Psychologie wenn jemand alles auf sich bezieht

Im intensiven Umgang mit einem Narzissten muss man feststellen, dass er selbst entfernteste Begebenheiten und Sachverhalte stets auf sich selbst beziehen muss. Er glaubt, so sehr im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen, dass er sich gar nicht vorstellen kann, dass es irgendetwas gibt, das nichts mit ihm zu hat. Alles, was in seinem Leben passiert, und alles, was er wahrnimmt, steht in irgendeiner – manchmal recht sonderbaren – Beziehung zu ihm.

Psychologie wenn jemand alles auf sich bezieht

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Ein Narzisst muss immer im Mittelpunkt stehen, weil er auf die Bewunderung von anderen angewiesen ist. Er braucht unentwegt den Zuspruch aus seinem Umfeld, ist daher ständig auf sein Umfeld fixiert und prüft pausenlos, wie er bei seinen Mitmenschen ankommt und ob er sie beeindrucken kann. Er hat daher sehr sensible Antennen und einen hohen Grad an Selbstbezogenheit entwickelt. Bei jedem Thema, bei jedem Anlass und in jeder Situation muss er irgendetwas finden, das mit ihm zu tun hat – und sollte es noch so abwegig sein -, nur damit sich alles um ihn dreht und er sich beachtet fühlen kann.

So baut z. B. seine Ehefrau mit dem Auto einen Unfall, nur um ihn zu ärgern. Sein Chef lobt die Abteilung nur deshalb, weil sich der Narzisst so vorbildlich eingebracht hat – eigentlich würde nur ihm allein das Lob gebühren. Die Kellnerin bedient ihn besonders freundlich – im Vergleich zu den anderen Gästen -, weil er ein so attraktiver Typ ist. Oder der Polizist lässt ihn weiterfahren, weil er einen so schnittigen Wagen hat.

Hinter dieser übertriebenen Selbstbezogenheit versteckt sich eine große Angst: die Angst, nicht beachtet zu werden und bedeutungslos zu sein. Diese Sucht nach Aufmerksamkeit und Anerkennung kann bei dem Narzissten auch zu einer völlig überzogenen Dramatisierung von Belanglosigkeiten führen. Er vermutet dann bereits Gefahren, wo noch gar keine zu erkennen sind und wo es in den meisten Fällen auch keinen Grund zur Beunruhigung gibt. Sachverhalte werden dann übertrieben oder falsch dargestellt und bekommen durch seine Interpretation eine ganz neue Bedeutung.

Der Hang zum Paranoia wurde früh geprägt

Wer sich in seiner Kindheit ständig vor emotionalen Übergriffen seiner Eltern fürchten musste, der wird eine ausgeprägte Sensibilität gegenüber potenziell gefährlichen Situationen entwickeln und grundsätzlich in jedem Vorgang etwas Zweifelhaftes oder Bedrohliches vermuten. Prinzipiell kann eine solche Eigenschaft im Leben hilfreich sein und frühzeitig vor Gefahren warnen. Der Narzisst kann jedoch in seiner Kindheit einem Übermaß an seelischen Verletzungen ausgesetzt gewesen sein oder wurde durch ein Ereignis so stark traumatisiert, dass er sich aus Selbstschutz ein inneres Frühwarnsystem aneignen musste, um auf eventuelle Angriffe vorbereitet zu sein und die eigene Seele zu schützen.

Aufgrund dieses gelernten Verhaltens nimmt sich der Narzisst fortan in Acht, wenn sich ähnliche Situationen auch nur ansatzweise zu entwickeln drohen und eine Kränkung anstehen könnte. Dann wird in all das etwas hineininterpretiert, was eine Gefahr für den Narzissten darstellen könnte. Aus dieser starken Wachsamkeit der Umwelt gegenüber kann sich ein starkes Misstrauen entwickeln und eine krankhafte Eigenbezüglichkeit. Der Narzisst bezieht dann alles in seinem Leben auf sich und glaubt ständig, andere wollten ihm schaden oder er meint, völlig normale Situationen und Umstände seien nur speziell für ihn vorgesehen oder entstanden, um ihn in eine Falle zu locken oder zu hintergehen.

Der Narzisst hört dann das sprichwörtliche Gras wachsen oder die sprichwörtlichen Flöhe husten. Hinter der Normalität sieht er Skurriles und Verdächtiges und wittert überall Nchteile oder Gefahren. Kleinigkeiten werden zu Katastrophen aufgebauscht und Unbedenkliches wird ausgiebig hinterfragt und kritisch ausdiskutiert. Oder er gibt Trivialem eine ganz neue und eigenartige Bedeutung: Hinter jeder noch so harmlosen Bemerkung kann er böse Absichten vermuten, genauso wie er in ganz normale alltägliche Abläufe eine Bevorzugung seiner Person interpretieren kann.

Der Narzisst sieht sich in seinem Wahn bestätigt

Der Narzisst wird mit der Zeit immer mehr von seinen Wahnvorstellungen vereinnahmt und dies umso intensiver, je öfter er für seine skurrilen Theorien Bestätigungen findet. Da er sehr gründlich verdächtige Situationen und herannahende Gefahren inspiziert, wird er auch genügend Gründe für sein übertriebenes Misstrauen und seine Hirngespinste finden. Wer lange genug sucht und tief genug buddelt, der wird auch fündig. Der Narzisst kann aber seine Neigung zur Verkennung von Situationen bis hin zur Ausformung eines Beziehungswahns nicht erkennen. Für ihn ist seine verschrobene Sicht die einzige Wahrheit.

Nichts und niemand scheint ihm noch zufällig zu begegnen, nichts geschieht mehr, was nicht in einer geheimnisvollen Beziehung zu ihm selbst steht und eine besondere Bedeutung hat, die unbedingt ergründet werden muss. Alles wird in Bezug zur eigenen Person und zur eigenen Welt gesetzt und grenzt in vielen Fällen an Paranoia.

Seine Wahrnehmung wird zu einem Wahnsystem ausgebaut: Er kreiert seine eigene Welt, in der er sich zu Hause fühlt. Alles scheint innerhalb seiner wahnhaften Vorstellungen auf präzise und logische Weise aufeinander abgestimmt zu sein, weshalb Außenstehende oft die gestörte Wahrnehmung nicht sofort erkennen. Der Narzisst argumentiert schlüssig und überzeugend, begeistert die anderen von seinen Vorstellungen und Ideen und zieht sie förmlich in seinen Bann hinein, ohne dass dieses es merken. Im Gegenteil: Sie glauben sogar oft, selbst verrückt zu sein, weil sie die Welt bislang anders wahrgenommen und interpretiert haben.

Der Narzisst muss alles auf sich beziehen und macht damit alle wahnsinnig

Auf diese Weise gelingt es dem Narzissten sehr wirksam, seinen Mitmenschen den gesunden Menschenverstand zu rauben. Da er nicht müde wird, Beweise für seine sonderbaren Annahmen zu finden, und weil er sehr hartnäckig von seinen Visionen überzeugt ist sowie geschickt sämtliche Gegendarstellungen, Fakten und Tatsachen aus dem Weg räumen kann, gibt sich sein Gegenüber irgendwann geschlagen und schließt sich seiner Sichtweise an.

Zwar bleiben immer Restzweifel vorhanden oder zumindest ein komisches Gefühl, doch ist den Argumenten des Narzissten letzten Endes nichts entgegenzuhalten. Die meisten glauben dann, sich bislang geirrt oder irgendetwas übersehen zu haben und beginnen allmählich, sich mit der grotesken Wirklichkeit des Narzissten zu identifizieren.

Das Misstrauen gegenüber der Darstellungsweise des Narzissten wird dann nicht diesem zugeschrieben, sondern Betroffene plagt fortan ein anhaltender Selbstzweifel. Die Realität des Narzissten wird nicht mehr hinterfragt, weil der Narzisst sich nicht davor scheut, sein Bild von der Wirklichkeit notfalls auch mit Beleidigungen, Demütigungen oder Gewalt zu verteidigen. Die anderen verhalten sich dann lieber still und geben seiner Version den Vorzug, um keine weiteren Ausschreitungen zu provozieren.

Die Folgen in einer Beziehung

Die starke Eigenbezüglichkeit des Narzissten kann in einer Beziehung zu regelmäßigem Stress führen, weil der Narzisst einen Sachverhalt aufbauscht, der im Grunde gar nicht der Rede wert ist oder sich mit Nebensächlichkeiten wichtigmachen möchte. Davon kann auch die Eifersucht des Narzissten betroffen sein, der dann in allem, was er wahrnimmt, den eindeutigen Beweis dafür sehen will, dass der Partner fremdgeht oder zumindest verdächtige Kontakte pflegt. Sofort fühlt sich der Narzisst nicht mehr ausreichend beachtet und wirft dem Partner Untreue vor, damit dieser – geplagt von Schuldgefühlen – sich ihm wieder voll und ausschließlich zuwendet.

Reagiert der Partner ignorant und misst er einem Thema nicht die angemessene Bedeutung zu, fühlt sich der Narzisst nicht ernst genommen und beginnt einen Streit, der so lange geführt wird, bis ihm der Partner uneingeschränkt Recht gibt – ob dieser nun von seinen Theorien überzeugt ist oder nicht. Der Narzisst will, dass sich sein Partner seinem Bild anschließt und bei jedem Thema ganz auf ihn konzentriert. Er will jederzeit ernst genommen werden – selbst wenn er zeitweise unverkennbar von Hirngespinsten befallen ist.

Wehrt sich der Partner gegen die Sichtweise des Narzissten, kommt es regelmäßig zu Kränkungen seitens des Narzissten, der sich mit seiner Version unbedingt durchsetzen will. Der Partner zieht sich dann oft verletzt zurück und beginnt, an seinen Überzeugungen zu zweifeln, was dazu führt, dass er sich mehr und mehr mit der Realität des Narzissten auseinandersetzt. Die Vehemenz, mit der der Narzisst seine kuriose Realität verteidigt, verunsichert den Partner, weil dieser glaubt, dass irgendetwas an den Argumenten dran sein muss, wenn jemand derart für seine Überzeugungen eintritt.

Somit muss das irreale Bild des Narzissten auch zur Wirklichkeit des Partners werden, weil diesem allmählich die Argumente ausgehen und dieser ansonsten überhaupt keine Ruhe mehr bekommt. Der Preis für den Partner sind der Verlust des eigenen gesunden Menschenverstandes und das Gefühl für die eigenen Überzeugungen. Der Partner verliert zunehmend den Kontakt zu sich selbst und verrennt sich in die eigentümliche Welt des Narzissten.


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Wie nennt man jemanden der alles auf sich bezieht?

Eine weltanschaulich begründete Form der Egozentrik ist der Solipsismus. In der Psychopathologie stehen egozentrische Reaktionen für eine Selbstzentrierung in der Form, dass Patienten sich in den Mittelpunkt stellen und ichbezogen sind, d. h. alles auf ihre Person beziehen.

Warum suchen manche Menschen immer die Schuld bei anderen?

3) Sie sind immer schuld Narzissten können sich nicht eingestehen, dass sie selbst für ihre Situation verantwortlich sind. Deswegen projizieren sie ihr Verhalten und ihre Gefühle permanent auf andere. Während sie versuchen mit ihrem eigenen Schmerz umzugehen, misshandeln sie andere emotional.

Warum begehen Menschen alles auf sich?

Neben dem Wunsch nach einer Gefühlsregulation und Stressbeseitigung gibt es noch andere Auslöser. Dazu zählen Depressionen, Selbsthass oder Einsamkeit. „Wenn wir unsere Patienten fragen, warum sie sich ritzen, geben sie häufig an, dass sie damit negative Gefühle oder Stress loswerden. “

Wie nennt man jemanden der alles schlecht redet?

Warum es Narzissten gut tut, wenn es anderen schlecht geht Ein Narzisst ist per Definition jemand, der an einer auffälligen Selbstverliebtheit, Selbstbewunderung oder an einer stark übersteigerten Eitelkeit leidet - und sich über andere stellen muss, um sich besser zu fühlen...