Wird sie genussvoll schnurren oder doch wieder kratzen, beißen und schlagen? Eine Katze zu streicheln mag sich einfach anhören. Doch die Reaktionen vieler Samtpfoten auf liebevoll gemeinte Streicheleinheiten können so vielfältig sein wie ihr Charakter. Sie an der falschen Stelle, zu fest oder gar zu schnell zu streicheln, kann manche Katze so aufregen, dass sie beißen oder kratzen kann. Katzenexpertin Birgit Rödder, Tierverhaltenstherapeutin und Autorin zahlreicher Fachbücher, weiß, wie man richtig streichelt und die Signale der Katze genau deutet. Denn nicht immer ist Streicheln erwünscht. Show
(c): Nailia Schwarz - Adobe Stock Signale der Katze
verstehen Ist die Katze gerade nicht in Stimmung für eine Runde Kuscheln, sollte das respektiert werden. Wenn man sich über ihre Wünsche hinwegsetzt, reagiert sie oft mit Kratzen oder sogar Beißen. „Nur wenige Katzen lassen sich immer streicheln, wenn der Mensch es möchte, viele wehren sich, wenn sie ihm nicht entkommen können“, erklärt Rödder. „Katzogene Zonen" Tabuzonen Von Tier zu Tier verschieden ist auch die gewünschte Intensität und Geschwindigkeit beim Streicheln. Deshalb sollte man sich auf jede Katze einstellen, ausprobieren, wie schnell und fest sie gestreichelt werden möchte und auch individuelle Tabuzonen respektieren. IVH Aus der menschlichen Perspektive heraus betrachtet, besteht eine Reihe von positiven Effekten, die das Streicheln von Tieren mit sich bringt: Das warme weiche Fell zu berühren senkt – das haben verschiedene Studien erwiesen – den Blutdruck und kann sogar das Immunsystem stärken. Beim Streicheln wird außerdem das „Kuschelhormon“ Oxytocin ausgeschüttet, das unter anderem Glücksgefühle auslöst. Apropos Hormone: Katzen sind offenbar dazu in der Lage, hormonelle Veränderungen bei schwangeren Frauen zu erspüren. Manche Tiere zeigen daraufhin ein gesteigertes Schmusebedürfnis. Eine Katze streicheln in der Schwangerschaft ist möglicherweise ein noch intensiveres Erlebnis. Wasch dir danach aber sorgfältig die Hände! Eine Streunerkatze oder fremde Katzen solltest du gar nicht anfassen. Katzen reagieren auf ganz besondere Art auf liebevolles Streicheln, zum Beispiel, wenn sie ihrerseits beginnen, behaglich zu schnurren, sich anzuschmiegen oder anderweitig positives Feedback zu geben. Aber Achtung: Ausgerechnet das Schnurren kann irreführen, denn Katzen geben das eigentümliche Geräusch auch bei Schmerzen oder Stress von sich. Hier ist also stets die Gesamtsituation zu beachten. Damit das Streicheln für Mensch und Tier eine angenehme Angelegenheit ist, solltest du einige Regeln beherzigen. Die Wichtigste: Zwinge der Katze niemals Körperkontakt auf. Warte, bis das Tier auf dich zukommt – und deute die Signale, die es aussendet, richtig. Wir Menschen drücken unsere Zuneigung Katzen gegenüber gerne durch körperliche Zuwendung aus. Wir nehmen unsere eigenen Katzen zur Begrüßung vielleicht auf den Arm, streichen ihnen über den Kopf oder kuscheln sie gerne zwischendurch so richtig durch. Auch eine Katze, die wir gerade erst Kennenlernen, wird häufig gleich gestreichelt. Wir möchten ihr signalisieren: „Schau, von mir hast du nur Gutes zu erwarten!“Aber wie finden Katzen das eigentlich? Ist es ihnen lieb und angenehm, von uns berührt zu werden? Natürlich gibt es auf diese Fragen keine pauschalen Antworten. Wie kannst du also herausfinden, ob eine Katze jetzt gerade deine Berührung mag? Klare Indizien für GenussEigentlich ist es ganz einfach: Wenn eine Katze deine Berührung genießt, dann zeigt sie das klar und deutlich.
Wenn eine Katze deine Berührung mag, zeigt sie klare Anzeichen von Genuss. Sie übernimmt einen aktiven Part, etwa durch kleine Anschmiegbewegungen. Außerdem wird sie ziemlich sicher schnurren. Missverständnis SchnurrenBeim Schnurren können aber leider bereits die Missverständnisse beginnen. Katzen schnurren nicht nur, wenn sie etwas genießen. Sie schnurren auch, wenn sie aufgeregt oder unsicher sind und sich selbst beruhigen oder ihr Gegenüber beschwichtigen wollen. Manch zurückhaltende, freundliche und eher konfliktscheue Katze beginnt womöglich zu schnurren, wenn du beginnst sie zu streicheln. Insbesondere dann, wenn sie dich nicht gut kennt. Sie ist sich dabei aber nicht ganz sicher, wie sie deine Annäherung empfindet – ihr Schnurren drückt in diesem Moment weniger Genuss aus als viel mehr Verunsicherung aus. Vielleicht erlebt diese Katze auch beides gleichzeitig: Dein Streicheln ist angenehm, aber diese Nähe zwischen euch eigentlich gerade noch ein bisschen zu viel des Guten. Es kann deshalb leicht passieren, dass sie plötzlich aufspringt und das Weite sucht. Aber auch Abwehrverhalten kann aus solch gemischten Gefühlen leicht entstehen. Es gibt zwei weitere Settings, in denen die Katze vielleicht schnurrt, die aber mit einer etwas höheren Wahrscheinlichkeit von abwehrenden Pfoten oder angedeuteten Bissen einhergehen können: Missverständnis um-die-Beine-ReibenEine Katze, die sich laut schnurrend an deinem Bein reibt, vielleicht sogar leicht daran hochspringt, möchte nicht immer gestreichelt werden! Das kann zwar die Einladung zu einer ausgiebigen Kuschelstunde sein. Muss aber nicht. Wäre ja sonst auch zu einfach… Wenn du herausfinden möchtest, ob es sich um eine Einladung handelt, dann gehe in die Hocke, halte der Katze die Hand hin und biete ihr ein kurzes Kraulen an den Wangen an. Auf diese Weise machst du ein recht höfliches Angebot. Was du eher nicht tun solltest, ist der sich an dein Bein schmiegenden Katze über den ganzen Rücken zu streichen. Ausnahme: Du kennst die Katze wirklich gut und weißt bereits, dass sie das gerne mag. Die Berührung des Rückens, insbesondere in der Nähe des Schwanzes, ist sonst nämlich gerne mal der Auslöser für einen energischen Pfotenhieb. Der Knackpunkt für diese Missverständnissituation ist, dass die scheinbar so schmiegsame Katze sich zwar damit wohlfühlt, zu dir kurzen Kontakt aufzunehmen. Sie ist aber gerade nicht bereit, sich ihrerseits anfassen zu lassen. Typischerweise ist die Katze dabei auch recht aufgeregt. Sie ist an deinem Bein ja auch nicht festgeschmiegt, sondern bewegt sich viel, läuft um dich herum oder hin und her. Ihr fehlt also womöglich auch die Ruhe für intimeren Kontakt. Und schließlich ist der untere Rücken für zahlreiche Katzen kein Bereich, in dem sie gerne berührt werden. Missverständnis DazulegenDeine Katze kommt zu dir auf Sofa gesprungen und macht es sich in kleinem Abstand zu dir gemütlich? Oder sie lässt sich an dein Bein geschmiegt nieder oder gar auf deinem Schoß? Dann kann es sein, dass sie in Kuschelstimmung ist und sich über ein paar Streicheleinheiten freuen würde. Aber es kann genauso gut sein, dass sie einfach nur in deiner Nähe sein möchte – und nichts weiter. Ich nenne das gerne „passive Nähe“. Um es noch einmal ganz deutlich zu sagen: Wenn eine Katze sich in deine Nähe legt oder sogar eine Ruheposition mit Körperkontakt zu dir aufnimmt, ist das keine klare Einladung an dich, sie zu berühren. Falls du dennoch versuchst, sie zu streicheln, kann es also passieren, dass du eine Abfuhr kassierst. Nimm das nicht so schwer. Freue dich einfach darüber, dass deine Katze so nah bei dir sein möchte. Neben einem Sozialpartner möchte man nur dann ruhen, wenn man sich mit ihm grundsätzlich wohl und sicher fühlt.Missverständnis „Streichle meinen Bauch“Deine Katze rollt sich vor deinen Augen auf dem Rücken herum und präsentiert dir ihren Bauch? Oder sie liegt ganz ruhig und gechillt auf dem Rücken, mit vor der Brust eingeschlagenen Pfötchen und reckt dir ihren Bauch entgegen? Und dieser plüschige weiche Bauch scheint zu dir zu sprechen: „Streichle mich!!!“? Dann viel Glück! Im ersten Fall scheint deine Katze gerade eher in alberner Spielstimmung zu sein. Also wird sie vermutlich deine Hand packen und treten und als Spielbeute zweckentfremden. Oder sie wird deine Hand völlig empört und rigoros und gänzlich unspielerisch abwehren, weil sie sich durch sie bedroht fühlt. Oder es schlicht inakzeptabel findet, so übergriffig an einer so verwundbaren Stelle berührt zu werden. Gleiches wird dir wahrscheinlich mit deiner eben noch so chilligen Katze passieren. Es gibt zwar wirklich einige wenige Katzen, die gerne am Bauch gestreichelt werden – meist nur in besonders entspannten Situationen. Für die allermeisten Katzen ist das jedoch ein Tabu, dass wir Menschen respektieren sollten. Zu unserem eigenen Wohl, aber auch für das Wohlbefinden der Katzen und um uns als vertrauenswürdig zu erweisen. AusblickIm zweiten Teil dieses Artikels erfährst du, was klare Indizien dafür sind, dass eine Katze gerade nicht gestreichelt werden möchte. Du lernst, wie du bei deiner Katze nachfragen kannst, ob sie noch weiter gestreichelt werden möchte. Und wie du ihr ein freundliches Signal an die Pfote geben kannst, mit dem sie dir sagen kann, dass du jetzt aufhören darfst zu streicheln. Christine Hauschild lebt mit ihrem Kater in Hamburg. Sie betreibt dort seit über 10 Jahren die Katzenschule Happy Miez und berät Halter in allen Fragen rund um das (Problem-)Verhalten ihrer Katzen. Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Katzenverhaltensberaterin bietet sie Seminare und Fortbildungen an. Außerdem ist sie Verfasserin mehrerer Katzenratgeber. Hilf uns, unseren Service weiter zu verbessern. War dieser Artikel hilfreich für dich? Was ist der größte Liebesbeweis einer Katze?1. Die Katze verteilt liebevoll Kopfnüsse. Reibt sich die Katze an ihrem Menschen oder stößt mit ihrem Köpfchen gegen sein Bein, demonstriert sie ihm Zuneigung und Vertrauen. Denn wenn Katzen andere Lebewesen mit ihrem Kopf anstupsen oder ihr Gesicht an ihnen reiben, hinterlassen sie Pheromone oder Duftstoffe.
Warum zeigt mir meine Katze immer den Hintern?Für Katzen ist es also völlig normal, am Hintern ihrer Artgenossen zu riechen. Das Aufstellen des Schwanzes gilt dabei als besonders aufgeschlossene Geste, die es dem Gegenüber erleichtern soll, die Geruchsstoffe aufzunehmen. Für Katzen ist das Zeigen des Hinterteils somit ein Zeichen von Freundlichkeit.
Warum duckt sich meine Katze Wenn ich sie Streicheln will?Meine Katze duckt sich immer beim Streicheln
Das Ducken gilt als Warnung und soll eine Grenzüberschreitung signalisieren. Falls du nicht darauf reagierst, könnte die Katze ihre Abwehrtechniken intensivieren, sie könnte also fauchen, beißen oder mit ausgefahrenen Krallen nach dir hauen.
Wie erkennt man die Bezugsperson einer Katze?Tatsächlich zieht die Mehrheit der Katzen die Interaktion mit einer Person der Nahrungsaufnahme vor. Wenn Ihre Katze Sie als ihren Liebling auswählt, wird sie anfangen, eine noch engere Bindung zu Ihnen aufzubauen, indem sie an Ihrem Mund riecht, auf Ihren Schoß springt und auf Ihrem Kopf schläft.
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