Bei der Endometriose liegen ähnliche Zellen wie in der Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutter vor und können Beschwerden verursachen. Oft sind solche sogenannten Endometrioseherde in der gesamten Bauchhöhle verteilt, so dass sowohl das Bauchfell, die Scheidenwand, der Darm als auch die Eierstöcke betroffen sein können. Solche „verirrten“ oder versprengten Gebärmutterschleimhautzellen, bereiten manchmal gar keine Beschwerden. Treten Beschwerden auf, sind diese eher unspezifisch – was die Diagnose und in Folge die richtige Behandlung erschwert.
Die versprengten Endometrioseherde reagieren auf den Hormonzyklus und wachsen daher ebenso wie die Gebärmutterschleimhaut. In der Folge können während des Menstruationszyklus verstärkte und krampfartige Schmerzen auftreten – verbunden mit chronischen Bauch- und Rückenschmerzen.
Endometrioseherde bluten bei jeder Menstruation mit. Da das Blut nicht abfließen kann, können sich Blutansammlungen und Zysten bilden. Zwar wird das Blut langsam vom umliegenden Gewebe aufgenommen und abgebaut, jedoch verursachen die monatlich wiederkehrenden Blutansammlungen außerhalb der Gebärmutter kontinuierlich Reizungen und Entzündungen.
Langfristig führt dies zu Verwachsungen und nicht umkehrbaren Veränderungen in den betroffenen Bereichen. Staut sich das Blut in einem Organ auf, führt dies beispielsweise an den Eierstöcken zu sogenannten „Schokoladenzysten": mit geronnenem, altem Blut gefüllte Hohlräume, die bräunlich erscheinen und flüssiger Schokolade ähneln.
Nicht jede Endometriose verursacht Beschwerden. Doch bei etwa 60 bis 70 % der betroffenen Frauen treten Krankheitszeichen auf.
Betroffene Organe und Gewebe
Endometriose kann in folgenden Bereichen des weiblichen Körpers wuchern:[1–5]
- Bauchfell des Beckens
- Eierstöcke
- Eileiter
- Gebärmutter
- Trennwand zwischen Scheide und Mastdarm (Septum rectovaginale)
- Scheidengewölbe
- außerhalb der Genitale: z. B. Harnblase, Dickdarm, Zwerchfell, Blinddarm, Nabel
- in OP-Narben: nach Hysterektomie (Entfernung der Gebärmutter), Dammriss oder Kaiserschnitt
Häufige Beschwerden & Symptome einer Endometriose
Betroffene Frauen leiden häufig unter einer Reihe von Beschwerden, die teils ihren privaten und beruflichen Alltag beeinträchtigen und die Lebensqualität mindern. Manche Frauen können aber auch frei von Beschwerden sein.
Je nachdem, wo und wie stark die Endometriose-Herde im Körper schwelen, können folgende Symptome auftreten: [6-7]
- krampfartige Unterleibsschmerzen vor und während der Periode (Dysmenorrhoe)
- häufig wiederkehrende Schmerzen im Unterbauch
- Übelkeit
- Obstipation, Diarrhoe oder Schmerzen beim Stuhlgang
- Unregelmäßigkeiten bei der Blutung
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und/oder bei gynäkologischen Untersuchungen
- Kopfschmerz, Schwindel
- Magenbeschwerden
- unerfüllter Kinderwunsch
- Reizblase, Schmerzen beim Wasserlassen
- Blut im Urin oder im Stuhl
Typischerweise schwankt die Intensität Endometriose bedingter Beschwerden mit dem Zyklus. Der Höhepunkt liegt dabei ein bis drei Tage vor dem Einsetzen der Periodenblutung. Mit dem Nachlassen der Menstruation nehmen auch die Beschwerden wieder ab – und können dann vollständig abflauen.
Je nach Lokalisation der Endometrioseherde können die Symptome aber auch dauerhaft bestehen bleiben. Meist ist dies der Fall, wenn schon Verwachsungen mit dem umliegenden Gewebe vorliegen. Möglich ist auch, dass die Beschwerden nur beim Geschlechtsverkehr oder während der Darmentleerung auftreten. Mitunter findet sich lediglich Blut im Stuhl oder im Urin der Patientin.
Endometriose als Ursache für unerfüllten Kinderwunsch
Eine leichte Endometriose ist nur selten die Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch. Jedoch kann eine ausgeprägte Endometriose Eileiter und Eierstöcke derart „verkleben“ oder schädigen, dass dies zur Unfruchtbarkeit führt: die Eizelle kann nicht befruchtet werden bzw. danach in die Gebärmutter gelangen. In einem solchen Fall ist bei Kinderwunsch die Therapie in einem reproduktionsmedizinischen, sogenannten Kinderwunschzentrum erforderlich. In einigen Fällen können die geschädigten Organe mikrochirurgisch wiederhergestellt werden, manchmal ist jedoch eine künstliche Befruchtung unumgänglich.
Quellen
[1] Redwine DB. Diaphragmatic endometriosis: diagnosis, surgical management, and long-term results of treatment. Fertilty and sterility 2002; 77(2): 288-296
[2] Victory R, Diamond MP, Johns AS. Villar's nodule: a case report and systematic literature review of endometriosis externa of the umbilicus. J Minimal Invasive Gynecol 2007; 14(1): 23-32
[3] Bektaş H, Bilsel Y, Sari YS, Ersöz F, Koç O, Deniz M, Boran B, Huq GE. Abdominal wall endometrioma; a 10-year experience and brief review of the literature. J Surg Res 2010; 164(1): e77-81
[4] Francica G. Reliable clinical and sonographic findings in the diagnosis of abdominal wall endometriosis near cesarean section scar. World J Radiol. 2012 Apr 28; 4(4): 135–140
[5] Schuster MW, Wheeler 2nd TL, Richter HE. Endometriosis after Laparoscopic Supracervical Hysterectomy with Uterine Morcellation: A Case Control Study. J Minim Invasive Gynecol. 2012; 19(2): 183–187
[6] Bourdel N. Systematic review of quality of life measures in patients with endometriosis. PLoS One. 2019; 14(1): e0208464
[7] Ulrich U, Buchweitz O, Greb R, Keckstein J, von Leffern I, Oppelt P, Renner SP, Sillem M, Stummvoll W, Schweppe KW. Interdisciplinary S2k Guidelines for the Diagnosis and Treatment of Endometriosis: Short Version – AWMF Registry No. 015–045, August 2013. Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73: 890-898
Fachliche Unterstützung: Dr. med. Christian Albring