Die zweite (O-) Deklination Während wir bei der ersten, der „A-Deklination“, nur eine einzige Endung im Nominativ Singular zu lernen hatten, nämlich das –a, scheint die zweite Deklination schon reichlich komplizierter zu sein, denn dort gibt es im Nominativ Singular gleich drei unterschiedliche Endungen, nämlich –us, -er, -um. Wieso aber gehören diese drei Endungen doch zur gleichen Deklination? Wir erkennen: Von einer Deklination, der „Abwandlung“, können wir ja logischerweise erst ab dem zweiten Fall sprechen, weshalb es äußerst wichtig ist, die lateinischen Hauptwörter niemals nur mit dem Nominativ, sondern auch mit ihrem Genetiv zu erlernen – und dazu sinnvollerweise gleich auch das Geschlecht anzugeben, denn es gibt hier ja auch Ausnahmen. Beispiel: globus globi maskulinum (kurz geschrieben: globus i m.) \(=\) die Kugel Warum haben wir für die Wörter auf –er zwei Beispiele angegeben? Bevor wir uns diese Deklination näher ansehen, sollten wir noch eine überaus interessante Regel lernen, die für alle Neutra der lateinischen Sprache gilt:
Diese Regel ist insofern von Bedeutung, als wir zu wissen haben: Und jetzt gleich konkrete Beispiele zur 2. Deklination (O-Deklination):
Der Vokativ (5. Fall) hat in der gesamten lateinischen Sprache grundsätzlich die gleiche Endung wie der Nominativ, die einzige Ausnahme bilden die auf –us endenden Wörter der O-Deklination im Singular; hier endet der Vokativ (siehe oben) auf –e. Wenn jedoch vor der Endung –us ein e oder
i steht (z.B. meus filius \(=\) mein Sohn), dann lässt man, um den Vokativ zu bilden, vom Nominativ die letzten drei Buchstaben weg und ersetzt diese durch ein kurzes i: mi fili \(=\) (o) mein Sohn. Substantiva auf –er (Sie erinnern sich: man erkennt erst im Genetiv, ob der Buchstabe e beim Deklinieren erhalten bleibt oder wegfällt!)
Hingegen dekliniert man puer (der Bub, der Junge) anders: puer – pueri – puero – puerum – puero / pueri – puerorum – pueris – pueros – pueris) Eine Besonderheit ist das Wort vir, viri m. = der Mann; wie man sieht, hat dieses Wort im Nominativ Singular keine eigene Endung, wird dann aber ab dem Genetiv „ganz normal“ weiter dekliniert: vir – viri – viro usw.) Substantiva auf –um. Da diese Hauptwörter Neutra sind, gelten für diese die beiden oben besprochenen Sonderregeln, die man auch als Vorrangregeln bezeichnen kann, da sie stärker sind als die bei den Wörtern auf –us bzw. –er erlernten Endungen: Akkusativ = Nominativ; Nominativ Plural endigt auf –a.
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