Was passiert wenn man keine hoden mehr hat

Was passiert wenn man keine hoden mehr hat

Was passiert wenn man keine hoden mehr hat

PD Dr. med. Christian Fankhauser

(Luzerner Kantonsspital)

Oberarzt Urologie

Falls der zweite Hoden gesund ist, produziert er genug Testosteron für ein genussvolles Sexualleben. Falls nicht, hilft oft eine Testosterontherapie. Wichtig ist zusätzlich eine gesunde Lebensweise mit viel Bewegung.

Die allermeisten Hodenkrebspatienten können geheilt werden und führen ein völlig normales Leben nach Entfernung des Hodens. Auch mit nur einem Hoden bleiben die sexuelle Lust, die Potenz und die Zeugungsfähigkeit erhalten. «Der sogenannte Gegenhoden produziert genügend Testosteron und Spermien», so Dr. med. Christian Fankhauser von der Klinik für Urologie am Universitätsspital Zürich. Trotz Hodenkrebs ist Sex also möglich – und kann nach wie vor genussvoll sein.

Trotzdem weist jeder vierte Hodentumorpatient einen zu tiefen Testosteronwert auf. Denn bei vielen Männern ist auch der gesunde Hoden beschädigt – etwa durch genetische Veränderungen, die auch der Entstehung des Hodentumors zugrunde lagen, oder durch andere nicht mit dem Tumorleiden verbundene Erkrankungen.

Sexualstörungen können psychisch belasten

Neben Störungen des Hormonhaushaltes spielt auch die psychische Belastung durch die Tumorerkrankung selbst eine sehr grosse Rolle. Dr. Fankhauser empfiehlt, Sexualstörungen mit dem Arzt zu besprechen und mögliche Therapien zu prüfen – denn von allein lösen sich diese Probleme oft nicht.

Gewährleistet der Gegenhoden keine ausreichende Testosteronproduktion, kann es zu Symptomen eines Testosteronmangels kommen. Hierzu gehören beispielsweise ein Verlust der Libido, Müdigkeit, Erektionsstörungen und Wallungen. In diesen Fällen kann eine Testosteron-Substitution erfolgen. Die dabei verabreichten Präparate können allerdings bei jungen Männern zu einer meist definitiven Unfruchtbarkeit führen.

Empfohlen wird daher eine Testosterontherapie nur bei Patienten, die keinen Kinderwunsch mehr haben und zusätzlich deutliche Symptome eines Testosteronmangels mit einem hohen Leidensdruck verspüren. «Generell empfehlen wir zuerst, sich gesund zu ernähren, viel Sport zu treiben und wenn nötig das Gewicht zu reduzieren. Diese Massnahmen kurbeln die körpereigene Testosteronproduktion an», erklärt Dr. Fankhauser. Bei vorhandener Libido, aber Potenzstörungen können beispielsweise erektionsfördernde Medikamente helfen.

Hodenkrebs und Sex: Zeugungsfähigkeit eingeschränkt

Eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit (Infertilität) ist ein Risikofaktor für das Vorhandensein von Hodenkrebs. Somit besteht bei einer Vielzahl von Hodentumorpatienten bereits vor der Therapie eines Hodentumors eine beeinträchtigte Zeugungsfähigkeit. Nach einer Hodenentfernung und auch nach einer Chemotherapie kann sich die Zeugungsfähigkeit weiter verschlechtern.

Hodenkrebspatienten, die ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben, sollten darüber nachdenken, ihre Spermien sicherheitshalber einfrieren zu lassen (sogenannte Kryokonservierung). Idealerweise sollte dies bereits vor der Hodenentfernung, spätestens aber vor einer Chemotherapie erfolgen. «Der einzige wirkliche Nachteil der Kryotherapie sind die anfallenden Kosten für die Lagerung», meint Dr. Fankhauser.

Nach Chemotherapie sechs Monate verhüten

Ob sich ein Patient nach der Entfernung des erkrankten Hodens eine Hodenprothese aus Silikon implantieren lassen möchte, ist eine rein kosmetische Frage, die ganz persönlich beantwortet werden muss. Probleme mit Hodenprothesen, etwa beim Sport oder beim Geschlechtsverkehr, sind bei fachgerechter Implantation sehr selten.

Auf Sex müssen Hodenkrebspatienten übrigens nicht verzichten. Allerdings sollte nach einer Operation einige Tage abstinent gelebt werden, um die Wundheilung nicht zu gefährden. Nach einer Chemotherapie ist es ratsam, mindestens ein halbes Jahr lang zu verhüten, da durch die Therapie das Risiko für Fehlbildungen beim Embryo möglicherweise erhöht ist.

Orchiektomie - Krebstherapie und geschlechtsangleichende Operation

Die radikale Orchiektomie oder auch Ablatio Testis bezeichnet die operative Entfernung des Hodens. Dieser Eingriff ist bei verschiedenen Hodenerkrankungen, wie zum Beispiel dem Hodenkrebs, eine notwendige Behandlungsmethode. Weitere Informationen zur radikalen Orchiektomie, den verschiedenen Operationstechniken und ihren Folgen erhalten Sie weiter unten.

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Artikelübersicht

  • Wann wird eine Orchiektomie durchgeführt?
  • Welche Formen der Orchiektomie gibt es?

Radikale Orchiektomie - Weitere Informationen

Bei der radikalen Orchiektomie wird der paarig angelegte Hoden entweder einseitig (unilateral) oder auf beiden Seiten (bilateral) entfernt. Diese chirurgische Form der Kastration führt zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit (auch genannt „irreversible Infertilität“). Damit ein möglicher Kinderwunsch nach einer Hodenentfernung dennoch realisierbar bleibt, können eingefrorene Spermien für die spätere Familienplanung gelagert werden (Kryokonservierung).

Das Keimgewebe der Hoden produziert den größten Anteil des Sexualhormons Testosteron, daher senkt sich der Testosteronspiegel nach einer radikalen Orchiektomie um bis zu 90 Prozent auf Werte unter 50ng/dl im Serum. Eine bilaterale Orchiektomie bedeutet für den Patienten eine dauerhafte Testosteron-Ersatztherapie. Der chirurgisch entfernte Hoden kann gegebenenfalls durch ein Implantat ersetzt werden.

Eine Orchiektomie erfolgt in aller Regel in den folgenden Fällen:

  • bei Hodenkrebs (radikale Tumorchirurgie bei testikulärem Keimzellkarzinom)
  • als Hormonentzugstherapie bei fortgeschrittenem Prostatakrebs (sogenannte androgenablative Behandlung eines fortgeschrittenem Prostatakarzinoms)
  • bei einer irreversiblen, also nicht umkehrbaren Störung der Hodenfunktion
  • bei Männern hohen Alters als letztes Mittel bei regelmäßig wiederkehrender Leistenhernie (Leistenbruch)

Was passiert wenn man keine hoden mehr hat

© Henrie / Fotolia

Generell stehen drei Formen der Orchiektomie zur Verfügung und der behandelnde Arzt wählt die Operationstechnik anhand des individuellen Behandlungsfalls aus. Im Detail unterscheiden sich die Orchiektomie-Verfahren in ihrem operativen Zugang zum Hodengewebe und dem Ausmaß des entfernten Gewebes:

  • die einfache Orchiektomie,
  • die subkapsuläre Orchiektomie und 
  • die inguinale Orchiektomie.

Die einfache Orchiektomie

Die einfache Orchiektomie wird bei allen nicht umkehrbaren (irreversiblen) Erkrankungen des Hodens eingesetzt, die nicht auf eine maligne (das heißt: bösartige) Ursache wie eine Krebserkrankung zurückzuführen sind. Hierzu gehören insbesondere

  • eine deutliche Verkleinerung eines oder beider Hoden infolge einer Verdrehung des beziehungsweise der Hoden (sogenannte Hodenatrophie durch Hodentorsion),
  • eine Hodenentzündung mit Eiteransammlung im Gewebe (sogenannte abszedierende Orchitis) und
  • ein im Leistenkanal liegender Hoden, dessen Lage sich bis ins Erwachsenenalter nicht normalisiert hat (sogenannter persistierender Leistenhoden).

Zudem wird diese Form der Hodenentfernung bei transsexuellen Frauen angewendet, um eine geschlechtsangleichende Operation durchzuführen ("GAOP Mann zu Frau").

Bei dieser Form der Hodenentfernung setzt der Operateur einen kleinen Schnitt in die Mitte des Hodensacks (Skrotum) und durchtrennt schichtweise die darunterliegenden Hodenhüllen. Anschließend entfernt der Operateur die Hoden und einen Teil des Samenstrangs, bevor er Hodensack und Zugang wieder vernäht. Auf Wunsch können bereits während der Operation Hodenimplantate eingesetzt werden, die den Hoden beziehungsweise den Hodensack wie vor dem Eingriff erscheinen lassen.

Die subkapsuläre Orchiektomie

Die subkapsuläre Orchiektomie (Hormonentzugstherapie) wird vor allem bei Prostatakrebs als Alternative zur medikamentösen Behandlung durchgeführt. In fast allen Fällen von Prostatakrebs benötigen die Krebszellen für ihr Wachstum männliche Geschlechtshormone – sogenannte Androgene wie Testosteron. Fehlen durch die Behandlung diese Geschlechtshormone, kann das Tumorwachstum gebremst und der Fortschritt der Krebserkrankung entsprechend verlangsamt werden. Dies geschieht entweder medikamentös durch sogenannte Antiandrogene oder durch die Entfernung der hormonproduzierenden Hodenanteile im Rahmen einer subkapsulären Orchiektomie.

Das Operationsverfahren ähnelt der einfachen Orchiektomie mit dem Unterschied, dass bei dieser nicht der gesamte Hoden, sondern lediglich das jeden Hoden umgebende Drüsengewebe entfernt wird. Dies hat den Vorteil, dass die Hodenhülle und -kapsel (Tunica albuginea), der Nebenhoden und der Samenstrang erhalten bleiben. Das ursprüngliche Erscheinungsbild des Hodensacks bleibt erhalten und es wird kein Implantat benötigt.

Der Eingriff kann grundsätzlich ambulant durchgeführt werden. Dabei wird zunächst am Hodensack ein kleiner Hautschnitt durchgeführt (skrotale Inzision). Anschließend schiebt der Operateur nach Eröffnung der Hodenhüllen das Hodenparenchym (Keimgewebe) vorsichtig mit einem kleinen Stieltupfer oder dem Finger von der Innenseite der Hodenkapsel und trennt das noch an der Mittellinie fixierte Keimgewebe mit dem Elektrokauter ab. Abschließend erfolgt eine sorgfältige Blutstillung und der Operateur vernäht Hodenkapsel und Hodensack.

Was passiert wenn man keine hoden mehr hat

Hoden-Entfernung mittels eines Leistenschnitts (inguinale Orchiektomie). Dabei wird der Samenstrang durchtrennt und der Hoden entfernt.

Die inguinale Orchiektomie

Die inguinale Orchiektomie wird bei Hodenkrebs (auch als „maligner Hodentumor“ bezeichnet) eingesetzt und bedeutet die Entfernung der Hoden über die Leiste (lat. das Inguen). Durch diesen Zugang können die testikulären Lymph- und Blutgefäße frühzeitig kontrolliert werden, während zugleich eine Verletzung des Hodensacks vermieden wird. Auch eine Hodenprothese kann über den Leisten-Zugang vergleichsweise einfach und komplikationsarm eingebracht werden.

Von Hodenkrebs sind zumeist junge Männer zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr betroffen. Durch das Ertasten einer Hodenvergrößerung stellen die Betroffenen häufig eine Verdachtsdiagnose, die durch weitere ärztliche Untersuchungen erhärtet werden kann. Das können beispielsweise unter anderem Ultraschall oder auch eine Analyse der Blutmarker sein.

Daraufhin wird der Hoden bei jedem krebsverdächtigen Befund operativ über die Leiste freigelegt und nach einem feingeweblichen Schnellbefund entsprechend weiterbehandelt. Der Operateur setzt bei dieser Operationstechnik zunächst einen Schnitt in der Leiste, um die den Hoden versorgenden Blutgefäße und den Samenstrang freizulegen und zu unterbinden. In einem nächsten Schritt wird der Hoden aus dem Hodensack herausgelöst, das tumorverdächtige Gewebe organerhaltend entfernt und zur feingeweblichen Begutachtung (Schnellschnittdiagnose) einem Pathologen übergeben.

Ist der Befund gutartig, wird der Hoden wieder in den Hodensack zurückgelegt (Reposition des Hodens). Bei Vorliegen einer bösartigen Geschwulst wird der betroffene Hoden chirurgisch entfernt (radikale Orchiektomie).

Kann man ohne Hoden einen hoch bekommen?

Ebenso kommt es nach einer Kastration (vollständige Entfernung beider Hoden einschließlich Nebenhoden) nicht zu einem trockenen Orgasmus. Solange durch eine sexuelle Stimulation weiterhin ein Orgasmus erreichbar ist, wird auch dabei eine Sekretausscheidung ohne Spermien ausgelöst.

Kann man beide Hoden entfernen?

Die bilaterale Orchiektomie oder chirurgische Kastration ist ein operativer Eingriff zur Entfernung beider Hoden. Dies ist eine Behandlungsmöglichkeit für lokal fortgeschrittenen Prostatakrebs und hat zum Ziel, die Androgenproduktion auszuschalten. Die Operation kann unter örtlicher Betäubung durchgeführt werden.

Kann man Hoden entfernen?

Die radikale Orchiektomie oder auch Ablatio Testis bezeichnet die operative Entfernung des Hodens. Dieser Eingriff ist bei verschiedenen Hodenerkrankungen, wie zum Beispiel dem Hodenkrebs, eine notwendige Behandlungsmethode.

Was passiert wenn man nur noch einen Hoden hat?

Hat der Patient nur noch einen Hoden, entnimmt man beim anderen nur das befallene Gewebe und bestrahlt ihn anschließend. Mitunter ist noch eine Chemotherapie erforderlich. Danach kann er sich eine Hodenprothese aus Silikon in sein Skrotum einpflanzen lassen.