelt?
  • Welche Langzeitfolgen können nach einer Neutropenie auftreten?

Anmerkung: Unsere Informationen ersetzen nicht die erforderlichen klärenden Gespräche mit den behandelnden Ärzten und weiteren Mitarbeitern des Behandlungsteams; sie können aber dabei behilflich sein, diese Gespräche vorzubereiten und besser zu verstehen. Außerdem können Sie die Bezugspersonen ihres Kindes auf diesen Informationstext aufmerksam machen. Auf diese Weise können Sie dabei helfen, potenziellen Vorurteilen und sozialen Ausgrenzungen vorzubeugen und dadurch zu einer bestmöglichen Lebensqualität für Ihr Kind beitragen.

Was passiert wenn man zu wenig weiße Blutkörperchen hat?

Zeigt sich beim kleinen Blutbild eine zu niedrige Leukozyten-Zahl, kann das für Autoimmunerkrankungen, Virusinfektionen, Erkrankungen des Knochenmarks oder Krebserkrankungen sprechen. Sind die Werte zu hoch, könnte das ein Anzeichen für Infektionskrankheiten oder Leukämie darstellen.

Wie kann ich meine weiße Blutkörperchen erhöhen?

Bakterielle Infektionen sind eine der häufigsten Ursachen für einen Anstieg der Leukozyten ("Leukozytose"). Bestimmte Viruserkrankungen wie Masern oder Grippe können auch zu einem Abfall der Leukozyten führen ("Leukopenie"). Daneben gibt es viele weitere Gründe für Veränderungen der Leukozytenzahl im Blut.

Welche Gefahr droht einem Menschen wenn er zu wenig weiße Blutkörperchen hat?

Besonders wenig oder viele weiße Blutkörperchen sind Zeichen einer Erkrankung. Leukopenie bezeichnet eine Verringerung der Zahl der weißen Blutkörperchen auf einen Wert unter 4.000 Zellen pro Mikroliter Blut (4 × 10 9 pro Liter). Die Betroffenen sind dann erheblich gefährdet, eine Infektionskrankheit zu bekommen.

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