Wer ist buddy ogün wirklich

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Buddy Ogün Buddy Ogün spricht mit vielen Stimmen. Auf der Bühne ist er abwechselnd aggressiver Türkenproll, schluffiger Student und StudiVZ-Mädchen. Jugendliche lieben ihn dafür

Bremerhaven, ein Abend im November, 19 Uhr. Es ist kalt, sehr kalt. Hätte heute die Sonne geschienen, sie wäre vor Stunden untergegangen. Einige viel zu dünn angezogene Jugendliche stehen zitternd vor der Stadthalle und warten im Eiswind auf Einlass. In Bremerhaven leben, kann kein Spaß sein. Trotzdem – oder vermutlich genau deshalb – werden aus dem Häufchen Jugendlicher immer mehr. In einer halben Stunde wird die Stadthalle mit fast 1.000 Besuchern gefüllt sein. Sie kommen wegen eines jungen Hamburger Komikers namens Buddy Ogün.

Falls Sie den Namen noch nie gehört haben, haben Sie vermutlich keine jugendlichen Kinder. Oder Ihre Kinder haben die letzten zwei Jahre auf dem Mond gelebt. Buddy Ogün ist – zumindest unter Jugendlichen im norddeutschen Raum – so heilig wie Helmut Schmidt es für Zeit-Leser ist. Ogüns Erfolg lässt sich am besten in der Währung der Jugend beschreiben: rund 16 Millionen Zuschauer auf Youtube, 73.908 Fans auf Facebook.

Buddy Ogün ist, streng genommen, ein Konzeptkünstler. Blitzschnell wechselt der Comedian zwischen völlig unterschiedlichen Rollen. Meistens beginnt er mit dem superaggressiven deutsch-türkischen Vollproleten Ogün Bastürk. Mitten in eine türkischen Schimpfworttirade hinein klingelt dann das Handy, Bastürk geht ran und wechselt sofort in die Rolle des Che, ein Fahrradhelm-tragender Asta-Vertreter, der sich in flötendem Tonfall mit seinem Freund Söhnke über die Stabi, fehlende Joghurts im WG-Kühlschrank oder den Handappart für das nächste Proseminar unterhält. Aus Che wird der hanseatisch-lispelnde Volltrottel Mozart, aus Mozart wird … mehr als 7 Rollen kann Ogün zur Zeit. Und es werden ständig mehr.

Die Eltern blicken missmutig

Heute also Bremerhaven. Das Publikum ist durchmischt, etwas mehr Jungs als Mädchen. Eine Blitz-Umfrage ergibt, dass 27 von 30 befragten Besuchern Gymnasiasten sind. Vorne drängeln sich die Jugendlichen, hinten sitzen einige Eltern auf Barhockern – unter 16 Jahren darf man nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten rein. Manche Eltern blicken etwas mißmutig auf das Idol ihrer Kinder. Der Unterschied zwischen den Generationen wird wohl nirgendwo deutlicher als beim Humor.

Auf der Bühne gibt Ogün alles. Über 90 Minuten Gags, tanzen, schreien, singen, improvisieren, Fäkalhumor, tiefsinnige Anspielungen, Stimmwechsel, Kostümwechsel. Nach der Show steht er, durchgeschwitzt noch etwa 90 Minuten bei seinen Fans, lässt sich fotografieren, schreibt Autogramme, drückt Mädchen, herzt Jungs. Keinem seiner sonstigen Idole komme er je so nah, sagt einer der Fans in der Schlange begeistert.

Um 23 Uhr sind wir dran. Interviews gibt Buddy Ogün, übrigens nur ein Künstlername, unter einer Prämisse: Im Interview bleibt er strikt in einer seiner Rollen, was dem Reporter dankenswerterweise all die küchenpsychologische Fragen nach sozialem Hintergrund, nach Absicht und Wirkung des Comedy-Programms erspart. (Niemand weiß also, wer Buddy Ogün wirklich ist. Er kommt aus Hamburg, soviel ist klar. Aber ist er Türke oder Deutscher? Student oder Schauspieler? 20 oder 35? Egal). Wir wünschen uns als Gesprächspartner Ogün Bastürk, den Proll mit – wie Buddy sagen wird – „Mutationshintergrund“. Bastürk ist seine brisanteste, seine politischste Figur.

Der Freitag: Herr Bastürk, welche Nationalität haben Sie?

Ogün Bastürk:

Stolzer Türke, waslos?!

Haben Sie keinen deutschen Pass?

Eydeutscherwas? Ich bin stolzer Türke, ich heiß Bastürk, Ogün Bastürk. Bas bedeutet der Größte, ich bin der allergrößte Türke von allen, ichschwör.

Was bedeutet Ihnen Deutschland?

Das ist so mein Ghetto. So: Türkei ist Heimat, Deutschland ist Ghetto – auch Ghettoheimat, weisstu so?!

Fühlen Sie sich zuhause in Deutschland?

In mein Ghetto, normal. Aber wenn ich aus mein Ghetto rauskomme, dann wird’s schwer, weisstu?

Diese Ghettoisierung ist angeblich einer der Hauptgründe für die schleppende Integration. Wo stehen Sie in der Integrationsdebatte?

Äh… vorne.

Der Diskurs richtet sich gegen Leute wie Sie, gegen junge Halbkriminelle mit Migrationshintergrund.

Weisstu, das Ding ist, die Leute mucken alle so auf, sie sagen: ‚Öh, die Jugendlichen mit Mutationshintergrund, die machen den Dicken‘. Die sollen in mein Ghetto kommen und dann machen wir so Backgammon-Abend, weisstu, oder wir spielen Malefiz ohne Würfel. Und dieser Jarrazin … ich sag schon, Jarazin, Sarrazin, Jarrazin …Yarakzin ... Yarakzin, der soll auch kommen, wir machen so Beulerei-Karussell: Kollege gibt mir Faust. Ich geb’ Yarakzin Faust, er gibt Kollegen Faust, er mir, ich ihm, er ihm, er mir, ich mir, er sich. Das Ding ist, Yarakzin, erst so Beulerei, dann Diskussion, dies das, weisstu?!

Was ist Ihre Meinung zur Kopftuch­debatte?

Keine Angst vor Kopftuch, er beißt nicht!

Was halten Sie vom bedingungslosen Grundeinkommen?

Ja, also, jeder braucht ein Grund auf jeden Fall, für alles in Leben, weisstu? Wenn ich, Beispiel, ich komm Party nicht rein, dann gibt es ein Grund dafür, weisstu?! Und Einkommen? Normal! Ohne Einkommen, kein Grund, weisstu, was ich meine?

Immer mehr deutsche Jugendliche sprechen Ihren türkischen Ghettoslang. Eben bei Ihrem Auftritt sah man 12-Jährige aus bestem Haus, die lauthals ‚Yarak, ischwör Digga!‘ riefen. Ist das die Verdummung, von der Sarrazin spricht. Oder ist es umgekehrt ein Zeichen gesunder Integration von Seiten der Deutschen?

Ja, kann man schon so sagen, Deutsche integrieren sich. Ich geb’ den Leuten so mäßig Ghettosprachkurs und es gibs einige, sie lernen sehr gut und schnell, ichschwör.

Kurzes Ghettopedia, um Ihren Slang besser zu verstehen: Ab wann ist jemand ‚Digger‘?

Digger? In Hamburg ist jeder Digger. Wir sagen zu allen Digger. Alle sind Digger, ichschwör.

Türken sind bei Ihnen ‚Kanacken‘, Deutsche sind ‚Kartoffel‘. Können Sie uns die beiden Begriffe erklären?

Kanacken sind Gangsters, Kartoffeln sind Opfers, ichschwör! Es gibt auch einige Kartoffeln, die zu Kanacken geworden sind. Das sind Kartacken. Sie werden langsam zu Gangsters.

Ihre Lieblingsschimpfwörter sind ‚Opfer‘, ‚Missgeburt‘ und ‚Knecht‘ – wie unterscheiden sich die drei?

Missgeburt hat kein Ohrläppchen. Opfer, er hat meistens nur ein Ohrläppchen. Knecht, er hat meistens anderthalb oder zwei. Also so anderer Status von Gangster, ichschwör. Ein Gangster hat zwei Ohr­läppchen.

Okay, es gibt also ein Ranking, Gangster, Knecht, Opfer, Missgeburt. Aber auf dem Pausenhof sind manche Kinder Opfer, andere …

Opfers! Das sind Mehrzahl, Opfers! S am Schluss.

Okay, aber wie wird man vom Opfer zum Gangster?

Musst deine Ohrläppchen pflegen. So schön Vaseline und so.

Sie treten eher selten im Osten der Republik auf. Was ist Ihre Botschaft an die Ostdeutschen?

Werdet Westdeutsch! Ja, weil so, weltoffen. Weltoffen ist gleich Gangster, alle müssen Gangster werden, waslos?!

Gibt es keine Gangster im östlichen Bundesgebiet?

Ja, vielleicht langsam so, weisstdu?! Aber das dauert noch, das sind noch so 10, 20 Jahre, dann werden sie auch Gangsters. Sie müssen so multikulturell werden, ichschwör. Warte mal, mein Telefon. (greift sich sein Telefon, und spricht plötzlich im Falsett). Hallooo Sööhnke, du Söhnke, bist du schon im Kopierladen? Und Dörte ist auch schon da? Du, ich brauch noch ein bisschen hier, aber dann komme ich gleich, ja, super, jaha, bis gleich, ja, bis gleich. (jetzt wieder als Buddy Ogün, ähhh als Ogün Bastürk). Tut mir Leid, Digger.

Sie beichteten auf der Bühne, dass Ihre Mutter Sie zu einem Psychologen gebracht hat. Wie erleben Sie die Therapie?

Psychiaters sind auch nur alles Opfers, ichschwör. Weisstu, die sagen so: Öh, Sie sind gespaltene Persönlichkeit. Ich sach: ich weiss garnich, was sie meinen. Das sind alles so Möchtegern, weisstu?! Sie haben zuviel fern geguckt, sie haben so diskutiert über Arte, da gab es einen guten Film, ich schreib mir das beste raus, dies das, weisstu?! Und dann sie gehen zu, Dings, zu den Patienten und sagen so: Öh, ich glaube Sie sind gespaltene Persönlichkeit. Das Ding ist, ich spalte diese Opfer selber, ichschwör!

Letzte Frage: Angenommen Sie wären Bundeskanzler, was würden Sie anders machen als Merkel?

Also Merkel, er macht vieles falsch. Ich würde als erstes machen so Schuluniform: Bomberjacke, Militärhose, dann Hose in die Socken, Nike Airmax, alle müssen so rumlaufen, ichschwör. Die Frauen so Minirock, waslos?! Die Lehrerinnen auch, Digger. Power!

Nach dem Interview wird Buddy Ogün fotografiert. Darüber schreibt er am nächsten Abend auf Facebook: "Nach den Auftritt, es kam plötzlich eine Fotografin zu mir. Sie meinte, sie ist Cheffotografin von Sport Bild und Was-ist-Was-Bücher. Sie hat gesagt, ich komm entweder auf Titelseite von Sport Bild als Metapher für komplizierte Schiedsrichterentscheidungen oder das Foto, er kommt ganz klein oben links auf Vorderseite da bei Jubiläumsausgabe von ‚Was ist Was‘ zu den Thema 35 Jahre Aggression auf der Welt." Der Facebook-Eintrag gefiel 277 Personen, er erhielt 63 Kommentare.

Eine Web-2.0-Geschichte

Buddy Ogüns Geschichte ist eine Web 2.0-Geschichte: 2006 stellte er ein erstes Video von sich ins Internet. Schlechte Qualität, miese Witze, acht Minuten lang, trotzdem schauten sich über 100.000 Menschen den Clip an. 2009 entdeckte Sony seine Clips und nahm ihn sofort unter Vertrag. Es folgten Platten, eine DVD, Auftritt bei Stefan Raab – und seit diesem Frühjahr eine Deutschland-Tournee vor ausverkauften Häusern. Dass der Sony-Scout Buddy auf Youtube entdeckte, muss man bewundern. Denn wer mit der Youtube-inhärenten 5-Sekunden-Aufmerksamkeitspanne die Clips anschaut, wird bloß einen Türkenproll mit obszönem Humor erkennen.

Die Clips sind okay. Aber wer Buddy Ogün verstehen will, muss ihn live sehen. Das Publikum in Bremerhaven jedenfalls tobte. Der 12-jährige Cedi antwortet auf die Frage, was er an Ogün schätze: "Dass er so verschiedene Rollen sein kann, finde ich geil. Wäre doch geil, wenn man nicht immer nur eine Person sein muss." Er hat natürlich Recht. Ogüns Qualität liegt auch darin verborgen, dass er sich nicht auf eine Figur beschränkt. Er ist nicht – wie Otto, Atze Schröder, Mario Barth oder Michael Mittermeier – auf ewig verdammt, die gleiche Rolle zu spielen, oder schlimmer noch: mit seiner Figur verwechselt zu werden.

Die Eltern von Luc saßen während der Show hinten in der Halle bei Bier und Weißwein. Was halten Sie von dem Idol Ihres Sohnes? Er: "Mein Humor ist das nicht, aber schon okay." Sie: "Ich habe das Meiste akustisch nicht verstanden." Ein Security-Mann, der neben uns steht, sagt: "Ist doch scheiße, wie die Kinder reden, gar kein richtiges Deutsch mehr. Und hier zahlen sie Eintritt, um noch mehr von dem Scheiß zu lernen."

Was die Mutter und der Security-Mann meinen, ist das, was die Kids am meisten an Buddy Ogün lieben: den Ghettoslang der Figur Ogün Bastürk, dieser grammatikalisch haarsträubende, rotzfreche Umgang der migrantischen Jugendlichen mit der deutschen Sprache. Wenn man das konservativ deutet, zeigt sich darin ihr Unwille oder vielleicht auch ihre Unfähigkeit, die Sprache zu erlernen. Wenn man aber ihren Dialekt hegemoniekritisch liest, dann ist diese subversive, integrations-resistente Umdeutung auch eine sehr kreative und lebendige Art, mit Sprache umzugehen.

Sicher: Nicht jeder Spruch von Buddy Ogün ist witzig, nicht jeder Gag hat Tiefgang. Einiges ist doof, einiges vorhersehbar. Aber allein für seine Wortschöpfung "Mutationshintergrund" muss man ihn einfach lieben. Und so verläßt man das nasskalte Bremerhaven seltsam wohlgestimmt und sehr optimistisch, was das humoristische Potenzial der Jugend betrifft.

Mikael Krogerus schaut nicht nur Ogün-Clips, sondern unterzieht auch jede Woche einen zufällig ausgewählten Film einem Alltagstest.

Der Hamburger Alleinunterhalter Buddy Ogün tritt seit 2006 auf. Zunächst nur im Internet mit den Clip-Folgen Buddy Ogün 1.0 bis 4.0. Seit 2009 ist er unter Vertrag beim Sony-Label Spaßgesellschaft, das auch Mario Barth, Michael Mittermeier und Hape Kerkeling veröffentlicht. Ogün hat mehrere Platten und eine DVD (V.I.P Was los?) produziert. Die gleichnamige Tournee geht 2011 weiter. Auf der Bühne tritt Ogün in folgenden Rollen auf: Ogün Bastürk, Gangsterrapper mit türkischem Mutationshintergrund; Mozart, Bruder von Denise, der oft von seiner Schwester angerufen wird und sich dann mit ihr streitet; Che, Asta-Student und Freund von Sönke, der mit ihm regelmäßig den Studentenalltag bespricht; Florian, WG-Mitbewohner von Che; Rough Rider of Love, Berliner Kumpel von Bastürk; Jugendliche auf StudiVZ, die vor allem über Billy spricht, den sie beim Chatten kennengelernt hat; YouPorn-Mitglied, das seine Amateur-Sexfilmchen ins Netz stellt und sich seinen Fantasien hingibt. Mehr Infos unter buddyoguen.de.

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