Hatten Loki und Helmut Schmidt Kinder?

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Helmut Schmidt

Loki Schmidt

Berlin - Sie hatte an der Seite ihres Mannes eine ganz besondere Rolle: Als Kanzlergattin reiste zu Empfängen, beriet ihren Mann bei seinen politischen Reden.

Aber die Hamburger Arbeitertochter ging auch immer ihren eigenen Weg: Mehr als 30 Jahre arbeitete sie als Lehrerin, als Botanikerin machte sie sich international einen Namen.

SPIEGEL ONLINE zeigt die wichtigsten Stationen eines außergewöhnlichen Lebens.

Kindheit und Jugend - Loki, die Große

1919 wurde Hannelore "Loki" Glaser in Hamburg-Barmbek geboren. Er sei "immer noch stolz auf die Tochter eines Werftarbeiters, mit der ich seit fast sieben Jahrzehnten verheiratet bin", schrieb Alt-Kanzler Schmidt zu Beginn im Vorwort zu einem Buch seiner Frau. Denn Loki wuchs mit ihren beiden Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Der Vater verlor 1931 seinen Job. Um die Familie zu ernähren ging die Mutter als Näherin arbeiten.

Schon in der fünften Klasse lernte Loki ihren späteren Mann kennen und freundete sich mit ihm an - auf dem Schulweg diskutierten die beiden stundenlang. Liebe auf den ersten Blick war es aber nicht. Der "Bild"-Zeitung erzählte Loki: "Er war damals der kleine, etwas rundliche Junge, ich ein gutes Stück größer."

In der Schule musste sich Loki nach eigenen Angaben öfter auch körperlich für die Schwächsten einsetzen - sie war die Größte. Bald habe sie den Spitznamen "Schmeling", weggehabt. Abitur machte Loki 1937. Danach studierte sie Pädagogik. Das war aber nicht ihr erster Wunsch. Eigentlich wollte Loki Biologin werden, sie hatte aber kein Geld für die Studiengebühren.

Die Lehrerin Loki - "An der ganz langen Leine"

Über 30 Jahre lang - von 1940 bis 1972 - arbeitete Loki Schmidt als Lehrerin. Auch später äußerte sie sich noch zu Schulpolitik und der Erziehung Jugendlicher. In einem Interview sagte sie, früher hätten es Lehrer besser verstanden, Kinder "an der ganz langen Leine" zu lassen und "dennoch klar zu machen: Am Ende der Leine kann nur einer stehen." Mit ihrem Lehrerinnengehalt finanzierte Loki nach dem Krieg das Studium ihres Mannes - den sie 1942 geheiratet hatte.

Loki und Helmut Schmidt bekamen zwei Kinder. Der Sohn starb noch als Baby. Tochter Susanne wurde 1947 geboren. Loki sagte später, sie hätte eigentlich gerne sechs Kinder gehabt. Eine Großfamilie sei ihr Traum gewesen.

An Helmuts Seite - "Frau Deutschland"

"Etwas seltsam anders", beschrieb Loki Schmidt selbst ihr Leben, seitdem ihr Mann 1953 in den Bundestag gewählt wurde - als "Angeheiratete der Politik".

"Du hast ja wohl einen Vogel, dich irgendwie zu verbiegen." Das sagte sich Loki, damals 55-Jährige, als Helmut Schmidt dann Kanzler wurde und sie 1974 plötzlich die Frau eines deutschen Regierungschefs war. Selbstbewusst ging sie in die neue repräsentative Aufgaben: "Du hast über die Hälfte deines Lebens hinter dir, und wer dich nicht leiden mag, hat selber schuld."

Besuche bei Mao Tse Tung, bei dem rumänischen Diktator Nicolae Ceausescu, ein Treffen mit der israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir - das alles gehörte jetzt zum Alltag der Loki Schmidt. In ihrem kürzlich veröffentlichen Buch "Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde" schreibt sie über diese Jahre. Eines sei ihr klar gewesen: "Du stehst hier nicht als Frau Schmidt, sondern als Frau Deutschland".

Mit Knicksen etwa vor der Queen habe sie allerdings nie dienen können. "Irgendwie widerspricht diese Geste meiner persönlichen Grundhaltung", sagte sie später. Über einen Besuch des spanischen Königspaares in ihrem Langenhorner Reihenhaus berichtete sie: "Ich hatte ein paar Schnitten im Kühlschrank. Nach der Oper haben wir sie gefragt, ob sie Lust hätten. "Ja", und dann haben wir zu viert hier gegessen. ... Der König, seine Frau und wir haben geklönt und geklönt."

In die Kanzlerschaft Helmut Schmidts fiel der deutsche Terrorherbst 1977 - und Loki bekam die Anspannung ihres Mannes natürlich hautnah mit. Das seien politisch die schwierigsten Tage gewesen. Öffentlich geäußert hat sich Loki Schmidt nie, wenn ihr Mann kritisiert wurde. Das hätte ihrem Bild von einer Politikerfrau nicht entsprochen, sagte sie. Aber sie sei immer die erste Leserin seiner Reden gewesen und habe ihm Feedback gegeben, aus der Sicht einer ganz normalen Deutschen, als "Lieschen Müller" quasi.

Die Botanikerin - Loki auf Pflanzensuche

Ihr Mann saß noch im Bundestag, war aber nicht mehr Kanzler - und Loki musste nicht mehr dauernd zu offiziellen Empfängen, sondern konnte sich mehr ihrer Leidenschaft, der Botanik widmen.

Sie wurde Mitglied der Deputation der Hamburger Behörde für Bezirksangelegenheiten, Naturschutz und Umweltgestaltung. Sie machte Forschungsreisen, publizierte zahlreiche wissenschaftliche Bücher. In Mexiko entdeckte sie ein Ananasgewächs, das dann sogar nach ihr benannt wurde: "Pitcairnia Loki-Schmidtii nov. spec.". Am Rio Negro in Brasilien fand Loki Schmidt ein seltenes Kaktusgewächs, auch eine Orchidee aus Tunesien trägt ihren Namen.

Loki Schmidt bekam für ihre Forschung international Anerkennung. In ihrer Heimatstadt Hamburg wurde sie mit dem Ehrentitel "Professor" ausgezeichnet, und zur Ehrensenatorin an der Universität ernannt. Noch in den neunziger Jahren kletterte Loki auf der Suche nach seltenen Pflanzen in 4000 Meter Höhe in den Anden herum.

Das Alter - nie vor anderen jammern

Loki und Helmut Schmidt lebten bis zuletzt in ihrem Haus in Hamburg Langenhorn. Ihre Erinnerungen "Erzähl doch mal von früher" wurden 2003 veröffentlicht. Anfang Oktober 2010 veröffentlichte sie "Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde". Darin berichtet Loki erstmals ausführlich über ihre Zeit als Frau des Bundeskanzlers.

Über das Alter sagte Loki in einem Interview: "Es gibt Augenblicke, da macht das Leben überhaupt keinen Spaß, dann jammer' ich ein bisschen vor mich hin." Das tue sie aber nur, wenn sie allein sei. "Ist jemand in der Nähe, muss ich mich zusammennehmen, und das will ich auch".

Immer wieder musste Loki in den letzten Jahren ins Krankenhaus. Zuletzt war sie Ende September nach einem Bruch in eine Klinik eingeliefert worden. 2008 lag sie nach einem Sturz wochenlang im Krankenhaus. In einem Interview mit der "Welt" sprach Loki Schmidt Ende 2009 über den Tod. "Was von einem bleibt sind Erinnerungen bei anderen, die sicher mit der Zeit immer dünner werden", sagte sie.

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