Er will dass ich zu ihm nachhause komme

Der "Graver" ist kein Mann für die Familiengründung. Er hängt auch mit Mitte 40 lieber noch auf Techno-Partys rum, statt sich um seine Beziehung zu kümmern.

Quelle: dpa

Sie schwärmen vor allem von ihrer Mutter, hängen mit Mitte 40 noch auf Techno-Partys ab oder erstellen zwanghaft Einkaufslisten mithilfe von Excel-Tabellen. Auch wenn sie in der Badehose alle gleich gut aussehen: Es gibt Männer, um die Frauen besser einen großen Bogen machen sollten.

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1. Der Unverbindliche

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Ihn erkennen Sie daran, dass er sich zuerst sehr verbindlich gibt. Er sieht blendend aus, was sein übersteigertes Selbstbewusstsein erklärt. Er fährt schwere Geschütze auf, wenn es darum geht, Sie zu erobern: ruft ständig an (auch aus Tokio), nennt Sie Prinzessin und fragt recht bald ob er Sie als seine "Freundin" vorstellen darf. Dazu wird es allerdings nicht kommen, denn der Unverbindliche zeichnet sich gerade dadurch aus, dass er Sie niemals seinen Freunden oder seiner Familie vorstellen wird. Sobald er es dank seiner Gigolotricks geschafft hat, Sie sämtlicher Knochen zu berauben, und Sie ihm als formbarer Haufen zu Füßen liegen, wird der Unverbindliche schonungslos sein wahres Gesicht enthüllen.

Tagelang lässt er nun nichts von sich hören und erklärt, dass er in seinem Beruf so wahnsinnig viele tolle Menschen (meint Frauen) trifft. Beim Sex schaut er Ihnen zwar in die Augen, sagt dann aber: "Du weißt, es bedeutet nichts." Von nun an wird er Sie auch nicht mehr Prinzessin nennen, sondern Mickey Mouse. Der Unverbindliche spricht stets im Imperativ, ansonsten viel (zu viel) von seiner Mutter: "Du, sie ist eine ganz tolle Frau." Dabei schließt er seine Augendeckel sanft. Der Unverbindliche ist ein großes Kind, das seiner Mutter jeden Wunsch erfüllen will. Auch den unausgesprochenen, ihren einzigen Sohn mit niemandem teilen zu müssen. Schon gar nicht mit einer Mickey Mouse. Mira Wiesinger

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2. Der Graver

Diesen Mann kann man als Frau fast alles fragen: Über seine sexuellen Vorlieben spricht er genauso bereitwillig wie über das schwierige Verhältnis zu seiner Familie oder seine bewegte berufliche Vergangenheit in der Musikindustrie. Nur die Frage, wie er sich seine (oder gar eine gemeinsame) Zukunft vorstellt, sollte man sich sparen, will man ihn nicht in Panik davonlaufen sehen. Die Zukunft ist für ihn eine unbekannte, ferne Größe, mit der er sich nicht beschäftigen kann, weil sie gleichzeitig seine größte Bedrohung ist – das Ende der Party, die er Leben nennt. "Graver" taufte die "Sunday Times" diesen Typ Mann, der sich auch mit Mitte 40 noch – oder seit seiner Scheidung wieder – in Technoclubs die Nächte und Tage um die Ohren schlägt: ein Raver, der bereits mit einem Bein im Grab steht.

Diese Sorte Mann findet sich vor allem in Metropolen, denn nur sie bieten ihm die Infrastruktur, auf der er den Spielplatz für seine künstlich verlängerte Adoleszenz errichten kann. Hier hat er seine "Feierclique" aus langjährigen Männerfreunden und ein paar weiblichen Kumpels, die ebenso gerne alkoholische Mischgetränke mit Red Bull oder Jägermeister konsumieren. Hier gibt es den American-Apparel-Laden, wo er seine Uniform, Röhrenjeans und farbige V-Ausschnitt-Shirts, einkauft. Und hier ist der Ort, wo er nicht am Rand der Gesellschaft steht, sondern sich fast schon als Mainstream fühlen darf. Warum also erwachsen werden? Die Gründe drängen sich nicht auf, nur einer sei hier zu bedenken gegeben: Auch auf einer Tanzfläche bleibt ein einsamer alter Mann ein einsamer alter Mann. Lorraine Haist

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3. Der Zweifler

Alles, was nicht kontrollierbar ist, macht ihm Angst, vor allem also das Leben. Und er selbst. Kinder? Lieber nicht, schließlich kann er nicht ausschließen, dass er eines Tages die Familie verlässt. Wird er mit Zweifeln seiner Partnerin konfrontiert, die im Zuge einer hormonellen Stimmungseintrübung sich und ihn fragt "Vielleicht ist das mit uns alles nur ein großer Irrtum?", kommt als Antwort nicht etwa ein "Keine Angst, Baby. Alles ist gut", sondern ein "Ja, vielleicht hast du recht. Ich weiß auch nicht."

Die Folge seiner Zweifel ist ein zwanghaftes Sammeln von Informationen. Wird er von Freunden zu einem Karaoke-Abend eingeladen, recherchiert er zur Vorbereitung selbstredend erst mal die "Sing Star"-Playlist im Internet. Vor einem einwöchigen Ferienhausaufenthalt in Dänemark wird der Menüplan der Mitreisenden erfragt, um anschließend per Excel-Tabelle eine Einkaufsliste zu erstellen.

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Zwei unschlagbare Vorteile hat dieser Mann allerdings: Zum einen hat er immer Ersatzbatterien für die Stirnlampe dabei und zum anderen, und zwar viel entscheidenderen: Im Vergleich zu ihm kommt frau sich endlich mal so richtig lässig vor. Annemarie Ballschmiter

4. Das Mädchen

Bei unserem ersten Date musste ich eine halbe Stunde auf ihn warten. Es sollte hageln, da wollte er nicht mit dem Auto kommen – das könnte beschädigt werden. Sein Zug hatte Verspätung, die Wartezeit vertrieb mir diese SMS: "Hast du einen Schirm dabei? Sicher regnet es gleich!" Ich hatte keinen Schirm, also wurde er nass. Er fand dann auch, dass es merklich abkühlte. Deswegen sind wir Teetrinken gegangen. Ingwertee, der wärmt ihn so schön von innen. Irgendwann fiel mir seine hohe Stimme auf. Und was war das eigentlich für eine Strickjacke? Ich fuhr ihn dann nach Hause, am Bahnsteig ist es ja doch recht zugig. Und etwas anderes als Nach-Hause-Fahren (getrennt) will man nach einem Date mit einem solchen Typen sowieso nicht.

"Oh Mann!", möchte man da rufen, was ist denn los? Der Schirm-Mann war nämlich nicht der erste dieser Sorte, den ich kennenlernte, es gibt sie immer öfter: die Mädchen-Männer.

Mädchen-Männer sind schnell beleidigt, warten bei leeren Straßen auf das Grün der Fußgängerampel, tragen fluoreszierende Hosenhalter mit Klettverschluss beim Radfahren, fahren pauschal in den Urlaub und checken am Vorabend ein. Sie machen Spieleabende, jammern, verschenken Brunch-Gutscheine und telefonieren mit Prepaid-Karte. Dinge, die mich bei Freundinnen schon nerven, sind bei Männern indiskutabel. Ich möchte keine neue Freundin zum Plätzchenbacken. Sondern einen Mann, der weiß, was er will (mich), und der alles dafür tut, um zu kriegen, was er will. Auch wenn er dabei nass wird. Nicola Erdmann

5. Der Gossip-Boy

Früher in der Schule hängten Mädchen an alle wichtigen Informationen immer den Nachsatz "Aber nicht weitersagen!" Das galt für fast alle Informationen, und schon damals hielt sich kaum jemand daran. Heute ist diese Aufforderung vollends obsolet geworden – alles wird sofort weitergetratscht, auf sämtlichen Kanälen. E-Mail, Facebook, Twitter – weiß es einer, weiß es die ganze Welt. Aber hier sind entgegen einer verbreiteten Meinung nicht mehr die Frauen die treibende Kraft, sondern der technisch versierte und sozial überambitionierte Mann, der Gossip Boy.

Er antwortet schneller auf Mails als jeder andere, weil er iPhone oder Blackberry immer im Anschlag hat. Seine Erlebnisse postet er in Echtzeit, auch wenn es nur um den Verzehr einer Fitness-Pfanne im "Block House" geht. Noch lieber berichtet er seinen Followern natürlich von spannenderen Dingen: der Frau, die sein Freund gerade angesprochen hat (mit Foto), der, die er selbst abgeschleppt hat (ohne Foto), dem Essen in diesem unglaublich coolen, neuen Laden. Für seine Freunde, die mit dabei waren, ungemein praktisch: Sie können ihr eigenes Leben schon am selben Abend nachlesen und müssen gar nichts mehr selbst erzählen. Das findet man am Anfang noch irgendwie lustig, dann nur noch befremdlich. Dem Gossip Boy gehört dringend das Maul gestopft. Das bitte unbedingt weitersagen. Silke Wichert