Facebook ich bin ein star holt mich hier raus

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01.01.1970 01:00 • von Jochen Müller

Facebook ich bin ein star holt mich hier raus

Seit Juni 2012 wertet das Berliner Marktforschungsunternehmen Goldmedia Nutzungsdaten von Facebook, Twitter und den Social-TV-Apps Couchfunk, Zapitano, Tweek und Teleboy.TV für seinen wöchentlichen "Social TV Monitor" aus. Nun liegt die erste Jahresbetrachtung vor, die vor allem RTL II mit seinen Dokusoaps "Berlin - Tag & Nacht" und "Köln 50667" ein gutes Zeugnis ausstellt.

In den Top 20 der TV-Shows mit den meisten durchschnittlichen Aktivitäten und dem größten Fanzuwachs auf Facebook und Twitter belegen die beiden Formate die Plätze eins und zwei. ProSiebenSat punktet unter anderem mit "The Voice of Germany" (Rang drei), während RTL mit "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" Platz vier und dem "Supertalent" Rang fünf belegt. Klassische fiktionale Formate spielen in den Social-TV-Charts bisher kaum eine Rolle, was nicht zuletzt auf ihren formalen Nachteil gegenüber dauerpräsenten Shows und Dailys zurückzuführen ist. Gerade große Eventfilme seien aufgrund ihrer einmaligen Ausstrahlung für Social TV weniger relevant, gibt Robert Amlung, beim ZDF Beauftragter für Digitale Strategien, zu bedenken. Das "Zweite" habe daher für die Social-TV-Zukunft im fiktionalen Bereich eher serielle Formate im Blick.

Am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover (HMTMH) wurde das Phänomen im Rahmen des Forschungsprojekts "Social TV" wissenschaftlich untersucht. Demnach eignen sich dafür vor allem jene TV-Formate, die eine hohe emotionale Ansprache des Zuschauers mit hoher zeitlicher Aktualität verknüpfen. "Formate wie 'DSDS' oder 'Ich bin ein Star - Holt mich hier raus' sind für Social TV besonders gut geeignet, weil sie sehr stark emotionalisieren", sagt auch Michael Heise, Leiter Games & Product Innovation bei RTL interactive. "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" böte auch als fiktionales Format eine gute Grundlage für Diskussionen in Social Media, weil reale Bezüge hergestellt würden. "Wir erleben dort zum Beispiel, dass sich das Publikum parallel über aktuelle Modethemen oder die kleinen täglichen Problemchen der Figuren austauscht."

Eine prominente Rolle als fiktionales Format spielt in den Jahrescharts von Goldmedia der "Tatort", der dort als beliebteste Sendung der Zapitano-Nutzer aufgeführt wird. Christopher Buschow vom Forschungsprojekt an der HMTMH sieht die Krimireihe, zu der die ARD eine Facebook-Seite mit mehr als 600.000 Fans und einen eigenen Twitter-Account eingerichtet hat, durchaus in einer Ausnahmestellung. "Der 'Tatort' evoziert eine Qualitätsdebatte", kommentiert er, "die Zuschauer finden die Filme dieser Reihe entweder großartig oder ganz furchtbar und möchten dies zum Ausdruck bringen."

Das wesentliche Element von Social TV, die parallele Nutzung von TV und einem zweiten Bildschirm ("Second Screen"), sei bei fiktionalen Programmen "oftmals auch schwierig, weil sie die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Zuschauers erfordern", führt Buschow aus. Dennoch gibt es weitere Beispiele für gelungene Kombinationen von Spielfilmen und Social Media. So ließ die ARD zur Ausstrahlung von "Der Turm" Regisseur Christian Schwochow Zuschauerfragen via Facebook und Twitter beantworten, zu "Rommel" wurden Informationen via QR-Code verschickt. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte RTL über seine "Inside"-App beim "Die Jagd nach dem Bernsteinzimmer", zu dem die gezeigten Schauplätze näher erläutert wurden. Nicht zuletzt werden soziale Netzwerke und Dienste von den Sendern auch als Plattform für die Vorbereitung von Sendestarts und die Pflege von Communitys genutzt. RTL etwa zählt mehr als 450.000 Fans auf der Facebook-Seite zu "Alarm für Cobra 11 - Die Autobahnpolizei". Auch bei ProSiebenSat.1 habe man diese Kommunikationsform immer im Blick, wie ProSieben-Sprecher Christoph Körfer erklärt: "Wir prüfen für jedes Programm, welches die beste Begleitung via Social Media ist." Ein Beispiel ist die Sat-Serie "Der letzte Bulle", die bei Facebook mehr als 180.000 Unterstützer zählt. In der aktuellen Wochenstatistik des "Social TV Monitor" von Goldmedia wird sie auf Platz sechs geführt. Christopher Buschow ist gespannt, ob Erzählformen wie die von "Berlin - Tag & Nacht" Auswirkungen auf die klassische Fictionproduktion haben werden. Das RTL-II-Format sei ein gelungenes Beispiel für "transmediales Storytelling", so der Wissenschaftler. "Langfristig wird sich immer stärker die Frage stellen, wie weit Zuschauer Handlungsstränge beeinflussen dürfen, und was das letztlich auch für die Arbeit von Drehbuchautoren und Regisseuren bedeuten wird." jl

Dschungelcamp-Moderatorin Sonja Zietlow hat ihr Facebook-Profil nach mehreren Corona-Postings gelöscht. Die Leser hatten sie für ihre umstrittenen Aussagen scharf kritisiert!

Sonja Zietlow hat die Reißleine gezogen und ihr Facebook-Profil überraschend gelöscht. Der radikale Schritt der 51-jährigen "Ich bin ein Star, holt mich hier raus"-Moderatorin hat tatsächlich eine etwas längere Vorgeschichte: Sonja Zietlow soll über mehrere Wochen kritische Corona-Postings abgegeben haben. Von Facebook-Usern wurde sie daraufhin scharf kritisiert, beleidigt oder als Verschwörungstheoretikerin betitelt.

Sonja Zietlow: Diese Corona-Postings lösten die Diskussion aus

Wie u.a. das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" berichtet, soll sich Zietlow bspw. bereits im März darüber gewundert haben, warum die Menschen nicht vor dem Ausbruch der Krankheit geschützt werden. So soll sie folgendes Statement verfasst haben: "Wie wäre es, wenn die Krankenkassen uns dabei unterstützten, unser Immunsystem zu stärken???? Tja, Pech für die Industrie, dass man z.B. Vitamin C nicht patentieren kann und ein verschreibungspflichtiges Medikament daraus machen kann!"

Zuletzt veröffentlichte Sonja Zietlow am Ostersonntag in ihrem letzten Facebook-Posting eine Liste von Persönlichkeiten aus Medizin und Forschung, die angeblich als "Verschwörungstheoretiker" von der Öffentlichkeit bezeichnet werden. Einige der erwähnten Personen hatten den Umgang mit dem Coronavirus scharf kritisiert. Am Ende des Postings soll Zietlow außerdem provokant ergänzt haben: "Wer nicht als Verschwörungstheoretiker gilt: Prof. Dorsten (!), Lothar Wieler RKI, Bill Gates, Spahn." Vor allem für ihren letzten Beitrag hagelte es scharfe Kritik an der 51-jährigen: Manche User bezeichneten Zietlow nicht nur als Verschwörungstheoretikerin, sondern verglichen ihre Aussagen mit den kruden Statements von Xavier Naidoo.

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Sonja Zietlow äußert sich zum Facebook-Aus und den Vorwürfen

Gegenüber dpa betonte Sonja Zietlow, dass sie "Facebook unterschätzt habe" und "diesem digitalen Watschen-Karussell bis auf Weiteres den Rücken zukehren" werde. "Mit zunehmender Besorgnis, habe ich beobachtet, was mit meinen Postings gemacht wurde und was unter meinen Postings stattfand." Viele User hätten die Plattform schamlos ausgenutzt, "um andere aber auch mich und (sogar meine Hunde) zu beleidigen, beschimpfen, diffamieren, denunzieren und anzuprangern."

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Dabei wollte Zietlow laut eigener Aussage nur aufklären und einen anderen gravierenden Aspekt der Corona-Krise in den Mittelpunkt stellen: "Mir steht es nicht zu, die Maßnahmen, die zum Schutz unserer aller Gesundheit getroffen wurden, zu bewerten oder gar zu kritisieren. […] Ich glaube, Existenzängste, Arbeitslosigkeit und Isolation können krank machen. Genauso wie Sars-Cov-2“, so Zietlow im dpa-Interview.