Ab wann darf man nach neujahr wieder waschen

Es ist ein hartnäckiger Brauch, der sich seit Menschengedenken in den Köpfen hält: Zwischen den Jahren wird nicht gewaschen. Viele halten sich noch daran und befürchten Schlimmstes, sogar den Tod eines Familienangehörigen, wenn in dieser Zeit die sauberen Laken an der Leine im Wind flattern.

In Nordbremer Haushalten wird zwischen Weihnachten und Neujahr nicht gewaschen. Falls es doch sein muss, dann häufig mit einem schlechten Gefühl. "Das macht man einfach nicht", sagt Renate Rach, die auf dem Wochenmarkt am Sedanplatz Obst verkauft. Eine Kundin aus Bremen-Nord möchte zwar ihren Namen nicht sagen, doch auch sie lässt zwischen den Jahren Bettlaken, Tischdecken und Handtücher liegen. Auch wenn ihr Ehemann das für Quatsch hält.

Auf alle Fälle hat es was mit dem Tod zu tun

Aber so denken viele. Warum zwischen den Jahren keine Wäsche gewaschen werden und schon gar nicht draußen auf der Leine im Wind flattern darf, das wissen viele nicht. Es gibt immer noch Haushalte, in denen sich dieser Brauch noch im Zeitalter des Wäschetrockners hartnäckig hält, auch wenn niemand mehr weiß, warum das eigentlich so ist. Auf alle Fälle habe es etwas mit dem Tod zu tun.

Weil dann ein Mitglied der Verwandschaft stirbt – da war sich Renate Rasch mit Gisela Boot und anderen Passanten auf dem Wochenmarkt einig. Auch bei Klaus Peters vom Verein Burg Blomendal bleibt die Wäsche zwischen den Jahren liegen. Warum, weiß der Heimatfreund nicht, ist aber mit seinen Vermutungen nahe dran. "Wahrscheinlich ist das ein heidnischer Brauch, der mit bösen Geistern zusammenhängt", orakelt er.

Es droht Verderben

Und richtig: Wotan soll es sein, der diesem Mythos bis heute Nahrung gibt. Wotan, der nordische Gott, der mit seinem achtbeinigen Hengst Sleipnir in der Zeit zwischen Weihnachten und dem sechsten Januar unterwegs ist.

Das sind die Raunächte, in denen die Gesetze der Natur früher als aufgehoben galten. Und wehe, wenn sich Wotan draußen in den Wäscheleinen verheddert: Dann droht Verderben.

Die Wäsche allerdings einfach im Haus aufzuhängen ist einer weiteren Überlieferung nach ebenfalls gefährlich: Sie könnte von den stöhnenden, heulenden und johlenden Reitern der Wilden Jagd, die zur Zeit der Raunächte durch die Lüfte zieht, gestohlen werden und im Laufe des Jahres seinem Besitzer nur noch als Leichentuch dienen.

Zwischen Aberglaube und freier Interpretation

Das sind zwei von vielen Interpretationen, die sich um das Waschverbot in den zwölf Raunächten rankt. Und darum will Renate Rach lieber auf Nummer sicher gehen. "Ich sammle meine Wäsche und warte bis Neujahr". Gisela Boot wäscht zwar ab und an, zum Beispiel Handtücher für einen Saunabesuch, "aber ich versuche es eigentlich zu vermeiden", sagt sie. Sicher sei eben sicher. Gisela Boot hat mit dieser Tradition ein Leben lang gelebt. Auch Erna Dobschinski aus Blumenthal kennt diesen Brauch von ihrer Mutter. Trotzdem hat sie ihr ganzes Leben lang die Wäsche auch zwischen den Jahren gewaschen. Sie glaubt nicht an Wotans Rache. Eine Frau, die ihren Namen nicht nennen möchte, schon: "Ich bin sehr abergläubig". In ihrer Familie sei es auch schon passiert, dass ein Mitglied zwischen den Jahren gestorben sei. Ob es an der Wäsche lag?

Noch mehr Aberglaube zwischen den Jahren

"Allgemein ist die Wilde Jagd dem Menschen nicht feindlich gesinnt, doch ist es ratsam, sich niederzuwerfen oder sich im Hause einzuschließen und zu beten. Wer das Heer provoziert oder ihm spottet, wird unweigerlich Schaden davontragen, und wer absichtlich aus dem Fenster sieht, um das Heer zu betrachten, dem schwillt etwa der Kopf an, so dass er ihn nicht zurückziehen kann", so ist es überliefert.

Es gibt indes noch viel mehr Aberglaube zwischen den Jahren. So sollen zum Beispiel dem Volksglauben nach alle Träume in den zwölf Nächten zwischen Weihnachten und dem sechsten Januar in Erfüllung gehen. Und allein mit dem Waschverbot ist es auch nicht getan: Nähen oder Spinnen, Stall auszumisten oder Kehrricht zusammenzufegen – auch dass durfte früher nicht sein. Die christlichen Daten übrigens haben die heidnischen überlagert. Letztere sehen die Wilde Jagd ab der Wintersonnenwende, 21. Dezember, und dann zwölf Nächte lang bis zum 2. Januar über den Himmel ziehen.

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  1. Panorama

Warum zwischen Weihnachten und Neujahr nicht gewaschen werden darf : Brauchtum: Wäschewaschen bringt Pech

 Symbolbild.

Symbolbild. Foto: dpa/Gregor Fischer

Einem Aberglauben auf der Spur: Warum zwischen Weihnachten und Neujahr nicht gewaschen werden darf.

Düsseldorf. Es bringt Unglück. Pech. Im schlimmsten Fall den Tod. Wer zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche wäscht, dem steht im neuen Jahr Schlimmes bevor. So will es ein Jahrhunderte alter Aberglaube, der noch heute in manchen Köpfen umherspukt. Woher er kommt und was es mit dem Waschverbot auf sich hat, ist aber nur schwer zu erklären.

Früher waren in der „stillen Zeit“ alltägliche Arbeiten verboten

„Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr oder dem Dreikönigstag galt früher als Zwischenzeit“, sagt Dagmar Hänel, Leiterin der Abteilung Volkskunde des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte. „Das alte Jahr war noch nicht zu Ende, das neue Jahr hatte noch nicht richtig begonnen. Es war eine stille Zeit.“

Mancherorts wurden die Tage vom 25. Dezember bis zum 6. Januar auch als zwölf heilige Tage oder — im alpenländischen Raum — als Rauhnächte bezeichnet. „Alltägliche Arbeiten wie spinnen, weben oder dreschen waren in dieser Zeit verboten, ebenso das Waschen.“ Wer sich nicht daran hielt, dem drohte Unheil. „Man muss bedenken, dass diese Zeit die dunkelste des Jahres war. Es gab keine Elektrizität, alles war düster und etwas unheimlich. Die Leute saßen zusammen und erzählten sich Geschichten. Da entstanden womöglich diese Vorstellungen“, erklärt Dagmar Hänel.

Je nach Region sind dabei die unterschiedlichsten Ausprägungen zu finden. So ist bis heute vor allem im süddeutschen Raum verbreitet, dass Geister, die in den sogenannten Rauhnächten unterwegs sind, in die zum Trocknen aufgehängten Kleidungsstücke fahren und so dessen Besitzer im folgenden Jahr mit Krankheit und Tod verfolgen. Oft ist in diesem Zusammenhang auch von der Wilden Jagd die Rede — eine Zeit, in der nach altem Volksglauben das Geisterreich geöffnet war und die Geister umherflogen. Daher durften keine Wäscheleinen gespannt werden, weil sich die Wilde Jagd darin verfangen könnte.

In einer anderen Version sind vor allem Frauen gefährdet. Denn durch das Aufhängen von weißer Wäsche würde die Wilde Jagd angelockt und dann über diese Frauen „herfallen“. Auch das Aufhängen von weißen Betttüchern galt als schlechtes Omen, diese wiederum könnten von den Geistern als Leichentuch für die Toten des neuen Jahres verwendet werden.

Unerledigte Arbeit soll nicht mit ins neue Jahr genommen werden

Andere Annahmen besagen, dass der Begriff Rauhnacht auf Rauch zurückgeht. Demzufolge wurden in den Rauhnächten Haus und Stall mit Weihrauch ausgeräuchert. Das Verbot, Wäsche zu waschen und zu trocknen, könnte also auch ganz praktische Gründe gehabt haben. Rauchgeruch in der Wäsche war nicht gewollt.

Hartnäckig hält sich auch die von unzähligen christlichen Großmüttern überlieferte Version, dass in dieser Zeit keine Wäsche gewaschen werden soll, um keine unerledigte Arbeit mit in das neue Jahr zu nehmen. Dies sei ein schlechtes Omen und bedeute noch mehr Arbeit im nächsten Jahr.

Ein anderer Brauch besagt übrigens, dass zu Silvester rote Unterwäsche getragen werden soll. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wann darf man nach den Rauhnächten wieder waschen?

Weil die Rauhnächte bis zum 6. Januar andauern, ist das Waschen streng genommen erst dann wieder möglich, und nicht wie häufig angenommen am Neujahrstag.

Kann man am 2 Januar wieder Wäsche waschen?

Tatsächlich gibt es eine Reihe alter Überlieferungen im europäischen Raum, die besagen, dass man zwischen dem 24. Dezember und dem 6. Januar auf das Wäschewaschen besser verzichten sollte. Dieser Zeitraum, in dem die Nächte besonders lang sind, wird auch mit Rauhnächten beschrieben.

Wann darf man keine Wäsche waschen?

Einer germanischen, vorchristlichen Legende zufolge passieren schlimme Dinge, wenn Sie Ihre Wäsche zwischen Weihnachten und Neujahr waschen. Im schlimmsten Fall kann sogar ein Familienmitglied sterben. Wenn Sie an mythische Bräuche glauben, sollten Sie es also vermeiden, in dieser Zeit Wäsche zu waschen.

Was darf man zwischen Weihnachten und Neujahr waschen?

Der Mythos besagt, dass zwischen Weihnachten und Neujahr keine weiße Wäsche, insbesondere keine Bettwäsche und Bettlaken, aufgehängt werden dürfe, da wilde Reiter die Wäsche stehlen würden. Die gestohlenen Leintücher würden die Reiter im Folgejahr als Leichentuch für ein Mitglied des Hauses verwenden.