Warum gibt es kein mehl mehr 2022

Kein Öl, kein Mehl, kein Senf. Leere Regale bei Discountern und Supermärkten werden seit dem Ukraine-Krieg zur Gewohnheit. Christian Böttcher vom Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) erklärt bei FOCUS Online, warum vielerorts Öl und Mehl in den Supermärkten nicht mehr zu bekommen sind.

Herr Böttcher, bei vielen Supermärkten und Discountern bekommt man seit Wochen kein Speiseöl mehr, Senf wird knapp, Mehl auch, oft fehlen Nudeln, manchmal Dosen-Tomaten. Werden die Lebensmittel nun nicht nur teurer, sondern auch noch immer knapper?

Böttcher: Ob Lebensmittel knapp sind oder nicht, hängt stark vom jeweiligen Produkt und der Lieferkette ab. Speiseöl beispielsweise ist nicht gleich Speiseöl: Sonnenblumenöl ist knapp, weil die Ukraine als einer der Hauptlieferanten kriegsbedingt ausfällt, also verlagert sich die Nachfrage der Konsumenten. Die Kunden stellen sich um und kaufen andere Öle, zum Beispiel Rapsöl.

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Aber das erklärt die leeren Regale noch nicht. Was machen die Leute mit dem vielen Öl?

Böttcher: Medienberichte und Social Media Posts, die Gespräche im Freundeskreis über leere Speiseölregale lassen die Nachfrage in die Höhe schnellen und verstärken diesen Effekt mit jedem weiteren Tag. Die Leute beginnen zu hamstern. Sie stellen sich nun drei oder vier Flaschen Öl in den Schrank, statt eine, obwohl sie es gar nicht benötigen. Statt bei den Herstellern und Supermärkten lagern nun überproportional viele Produkte in verhältnismäßig wenigen der heimischen Küchenschränke.

„Beim Mehl läuft es ähnlich, obwohl es keinen Mangel an Getreide gibt“

Das ist irrational. Und Hersteller und Einzelhandel kommen dann mit der Über-Nachfrage nicht zurecht?

Böttcher: Die Lieferkette für Rapsöl kommt dann der drastisch gestiegenen Nachfrage nicht hinterher: Die Herstellung muss hochgefahren werden. Für die Abfüllung benötigt man viel mehr Flaschen und der höhere Transportbedarf kommt noch hinzu.

Okay. Und die erhöhten Energie- und Transportkosten lassen dann wieder die Preise etwa für Mehl, Öl und Nudeln steigen. Darüber hat FOCUS Online bereits mehrmals berichtet. Bei Öl ist der Zusammenhang auch mit dem Ukraine-Krieg klar, aber warum herrscht jetzt beispielsweise vielerorts Mehl-Mangel?

Böttcher: Beim Mehl läuft es ähnlich wie beim Öl, obwohl es hier gar keinen Mangel an Getreide gibt. Allein die Befürchtung, dass ein Grundnahrungsmittel knapp werden könnte, reicht psychologisch scheinbar aus, um den starken Affekt zum Kaufen und Bevorraten auszulösen. Sogar beim Dinkel-Bio-Mehl stieg plötzlich die Nachfrage sprunghaft an. Und auch beim Mehl rumpelt es dann in der Lieferkette, etwa bei den Papierverpackungen oder dem Transport.

„Hamstern lohnt sich also nicht“

Also nicht nur Glasflaschen sind knapp, sondern alle Verpackungshersteller sind betroffen. Wie lange dauert die Hamster-Phase denn noch an?

Böttcher: Solange, bis es zu einem zweiten Nachfrage-Phänomen kommt: Sobald sich die Konsumenten mit Öl oder Mehl bevorratet haben, sinkt die Nachfrage rapide. Das konnten wir auch beim Toilettenpapier während der Corona-Pandemie beobachten. Hamstern lohnt sich also nicht. Es stört nur den gleichmäßigen Betrieb der Lieferketten.

Müssen die Deutschen jetzt vielleicht auch langfristig lernen, mit dem Mangel zu leben?

Böttcher: Ich glaube, dass der Einzelhandel ein derart breites Angebot hat, dass der kurzfristige Mangel einzelner Produkte gut ausgeglichen werden kann. Supermärkte haben zirka 10.000 Artikel in den Regalen, selbst Discounter mittlerweile mehr als 1000. Man kann zwischen den Marken wählen. Was in Zukunft höchstens passieren kann, dass die Auswahl von Zeit zu Zeit schwankt. Das ist aber kein Grund zum Hamstern.

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Erstellt: 07.05.2022, 06:13 Uhr

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Leere Regale bei Aldi, Lidl und Edeka: Welche Lebensmittel sind in Supermärkten und Discountern knapp, welche teuer? Das sagen Experten – und Kunden.

Bremen – Sie wollen Sonnenblumenöl oder Mehl kaufen? Dann könnten Sie in vielen deutschen Supermärkten und Discountern wie Aldi, Lidl und Edeka vor leeren Regalen stehen. Die Deutschen horten diese Produkte gerade, als könnten sie ohne nicht überleben. Die Szenen erinnern an die Hamsterkäufe von Toilettenpapier zu Beginn der Corona-Pandemie. Im Internet kursiert sogar schon der Hashtag #hamsterkauf, unter dem User auf Twitter Fotos von leeren Schränken im Supermarkt posten. Besonders begehrt: Mehl, Hefe und Speiseöl. Und sogar bei Toilettenpapier bzw. Klopapier gibt es schon wieder Hamsterkäufe.

Doch was ist dran an der Angst, bald auf diese Lebensmittel verzichten zu müssen? Werden sie tatsächlich bald nicht mehr lieferbar sein? Das haben wir sowohl Experten der Lieferbranche als auch Verantwortliche in Supermärkten gefragt.

Die überraschende Antwort: Nicht nur knappe Lebensmittel werden jetzt teurer – sondern auch Fleisch und Bier.

Aldi, Lidl und Edeka: Warum ist Sonnenblumenöl in Supermarkt und Discounter so knapp und teuer?

Sonnenblumenöl ist in Deutschland wegen des Ukraine-Krieges tatsächlich in Supermärkten wie Aldi, Lidl und Edeka zur Mangelware geworden. Das das sagt der Verband der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland (Ovid) aus. „Die Vorräte reichen voraussichtlich noch für wenige Wochen“, so der Ovid-Geschäftsführer Gerhard Brankatschk zur Deutschen Presseagentur (dpa).

Ukraine-Krieg: Mehl und Sonnenblumenöl sind immer öfter ausverkauft und werden nun teurer. (kreiszeitung.de-Montage) © Rene Traut/Gustavo Cuevas/dpa/Sascha Steinach/Norbert Schmidt/imago

Sonnenblumenöl wird derzeit knapp und teuer, weil es hauptsächlich aus der Ukraine exportiert wird – und die kann wegen des Krieges natürlich nicht liefern.

Deutschland deckt seinen Bedarf an Sonnenblumenöl zu 94 Prozent über Importe. Auch aus der Ukraine, welche weltweit mit 51 Prozent eines der wichtigsten Exportländer für Sonnenblumenöl ist. Aber: Aufgrund des Ukraine-Krieges gibt es dort derzeit weder Produktion noch Lieferungen. Die Ukraine hätte zwar noch 2,5 Millionen Tonnen Rohöl, heißt es bei Ovid, doch diese würden wegen blockierter Lieferwege und Arbeitermangel nicht aus dem Land kommen.

Hamsterkäufe bei Aldi, Lidl und Edeka: Darum regen sich Kunden auf – so teuer ist Sonnenblumenöl

Über die teuren Preise bei Öl regen sich Kunden gerade auch in den Sozialen Netzwerken auf. Eine sei sogar „umgekippt vor Schock“ bei Blick auf die Preise bei Sonnenblumenöl. Und freuen sich dennoch, wenn Sonnenblumenöl oder Öl wieder verfügbar ist.

Bei Edeka wird nach Aussage der Filialleiterin eingekauft, was geht. Doch da Sonnenblumenöl so knapp sei, werde es teurer im Einkauf. Auch ein weiteres Alltags-Lebensmittel droht knapp zu werden. Daher müsse man auch die Preise für den Kunden erhöhen. Noch Anfang des Jahres kostete ein Markenprodukt bei Edeka 1,19 Euro. Ein Blick ins Regal zeigt: Jetzt kostet sogar ein Billigprodukt, offenbar das einzige, was man noch bekommt, ganze 4,99 Euro.

Speiseöl wird knapp: Sorge um Tiefkühlpommes und Chips bei Aldi, Lidl und Edeka

Nachschub ist in Supermärkten also erstmal nicht zu erwarten. Deswegen werden Flaschen mit Sonnenblumenöl auf ebay sogar schon zum fünffachen Preis angeboten.

Doch woher kommt eigentlich der Run auf das Sonnenblumenöl? Überleben wird man, salopp gesagt, auch ohne. Denn Verbraucherinnen und Verbraucher können bei Aldi, Lidl und Edeka ganz einfach auf andere Speiseöle umsteigen. Der Grund ist einfach: Sonnenblumenöl schmeckt gut, und ist viel billiger als etwa Olivenöl. Das ist der Grund, warum es vor allem bei Sparfüchsen beliebt ist.

Doch nicht nur bei denen. Auch Tiefkühlpommes und Chips werden mit Sonnenblumenöl hergestellt. Und genau das besorgt Fast-Food-Fans in den Sozialen Medien derzeit. Die Gute Nachricht: Sonnenblumenöl, das speziell für die geliebten Kartoffelecken und - Chips genutzt wird, wird ohnehin aus Südeuropa bezogen. Der Knabber-Nachschub ist also gesichert.

Zumindest in Bezug auf die Verknappung von Pommes gilt also: Es wird nichts so heiß gegessen, wie‘s gekocht wird.

Mehl, Hefe und Brötchen im Supermarkt: Warum werden die Preise bei Aldi, Lidl und Edeka immer teurer?

Doch nicht nur Sonnenblumenöl gehört zu den Exportschlagern aus der Ukraine. Das Land exportiert zusammen mit Russland 60 Millionen Tonnen Getreide jährlich. Das ist fast ein Drittel des weltweiten Getreideexports.

Deswegen haben derzeit viele Menschen Angst, dass Mehl und somit auch alle Mehlprodukte wie Brot oder Nudeln knapp und somit teuer werden könnten. Auch in Deutschland rennen die Menschen in Supermärkte wie Aldi, Lidl und Edeka. Sie horten Mehl – aus Angst vor Lieferengpässen.

Die gute Nachricht: Laut Industrieverband Agrar e. V. (IVA) ist der Bedarf an Weizen und Getreide in Deutschland gesichert. Wir bauen so viel Getreide an und produzieren selbst so viel Mehl, dass wir beim Export sogar mit der Ukraine um große Importländer wie Nordafrika konkurrieren. Aber wenn wir in Deutschland so viel davon haben, warum wird Mehl dann auch hierzulande immer teurer?

Ukraine-Krieg: Russland stellt den Export von Weizen, Gerste und Roggen erstmal ein

„Dass die Lebensmittelpreise teurer werden, liegt an den derzeit steigenden Energiepreisen“, sagt Constanze Rubach von der Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V. im Gespräch zu kreiszeitung.de. „Denn wenn die Energiekosten steigen, steigen auch die Produktionspreise – und dann am Ende der Preis für ein bestimmtes Produkt wie Mehl.“

Hinzu kommt: Russland hat jetzt gemeldet, den Export von Weizen, Gerste und Roggen zeitweise einzustellen. Damit solle der Bedarf im Land wegen des Ukraine-Kriegs gesichert und ein Anstieg der Preise verhindert werden, sagte Vizeregierungschefin Wiktorija Abramtschenko am Montag in Moskau.

Die Folge: Mehl wird auf der Welt zu einem knapperen Gut werden, was wiederum den Preis nach oben treiben wird. Und da auch der deutsche Mehlpreis an den Weltagrarmarkt gekoppelt ist, wird es vermutlich auch hierzulande zu massiven Preissteigerungen kommen.

Edeka, Rewe und Co.: Jetzt werden auch Mehl und Hefe knapp. © biky/imago

Getreide wird begehrter und teurer – und dadurch nicht nur Mehl, sondern auch Fleisch und Bier

Also: Eine Weizenknappheit wird es in Deutschland voraussichtlich nicht geben – aber einen Preisanstieg. Und das nicht nur bei Mehl und Backwaren.

Die Preissteigerung werde auch Auswirkungen auf die Braugerste haben, und damit auf unser Bier, sagt Jörg Reisenweber von der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft zum Bayerischen Rundfunk. Doch nicht nur das, auch andere Produkte werden teurer werden. „Es wird Auswirkungen haben auf die Futtermittel und somit dann gegebenenfalls auch auf tierische Produkte, Schweine, Milch und so weiter. Also wir müssen hier mit drastischen Verteuerungen rechnen.“ Das bedeutet: Auch Fleisch kann in Zukunft teurer werden.

Hamsterkäufe bei Aldi, Lidl und Edeka überflüssig! Das sagen Experten

Einige Produkte werden also teurer werden – auch bei Aldi, Lidl und Edeka. Aber ist auch die Angst der Käufer berechtigt, dass es bald keinen Nachschub mehr an gewissen Lebensmitteln geben wird? Wie berechtigt sind die Sorgen in diesem Moment wirklich?

„Grundsätzlich gilt die Lebensmittelversorgung in Deutschland als sicher“, sagt Constanze Rubach von der Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V.. Die Grundsicherung von Lebensmitteln in Supermärkten und Discountern sei nicht gefährdet. Es könne höchstens bei vereinzelten Produkten zu kurzfristigen Engpässen kommen, wie derzeit beim Sonnenblumenöl.

Dass derzeit eine ausreichende Versorgung mit allen Produkten sichergestellt ist, hat auch Jennifer Teichert von der Edeka-Pressestelle auf Nachfrage von kreiszeitung.de bestätigt: „In Einzelfällen kann es bei Speiseölen zu kurzzeitigen Lieferengpässen kommen. Es gibt aber weiterhin keinen Anlass, zusätzliche Vorräte anzulegen.“ Gut zu wissen.

Werden Lebensmittel bei Aldi, Lidl und Edeka jetzt viel teurer? Experte gibt Versprechen

Doch wie wird es die nächsten Wochen und Monate in Supermärkten wie Aldi, Lidl und Edeka weitergehen? „Ökonomen gehen davon aus, dass sich die allgemeine Teuerung bei Nahrungsmitteln erst einmal fortsetzt“, sagt Christian Böttcher, Pressesprecher beim Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVLH), im Gespräch mit kreiszeitung.de. Längerfristige Prognosen seien aufgrund der dynamischen Lage auf den Märkten zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich.

„Der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wird alle Möglichkeiten ausschöpfen, um auch weiterhin ein gutes Preis-Leistungsverhältnis anzubieten“, sagt Böttcher, und beruhigt auch Menschen mit niedrigem Einkommen. „Der LEH wird mit seinem Preiseinstiegsbereich auch Verbrauchern ein Angebot machen, die sehr genau auf ihre monatlichen Ausgaben schauen müssen.“ *merkur.de, fr.de, 24rhein.de, 24hamburg.de und kreiszeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.

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– Weitere Lebensmittel wegen Ukraine-Krieg im Supermarkt Mangelware. Die Verknappung von Mehl und anderen Getreideprodukten hat mehrere Gründe. Die letzten Jahre sind bereits von einem deutlichen Preisanstieg beim Weizen gezeichnet.

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