Sie klicken sich durch den Schraubenshop und der Schweiß strömt ihnen die Stirn runter. Es ist nicht das warme Wetter, dass Ihnen zu schaffen macht, sondern die vielfältige Auswahl an Gewindearten, welche Ihnen die Entscheidung zu den passenden Schrauben oder Muttern nicht leichter machen?Dann haben wir hier die ultimative Hilfe in Form einer Übersicht der unterschiedlichen Arten von Gewinden und deren Verwendung. Show
Was ist ein Gewinde?Bevor wir die Gewindearten genauer beleuchten, sollten wir uns die Frage stellen, was ein Gewinde eigentlich ist? Hierbei unterscheiden wir das Außen- und Innengewinde. Ein Befestigungsprodukt mit Innengewinde bietet das passende Gegenstück zur Aufnahme eines Bolzens mit Außengewinde. Ein Gewinde ist nicht mehr als eine Folge von Einkerbungen, welche mit spiralförmigen Wendungen verläuft.Wichtige Begriffe rund um das GewindeUm nun die Gewindearten richtig beschreiben zu können müssen wir noch schnell den ein oder anderen Fachbegriff klären. Gewinde-AußendurchmesserWird auch Nenndurchmesser genannt. Wenn man über die Gewindespitzen oben und unten eine imaginäre Linie zieht, so nimmt man die Spanne dazwischen. Gewinde-KerndurchmesserDer Gewindegrund, also der tiefste Punkt des Gewindes, zum gegenüberliegenden tiefsten Punkt des Gewindes ergibt den Kerndurchmesser. Sprich der kleinste auftretende Durchmesser am Gewinde. Gewinde-FlankendurchmesserHier nimmt man als Wert den achsensenkrechten Abstand von zwei gegenüberliegenden Flanken, bzw. den Zwischenraum der Profil-Mittellinien. GewindeflankeDie Gewindeflanke ergibt sich durch verlängern der Linie vom Gewindegrund bis zu Gewindespitze bzw. bis zum Abschluss der Profil-Mittellinie. FlankenwinkelIst der Winkel von Gewindeflanke zu Gewindeflanke. GewindesteigungFrüher in der Mathematik auch Ganghöhe genannt. Bei einem metrischen Gewinde ist dies der Weg, welcher bei einer Umdrehung absolviert wird. Sprich der Gewindespitzen-Abstand in mm. Bei einem Zoll-Gewinde ist es die Anzahl an Gewindegängen auf dem Abstand von 1 Zoll. GewindegangDer Gewindegang ist der volle Umfang der Schraubenlinie eines Gewindes. Nun kommen wir endlich zum eigentlichen Thema den gebräuchlichen Gewindearten. Metrisches Regelgewinde (ISO Gewinde)Das metrische Regelgewinde ist das mit Abstand am häufigsten genutzte Gewinde und den Gewindearten. Es wird auch Normgewinde, Spitzgewinde oder einfach nur ISO-Gewinde genannt. Den Namen Spitzgewinde trägt es aufgrund seines Aussehens. Hier laufen die Außenkanten keilförmig zusammen und dienen so schon an sich der Befestigung, sprich die Schraube ist hier selbsthemmend und löst sich hierdurch nicht von alleine. Auch hier gibt es unterschiedliche Abwandlungen, der Flankenwinkel des Regelgewindes beträgt 60°. Metrisches Feingewinde (ISO Fein-Gewinde)Der Aufbau des ISO-Feingewinde gleicht dem metrischen Regelgewinde. Der Flankenwinkel ist identisch. Der kleine Unterschied ist das weniger tiefe und engere Gewindeprofil. Beim Feingewinde kann deutlich mehr Zugkraft übertragen werden.Wann wähle ich das Feingewinde? Zum Feingewinde greift man, wenn wenig Raum zur Verfügung steht. Sprich beispielsweise ein besonders kurzes Gewindestück verarbeitet wird und ein normales Regelgewinde nicht genügend Halt bieten würde. Im Gegensatz zum Spitzgewinde wird hier zusätzlich die Gewindesteigung angegeben. TrapezgewindeDas Trapezgewinde erhält seinen Namen durch seine charakteristische Form. Im Querschnitt gesehen, gleicht die Form des Gewindes einem gleichschenkligen Trapez mit einem Winkel von 15°. Dieses deutlich dickere Gewinde hat einen Flankenwinkel von 30°.Durch die große Gewindesteigung hat das Trapezgewinde eine besonders hohe Reibung. Dies verhindert das ungewollte selbstständige Loslösen der Befestigung. Auch beim Trapezgewinde gibt es Unterschiede. Zum einen gibt es ein abgerundetes, zum anderen ein scharfkantiges Trapezgewinde. Whitworth-GewindeDieses Zollgewinde ist nach seinem Erfinder Sir Joseph Whitworth benannt. Es ist das erste genormte Gewinde der Welt, sprich eine bahnbrechende Erfindung. In Deutschland war es früher unter der DIN 11 und DIN 12 bekannt.Heute wird das Whitworth-Rohrgewinde oft bei Rohrverbindungen genutzt und wird umgangssprachlich auch als Rohrgewinde bezeichnet. Im Gegensatz zum metrischen Normgewinde beträgt der Flankenwinkel hier 55° und das Gewinde wird nicht in Millimeter, sondern in Zoll angegeben. Das britisch genormte Whitworth-Gewinde kennt zwei unterschiedliche Arten. Zum einen das BSW (British Standard Whitworth), als das Whitworth Regelgewinde und das BSF (British Standard Fine Thread) also das Whitworth-Feingewinde. RundgewindeDas Rundgewinde wird auch Gleitgewinde genannt und ist besonders unempfindlich gegen Schmutz und Beschädigung. Auch der Wartungsaufwand wie beim Reinigen und Pflegen ist hier deutlich geringer. Dieses Gewinde wird bei der Feuerwehr, bei Eisenbahnwagons, Ventilen, Kupplungen, Armaturen und Schiebern eingesetzt. SägegewindeHier ist wieder das Aussehen der Namensgeber, welches Sägezähnen ähnelt. Das Sägegewinde hat einen Flankenwinkel zwischen 30° und 45°. Das Gewinde ermöglicht durch sein unsymmetrisches Profil eine besonders hohe einseitig wirkende Axialbelastung. Die Industrie verwendet dieses Gewinde für Hebeanlagen und Pressen oder im Möbelbau für Dreh- und Fräsmaschinen. FlachgewindeDas selten gewordene Flachgewinde wird auch als Rechteckgewinde bezeichnet. Wie der Name bereits verrät, ist das Gewindeprofil flach, also aneinander gereihte Rechtecke, welches logischer Weise eine Gewindesteigung von 0° hat. UNC-GewindeDieses amerikanische Einheits-Grob-Gewinde gleicht dem metrischen ISO-Regelgewinde. Der Flankenwinkel ist mit 60° der gleiche. Der Unterschied ist, dass hier die Maße nicht in mm angegeben werden, sondern in Zoll. Gerade bei Computerteilen findet man dieses Gewindeprofil häufig.Im Bild sehen Sie Handgewindebohrer für diese Gewindeform. UNF-GewindeDas UNF-Gewinde ist das Pendant zum metrischen Feingewinde. Der Unterschied zum UNC-Gewinde ist hier wieder das weniger tiefe und engere Gewindeprofil. NPT-GewindeDas NPT-Gewinde hat auch einen Flankenwinkel von 60°. Es ist ein amerikanisches kegeliges Rohrgewinde für selbstdichtende Verbindungen. Als Hilfe wird hier ein Dichtmittel benötigt. Es kommt bei Rohrverschraubungen zum Einsatz. FeingewindeDas Feingewinde ist ein Gewindeprofil mit geringer Steigung. Es ist proportional zur Steigung verkleinert. Bei besonders kleinen bzw. feinen Präzisionsinstrumenten wird es statt dem Regelgewinde verbaut, sprich wenn ein besonders kleiner Bereich möglichst viel Halt bieten soll.Im Bild sehen Sie Gewindestifte DIN 913 mit metrischem Feingewinde und Kegelkuppe Innensechskant M4x0,5×4. Diese Gewindestifte sind auch unter dem Namen Madenschrauben oder Wurmschrauben bekannt. Als Besonderheit haben diese Schrauben keinen Kopf. Der Antrieb, in diesem Fall ein Innensechskant, sitzt direkt am Ende der Schraube, die sich so komplett im Werkstoff versenken lässt. GrobgewindeWenn man vom Grobgewinde spricht, so handelt es sich in der Regel um ein Holzgewinde. Nicht zu verwechseln mit einem Gewinde aus Holz, ist dieses Gewinde für die Verarbeitung im Material Holz vorgesehen.Holzschraubengewinde sind der Belastbarkeit des Werkstoffes angepasst und verlaufen leicht konisch. Die Schraube formt sich ihr Gegengewinde selbst, man spricht auch von selbstschneidend. Dieses Gewinde ist nicht mit einer Mutter oder ähnlichem kompatibel. Verschraubt wird es in der Regel in Holz, Kunststoff oder Dübel. Das Bild zeigt Ihnen, auch als Universalschrauben bekannte, Spanplattenschrauben mit einem selbstschneidenden Holzgewinde. RechtsgewindeDer Name des Rechtsgewinde erklärt sich durch seine Drehrichtung. In der Regel, sofern nicht anders angegeben, handelt es sich bei Schrauben und anderen Gewindebolzen um Rechtsgewinde. Das bedeutet, dass beispielsweise die Schraube im Uhrzeigersinn in den Werkstoff geschraubt wird. Das erklärt sich dadurch, dass die Mehrheit der Menschen Rechtshänder sind und sie beim Schrauben im Uhrzeigersinn entsprechend mehr Kraft aufbringen können. LinksgewindeDas Linksgewinde wird entgegen dem Uhrzeigersinn geschraubt, als nach links, daher auch der Name Linksgewinde. Das Linksgewinde kommt zum Einsatz, wenn die Gefahr besteht, dass eine Befestigung durch eine Bewegung oder Kraft sich selbst lösen könnte, wie beispielsweise beim linken Fahrradpedal oder einem Ventilator. Aber auch, wenn es zu einer gefährlichen Verwechslung kommen könnte wie bei Gasflaschen. Die Gasflaschen haben im Gegensatz zu Sauerstoffflaschen auch ein Linksgewinde, so dass die Anschlüsse nicht kompatibel sind und eine lebensgefährliche Verwechslung ausgeschlossen ist. Das Linksgewinde wird mit LH abgekürzt. RohrgewindeEs gibt diverse Arten von Rohrgewinden, wie das oben bereits erwähnte BSW Whitworth Gewinde oder das NPT-Gewinde. Es bezieht sich in der Gas- Wasserinstallation auf die unterschiedlichen Rohrgrößen. Die Kenngröße wird hierbei in Zoll angegeben. Es gibt die überwiegend genutzten dichtenden und nicht-dichtende Rohrgewinde. Außerdem unterschiedet man zwischen Außen-Rohrgewinde und Innen-Rohrgewinde. ZollgewindeZollgewinde bezieht sich auf die Maßeinheit Zoll. Sprich es handelt sich um ein zölliges Gewinde. Wie schon aufgeführt handelt es sich beim UNC- und UNF-Gewinde um ein Zollgewinde. Unterschiedliche Kulturen – unterschiedliche GewindeOb das amerikanische Petroleumgewinde, das englische Rohrgewinde oder das japanische SM Gewinde – die vielen Länder haben im Laufe der Zeit unterschiedliche Gewindearten bzw. Bezeichnungen erfunden. Hier finden Sie einen Auszug aus unserer Liste verschiedener internationaler Gewindearten. Die Komplette Liste können Sie hier einsehen:
Werkzeuge rund um Gewinde Gewinde müssen zunächst geformt werden. Innengewinde formen Sie mithilfe eines Gewindebohrers. Nachdem das Kernloch vorgebohrt worden ist schneiden Sie mit dem Gewindebohrer das Gewinde in das Werkstück. Mit einem Schneideisen hingegen formen Sie Außengewinde. Mittels einer Gewindelehre, auch Gewindeschablone genannt, können Sie die Gewindesteigung prüfen. Dieses Prüfen mithilfe einer Gewindelehre ist vor allem für die Prüfung von Außengewinden geeignet.Was bedeuten die Buchstaben auf der Schraube?Die Festigkeiten bei nichtrostenden Verbindungselementen wird in einer Buchstaben Zahlen Kombination angegeben. Diese Angaben werden in den Schraubenkopf bzw. in die Mutter eingeprägt. Die Zahlen nach dem Bindestrich geben die Festigkeitsklasse an.
Was ist Zugfestigkeit und Streckgrenze?Die Streckgrenzeliegt in der Regel bei 80 bis 90 Prozent der Zugfestigkeit. Sie bezeichnet den Punkt, an dem das Verbindungselement anfängt, sich zu verformen. Eine gute Möglichkeit, die Streckgrenze einer Schraube auf Grundlage ihrer Zugfestigkeit zu bestimmen, ist der Blick auf ihre Festigkeitsklasse.
Was sind die härtesten Schrauben?Die Schraubenfestigkeitsklasse 8.8
Eine der meist verwendeten Schrauben, sind Schrauben mit Festigkeitsklasse 8.8. Die Angabe 8.8 steht für eine hohe Qualitätsklasse und garantiert die Festigkeit der Schraube.
Was ist die Streckgrenze bei Schrauben?Mit der Streckgrenze auch Dehngrenze genannt, wird angegeben, wie weit Sie die Schraube dehnen können. Sprich die Streckgrenze ist ab dem Punkt erreicht, wo das Metall sich nach seiner Dehnung noch in die Ursprungsform zurück formt.
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