Stand: 05.11.2018 15:25 Uhr | Archiv
Beim Sterben durch Nahrungsverzicht entscheiden Menschen selbstbestimmt über ihren Tod.
Wenn Menschen freiwillig auf Nahrung und Flüssigkeit verzichten, ist das für Angehörige, Ärzte und Pflegekräfte eine besondere Herausforderung - vor allem, wenn keine bald zum Tode führende Erkrankung vorliegt. Einige Menschen sehen darin einen Weg, selbstbestimmt über das eigene Lebensende zu entscheiden. Der langwierige Prozess stellt Betroffene und Angehörige auf eine harte Probe, bietet aber auch die Möglichkeit, den Sterbenden auf seinem letzten Weg zu begleiten.
Freiwilliger Verzicht auf Essen und Trinken
Mediziner und Palliativpflegekräfte unterscheiden den "freiwilligen Verzicht auf Nahrung und Flüssigkeit" vom Nahrungsverzicht bei alten und todkranken Menschen, die kurz vor ihrem Lebensende nichts mehr essen oder trinken. Sie sterben an ihrer Erkrankung, aber nicht an der fehlenden Nahrungsaufnahme.
Sterben durch Nahrungsverzicht
Viele Mediziner und Pfleger forden, dass dem selbstbestimmten Nahrungsverzicht eine klare Willensbekundung des Betroffenen im Rahmen eines Beratungsgespräches vorausgehen muss. In einer Vereinbarung soll festgelegt werden, wie die verbleibende Lebenszeit gestaltet wird. Nur dann kann ein Arzt den vollständigen Nahrungs- und Flüssigkeitsverzicht unterstützen.
Zeit des Leidens
Viele Menschen gehen davon aus, dass man ohne Nahrung und Flüssigkeit innerhalb weniger Tage müde werde und versterbe. Tatsächlich kann sich der Prozess über Wochen hinziehen. In dieser Zeit müssen Ärzte immer wieder überprüfen, ob der Wille des Betroffenen noch besteht. Denn nach der Euphorie der ersten Tage beginnt oft eine Zeit des Leidens.
Hört ein Mensch am Ende seines Lebens auf zu trinken, wird eine regelmäßige Mundpflege wichtig, um das quälende Durstgefühl zu lindern. Normalerweise fragen Pflegekräfte Sterbende nach ihren Lieblingsgetränken und führen die Mundpflege auch beispielsweise mit Saft oder Wein durch. Bei Menschen, die freiwillig nichts mehr trinken möchten, wird dagegen nur Wasser für die Mundpflege verwendet, um den Geschmackssinn nicht wieder anzuregen.
Weitere Informationen
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Experten zum Thema
Dr. Wolfgang Schwarz, Facharzt für Allgemeinmedizin
Corina Klein, Dipl.-Sozialpädagogin
Antje Weiß, Palliativpflegeschwester
St. Marianus
Palliativzentrum I
Schlöpkeweg 8
21357 Bardowick
(04131) 92 51 50
www.marianus.de
Weitere Informationen
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e. V.
Aachener Straße 5
10713 Berlin
(030) 30 10 10
00
www.dgpalliativmedizin.de
Literatur
Frauke Luckwaldt
Ich will selbstbestimmt sterben
Die mutige Entscheidung meines Vaters zum Sterbefasten
Ernst Reinhardt Verlag
München 2018
ISBN 978-3-497-02750-7
Preis:
14,90€
Dieses Thema im Programm:
Visite | 06.11.2018 | 20:15 Uhr
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Wie lange ein Mensch ohne Essen überleben kann, hängt vermutlich von vielen verschiedenen Faktoren ab. Wissenschaftliche Studien dazu bestehen nicht. Fakt ist aber: Wird der Körper nicht mit Nährstoffen versorgt, ist er nicht leistungsfähig und schaltet irgendwann ganz ab.
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Wie lange kann man ohne Essen überleben?
Während der Mensch bis zu vier Tage ohne Trinken auskommen kann, ist es beim Essen erheblich länger. Bis zu 60 Tage können Menschen ohne Nahrung überleben. Dies leitet sich allerdings nicht von wissenschaftlichen Studien ab, da Wissenschaftler diese aufgrund von ethischen Gründen nicht durchführen können. Stattdessen leitet man diesen Wert von verschiedenen historischen Beispielen ab:
- Es gibt bekannte Beispiele von Hungerstreiks wie Mahatma Gandhi, der 17 Mal hungerte und das bis zu 21 Tage lang. Er und andere blieben dabei ohne Folgeschäden.
- Wenn wir hungern, schaltet der Körper in eine Art Winterschlaf, das heißt, die weniger lebensnotwendigen Systeme heruntergefahren.
- Herzfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur werden herabgesenkt, um weniger Energie zu verbrauchen.
- Der Körper geht zuerst an das Eiweiß in den Muskeln und baut dann eingelagertes Fett ab. Anschließend baut der Körper die Organe ab, um das Gehirn mit Nährstoffen zu versorgen.
- Die Organe können bis zur Hälfte schrumpfen. Letztlich kommt es auf die Situation an und in Extremsituationen haben Menschen immer wieder unfassbare Leistungen vollbracht.
- Eher ungewöhnlich war ein übergewichtiger Schotte, der 382 Tage lang fastete und dabei 124 von 206 Kilogramm verlor. Von solchen Radikalkuren raten Mediziner aber dringend ab.
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