Wo sind die Hängenden Gärten von Babylon

  1. Home
  2. Wissen
  • Gesundheit Digital

Mythos Weltwunder:Hängende Gärten von Babylon existierten tatsächlich - in Ninive

6. Mai 2013, 15:26 Uhr

Lesezeit: 2 min

Mythos oder Wahrheit? die Hängenden Gärten von Babylon (künstlerische Interpretation)

(Foto: Wikimedia Commons)

Die Hängenden Gärten von Babylon sind wohl das geheimnisvollste der Sieben Weltwunder. Doch hat dieses Bauwerk überhaupt jemals existiert? Eine Forscherin der Uni Oxford hat Belege zusammengetragen. Stimmen sie, muss die Geschichte der Weltwunder neu geschrieben werden.

Die Hängenden Gärten der Semiramis sind wohl das geheimnisvollste der antiken Sieben Weltwunder. König Nebukadnezar II soll den ersten großen botanischen Garten der Menschheitsgeschichte der Legende nach für seine Frau angelegt haben, die aus einer grünen Region kam und im wüstenähnlichen Babylon die Pflanzen vermisste.

Von diesem Meisterwerk der Baukunst existieren nur schriftliche Berichte - aus zweiter Hand, von Menschen, die die Hängenden Gärten von Babylon selbst nie gesehen haben dürften. Etliche Wissenschaftler zweifeln gar an ihrer Existenz.

Also alles nur eine Legende? Eine Forscherin der Uni Oxford kommt zu einem anderen Ergebnis. Sie bezweifelt nicht, dass es die Hängenden Gärten gab. Sie glaubt aber, dass die grünen Oasen mit dem ausgefeilten Wasserversorgungssystem in einer anderen Stadt erbaut wurden - und ausgerechnet vom größten Feind der Babylonier: In Ninive, 480 Kilometer von Babylon entfernt, gelegen im heutigen Irak, hätten demnach die Assyrer das Wunder erschaffen.

Stephanie Dalley heißt die Frau, die dafür sorgt, dass die Geschichte eines der sieben Weltwunder nun wohl neu geschrieben werden muss. Die Wissenschaftlerin vom Orientalischen Institut der Universität Oxford hatte bereits 1992 im britischen Independent davon gesprochen, dass die Hängenden Gärten in Wahrheit vom assyrischen König Sanherib in Ninive erbaut wurden - und nicht vom babylonischen Herrscher Nebukadnezar. Nun hat Dalley Belege vorgelegt, die ihre These stützen sollen:

  • Sanherib ließ im Palast von Ninive für seine Frau Tašmetun-Šarrat einen prächtigen Garten bauen. Dalley verglich Aufzeichnungen der Hängenden Gärten mit einem Flachrelief des Königlichen Palastes von Ninive. In beiden Fällen waren Bäume, die auf einem überdachten Säulengang wuchsen, exakt gleich beschrieben.
  • 689 vor Christus eroberten die Assyrer Babylon und bauten fortan ihre Hauptstadt Ninive nach dem Vorbild dieser Stadt aus. So benannte Sanherib nach der Eroberung Babylons die Stadttore von Ninive - genau wie in Babylon - nach Gottheiten. Dalleys Fazit: Ninive könnte fortan quasi als zweites Babylon betrachtet worden sein. So könnten auch die Palastgärten von Ninive ihren "neuen" Namen bekommen haben.
  • Auch die Topographie gibt Hinweise. Stephanie Dalley verglich Umgebung von Babylon und Ninive und fand heraus, dass in dem flachen Gebiet um Babylon unmöglich genügend Wasser zur Bewässerung der Hängenden Gärten herbeigeschafft werden konnte.
  • Schließlich hilft selbst Alexander der Große weiter. 331 vor Christus übernachtete er mit seiner Armee nahe Ninive - kurz bevor er bei Gaugamela die Perser schlug. Nahe des Nachtlagers soll ein Aquädukt gestanden haben. Dalleys Recherchen zufolge soll es Wasser in die Hängenden Gärten befördert haben.

"Es hat Jahre gedauert, bis wir beweisen konnten, dass die Gärten und das System der Aquädukte von Sanherib in Ninive gebaut wurden und nicht von Nebukadnezar in Babylon", sagt Dalley. "Zum ersten Mal herrscht Klarheit darüber, dass die Hängenden Gärten tatsächlich existierten."

Stefan Schweizer: "Die Hängenden Gärten von Babylon"

Die Geschichte der Hängenden Gärten von Babylon präsentiert der Kunsthistoriker Stefan Schweizer in seinem neuen Buch © Wagenbach Verlag

Von Michael Opitz  · 26.03.2020

Die Geschichte der Hängenden Gärten von Babylon präsentiert der Kunsthistoriker Stefan Schweizer in seinem neuen Buch. Darin wird auch deutlich, wie sehr das antike Weltwunder noch heute die "grüne Architektur" beeinflusst.

In Zeiten verordneter Reiseabstinenz könnte das Reisen in den eigenen vier Wänden, wie es Xavier de Maistre in seinem Buch "Die Reise um mein Zimmer" (1790) empfiehlt, eine Alternative sein. Wer aber den eigenen vier Wänden zu entfliehen gedenkt, müsste im Kopf reisen. Solche Touren könnten nach Rom, London oder Paris führen, wobei allerdings auch vor ferner gelegenen Reisezielen nicht halt gemacht werden müsste.

Babylon ließe sich auf diesem Wege mit Leichtigkeit erreichen, wobei ein Besuch der sagenumwobenen Stadt den zusätzlichen Reiz einer Bildungsreise hätte, würde er unter Anleitung von Stefan Schweizers Buch "Die Hängenden Gärten von Babylon" unternommen werden. Der 1968 geborene Kunsthistoriker ist bereits Autor eines Buches über den französischen Gartenarchitekten André le Nôtre – ihm verdanken wir u.a. die Gartenanlagen von Versailles. Nun hat er ein schön gestaltetes, umfassend recherchiertes und spannend zu lesendes Buch vorgelegt, in dem er dem Faszinosum von Babylons Hängenden Gärten nachgeht.

Eines der sieben Weltwunder

Dass die Hängenden Gärten von Babylon zu den sieben antiken Weltwundern gezählt werden, überrascht insofern, da doch Gärten, im Unterschied zu den ägyptischen Pyramiden, deutlich stärker dem Klima und damit dem Verfall ausgesetzt waren als etwa Babylons Stadtmauern. Aufnahme in den Weltwunderkatalog aber fanden nur jene Bauwerke, die neben Kunstfertigkeit und Monumentalität auch versprachen, von Dauer zu sein.

Um die hängende Gärten der Semiramis in Babylon sind über die Jahrhunderte zahlreiche Mythen entstanden.© picture-alliance / akg-images

Die erstmals von Ktesias von Knidos 400 v. Ch. erwähnten Hängenden Gärten Babylons galten als ein architektonisches Wunderwerk, da sie nicht zu ebener Erde, sondern in luftiger Höhe auf dem Dach eines Unterbaus angelegt worden waren. Um Dachterrassen, wie wir sie heute kennen, handelte es sich bei den auf mehrstufigen Plateaus angelegten Gärten nicht. Denn für die Hängenden Gärten war so viel Erdreich angehäuft worden, dass Hügel angelegt werden konnten, auf denen Bäume wuchsen.

Reichhaltige Bildgeschichte

Stefan Schweizer rekonstruiert minutiös die historische Überlieferungsgeschichte der Hängenden Gärten, wobei auffällig ist, dass in diesem Zusammenhang immer wieder zwei Frauen erwähnt werden. Aus Liebe, so erzählt es eine Legende, soll ein syrischer König das Anlegen der Hängenden Gärten verfügt haben. Denn seine Frau sehnte sich nach ihrer bergigen, waldreichen Heimat.

Ein eigenes Kapitel widmet Schweizer schließlich Königin Semiramis, die in der Rezeptionsgeschichte häufig nicht nur als Erbauerin Babylons, sondern auch der Hängenden Gärten erwähnt wird. Wie man sich im Spätmittelalter Königin Semiramis in den Hängenden Gärten vorstellte, zeigt eine Abbildung von 1450 im Kapitel zur bildlichen Überlieferungsgeschichte.

Auffällig an dieser Bildgeschichte, die Schweizer bis ins 19. Jahrhundert verfolgt, ist, wie sehr die künstlerischen Bildfindungen der Hängenden Gärten im 17. und 18. Jahrhundert ihrer Zeit verhaftet blieben. Die Abbildungen, die Babylons Hängende Gärten darstellen, gleichen den damals favorisierten französischen Gärten. Und die Bauten, auf denen sie zu finden sind, orientieren sich an der Architektur des Kolosseums in Rom.

Vorbild für italienische Dachgartenarchitektur

Dass bereits in der Renaissance begonnen wurde, Gärten nach dem Vorbild der Hängenden Gärten anzulegen, zeigt Schweizer, indem er Beispiele der italienischen Dachgartenarchitektur anführt. Wie heute eine grüne Architektur auf die Hängenden Gärten Bezug nimmt, darauf macht Frank Maier-Solgk im letzten Kapitel des Buches aufmerksam. Darin werden gegenwärtige und im Entstehen begriffene Bauwerke erwähnt, in denen der Mythos der Hängenden Gärten Babylons weiterlebt.

Dieses auf Fakten basierende, reich bebilderte, wissenschaftlich akribisch gearbeitete und sehr lesbar geschriebene Buch ist durchaus anspruchsvoll, aber gerade deshalb ist es ein Lesevergnügen.

Stefan Schweizer: Die Hängenden Gärten von Babylon. Vom Weltwunder zur grünen Architektur
Mit einem Beitrag von Frank Maier-Solgk
Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2020
240 Seiten, 28 Euro

Warum gibt es die Hängenden Gärten von Babylon nicht mehr?

Nur durch eine ständige Bewässerung – im Hochsommer zusätzlich durch Sklaven und einem Brunnen, der sich im Inneren der Gewölbe befunden haben soll – konnten die hängenden Gärten in der Wüste erblühen.

Warum sind die hängenden Gärten ein Weltwunder?

Eines der sieben Weltwunder Die erstmals von Ktesias von Knidos 400 v. Ch. erwähnten Hängenden Gärten Babylons galten als ein architektonisches Wunderwerk, da sie nicht zu ebener Erde, sondern in luftiger Höhe auf dem Dach eines Unterbaus angelegt worden waren.

Wem gehörten die Hängenden Gärten von Babylon?

Die bepflanzten Terrassen Babylons erhielten später den Namen "Hängende Gärten der Semiramis". Diese babylonisch-assyrische Königin war auch unter dem Namen Sammuramat bekannt und lebte erst 300 Jahre nach Nebukadnezar. Die Gärten waren unter ihrer Herrschaft aber wohl besonders prächtig.

Warum heißen die hängenden Gärten so?

Die Bezeichnung „hängende Gärten“ beruht allerdings heutigen Erkenntnissen zufolge auf einem Übersetzungsfehler: Statt als „hängend“ wurden die Gärten in einer der wichtigsten Städte des Altertums nämlich bereits in den griechischen Originalschriften als „Dachgarten auf Terrassen“ bezeichnet.

Toplist

Neuester Beitrag

Stichworte