Warum gibt es in Deutschland ein Grundgesetz und keine Verfassung?

Die Geschichte des Grundgesetzes
fängt schon vor 1949 an.
Wir erklären:
Was ist in Deutschland vor 1949 passiert?
Warum brauchte Deutschland neue Regeln
für die Politik und die Gesetze?

1933-1945: Diktatur und Zweiter Welt-Krieg

Von 1933 bis 1945 gab es in Deutschland eine Diktatur.
In einer Diktatur hat nur ein Mensch
oder eine kleine Gruppe von Menschen die ganze Macht.

In Deutschland hatte Adolf Hitler die Macht.
Die Partei von Adolf Hitler hieß
„National-Sozialistische Partei Deutschlands“.
Die Abkürzung dafür ist: NSDAP.
Man sagt auch: die National-Sozialisten.
Sie haben bestimmt, was gemacht wird.

Damals waren viele Dinge verboten.
Die Menschen durften nicht ihre Meinung sagen.
Niemand durfte gegen Hitler oder gegen seine Partei sein.
Die Menschen hatten keine Freiheiten mehr.
Der Staat war ungerecht zu den Menschen.

Die National-Sozialisten haben viele Menschen ermordet.
Zum Beispiel:

  • Juden,
  • Menschen mit einer Behinderung,
  • Menschen, die eine andere Meinung hatten.

Von 1939 bis 1945 gab es den Zweiten Welt-Krieg.
Deutschland hat diesen Krieg angefangen.
Im Krieg wurden sehr viele Menschen getötet.
Mehr als 60 Millionen Menschen.

Kriegsende und Besatzungs-Zeit

Am 8. Mai 1945 war der Krieg zu Ende.
Deutschland hat den Krieg verloren.
Die Sieger waren:

  • die USA
  • Frankreich
  • Groß-Britannien
  • die Sowjetunion.

Man nennt diese 4 Länder auch: Sieger-Mächte.

Die 4 Sieger-Mächte haben Deutschland aufgeteilt.
Deshalb gab es 4 Gebiete.
Jede Sieger-Macht hat ein Gebiet besetzt.
Diese Gebiete hießen dann Besatzungs-Zonen.

Die USA, Groß-Britannien und Frankreich
haben den westlichen Teil von Deutschland besetzt.
Diese 3 Länder nannte man auch West-Mächte.
Die Sowjetunion
hat den östlichen Teil von Deutschland besetzt.

Eine Verfassung für den west-deutschen Staat

Die 3 West-Mächte hatten ähnliche Vorstellungen
von einem Staat und von Politik.
Die Sowjetunion hatte andere Vorstellungen.

Die West-Mächte erlaubten den Deutschen,
einen west-deutschen Staat zu gründen.
Das ist schon sehr lange her.
Vor über 70 Jahren im Jahr 1948.

Ein Staat braucht Regeln.
Deshalb musste eine Verfassung erarbeitet werden.
In einer Verfassung stehen alle wichtigen Regeln.
Es sind Regeln für die Politik
und für das Zusammenleben der Menschen.

Warum heißt die Verfassung von Deutschland „Grundgesetz“?

In Deutschland heißt die Verfassung: Grundgesetz.
Der Grund dafür ist:
Die Sowjetunion hat sich nicht an der Verfassung beteiligt.
Sie wollte für den Ost-Teil von Deutschland andere Regeln.

Es gab also keine Verfassung für ganz Deutschland.
Deshalb wählten die Politiker und Politikerinnen
einen anderen Namen für die Verfassung.
Sie nannten die west-deutsche Verfassung: Grundgesetz.

Mit dem anderen Namen wollten sie zeigen:
Das Grundgesetz ist eine Übergangs-Lösung.
Es gilt so lange,
bis es eine Verfassung für ganz Deutschland gibt.

Der Parlamentarische Rat erarbeitet das Grundgesetz

Die West-Mächte beauftragten eine Versammlung,
das Grundgesetz zu erarbeiten.
Diese Versammlung hieß:
Parlamentarischer Rat.

Der Parlamentarische Rat hatte 65 Mitglieder:
61 Männer und 4 Frauen.
Es waren Politiker und Politikerinnen
aus den westlichen Besatzungs-Zonen.

Warum gibt es in Deutschland ein Grundgesetz und keine Verfassung?

Der Parlamentarische Rat trifft sich zum ersten Mal.

Foto: Bundesregierung/Hubmann

Die 1. Sitzung vom Parlamentarischen Rat
war am 1. September 1948.
Einige Monate lang arbeiteten die Mitglieder
an den neuen Regeln für Deutschland.
Diese neuen Regeln sollen
die Menschen in Deutschland schützen.
Nie wieder sollte es eine Diktatur in Deutschland geben.

Ganz wichtig für die Mitglieder vom Parlamentarischen Rat war:

  • Kein einzelner Mensch und keine Gruppe
    sollen alleine die Macht haben.
  • Jeder darf seine Meinung sagen.
  • Alle Menschen haben die gleichen Rechte.
  • Jeder Mensch ist wertvoll.

23. Mai 1949: Das Grundgesetz wird verkündet

Das Grundgesetz wurde am 23. Mai 1949 verkündet.
Am 24. Mai 1949 trat das Grundgesetz in Kraft.
Das heißt:
Seit diesem Tag gilt das Grundgesetz.
Damit war auch die Bundesrepublik Deutschland gegründet.

Warum gibt es in Deutschland ein Grundgesetz und keine Verfassung?

Konrad Adenauer verkündet das Grundgesetz.

Foto: Bundesregierung/Munker

Im Jahr 1990 haben sich
der west-deutsche und der ost-deutsche Teil von Deutschland
wieder vereinigt.
Das Grundgesetz gilt jetzt für ganz Deutschland.
Der Name „Grundgesetz“ ist geblieben.

In den letzten 70 Jahren hat sich gezeigt:
Das Grundgesetz ist
eine gute und gerechte Ordnung für Deutschland.

Ist das Grundgesetz und die Verfassung das gleiche?

Das Grundgesetz vom 23. Mai 1949 in der jeweils aktuellen Fassung ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Das Grundgesetz ( GG ) wurde im Jahre 1949 zunächst bewusst als provisorische Regelung der staatlichen Grundordnung geschaffen.

Warum gibt es das Grundgesetz in Deutschland?

Das Grundgesetz wurde am 8. Mai 1949 vom Parlamentarischen Rat beschlossen. Der Parlamentarische Rat war so eine Art westdeutsche Ersatzregierung, weil es noch keine gewählte Regierung gab.

Haben wir in Deutschland eine Verfassung?

Das Grundgesetz ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland und steht im Rang über allen anderen deutschen Rechtsnormen.

Warum gab es keine neue Verfassung nach der Wiedervereinigung?

Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik hat sich das Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes, das insbesondere auf die „Wahrung der staatlichen Einheit des deutschen Volkes“ abstellte, erfüllt; es ist obsolet geworden. Daher wurde die Präambel des Grundgesetzes und zwei weitere Artikel geändert bzw. aufgehoben.