Welches Lied wurde von der Unesco in Österreich als immaterielles Kulturgut anerkannt?

Bevor man ihn sieht, kann man ihn schon hören. Genauer gesagt: eben gerade nicht. Meist ist es ein stiller Morgen, keine stille Nacht, wenn der erste Schnee die Wirklichkeit in einen Tagtraum verwandelt. Schon im Halbschlaf nimmt man die Metamorphose wahr, als Abwesenheit des Gewohnten. Es lärmt nicht mehr, es knirscht nur noch. Man wünschte es sich auch diesmal zu Heiligabend: Alles Hastige kommt der Welt abhanden, vorsichtig tasten sich Autos über spiegelglatte Kreuzungen, die Menschen bewegen sich in Zeitlupe. Stillstand, beinahe. Das Hintergrundrauschen des Verkehrs, das Abbremsen und Anfahren vor der Ampel an der Durchgangsstraße, das Scheppern der Müllabfuhr? Weggefiltert, als hätte jemand an einem großen Dimmer gedreht. Wie ein frisch gewaschenes Betttuch hat sich die Schneedecke über die Stadt gelegt. Eine perfekte Schallschutzschicht. Himmlisch, diese Ruhe.

„Schlaf in himmlischer Ruh“, lautet die frohe Botschaft von „Stille Nacht, heilige Nacht“, dem Weihnachtslied, das die Unesco inzwischen als immaterielles Kulturerbe für Österreich anerkannt hat. Streng genommen spielt die Erlösungsgeschichte, die da in drei Strophen und neun Paarreimen erzählt wird, in Bethlehem, einer Kleinstadt im Norden Israels also, wo um diese Jahreszeit Temperaturen von bis zu 20 Grad Celsius üblich sind.

Aber eigentlich ist die Ankunft des Göttlichen ohne knietief verharschten Schnee, ohne den Geruch von Apfel, Nuss und Mandelkern nicht vorstellbar. Auch nicht ohne Glühwein. Denn Glühwein hilft, die wahre Bedeutung des Lobgesangs zu begreifen, auf die bereits der Kolumnist Axel Hacke hingewiesen hat: Jesus muss ursprünglich noch einen Zwillingsbruder gehabt haben. Er hieß Owi und hat in der Zeile „Stille Nacht, heilige Nacht, Gottes Sohn, Owi lacht“ seinen Auftritt. Mit etwas Alkohol sieht man nicht nur doppelt, manchmal hört man auch mehr.

Weltweit beliebtes Weihnachtslied

„Stille Nacht, heilige Nacht“ entstammt der voralpinen Bergwelt des Salzburger Landes. Geschrieben haben das Lied der Dorfschullehrer und Organist Franz Xaver Gruber (Musik) und der Hilfspfarrer Joseph Mohr (Text), uraufgeführt wurde es vor bald zweihundert Jahren, am Heiligabend 1818 in der Schifferkirche St. Nikola in Oberndorf (401 Meter über dem Meer). Der Legende nach schufen die Autoren ein Stück, das sich auch mit der Gitarre begleiten lässt, weil die Orgel ihres Gotteshauses kaputt war. Der Rest ist Popgeschichte.

1822 wurde „Stille Nacht“ dem österreichischen Kaiser Franz I. und dem russischen Zaren Alexander I. vorgesungen, 1833 ging es in Dresden als „ächtes Tyroler Lied“ erstmals in Druck. König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, ein Fan der Tannenwald-Romantik, ließ sich 1854 eine Abschrift des Originals besorgen. Nach einer inhaltlichen Straffung, bei der drei Strophen und altmodische Wendungen wie „Jesum in Menschengestalt“ wegfielen, ist der Hit heute in mehr als 300 Sprachen und Dialekten verbreitet. „Silent Night“ gilt als weltweit beliebtetes Weihnachtslied.

Still beginnt die Nacht, triumphal schmetternd endet sie. „Durch der Engel Halleluja / Tönt es laut von fern und nah: / Christ, der Retter ist da, / Christ, der Retter ist da!“, jubelt es im Finale. Frohe Weihnacht!

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Nadine Ploder

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  • 23. Dezember 2020, 13:00 Uhr

Nun ist sie da die stille Zeit und mit ihr musikalische Klänge, die in uns allen viele schöne Erinnerungen wecken.
Unter allen Weihnachtsliedern gilt das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht" weltweit als bekanntestes Weihnachtslied und als Inbegriff des Weihnachtsbrauchtums. Am 24. Dezember 1818 in einer römisch-katholischen Kirche in Salzburg uraufgeführt, wurde das Lied (mit der Melodie von Franz Xaver Gruber und dem Text von Joseph Mohr) von der deutschen Sprache in über 320 Sprachen und Dialekte übersetzt. 2011 wurde es außerdem von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe in Österreich anerkannt.

Mit diesem Video, dass sich auch bestens zum Mitsingen eignet, wünscht die Pfarre Gleisdorf und das Team der WOCHE Weiz, Birkfeld und Gleisdorf "Frohe Weihnachten".

"Stille Nacht" von Maria Suntinger, Organistin aus Gleisdorf:

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Welches Weihnachtslied wurde zum Unesco Kulturerbe erklärt?

Immaterielles Kulturerbe Das im Jahr 1818 komponierte Lied „Stille Nacht! Heilige Nacht! “ bildet für zahlreiche Menschen einen Fixpunkt des Heiligen Abends und ist für viele der Inbegriff des Weihnachtsliedes überhaupt.

Wie lautet der Text von Stille Nacht heilige Nacht?

Heilige Nacht! Lange schon uns bedacht, als der Herr, vom Grimme befreit, in der Väter urgrauer Zeit aller Welt Schonung verhieß, aller Welt Schonung verhieß. Stille Nacht, heilige Nacht, Hirten erst kundgemacht! durch der Engel Halleluja tönt es laut von Ferne und Nah: Jesus, der Retter ist da!

Wie ist das Lied Stille Nacht entstanden?

"Stille Nacht" gilt als weltweit bekanntestes Weihnachtslied. 1818 wird es im österreichischen Oberndorf bei Salzburg uraufgeführt. Geplant ist der Welterfolg nicht - das Lied entstand aus blanker Not und war im Grunde Improvisation. Das Salzburger Land ist nach den Jahren um 1815 völlig ausgezehrt.

Wie viele Strophen gibt es von Stille Nacht heilige Nacht?

Das Lied wurde von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber mit sechs Strophen niedergeschrieben: In den fünf vorliegenden Autographen finden sich viermal die sechs Strophen, im Autograph II von Gruber fehlt die dritte Strophe "...die der Welt Heil gebracht...".

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