Elektro-Gipfel bei Merkel: Deutschlands wichtigste Auto-Manager drängten am Dienstagabend im Kanzleramt auf eine Kaufprämie für Elektroautos. Denn ohne finanzielle Starthilfe kommen sie einfach nicht in Fahrt. Show Nach dem Spitzentreffen peilen beide Seiten eine konkrete Förderstrategie innerhalb der nächsten Wochen an. „Bundesregierung und Automobilindustrie wollen dafür bis März einen gemeinsamen Handlungsrahmen entwickeln”, sagte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD). Zu einzelnen Inhalten wurden keine Angaben gemacht. Die „industriepolitische Dimension” der Frage sei allen Teilnehmern aber bewusst, hieß es: „Das Thema E-Mobilität entscheidet zusammen mit der Digitalisierung über die Zukunft der Automobilindustrie.” Bislang sind vielen Kunden die Autos zu teuer, ihre Reichweiten zu gering: Nach rund 150 Kilometern muss der Akku aufgeladen werden. Das dauert eine halbe Stunde an einer Schnell-Ladestation – wenn man denn eine findet. An einer normalen Steckdose steht das Auto mindestens acht Stunden, bis sein Akku wieder voll ist. ► Wie verbreitet sind Strom-Tankstellen? Diese Karte zeigt’s! Auf deutschen Straßen sucht man Elektroautos deshalb nahezu vergeblich: Derzeit fahren gerade mal 29 500 von 45 Mio. Pkw mit Elektromotor. Das ist ein Anteil von 0,06 Prozent. Dabei hatte die Regierung bereits vor acht Jahren die Losung ausgegeben: Schon im Jahr 2020 sollen eine Million E-Autos durch Deutschland stromern. Viel ist seitdem jedoch nicht passiert. Seit Langem drängt deshalb besonders die Industrie neben der Verbesserung der Infrastruktur auf einen Kaufanreiz für die Kunden. Die Forderung wurde auch von der Politik aufgenommen. SPD-Generalsekretärin Katarina Barley etwa spricht von einem Zuschuss von 5000 Euro je Auto. Auch Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, plädiert für die Prämie. Bislang sperrt sich Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) gegen eine Kaufprämie. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) hat dagegen seinen Widerstand aufgegeben, nachdem CSU-Chef Horst Seehofer und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) für einen solchen Zuschuss plädiert hatten. Das Bundeswirtschaftsministerium beziffert die Kosten für die Kaufprämie auf insgesamt zwei Milliarden Euro. Nach einem internen Zehn-Punkte-Plan würde der „Umweltbonus“ ab 2016 für private Käufer bei 5000 Euro liegen, für gewerbliche Käufer bei 3000 Euro. Die Beträge sollen aber jedes Jahr um 500 Euro reduziert werden und Ende 2020 ganz auslaufen. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen lehnt einen staatlichen Zuschuss für den Kauf von Elektroautos ab. „Eine Kaufprämie wird das Elektroauto nicht aus der Nische holen”, argumentierte Verbandsvorstand Klaus Müller am Dienstag in Berlin. „Bei den hohen Neuwagenpreisen für Elektroautos würde die jetzt diskutierte Prämie verpuffen oder einen reinen Mitnahme-Effekt auslösen.” BILD beantwortet die wichtigsten Fragen über Elektroautos. Was kosten sie?Der E-Golf hat eine Reichweite von 190 Kilometern. Klimaanlage und Navi oder eine Nacht in der Kälte können sie aber deutlich reduzieren. Nach einer anstehenden Überarbeitung des Modells soll es 250 Kilometer weit kommen Foto: coremedia Vor allem wegen der teuren Batterien kosten Elektroautos bis zu 10 000 Euro mehr als ein vergleichbares Modell. Beispiel Golf: ► Den 115 PS starken E-Golf gibt es ab 34 900 Euro. ► Die 110 PS starke Benzin-Variante 1.4 TSI kostet 23 800 Euro. ► Der 2.0 TDI mit 110 PS starkem Dieselmotor kostet 26 375 Euro. Selbst mit einer Förderung von 5000 Euro bliebe das Elektroauto deutlich teurer. Für Wenigfahrer, z.B. Pendler (für die ein Elektroauto ja gedacht ist) wird es kaum lukrativ. Für wen sind sie geeignet?Vier von fünf Deutschen kommen mit einer Stromladung durch den Tag. Das zeigt die Statistik. Für Vertreter, die täglich Hunderte Kilometer fahren, ist ein Elektroauto bislang nicht geeignet. Aber selbst Pendlern mit durchschnittlicher Wegstrecke genügt die Reichweite eines modernen Elektroautos. Für den nächsten Tag muss es aber aufgetankt werden. Ideal ist deshalb ein eigenes Grundstück oder am besten eine Garage mit Steckdose. Wie rentabel sind sie?Das hängt vor allem von den Energiepreisen ab – und davon, wie sie sich entwickeln. Im Moment sind Benzin und Diesel sehr günstig. Für das Elektroauto ein großer Nachteil! Auf Grundlage der aktuellen Energiepreise hat das Elektroauto im Kosten-Rennen keine Chance. Das zeigen aktuelle Berechnungen des ADAC für BILD (siehe große Tabelle). Darin wurden die Unterhaltskosten gängiger Modelle mit denen von Benzin- und Diesel-Alternativen verglichen. Wichtig ist vor allem die letzte Spalte der Tabelle. Darin sehen Sie nach Einbezug aller Kosten (u.a. Werkstatt, Betriebskosten, Wertverlust), was jeder einzelne Kilometer im jeweiligen Auto kostet. In aller Regel ist er im Elektroauto am teuersten. Dass Sprit noch in einigen Jahren so günstig ist wie derzeit, wird aber von Experten bezweifelt. Und je teurer er wird, desto günstiger fährt das Elektroauto. Entscheidend ist außerdem, wie das Auto genutzt wird. Wenig-Fahrer werden den zumindest derzeit deutlich höheren Kaufpreis des E-Autos nicht wieder erwirtschaften können.
Alle Kosten und Preise in Euro bzw. Cent je km inkl. Steuern je Monat über eine Haltedauer von 4 Jahren mit jeweils 15 000 km Fahrleistung pro Jahr Angewandte Kraftstoffpreise: Superbenzin: 1,20 Euro pro Liter, SuperPlus: 1,25 Euro pro Liter, Diesel: 1,00 Euro pro Liter Strom: 0,28 Euro pro kWh 1 Nächsthöhere Fahrzeugklasse 2 Nicht als Automatik erhältlich Wie sauber sind sie?Das ist sehr umstritten. Elektroautos haben keinen Auspuff, aus dem giftige Abgase qualmen. Aber die Batterien stecken voller Umweltgifte, müssen irgendwann entsorgt werden. Und der Strom muss ja auch irgendwo herkommen. Solange ihn aber (zumindest anteilig) das Kraftwerk erzeugt, dann steigt der graue Qualm eben woanders auf. Und mit ihm das CO2. So verdrängt man den Emissions-Ausstoß vom Inneren der Stadt an ihren Rand. Aber man stoppt ihn nicht. Die Kreuzungen der Innenstädte – und damit auch uns – von giftigem Feinstaub zu verschonen: Das gelingt Elektroautos allerdings tatsächlich. Wer E-Motor, Benziner und Diesel realistisch vergleichen will, darf also nicht allein die Emissionen messen. Viele weitere Faktoren entscheiden darüber, welches Antriebskonzept wirklich sauberer ist. Der ADAC vereint sie in seinem Ecotest. Hier ist eine Auswahl getesteter Autos mit verschiedenen Antrieben: BMW
Ford
Renault
(Kein Kleinwagen mit Dieselmotor im Angebot) Fazit„Entscheidend ist, was hinten rauskommt“. Würde man Helmut Kohls berühmten Ausspruch auf Autos anwenden, dann wären Elektroautos auf den ersten Blick die saubere Alternative. Wirklich sauber sind sie aber erst dann, wenn auch der Strom emissionsfrei erzeugt wird. Das allein aber hieße noch nicht, dass die Kunden endlich zugreifen. Dazu fehlen noch eine bessere Infrastruktur, eine höhere Reichweite – und wohl auch günstigere Preise. Für wen lohnt sich ein EFür wen lohnt sich ein Elektroauto? Vor allem für Fahrer, die hauptsächlich kurze Strecken zurücklegen. Wer häufig hunderte von Kilometern unterwegs ist, ist aktuell noch mit einem Diesel oder Benziner besser beraten.
Wann lohnt sich der Umstieg auf ein Elektroauto?Langfristige Vorteile. Wer sich ein Elektrofahrzeug anschafft, muss nach wie vor etwas tiefer in die Tasche greifen als beim Kauf eines Autos mit Verbrennungsmotor. Doch die Investition zahlt sich langfristig aus: denn bei Betriebs- und Wartungskosten hat das Elektroauto ganz klar die Nase vorn.
Was spricht gegen ein Elektroauto?Nachteile von Elektroautos
Elektroautos sind teuer. Das liegt vor allem an der Batterie, dem teuersten Bauteil. Trotz der staatlichen Förderungen liegen die Stromer preislich höher als Autos mit Verbrennungsmotor. Die Reichweite von Elektroautos ist begrenzt.
Ist ein Elektroauto günstiger im Unterhalt?höheren Kaufpreis über die Jahre oft wieder rein. Denn in Summe ist die Wartung für ein Elektroauto etwa 35% günstiger als die eines Benziners oder Diesels. Grund dafür ist, dass beim Stromer sehr viel weniger verschleißanfällige Teile verbaut sind als beim klassischen Verbrenner.
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