Essstörungen wer ist betroffen

  1. Magersucht
  2. Medizinische Aspekte
  3. Körperliche Reaktionen auf Magersucht
  4. Entstehung von Magersucht
  5. Zeitliches Auftreten von Magersucht
  6. Warum Frauen häufiger betroffen sind

6. Warum Frauen häufiger von Magersucht betroffen sind

Da Jungen später in die Pubertät eintreten, sind sie dann schon etwas reifer als Mädchen und deshalb weniger anfällig für Essstörungen.

Magersucht tritt bei Mädchen häufiger auf, weil der Wert einer Frau in unserer Gesellschaft (immer noch oder wieder) stark über das Äußere definiert wird. Vor allem scheint das weibliche Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl stärker von äußerlicher Attraktivität abzuhängen als bei Jungen. Inzwischen hat sich aber zunehmend diese Tatsache verändert. Immer mehr perfekt aussehende Männerkörper mit wohlgeformten Bizeps und Waschbrettbauch zieren Werbeanzeigen und Fernsehspots, so dass es auch nicht verwundert, dass immer mehr Männer eine Schlankheitsdiät unternommen haben. (Eine Umfrage 1989 ergab, dass dies bereits jeder vierte Mann unternahm.)

Eine Frau, die sexuell begehrt werden möchte, signalisiert dies vor allem mit ihrem Körper. Männer haben andere Möglichkeiten, dies auszudrücken.

Mädchen leiden eher unter Mangel an Aufmerksamkeit und Zuwendung als Jungen. Untersuchungen an Müttern ergaben, dass weibliche weinende Säuglinge eher mit Essen, männliche weinende Säuglinge eher mit anderen Zuwendungen beruhigt wurden. Eine weitere Annahme ist, dass Jungen den Mangel von Fürsorge und Aufmerksamkeit eher durch Aggression nach außen verarbeiten. So reagieren Mädchen eher mit Essstörungen als Jungen.

Die traditionelle Frauenrolle führt dazu, dass Mädchen häufig dem vermeintlichen Familienglück geopfert werden. Bei Jungen ist dies weniger der Fall. Autonomie zu entwickeln, war Jungen schon immer mehr vergönnt, selbst in einer sehr belasteten Familie. So müssen sich Mädchen eher "heimlich" über eine Essstörung abgrenzen als Jungen, die sich direkter abgrenzen dürfen. Und die Töchter sind eher bereit, auf Entwicklung ihrer Autonomie zu verzichten.

Wenn ein Junge an einer Essstörung erkrankt, sind Verunsicherung des Selbstbewusstseins, hoher Leistungsdruck und Versagensängste der Grund. Weiterhin spielt der Vater eine besondere Rolle. Ist er nicht verfügbar, gelingt das Hineinwachsen in die erwachsene Rolle unzureichend, was durch eine überfürsorgliche oder klammernde Mutter noch mehr erschwert wird. Und ein überstrenger Vater kann zuviel Leistungsdruck erzeugen, dass nur noch die Flucht in die Essstörung möglich ist.

  • Was ist eine Essstörung?
  • Binge-Eating-Störung (Esssucht)
  • Bulimie (Ess-Brech-Sucht)
  • Anorexie (Magersucht)
  • Gründe für Essstörungen
  • Therapien bei Essstörungen

Was ist eine Essstörung?

Essstörungen gehören zu den häufigsten psychischen Krankheitsbildern im Erwachsenenalter. Die meisten Betroffenen entwickeln sie bereits als Jugendliche oder junge Erwachsene. Oft bleibt die Störung über mehrere Jahre und in einigen Fällen sogar ein Leben lang bestehen.

In Deutschland sind etwa 14 von 1.000 Frauen und fünf von 1.000 Männern betroffen. Laut einer Analyse der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) von 2019 haben Essstörungen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Mediziner unterscheiden drei Hauptformen: Binge-Eating-Störung (Esssucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und Anorexie (Magersucht). Es gibt auch Patienten, die an einer Mischform erkrankt sind.

Binge-Eating-Störung (Esssucht)

"Bei Chips kann ich erst aufhören zu futtern, wenn die Tüte leer ist." Das kennt fast jeder. Von einer Binge-Eating-Störung oder Esssucht sprechen Ärzte erst, wenn Menschen regelmäßig und über längere Zeit solche Essattacken haben. Betroffene verzehren mitunter in einer Stunde 2000 Kalorien und mehr – so viel wie andere über den Tag verteilt.

Menschen mit einer Binge-Eating-Störung sind fast immer stark übergewichtig. Einige beginnen immer wieder Diäten oder legen Fastentage ein, die dann in der Regel aber von der nächsten Essattacke durchkreuzt werden.

Personen mit einer Binge-Eating-Störung haben während des Anfalls das Gefühl, nicht kontrollieren zu können, was und wie viel sie essen. Sie können häufig erst aufhören, wenn sie Bauchschmerzen bekommen.

Nach den Anfällen fühlen sich die Betroffenen meist niedergeschlagen. Sie verspüren Ekel gegen sich selbst und haben Schuldgefühle. Wenn der Frust zu groß wird, ist der einzige Trost wiederum das Essen – ein Teufelskreis. Die Betroffenen essen aus Scham meist allein und verheimlichen die Anfälle vor Freunden und Familie.

In Deutschland sind etwa ein bis fünf Prozent der Bevölkerung betroffen. Experten geben an, dass etwa 25 Prozent der "Binge-Eater" Männer sind. Damit liegt deren Anteil deutlich höher als bei anderen Essstörungen. Die Betroffenen entwickeln die Störung meist im Alter von 20 bis 30 Jahren.

Nicht nur das zwanghafte Essen und das Übergewicht macht den Betroffenen zu schaffen, oft leiden sie auch unter Depressionen, Schlafstörungen und Stress. Die Krankheit kann außerdem Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck verursachen.

Auch das Krebsrisiko steigt, weil das Fettgewebe verschiedene krebsauslösenden Mechanismen im Körper begünstigt. Es produziert etwa einen Überschuss an Östrogen, den Mediziner für Brustkrebs und Gebärmutterschleimhautkrebs verantwortlich machen. Fettzellen produzieren zudem das Hormon Leptin, dass das Zellwachstum anregt und dadurch das Krebsrisiko erhöht.

Bulimie (Ess-Brech-Sucht)

Das Wort Bulimie ist aus dem Griechischen abgeleitet und lässt sich mit "Ochsenhunger" übersetzen. Die Symptome dieser Störung sind zunächst einmal ähnlich wie bei der Esssucht: regelmäßige Heißhungerattacken, bei denen Betroffene große Portionen essen.

Der Unterschied ist, dass sie nach diesen Essanfällen ihren Mageninhalt möglichst schnell wieder loswerden. Je nachdem, welches Mittel sie dafür wählen, unterscheiden Mediziner den Purging- und den Non-Purging-Typ.

Betroffene mit dem Purging-Typ der Bulimie suchen nach der Essattacke die Toilette auf und übergeben sich. Einige nehmen auch Abführmittel oder entwässernde Medikamente ein, um nicht zuzunehmen.

Personen mit dem Non-Purging-Typ hingegen treiben exzessiv Sport und halten nach der Essattacke strikte Diäten und Fastenzeiten ein.

Nimmt man beide Typen zusammen, sind etwa 1,3 bis 1,7 Prozent der Frauen und 0,1 bis 0,5 Prozent der Männer betroffen. Im Gegensatz zur Binge-Eating-Störung entwickelt sich die Bulimie meist früher, im Alter von 15 bis 19 Jahren.

Anders als Menschen mit einer Binge-Eating-Störung oder Magersucht sieht man Betroffenen mit Bulimie ihre Störung zunächst nicht an. Häufig haben sie ein normales Gewicht oder sind schlank, denn sie sorgen durch das Erbrechen dafür, dass ihr Körper die gegessenen Kalorien-Massen kaum verwerten kann.

Trotz des Normalgewichts finden sich Menschen mit Bulimie in der Regel zu dick. Ihr Aussehen ist ihnen sehr wichtig und sie haben große Angst davor, zuzunehmen.

Weil sie sich für ihre Essstörung schämen, halten die Betroffenen diese meistens geheim. Manchmal wissen selbst enge Freunde nichts davon.

Neben der psychischen Belastung leiden Menschen, die über Monate oder Jahre regelmäßig erbrechen, oft unter Sodbrennen und riskieren, dass sich durch das künstlich herbeigeführte Zurückfließen der Magensäure die Speiseröhre entzündet. Der Mangel an Nährstoffen kann zu Herz-Kreislauf-Störungen, Haarausfall und Konzentrationsproblemen führen.

Auch die Zahnoberfläche wird durch die Magensäure im Mund angegriffen, was schnell zu Karies führt. Durch das ständige Erbrechen, durch die Abführmittel und Diäten kann es zu schweren Mangelerscheinungen kommen, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sind.

Anorexie (Magersucht)

Von einer "Anorexie nervosa" oder Magersucht sprechen Mediziner, wenn eine Person auf Dauer so wenig isst, dass sie stark abnimmt und Untergewicht entwickelt. Die Störung entwickelt sich meist bereits sehr früh zu Beginn der Pubertät.

An Magersucht erkranken weniger Menschen als an Esssucht oder Bulimie: Unter ein Prozent der Menschen in Deutschland sind betroffen. Nur etwa jeder elfte Patient ist ein Mann. Dafür ist die Magersucht umso gefährlicher: Zehn bis 15 Prozent aller Betroffenen sterben.

Die Krankheit fängt in der Regel scheinbar harmlos an: Die Betroffenen wollen ein paar Kilogramm abnehmen, schlanker, schöner werden. Weil sie häufig sehr zielstrebig sind, fällt es ihnen nicht schwer, ihre Kalorienmenge zu drosseln.

Kein Zucker, kein Fett, kaum Kohlenhydrate: Viele Menschen mit Magersucht erlauben sich nur einzelne Obst- oder Gemüsesorten, etwa Apfel oder Gurke. Die Betroffenen entwickeln oft Rituale. Sie zählen Kalorien, wiegen sich mehrmals am Tag und verzweifeln, wenn sie nicht weiter abgenommen haben. Andere schneiden ihr Essen sehr klein oder kauen besonders langsam.

Auch wenn Menschen mit Magersucht bereits starkes Untergewicht haben, fühlen sie sich zu dick. Die Wahrnehmung ihres Körper ist gestört.

Viele treiben exzessiv Sport und versuchen, sich so viel wie möglich zu bewegen. Einige Betroffene erbrechen auch willentlich und benutzen Abführmittel, um ihr Gewicht weiter zu senken. Der Unterschied zur Bulimie besteht darin, dass sie keine Essanfälle haben.

Sind die Betroffenen erst einmal stark abgemagert, bekommen sie auch unangenehme körperliche Nebenwirkungen ihrer Sucht zu spüren. Sie fühlen sich schwach, leiden unter Kopfschmerzen, frieren ständig und verlieren Haare. Das Herz schlägt langsamer, bei Frauen bleibt die Menstruation aus.

Im Extremfall wächst die sogenannte Lanugo-Behaarung am Rücken oder im Gesicht – ein feiner Flaum, den der Körper entwickelt, um sich vor Wärmeverlust zu schützen.

Bis heute gilt Magersucht als typische Frauen- oder Mädchenkrankheit. Doch die Zahl der betroffenen Männer und Jungen wächst. Experten vermuten eine hohe Dunkelziffer, weil Männer mit Anorexie sich besonders schwer damit tun, sich und anderen ihre Störung einzugestehen.

Wer ist alles von einer Essstörung betroffen?

Essstörungen beginnen in der Phase des Erwachsenwerdens. Am häufigsten sind Mädchen und junge Frauen betroffen. Auch Jungen und Männer können daran erkranken.

Wer ist an Magersucht betroffen?

Wer ist von Magersucht vor allem betroffen? Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Im Praxisalltag haben wir etwa fünf bis zehn Prozent männliche Patienten. Im Alter zwischen zwölf und 35 Jahren leiden in zwölf Monaten drei bis sechs von 1000 Frauen an Magersucht.

In welchem Alter treten Essstörungen auf?

Im Jugendalter stehen Magersucht und Bulimie im Vordergrund. Die Magersucht tritt gehäuft im Alter zwischen 13 und 17 Jahren auf. Aber auch die Esssucht ohne Erbrechen ist wichtig zu erwähnen. Sie ist bei übergewichtigen Kindern und Jugendlichen gehäuft anzutreffen und wird oft verheimlicht.

Wer oder was ist schuld an Essstörungen?

Essstörungen sind multifaktoriell bedingt und haben somit nie nur eine Ursache. Sie entstehen durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Aus diesem Grund sollten weder Betroffene noch Angehörige oder Partner sich fragen, ob sie Schuld an der Entstehung der Essstörung haben.