Kirby und das vergessene land test

Die rosa Knutschkugel Kirby feiert dieses Jahr sein dreißigjähriges Jubiläum und hat dabei schon zahlreiche Abenteuer auf diversen Nintendo-Konsolen erlebt. Mit Kirby Star Allies hatte der kleine Nimmersatt 2018 auch schon sein Debüt auf Nintendo Switch, das durchaus überzeugen konnte, aber dennoch viele Wünsche offenließ. Diesmal entführt uns Entwickler HAL Laboratory mit Kirby und das vergessene Land in die erste dreidimensionale Welt der Reihe. Ob der Sprung in die neue Dimension gelungen ist, erfahrt ihr hier im Test.

Eine unerwartete Reise

Es ist ein friedlicher Tag auf Planet Pop. Die Sonne strahlt vom Himmel und Kirby dreht eine entspannte Runde auf dem Warp-Stern. Doch plötzlich verdunkeln schwere Wolken den Himmel und ein gewaltiger Riss tut sich auf, der Waddle Dees, Pflanzen und Geröll in sich hineinsaugt. Auch Kirby kann dem Sog nicht standhalten und findet sich plötzlich in einer fremden Welt wieder. Kurz darauf trifft er in einer Stadt, die die Waddle Dees nach ihrer Ankunft gebaut haben, das mysteriöse Wesen Elfilin. Dieses erklärt ihm, dass das Bestienrudel die Waddle Dees gefangen genommen hat und so brechen die beiden auf, um Kirbys alte Freunde zu retten.

Kirby und das vergessene land test
Kirby gelangt durch einen Dimensionsriss in das vergessene Land.

Kirby legt eins drauf mit Vollstopf-Modus

Die Reise durch interdimensionale Risse ging nicht spurlos an Kirby vorüber und brachte ihm den neuen Vollstopf-Modus ein. Statt große Objekte wie Autos, Ringe oder Gerüste gänzlich zu verschlucken, hüllt Kirby sie mit seinem Körper ein und kann dadurch komplett neue Fähigkeiten nutzen. Mit dem Auto prescht er so beispielsweise durch Hindernisse oder öffnet mit dem Kegel Metallkisten oder Risse im Boden. Die unterschiedlichen Formen, die er annehmen kann, sind witzig anzusehen und fügen sich wunderbar in das Leveldesign ein.

Natürlich verfügt Kirby auch wieder über ein Arsenal an Spezial-Powers, die er sich über das Verschlucken von Gegnern aneignen kann. Neben klassischen Fähigkeiten wie Schwert, Bombe oder Feuer gibt es auch zwei ganz neue Fähigkeiten, genannt Entdecker und Bohrer. Jede Fähigkeit verfügt über ein eigenes Set an Attacken und kann auf unterschiedliche Weise mit der Welt interagieren. Die Lunte einer Zündschnur mit der Feuer-Fähigkeit anzünden, brennende Fässer mit der Eis-Fähigkeit löschen oder mit dem Bohrer durch Zäune durchschlüpfen und Objekte ausgraben. Alle Fähigkeiten stehen abwechselnd im Fokus, wobei sie sich thematisch immer hervorragend in die einzelnen Level integrieren.

Upcycling für Anfänger

Mir hat tatsächlich jede Fähigkeit gut gefallen. Das ist das erste Mal in der langen Geschichte der Reihe, dass ich sogar Spaß mit der Bomben-, Eis- oder Windfähigkeit hatte. In älteren Teilen fand ich diese Fähigkeiten immer langweilig, da sie nicht so vielseitig wie beispielsweise das Schwert oder der Hammer waren. Dem wirkt Kirby und das vergessene Land nicht nur durch das hervorragende Leveldesign entgegnen, wo jede Fähigkeit einen Zweck erfüllt, sondern auch mit der Möglichkeit zum Aufwerten.

Nach den ersten paar Leveln findet Kirby die erste von vielen Blaupausen, die er in der Werkstatt der Waddle-Dee-Stadt abgeben kann. Dies ermöglicht es dem dort ansässigen Waffenhändler mittels Sternmünzen und seltenen Steinen eine Fähigkeit zu verstärken. Aus der Bombe wird so beispielsweise eine Bombenkette, mit der Kirby durch eine Linie verbundene Bomben werfen kann, die je nach Anzahl der Bomben eine größere Menge an Schaden austeilen. Diese Aufwertungen machen vor allem die sonst weniger spannenden Fähigkeiten interessanter.

Entspanntes Entdecken, allein oder zu zweit

Dass jede Fähigkeit über Werte in Kraft und Tempo verfügt, spielt bei der Aufwertung jedoch keine so große Rolle. Natürlich ist jede Aufwertung eine Verbesserung, aber schwer ist Kirby und das vergessene Land nicht, sodass es darauf nicht wirklich ankommt. Für ganz junge Spieler gibt es den Frische-Brise-Modus, der das Abenteuer noch leichter macht. Allen anderen lege ich den Wilden Modus ans Herz, der sich von der Schwierigkeit her wie die alten Kirby-Spiele anfühlt und in den letzten zwei Welten dann durchaus auch die ein oder andere Herausforderung bereithält.

Mit dem Waddle-Dee-Assistenten ist lokal auch das Erkunden mit einem weiteren Mitspieler möglich. Dieser kann zwar keine Fähigkeiten wie Kirby einsetzen, besitzt dafür aber einen Speer, mit dem er schweben und sich zur Wehr setzen kann. So reist man allein oder zu zweit von Level zu Level und rettet dabei fleißig Waddle Dees. Dadurch wächst die Waddle-Dee-Stadt und neue Gebäude entstehen, die viele nützliche Vorteile oder auch Minispiele mit sich bringen.

Schön, schöner, vergessenes Land

»Das Erkunden der Level macht direkt mehr Spaß, weil es dadurch auch mehr Möglichkeiten in der Gestaltung gibt, die mit einer Seitenansicht einfach nicht funktioniert hätten.«

Ich habe es immer mal wieder angeschnitten und an dieser Stelle möchte ich nun einmal ganz bewusst aufs Leveldesign eingehen, ohne zu viel zu verraten. Das Spiel besteht aus einzelnen Leveln, die wiederum auf mehrere Welten aufgeteilt und über eine Overworld erreichbar sind. In jedem Level gibt es Missionen, die man abschließen kann, um Waddle Dees zu befreien. Nicht nur die Missionen sind abwechslungsreich, sondern auch jedes einzelne Level bietet ein gestalterisches Highlight. Immer, wenn ich dachte, dass alle vorgestellten Fähigkeiten ausgereizt wurden, überraschte mich ein späteres Level mit einer neuen Methode, um Vollstopf-Modus und Spezial-Power in Szene zu setzen. Obendrauf gibt es für jede Spezial-Power und Vollstopf-Fähigkeit eigene Challenges, die ebenso abwechslungsreich sind wie die Hauptlevel.

Und nicht nur der Aufbau der Level hat mich beeindruckt, sondern auch die Optik. Das Spiel strotzt vor Farben, detailreichen Hintergründen und vor allem Charme. Jede Animation der Charaktere und Gegner, jeder Spezialeffekt sieht einfach unfassbar gut aus und präsentiert das, was Kirby-Spiele für mich ausmachen. Was an Kirby-Spielgefühl seit den Wii-Spielen immer mehr verloren ging, holt Kirby und das vergessene Land hundertprozentig zurück und setzt noch einmal eins oben drauf. Das gelingt nicht zuletzt durch den Wechsel in ein dreidimensionales Gameplay.

Es ist zwar keine Open World und die Kameraposition ist nach wie vor festgelegt, aber die Unabhängigkeit von der zweidimensionalen Ansicht passt so gut zum Spiel, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Das Erkunden der Level macht direkt mehr Spaß, weil es dadurch auch mehr Möglichkeiten in der Gestaltung gibt, die mit einer Seitenansicht einfach nicht funktioniert hätten. In jedem Level finden sich gut versteckte Geheimnisse, die ich nur mit gründlichem Erkunden entdecken konnte und über die ich mich dann umso mehr gefreut habe. Es findet in Tests eher selten Erwähnung, aber ich möchte explizit auch noch einmal ein dickes Lob an die Menü- und Interface-Gestaltung aussprechen. Alles ist klar strukturiert sowie quirlig und schön animiert. Besonders der Ladebildschirm zwischen Leveln sorgt für einen sauberen Übergang und ist hübsch anzusehen.

Klangvolles Abenteuer

»Das vergessene Land fühlt sich besonders zusammenhängend an, weil sich die Titelmelodie in diversen Variationen durch das ganze Spiel zieht.«

Die Musik rundet das Erlebnis schließlich ab. Das vergessene Land fühlt sich besonders zusammenhängend an, weil sich die Titelmelodie in diversen Variationen durch das ganze Spiel zieht. Es ist immer gerade genug Abwechslung in den Stücken, dass es nicht negativ auffällt, aber gleichzeitig die Melodie noch rauszuhören ist. Einzelne Level haben auch ihre komplett eigene Musik, ebenso wie Bosse, bei denen der fröhliche peppige Klang dann in einen hektischeren epischen Ton umschlägt.

Kirby und das vergessene land test

Der ganze Soundtrack schreit unverkennbar Kirby und erinnert vor allem an alte Stücke aus der 8-Bit- und 16-Bit-Ära. An Klassiker wie Gourmet Race oder Green Greens reicht die Musik zwar nicht heran, aber es gibt durchaus den ein oder anderen Ohrwurm im Spiel. Die meisten Stücke haben definitiv einen „Bop-Faktor“, man möchte einfach zum Takt mitwippen.

Fazit – Och, schon vorbei?

Kirby und das vergessene land test
Ich kann ohne zu zögern sagen, dass Kirby und das vergessene Land mein absolutes Lieblings-Kirby-Spiel ist. Zuletzt hatte ich mit der Reihe so viel Spaß bei Kirby Super Star Ultra, dem Remake von Kirby’s Fun Pak, das 2008 für Nintendo DS erschien. Es mag nicht den Umfang eines Kirby and the Amazing Mirror haben, aber ich hatte die zwanzig bis dreißig Spielstunden über durchweg Spaß. Die vielen kleinen Aufgaben, Sammelobjekte und das Colosseum halten auch eine Weile über das Ende der Story hinaus beschäftigt.

Außer kleineren Wehwehchen wie gelegentlich einbrechende Framerate oder ruckelnde Gegneranimationen im Hintergrund habe ich absolut nichts Negatives zum Spiel zu sagen. Es ist ein durchweg rundes (höhö) Abenteuer, das ich jedem herzlich empfehlen kann. Kirby-Fans kommen definitiv auf ihre Kosten, Jump&Run-Spieler können auch beherzt zuschlagen und wer nach Elden Ring einen Seelentröster braucht, ist hier an der richtigen Adresse.

Story

Kirby erkundet das vergessene Land, rettet Waddle Dees vor dem Bestienrudel und entdeckt ein überraschendes Geheimnis.

Gameplay

Das erste dreidimensionale Kirby-Spiel, inklusive neuem Vollstopf-Modus. Die Level sind abwechslungsreich und alle Fähigkeiten werden gleichermaßen in Szene gesetzt.

Grafik

Kunterbunte Welt voller Detailreichtum und toller Animationen.

Sound

Ein Kirby-Soundtrack wie er im Buche steht, mit vielen Hits und dem ein oder anderen Ohrwurm.

Sonstiges

Lokaler Zweispieler-Modus, zwei Schwierigkeitsgrade, Colosseumskämpfe, Minispiele, Figurensammlung

Bildmaterial: Kirby und das vergessene Land, Nintendo, HAL Laboratory

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Wie lange dauert es Kirby und das vergessene Land durchzuspielen?

Rennt ihr ausschließlich durch die Level, um den jeweiligen Boss zu besiegen und kümmert euch höchstens am Rande um die versteckten Waddle Dees, habt ihr die Haupthandlung in rund acht Stunden abgeschlossen.

Ist Kirby gut?

Technisch gehört „Kirby und das vergessene Land“ zu den schönsten Spielen auf der Nintendo Switch. Besonders die vielfältigen Biome und die vielen Details in den einzelnen Spielabschnitten haben uns wirklich gut gefallen. Auch die Figuren und deren Animationen sind schön anzuschauen.

Wie viele Level Kirby und das vergessene Land?

Die Hauptstory des Spiels umfasst sechs Welt mit je fünf Leveln (sechs in der letzten Welt). In jedem Level müsst ihr versteckte Waddle Dees befreien und geheime Missionen abschließen.

Wie viele Welten hat das neue Kirby Spiel?

Davon gibt es diesmal zwölf, von denen allerdings nur zwei vollständig neu sind. Mit dem Bohrer kann sich Kirby im Untergrund bewegen, während der Entdecker Sterngeschosse abfeuern kann.