Wer Leggings trägt hat die Kontrolle?

Dieser (mittlerweile etwas in die Jahre gekommene) Satz da oben stammt von Mode-Ikone Karl Lagerfeld. Aber ihr wisst ja, Mode ändert sich. Und deswegen zeigen sich immer mehr Stars, Promis und Politiker auch außerhalb des Fitness-Studios gerne mal im Schlabber-Look. Und das haben wir am Donnerstag (21.01.) gefeiert, dem Tag der Jogginghose!

Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.

Sorry Kalle, aber das ist Schwachsinn. Fashion Week Berlin 2016: Es ist schon lange Zeit, das Lagerfeldsche Sweatpants-Axiom mal gerade zu rücken – auch wenn die Realität den alten Mann eh schon lange eingeholt hat. Gewinner tragen Jogginghosen. Verlierer zwängen sich in Skinny-Fit-Anzughosen und erdrosseln sich mit Krawatten.
 

Warum bitte soll Komfort nicht erstrebenswert sein?

Klar, so’n Korsett sieht schon auch sexy aus, logo. Aber so richtig böse kann man den Leuten jetzt auch nicht wirklich sein, die für sich entschließen, ab und zu auch einfach mal kein Korsett anzuziehen. Denn Korsette sind einfach brutal ungemütlich. Und Komfort geht vor.

Komfort geht vor. Womit der Siegeszug der Leggings das letzte Jahrzehnt über erklärt wäre. Leggings sind einfach ’nen Hauch angenehmer zu tragen, als Jeans. So. Und da Leggings bei Herren zwar nicht grundsätzlich off-limits sind, wegen des unästhetischen Wulsts im Schrittbereich aber optisch einfach nur so semi-geil daherkommen, bleibt uns nur die Jogginghose.

Der Anzug ist die textile Verknechtung seines Trägers: Die Jogginghosen-Antithese

Dieses erbärmlich unscharfe Bild zeigt den Autor in seiner Businesskasper-Zwangsjacke. Mit seinem Gesichtsausdruck versucht er seiner Sehnsucht nach einer schönen, alten, ausgebeulten Jogginghose Ausdruck zu verleihen.

Ich habe über zwei Jahre lang in einem Bürogebäude gearbeitet, in dem Anzugpflicht herrschte. Und die Regeln waren äußerst streng. Erst, wenn man früh morgens einen Wetterbericht für den Tag ausfindig machen konnte, der eine zu erwartende Höchsttemperatur von mehr als 27°C angab, durfte man die Krawatte weglassen. DURFTE MAN DIE KRAWATTE WEGLASSEN! OH, WOW! DANKE! In der Zeit hatte nicht nicht wirklich das Gefühl, mein Leben unter Kontrolle zu haben – auch wenn ich nur ganz selten in Jogginghosen das Haus verließ.

Ich war also mehr als zwei Jahre lang gezwungen, komme was da wolle, mir morgens einen Anzug überzustreifen. Wie die anderen armen Würmer, die in der Butze ein- und ausgingen. Aber, wer mit Jogginghose auf die Straße geht, hat die Kontrolle über sein Leben verloren?

<3 Jogginghose

Nein, das Gegenteil ist der Fall. Wer sich fremdbestimmt in enge Nylon-Bügelfaltenhosen, überteuerte Markenhemden, unpraktische Sakkos und Krawatten-Schlingen hüllt, der fühlt sich weder frei, noch wie ein Gewinner dabei. In Jogginghosen dagegen fühlen sich ihre Träger so frei, wie sich Jogginghosen eben anfühlen. Je ausgebeulter, desto freier. Was ist das für 1 Schnitt, von dem ich mir vorschreiben lassen soll, wie weit ich meine Knie beugen darf? Je ausgebeulter, desto Braveheart.

Der Anzug ist textile Verknechtung, kleidunggewordene Resignation, die Auflösung der eigenen Identität im uniformen Wir. Die Jogginghose ist die textilgewordene Selbstbehauptung, die baumwollene Ich-Werdung.

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Frieder Kreezy

//procrasti-nation.eu/

Quodoard Flolke a.k.a. Frieder Kreezy ist Opinion Leader, Lifestyle Afficionado, Anti-Normcore Fashionista, Target Market Influencer, Multichannel Hip Hop Airhorn, Early USB Adapter aka Fl. Qu. aka Fr. Kr. und schreibt supergute ironiefreie Beschreibungen über sich selbst. Als Prager treibt er die Expansion Ost der Blogrebellen voran und schreibt über dies, das, verschiedene Dinge.

Karl Lagerfeld war nicht nur bekannt für seine Mode, sondern auch für seine schlagfertige Art. Seine besten Zitate.

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„Ich fordere den 48-Stunden-Tag. Mit nur 24 Stunden komme ich einfach nicht aus.“

„Als Kind träumte ich davon, erwachsen zu sein. Ich fand es erniedrigend, ein Kind zu sein, so als wäre man ein Mensch zweiter Klasse.“

„Ich bin umgeben von jungen und schönen Menschen. Der Anblick von Hässlichkeit ist mir ein Graus.“

„Im Übrigen brauche ich nie einzukaufen, da ich ja kaum esse!“

„Die Mode ist etwas für den Augenblick. Das Beste, was einem Kleid passieren kann, ist, dass es getragen wird. Man macht Mode nicht fürs Museum.“

„Mode ist oberflächlich. Das muss man akzeptieren, wenn man Mode zu seinem Beruf machen will.“

„In der Mode muss man ständig zerstören, um sich zu erneuern. Das lieben, was man gehasst hat, und das hassen, was man geliebt hat.“

„Ich liebe das Vergängliche: die Mode ist mein Beruf.“

Zopf und Sonnenbrille waren Karl Lagerfelds unverkennbare Markenzeichen. : Bild: Helmut Fricke

„Lieblingsspeise kann für mich nur etwas sein, wovon man nicht dick wird.“

„Kinder wollte ich nie haben. Denn wenn mein Kind mir überlegen wäre, wäre mir das nicht recht gewesen, und wenn es mir unterlegen wäre, hätte mir das auch nicht gepasst.“

„I’m very much down to earth. Just not to this earth.“

„Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

„Alles, was ich sage, ist ein Witz. Ich bin selbst ein Witz.“

„Es ist nicht so, dass ich mich gut finde, aber es könnte schlimmer sein.“

„Katy Perry? Das ist Lady Gaga für Arme.“

„Jugend ist eine neue Form des Rassismus, eine Obsession. Es ist die einzige soziale Ungerechtigkeit, die es wirklich gibt.“

„Zukunft ist die Zeit, die übrig bleibt.“

„Eitelkeit ist Selbsterhaltungstrieb. Und das ist gar nicht so ungesund.“

„Ich müsste erst mal wissen, ob meine Mutter wirklich im Himmel ist. Vielleicht ist sie auch in der Hölle…“

(Über den Blick in den Spiegel:) „Was ich sehe, gefällt mir sehr. Ich bin jetzt praktisch wie mein eigener Kleiderbügel.“

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Gesammelt aus „Karl über die Welt“, herausgegeben von Jean-Christophe Napias und Sandrine Gulbenkian, „Karl“ von Paul Sahner und aus zahlreichen Interviews und Gesprächen, die unsere Redaktion mit Karl Lagerfeld führte.

Quelle: FAZ.NET

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Dieser (mittlerweile etwas in die Jahre gekommene) Satz da oben stammt von Mode-Ikone Karl Lagerfeld.

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Der Modedesigner Karl Lagerfeld sagte, man dürfe sich selbst vor seiner Katze nicht gehen lassen. Karl Lagerfelds angeblicher Spruch "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren" ist ein Beispiel dafür, wie die Kontrolle über ein Zitat verloren gehen kann. Paris/Hamburg.

Wer hat das Erbe von Karl Lagerfeld bekommen?

Insgesamt stehen sieben Erben im Testament von Lagerfeld. Darunter die vier Männermodels Sebastien Jondeau (45), Baptiste Giabiconi (31), Jake Davies (40) und Brad Kroenig (41). Sie waren alle sogenannte «Karl Boys» und dienten dem Maestro zu Lebenszeiten als Muse.

Wer eine Jogginghose trägt hat die Kontrolle über sein Leben verloren Stellungnahme?

Wer im Alltag Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben zurückgewonnen. Jogginghosen sind für Versager, für Karl Lagerfeld (RIP) steht das fest: Jogginghosen sind das Zeichen einer Niederlage. Man hat die Kontrolle über sein Leben verloren und dann geht man eben in Jogginghosen auf die Straße.

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