Was ist der unterschied zwischen entkeimen und haltbarmachen

Im Bereich Outdoor-Trinkwasseraufbereitung werdet ihr vor allem auf Begriffe wie Chlor, Chlordioxid, Aktivsauerstoff, Silber und Aktivkohle stoßen. Bei Reinigern sind es Begriffe wie saurer oder basischer Reiniger.

Dies ist Teil 5 unserer Serie „Trinkwasser unterwegs“. Eine Übersicht aller weiteren Teile findet ihr am Ende des Beitrags.

Chemische Aufbereitungsstoffe

Die Industrie kennt natürlich noch viele weitere Möglichkeiten Wasser zu reinigen, behandeln oder desinfizieren. Sollten diese für den Outdoor-, Camping- oder Marinemarkt interessant werden, werden wir diese hier von Zeit zu Zeit ergänzen.

Saure und basische Reiniger

Zitronensäure ist der wohl bekannteste saure Reiniger und wird genutzt um mineralische Ablagerungen, wie Kalk, zu lösen. Basische Reiniger sind eher bekannt als Seife und wirken hauptsächlich gegen organische Ablagerungen wie den typischen Biofilm.

Diese beiden Reiniger wirken am besten im Duo. Die Kalkablagerungen kennen wir von zu Hause und stammen aus dem Wasser selbst. Wer genau wissen möchte, wie Kalkablagerungen auf Wärmetauscher und Co. kommen, der sollte sich etwas intensiver mit dem Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht befassen. Kurz gesagt, wenn die Kohlensäure durch Bewegung oder Temperatur aus dem Wasser ausgast, dann ist zu viel Kalk vorhanden, welcher sich dann ablagert.

Diese Kalkablagerungen bilden dann die ideale Basis zur Bildung eines Biofilms. In den vielen kleinen Unebenheiten können sich organische Ablagerungen super „festhalten“ und es entstehen geschützte Bereiche. In diesen geschützten Bereichen können Mikroorganismen alles finden, was sie zur Vermehrung benötigen. Ein ruhiges Plätzchen, welches warm genug ist, ausreichend Futter bietet und Schutz vor Desinfektionsmitteln.

Hygieneregel Nummer 1 ist daher: „Halte Wasser kalt, in Bewegung und verhindere die Futterzufuhr!“

Als Futter gelten übrigens auch Kunststoffe aus Leitungen. Daher achtet immer auf für Trinkwasser zugelassene Materialien.

Was ist der unterschied zwischen entkeimen und haltbarmachen
Schlauch vorher / nachher
Quelle: Katadyn

Bei der Reinigung wird oft der basische Reiniger zuerst verwendet, um den Biofilm zu lösen. Anschließend verwendet man einen sauren Reiniger, um die mineralischen Ablagerungen zu entfernen. Da dies nur die halbe Wahrheit ist, wird in der Industrie mehrfach hintereinander, immer abwechselnd gereinigt. Begonnen wir dabei immer mit einer mechanischen Reinigung, um später so wenig wie möglich Chemikalien zu verwenden. Das funktioniert in einem kleinen Camping-Tank nur bedingt und der große Aufwand ist oft auch gar nicht nötig. Vorausgesetzt es wird regelmäßig gereinigt.

Da die Hersteller wissen, dass man immer beides (sauer und basisch) benötigt, bieten diese ihre Produkte oft als Reinigungsboxen an. Certinox hat hierfür die Certibox, von Katadyn Micropur gibt es die Microbox (Tank Care Line) und Multiman hat verschiedene MultiBoxen im Angebot. Ergänzt werden die Boxen oft mit einer kombinierten Desinfektions- und Konservierungslösung.

Beachtet vor Gebrauch immer die Dosierungsanleitung!

Chlor, Chlordioxid und Antichlor

Nach der Tankreinigung ist oft vor der Desinfektion und/oder Lagerung von Trinkwasser. Wie wir schon geklärt haben, gibt es einen wesentlichen Unterschied zwischen Desinfektion und Konservierung. Chlor und Chlordioxid sind dabei zwei sehr bewährte Desinfektionsmittel mit einer gewissen Pufferwirkung. Das heißt, so lange noch reaktionsfähiges Chlor im Wasser enthalten ist, kann dieses noch als eine Art Konservierung genutzt werden. Grundsätzlich sind diese Mittel jedoch sehr zurückhaltend zu verwenden, da wir auf Dauer und bei zu hoher Konzentration auch uns selbst schaden.

Für unsere Reiseapotheke gibt es die allseits bekannten Micropur-Tabletten. Sehr leicht und klein passen sie in jedes Reisegepäck und kommen auch durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen. Da das Chlor sehr reaktionsfreudig ist, reagiert es mit fast allen Wasserinhaltsstoffen. Also auch mit Schmutzpartikeln, die uns nicht schaden würden. Das ungebundene Chlor fehlt dann bei der Bekämpfung von Mikroorganismen.

Daher sollte immer erst Desinfiziert werden, wenn das Wasser vorher mechanisch (Filter) oder chemisch (Tankreiniger) gereinigt wurde. Micropur ist also ideal für Reisen, bei den das Wasser aus einer Leitung kommt  (Hotel, Hostel, Campingplatz), aber schlecht für Seewasser geeignet. Nur wenn das Wasser sehr klar ist, sollte man Chlortabletten nutzen.

Ich persönlich bin immer dafür, so wenig wie möglich Chemie in unser Trinkwasser zu geben. Es gibt mittlerweile ausreichend viele und gute Filter oder UV-Stifte auf dem Markt, die das gleiche leisten können. Und man spart sich den lästigen Chlorgeschmack.

Um generell den Chlorgeschmack zu neutralisieren gibt es dann noch ein sogenanntes „Anti-Chlor“. Eine Lösung mit Natriumthiosulfat reagiert dabei mit dem Chlor und wandelt das Ganze dann zu gewöhnlichem Speisesalz um. Alternativ könnt ihr auch einen Aktivkohlefilter verwenden.

Aktivsauerstoff, Wasserstoffperoxid

Aktivsauerstoff wird umgangssprachlich gerne für Wasserstoffperoxid benutzt. Klingt im Grunde auch viel harmloser, wenn nur aktiver Sauerstoff für die Desinfektion verwendet wird. Grundsätzlich ist Wasserstoffperoxid jedoch ein sehr stark oxidierendes Desinfektionsmittel. Dieses wird besonders für die Reinigung von Tanks und Leitungen für Camping und Boote angeboten. Für den einfachen Wanderer spielt der Wirkstoff allgemein keine Rolle.

Meine persönliche Meinung: Finger weg davon als Privatanwender. Hier wird Schutzausrüstung benötigt und die Arbeit würde ich immer einem Fachmann überlassen, falls es gar nicht anders geht.

Silber zur Konservierung

In den vergangenen Monaten wurde in Fachkreisen sehr viel über das Thema Silber im Trinkwasser diskutiert. Hauptauslöser war die geänderte Trinkwasserverordnung Anfang 2018. Dort wurde Silber als Aufbereitungsstoff aus der Verordnung gestrichen. Hintergrund ist zum einen, dass Silber nicht in beliebiger Form und Menge verwendet werden sollte. Genau wie für alle anderen Desinfektions- und Reinigungsprodukte gilt: Was den Mikroorganismen schadet, schadet auf Dauer auch uns.

Zweiter wesentlicher Grund für das Fehlen von Silber in der Trinkwasserverordnung ist der fehlende Nachweis für die Wirksamkeit. Das wiederum dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich eine Lobby findet und diesen nachreicht.

Silber selber ist ein Jahrtausende altes Konservierungsmittel. Silberionen hemmen dabei das Bakterienwachstum und können so das Wasser bis zu 6 Monaten haltbar machen. Am Markt gibt es verschiedene „Darreichungsmethoden“. Neben Kügelchen und Netzen, werden noch Tabletten und Flüssigkeiten angeboten. Es gibt auch Keramikfilter, bei denen Silber mit eingearbeitet wurde. Bei den Keramikelementen dient das Silber aber vor allem zur Konservierung des Filtermaterials selbst.

Damit die Silberionen wirken können, müssen diese auch in ausreichender Konzentration ins Wasser gelangen. Das klappt bei Tabletten, die sich auflösen oder bei Flüssigkeiten weit besser, als bei Kugeln, wo das Silber fest gebunden ist. Pionier bei der Verwendung von Silber war das Schweizer Unternehmen Katadyn mit Micropur Classic.

Bei vielen chlorhaltigen Desinfektionsmitteln wird oft Silber für die Langzeitwirkung ergänzt. Im Gegensatz zu Chlor benötigt Silber eine sehr lange Einwirkzeit von ca. 2h und mehr.

Abschließende solltet ihr bedenken, dass Silber zu den Schwermetallen gehört. Diese können nicht durch einfache Aktivkohlefilter abgebaut werden. Ihr solltet beim Einsatz von Silber also mit Bedacht vorgehen. Am besten ihr überdenkt euer System und prüft, welche Alternativen ihr auf eurer Reise habt.

Alternativen zur Chemie

Nach all der Chemie in unserem Trinkwasser und Diskussionen über Plastik und Umweltschutz, stellt sich die Frage, welche Alternativen es noch gibt. In unseren Workshops könnt ihr die verschieden Filter ausprobieren und euch ein eigenes Bild machen. Dort werdet ihr dann auch etwas über UV-Licht als Desinfektionsmöglichkeit erfahren.

Mehr zum Thema UV lest ihr im nächsten Beitrag. Dort erfahrt ihr auch, wie ihr euren Aktivkohlefilter am besten einsetzen könnt.

Kapitel 1 – „Trinkwasser unterwegs“

Kapitel 2 – „Warum Wasseraufbereitung“

Kapitel 3 – „Wie bekomme ich Wasser trinkbar -Teil 1“

Kapitel 4 – „Wie bekomme ich Wasser trinkbar -Teil 2“

Kapitel 5 – „Wie bekomme ich Wasser trinkbar -Teil 3“

Kapitel 6 – „Wie bekomme ich Wasser trinkbar -Teil 4“

Wie kann man Leitungswasser haltbar machen?

Am besten werden dazu Glasflaschen verwendet, welche im Voraus sterilisiert wurden. Dazu sollten diese über einen Zeitraum von 10 Minuten abgekocht werden. Entkeimt werden kann Leitungswasser aber auch durch das Abkochen. Dabei werden nämlich sämtliche Keime und Bakterien in diesem abgetötet.

Wie mache ich Wasser im Kanister haltbar?

Wasser mit Essig länger haltbar machen Füllen Sie zwecks Reinigung zuerst 100 ml Essig auf 1 Liter Wasser in den Kanister und schütteln ihn ordentlich. Nach 15 Minuten Einwirkzeit wird der Behälter mit klarem Wasser ausgespült und gefüllt. Geben Sie pro fünf Liter Trinkwasser einen Esslöffel Essig hinzu.

Wie lange ist Wasser in einer Zisterne haltbar?

In der Zisterne bildet sich mit der Zeit an den Rändern ein Biofilm, der unansehnlich wirkt, aber Bakterien anzieht und so das Wasser reinigt. Aus Mangel an Nährstoffen sterben sie ab. Nach DIN ist deshalb eine Reinigung der Zisternen alle zehn Jahre ausreichend.

Wie kann ich Wasser keimfrei machen?

Abkochen. Ist das Wasser einigermaßen klar und nicht zu stark mit Trübstoffen verunreinigt, kann man als älteste und einfachste Möglichkeit, das Wasser einfach abkochen. Allerdings werden dadurch nur die verschiedenen Krankheitserreger abgetötet.