In welchen Bundesländern Stadtstaaten gibt es keine bundesligavereine?

Während alle Bundesländer schon einmal einen Verein in der Bundesliga oder der ehemaligen DDR-Oberliga hatten, steht im hohen Norden in Sachen Fußball-Erstligist die Null

Quelle: Infografik Die Welt

16 Bundesländer gibt es in Deutschland. Alle kamen oder kommen in den Genuss von Erstligafußball. Bis auf eines. Dies wird sich auf absehbare Zeit nicht ändern, sagt der zuständige Verbandspräsident.

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Endlich rollt der Ball wieder in der Bundesliga, und wieder einmal kann Schleswig-Holstein nur aus der Ferne zuschauen. Denn einen Erstligaklub hatte das nördlichste deutsche Bundesland noch nie. "Ich sage ganz ehrlich, Bundesliga-Fußball kann ich mir in Schleswig-Holstein nicht vorstellen", sagt Hans-Ludwig Meyer, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, im Gespräch mit der "Welt".

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Lange ist es her, dass ein Klub aus dem hohen Norden im deutschen Fußball ein Wörtchen mitreden konnte. 1912, als der Titel noch in einer Endrunde ausgespielt wurde, holte sich Holstein Kiel mit einem 1:0 gegen den Karlsruher FV die Deutsche Meisterschaft und wurde im selben Jahr auch der erste deutsche Double-Gewinner, denn die "Störche" besiegten im Finale um die damals noch ausgespielte deutsche Akademiker-Meisterschaft den VfB Marburg 2:0.

Danach wurde es ruhig im Fußball im nach der Einwohnerzahl neuntgrößten deutschen Bundesland. Immerhin spielte der KSV Holstein von 1978 bis 1981 in der Zweiten Liga Nord. Der VfB Lübeck, der in der Vorsaison Insolvenz anmelden musste, war von 1995 bis 1997 sowie von 2002 bis 2004 Zweitligaverein.

Erste Liga meilenweit entfernt

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"Dass es in Schleswig-Holstein keinen Spitzenfußball gibt, liegt schlicht und ergreifend an der wirtschaftlichen Infrastruktur", erklärt Meyer. Aber dass es in finanziell klammen und einwohnerschwächeren Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg oder dem Saarland Bundesligaklubs gibt, haben unter anderem Hansa Rostock (zwölf Jahre Bundesliga), Energie Cottbus (sechs Jahre), der 1. FC Saarbrücken (fünf Jahre) und der FC Homburg (drei Jahre) bewiesen. Auch Thüringen und Sachsen-Anhalt haben Erstligavereine im Fußball vorzuweisen. Rot-Weiß Erfurt, der 1. FC Magdeburg und der Hallesche FC gehörten zum festen Inventar der damaligen DDR-Oberliga.

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Die Erste Liga war für einen Klub aus Schleswig-Holstein immer meilenweit entfernt. Die beste Platzierung in der Zweiten Liga erreichte der VfB Lübeck. Die "Grün-Weißen" landeten 2003 mit Trainer Dieter Hecking auf dem elften Tabellenplatz. "In der Vergangenheit haben die Vereine nach ihren Aufstiegen immer versucht, so weiterzumachen wie zuvor", sagt Wolfgang Schwenke, ehemaliger Handball-Nationalspieler und jetziger Holstein-Kiel-Geschäftsführer, der "Welt". "Fußballvereine müssen wie Wirtschaftsunternehmen gesehen werden. Das hat der Aufsichtsrat in Kiel vor vier Jahren eingesehen und auch einen neuen Weg eingeschlagen."

An der Förde ist in den vergangenen Jahren ein Nachwuchs- und Leistungszentrum entstanden. Nach Schwenkes Ansicht gehört es zu den führenden Einrichtungen dieser Art in Deutschland. "So eines gibt es weder in Hamburg oder Hannover noch in Bremen. Das kommt gleich hinter dem des FC Bayern an der Säbener Straße", sagt auch Verbandspräsident Meyer.

Aufstieg in die Dritte Liga

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Erste Erfolge gab es bereits: Holstein Kiel wurde 2013 Meister der Regionalliga Nord und setzte sich in den Aufstiegsspielen zur Dritten Liga 2:0 und 2:1 gegen Hessen Kassel durch. "Viel mehr als der Aufstieg freut mich, dass drei Spieler aus der A-Jugend in die erste Mannschaft hochgezogen worden sind. Das ist der richtige Weg", erklärt Meyer. "Wir wollen mehr Nachhaltigkeit. Keiner soll sich selbst zu wichtig nehmen. Im Vordergrund steht, erfolgreich für den Verein zu arbeiten", sagt Schwenke.

Durch das neue Nachwuchs- und Leistungszentrum hofft der KSV Holstein, dessen Juniorenmannschaften in den höchsten Ligen vertreten sind, auch jungen Spielern den Weg in den hohen Norden schmackhaft zu machen. "Durch die tollen Bedingungen werden wir es leichter haben, Talente nach Kiel zu locken", glaubt Schwenke. Fußball hat in Schleswig-Holstein einen schweren Stand, weil die beiden großen Handballvereine THW Kiel und SG Flensburg/Handewitt dank ihrer Erfolge eine große Anziehungskraft haben.

"Die Konkurrenz durch den Handball ist aber nicht das Problem. Kiel ist ja keine schlechte Adresse, und für Lübeck gilt das Gleiche. Wenn du da in Timmendorfer Strand oder in Travemünde wohnst, fährst du nur zehn Minuten zum Training. Die Perspektive, Spieler dorthin zu holen, ist also gegeben", glaubt Michael Lorkowski, der aktiv für Phönix Lübeck spielte und später unter anderem Holstein Kiel und den VfB Lübeck trainierte.

Weichen für bessere Zukunft gestellt

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Für KSV-Geschäftsführer Schwenke ist die Außendarstellung entscheidend. "Das haben wir 2012 im Pokal erfahren. Da wurde das Viertelfinale gegen Borussia Dortmund im ersten Programm live übertragen, und wir hatten eine Einschaltquote von fast sechs Millionen Zuschauern. Davon kann der Handball nur träumen", so Schwenke, der klarstellt, dass die Fernsehpräsenz für den Fußball immens wichtig ist, denn nur so können neue Sponsoren und Werbepartner generiert werden. "Wir hatten in Liga vier einen Zuschauerschnitt von 4000 und lagen damit gar nicht weit entfernt von der SG Flensburg/Handewitt. In der Dritten Liga können wir wohl von einem Schnitt über 5000 ausgehen", äußert sich der frühere Handballspieler des THW Kiel und Trainer der Rhein-Neckar-Löwen optimistisch.

Die Weichen für die Zukunft sind bei den "Störchen" gestellt. "Wir sind auf dem richtigen Weg. Mit den neuen Strukturen soll in der Dritten Liga natürlich noch nicht Schluss sein", sagt Schwenke: "Aber ich halte es für übertrieben, diese Ziele in der Öffentlichkeit laut zu formulieren. Es wird schwierig genug in der Dritten Liga, und wir gehen diese Saison respektvoll an." Akribisch und kontinuierlich arbeiten, so lautet die Devise an der Förde, dann wird sich auch der Erfolg einstellen.

Blick über die Landesgrenzen

In Lübeck hingegen musste der Traditionsverein VfB nach der Insolvenz wohl oder übel einen Neuanfang in der Schleswig-Holstein-Liga starten. "Das tut in der Seele weh, wenn ich das Stadion an der Lohmühle sehe, denn das ist in jeder Beziehung zweitligatauglich", erklärt Verbandspräsident Meyer. Immerhin halten die Fans zu ihren "Grün-Weißen".

Gerade erst wurde die Rekordzahl von über 300 verkauften Dauerkarten vermeldet. "Damit haben wir die Zahl aus dem vergangenen Regionalligajahr noch übertroffen", sagt VfB-Geschäftsstellenleiter Florian Möller.

Um Erstligafußball zu sehen, bleibt für die Nordlichter aber erst einmal nur der Blick über die Landesgrenze. Meyer sagt: "Unsere Bundesligavereine sind der Hamburger SV und der FC St. Pauli."

Welcher Verein war noch nie in der Bundesliga?

Noch gar nicht in der Bundesliga vertreten waren die Bundesländer Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen. 17 Vereine aus Nordrhein-Westfalen kommen in 51 Jahren Bundesliga auf 357 Teilnahmen.

Welches Bundesland meiste bundesligavereine?

Die mit Abstand meisten Vereine der 1. Fußball-Bundesliga kommen in der Saison 2021/2021 aus Nordrhein-Westfalen. Neben Borussia Dortmund sind es fünf weitere Vereine aus dem bevölkerungsreichsten Bundesland.

Welche fünf Vereine haben noch nie in der Bundesliga gespielt?

Bayern München (seit der Saison 1965/66), Bayer Leverkusen (seit 1979/80), VfL Wolfsburg (seit 1997/98), TSG 1899 Hoffenheim (seit 2008/09), FC Augsburg (seit 2011/12), RB Leipzig (seit 2016/17) und Union Berlin (seit 2019/20) sind noch nie aus der 1. Liga abgestiegen, der 1.

Welche Bundesliga Vereine kommen aus NRW?

Fußball Nur noch vier Bundesliga-Teams aus NRW Durch den feststehenden Abstieg von Fortuna Düsseldorf bleiben Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen, Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach die einzigen Erstligisten aus NRW.