Wie lang darf man am tag arbeiten

22. April 2022, 11:00 Uhr

Die Höchstarbeitszeit pro Tag in Deutschland beträgt durchschnittlich acht Stunden, heißt es in § 3 Arbeitszeitgesetz (ArbZG). Doch nicht wenige Beschäftigte arbeiten mehr als 40 Stunden pro Woche. Wenn du dich nun fragst, ob dein Arbeitgeber gegen die gesetzlichen Vorgaben verstößt, solltest du wissen: Das Arbeitsgesetz geht nicht von einer Fünf-Tage-Woche aus – und es gibt Ausnahmen für bestimmte Branchen.

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Was das Arbeits­zeit­ge­setz erlaubt

Wie viele Stunden darf man am Tag oder in der Woche arbeiten? Laut § 1 ArbZG beträgt die Höchstarbeitszeit acht Stunden pro Werktag. Sie kann auf bis zu zehn Stunden erhöht werden, wenn der Arbeitgeber dafür sorgt, dass du innerhalb von sechs Kalendermonaten oder 24 Wochen im Schnitt nicht mehr als acht Stunden werktäglich arbeitest. Es zählt also, was unterm Strich als Arbeitszeit herauskommt.

Beispiel: Wer tageweise zehn Stunden oder wochenweise 60 Stunden arbeiten muss beziehungsweise möchte, um wichtige To-dos zu schaffen, darf das. In Summe muss die durchschnittliche 48-Stunden-pro-Woche-Grenze aber eingehalten werden. Kurzum: Wer mal länger arbeitet, muss auch mal weniger arbeiten, um die langen Arbeitstage auszugleichen.

Doch Achtung: Der Gesetzgeber zählt grundsätzlich auch den Samstag zu den Werktagen. Von Montag bis Freitag sind somit bis zu 48 Arbeitsstunden möglich, also mehr als neuneinhalb Stunden pro Tag. Dies gilt für 48 Wochen im Jahr, die übrigen vier Wochen sind die gesetzlich geregelten Urlaubstage. In die Höchstarbeitszeit sind zudem noch keine Pausen eingerechnet. Wichtig: Pausen sind gesetzlich vorgeschrieben – nach sechs Stunden muss es mindestens eine halbe Stunde sein.

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INFO

Was zählt zur Arbeitszeit?

Wer remote am Schreibtisch arbeitet, für den ist die Arbeitszeit in der Regel klar definiert. Doch was gilt für jene, die einen Arbeitsweg haben, hin und wieder dienstlich verreisen oder sich umziehen müssen, um arbeiten zu können? Auch das ist gesetzlich geregelt. Mehr dazu erfährst du in unserem Ratgeber “Was gehört zur Arbeitszeit?”.

Ausnahmen: Wer länger arbeiten muss

Grundsätzlich legt jeder Arbeitgeber die Höchstarbeitszeit selbst imArbeitsvertrag fest. Dabei darf der gesetzliche Rahmen aber nicht überschritten werden. Auch an Sonn- und Feiertagen muss die Arbeit für gewöhnlich ruhen. In bestimmten Branchen gibt es jedoch Tarifverträge, die längere Arbeitszeiten vorsehen. Dies ist immer dann der Fall, wenn größtenteils in Bereitschaft gearbeitet wird. Ausnahmen gibt es am häufigsten im Bereich Krankenpflege, in der Gastronomie, in der Landwirtschaft und im öffentlichen Dienst. Gar nicht unter das Arbeitszeitgesetz fallen gemäß § 18 ArbZG:

  • leitende Ange­stell­te und Chefärzte
  • Leiter und Ver­ant­wort­li­che im öffent­li­chen Dienst
  • Erzieher, Pfleger und Betreuer, die mit den ihnen anver­trau­ten Personen zusammenleben
  • Priester und andere Personen, die im lit­ur­gi­schen Bereich einer Kirche oder in Reli­gi­ons­ge­mein­schaf­ten tätig sind
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Aber auch Beschäftigte aus diesen Bereichen sind gesetzlich geschützt. Laut § 11 Abs. 1 ArbZG müssen sie im Jahr an mindestens 15 Sonntagen frei haben. Der Arbeitgeber ist dazu verpflichtet, genau zu dokumentieren, wann und wie lang an Sonn- und Feiertagen gearbeitet wird, denn die Gewerbeaufsichtsämter überprüfen, ob die gesetzlichen Regelungen eingehalten werden.

INFO

Gesetzliche Regelungen für Minderjährige, Schwangere und Stillende

Laut Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) dürfen Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren wöchentlich nicht mehr als 40 Stunden arbeiten. Ausgenommen von zu viel Mehrarbeit sind laut Mutterschutzgesetz auch Schwangere und Stillende. Die Höchstgrenze liegt hier bei 8,5 Stunden pro Tag.

Höchst­ar­beits­zeit häufig über­schrit­ten: Die Konsequenzen

Steht in deinem Arbeitsvertrag eine höhere Arbeitszeit als gesetzlich zulässig – also mehr Stunden pro Tag und/oder mehr Stunden pro Woche –, muss dies korrigiert werden. Sogar wenn du nur einmal länger als zehn Stunden pro Tag arbeiten musst, macht sich dein Arbeitgeber strafbar.

Welche Möglichkeiten hast du?

  • Über­stun­den­ver­gü­tung: Doku­men­tie­re deine Arbeits­zeit nach Mög­lich­keit so genau wie möglich – das bildet eine gute Grundlage für ein Gespräch mit deinem Arbeit­ge­ber. Arbeitest du mehr, als in deinem Vertrag steht, hast du gege­be­nen­falls die Mög­lich­keit, dir die Über­stun­den auszahlen zu lassen.
  • Arbeits­ver­wei­ge­rung: Eine andere Mög­lich­keit ist die Ver­wei­ge­rung der Mehr­ar­beit, sofern diese über die gesetz­lich erlaubten Arbeits­stun­den hinausgeht.

Kommt es doch zum Streit mit deinem Arbeitgeber, hilft dir unser Berufs-Rechtsschutz dabei, deine Arbeitsrechte durchzusetzen.

Wie viele Stunden darf man am Tag arbeiten mit Nebenjob?

Laut Bundesagentur für Arbeit (BA) haben mehr als 3,5 Millionen Menschen in Deutschland einen Nebenjob (Stand 2020). Wichtig also, dass hier ebenso über Arbeitszeiten gesprochen wird. Die Arbeitszeitregelungen für Haupt- und Nebenjob fallen gleichfalls unter das ArbZG. Unterm Strich darfst du also auch mit mehreren beruflichen Tätigkeiten eine Wochenarbeitszeit von 48 Stunden nicht überschreiten.

Ein Beispiel: Du arbeitest 40 Stunden Vollzeit pro Woche in deinem Hauptjob. In Summe bleiben dir also bis zum Erreichen der Höchstarbeitszeit noch acht Stunden pro Woche für eine Nebentätigkeit. Sofern du die gesetzlichen Pause- und Ruhezeiten einhältst, spricht also nichts gegen ein weiteres berufliches Standbein.

FAZIT

  • Wie viele Stunden man in der Woche arbeiten darf, regeln sowohl der Arbeits­ver­trag als auch das Arbeitszeitgesetz.
  • Grund­sätz­lich gilt: Deine wöchent­li­che Arbeits­zeit darf eine Grenze von 48 Stunden – verteilt auf maximal sechs Werktage – nicht über­schrei­ten. Das gilt für Haupt- und Nebenjobs einzeln sowie in Summe.
  • Eine kurz­zei­ti­ge Mehr­ar­beit ist möglich, muss innerhalb eines gewissen Zeitraums aber wieder aus­ge­gli­chen werden.

Bitte lesen Sie zu dem Inhalt auch unsere Rechtshinweise.

Was passiert wenn man mehr als 10 Stunden arbeitet?

Werden Arbeitnehmer über die gesetzlich zulässigen Höchstgrenzen der Arbeitszeit beschäftigt, stellt dies indes eine Ordnungswidrigkeit dar; in bestimmten Fällen kann dies sogar zur Strafbarkeit der verantwortlichen Organe führen.

Wie viele Stunden darf ich maximal arbeiten?

Pro Woche darf ein Arbeitnehmer dem Gesetz zufolge höchstens 48 Stunden arbeiten, und zwar für 48 Wochen im Jahr. Denn ihm stehen gesetzlich mindestens vier Wochen Urlaub zu. Das Arbeitszeitgesetz geht also von einer maximalen Arbeitszeit von 2.304 Stunden pro Jahr aus.

Wie viele Stunden darf man am Tag arbeiten ohne Pause?

Arbeitnehmer dürfen nicht länger als sechs Stunden am Stück ohne Pause arbeiten. Ausnahme: In Schicht- und Verkehrsbetrieben kann tarifvertraglich geregelt werden, dass die Gesamtdauer der Ruhepausen auf Kurzpausen von „angemessener Dauer“ aufgeteilt werden darf.

Wie viele Stunden darf man am Tag arbeiten Schweiz?

2.5 Maximale tägliche Arbeitszeit Die tägliche Arbeitszeit muss mit Einschluss der Pausen und der Überzeit innerhalb von 14 Stunden liegen. Unter Berücksichtigung der zwingenden Pausen darf die effektive tägliche Arbeitszeit somit maximal 12,5 Stunden betragen (Art. 10 Abs. 3 ArG).

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