Welche Auswirkungen hat ein Vulkanausbruch für die Menschen in seiner Umgebung?

Wenn ein Vulkan Gas und Asche speit, ist das nicht nur ein Naturschauspiel - es kann Auswirkungen auf unsere Gesundheit, auf das Klima und natürlich auf den Flugverkehr haben.

Aschewolken fliegen kilometerhoch in die Luft - gleich zwei Vulkane sind derzeit wieder aktiv: Der Pavlof auf den Aleuten, im US-Bundesstaat Alaska. Und auch der Popocatepetl in Mexiko. Er spuckte eine rund 2000 Meter hohe Aschewolke in den Himmel.

Gas, Staub, Magma

Hauptsächlich stoßen Vulkane Gase aus, sagt der Vulkanologe Ulrich Küppers. Teils sind das Gase, die für den Menschen ungesund sind - Schwefelverbindungen etwa oder Kohlendioxid. Auch Staub ist in der Gaswolke enthalten. Und: "Je feiner der Staub, desto gefährlicher ist er für uns", sagt Ulrich Küppers. "Denn dann gelangt er in die feinsten Verästelungen der Blut- oder Atemgefäße."

"Vulkan-Asche ist kein Verbrennungsrückstand, sondern das sind ganz feine Bruchstücke von Magma."

Für den Flugverkehr ist der Staub von Vulkanen ebenfalls ein Problem. Nicht nur, weil er die Sicht behindert. Sondern weil Vulkanasche einen signifikanten Anteil an Glas enthält, wie Ulrich Küppers erklärt. Gelangt diese Asche in die Turbinen, heizt sie sich darin auf. Das Glas verändert seinen Zustand, es wird flüssig und die Asche kann dann ähnlich wie Honig auf Oberflächen anhaften.

Wenn die Ernte ausfällt

1816 übrigens gab es einen Vulkanausbruch in Indonesien mit ganz verheerenden Folgen: Der Vulkan hatte große Mengen an Gas und Asche in die Atmosphäre gebracht. Das hatte globale Auswirkungen auf das Wetter. Vom Jahr ohne Sommer ist die Rede.

In Mittel- und Nordeuropa gab es drei Jahre lang kaum landwirtschaftliche Produktion, weil es zu viel regnete. In anderen Teilen der Welt aber war die Ernte ganz außergewöhnlich gut.

Cambridge/Birmingham. Ein massiver Vulkanausbruch könnte die Welt in eine Krise von ähnlichem finanziellem Ausmaß stürzen wie die Corona-Pandemie. Davor warnen Wissenschaftler des Centre for the Study of Existential Risk (CSER) an der Universität Cambridge und von der Uni Birmingham.

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In einem Paper, das die Forscher im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichten, mahnen sie eindringlich, die Gefahr ernst zu nehmen und mehr Geld in die Beobachtung von Vulkanen und die Vorbereitung auf den Ernstfall zu stecken. Die Welt sei „bedauernswert unvorbereitet“ für einen massiven Vulkanausbruch und die wahrscheinlichen Folgen für globale Lieferketten, Klima und Nahrungsmittel, heißt es darin.

Wie wahrscheinlich ist ein starker Vulkanausbruch?

Den Wissenschaftlern zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch der Stärke 7 oder größer in 100 Jahren bei einem Sechstel. Die Analyse von Schwefelkonzentrationen in Eisbohrkernen ergab demnach, dass solche Ausbrüche statistisch gesehen alle 625 Jahre auftreten.

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Eruptionen dieses Ausmaßes hätten in der Vergangenheit abrupte Klimaveränderungen und den Kollaps ganzer Zivilisationen ausgelöst, warnte die Risiko-Expertin Lara Mani vom CSER einer Mitteilung zufolge. Sie vergleicht die klimatischen Folgen eines massiven Vulkanausbruchs mit dem Einschlag eines Asteroiden von einem Kilometer Durchmesser auf der Erde.

Asteroiden-Prävention wird bevorzugt

Obwohl das kombinierte Risiko einer Asteroiden- oder Kometenkollision mit der Erde nur ein Hundertstel der eines massiven Vulkanausbruchs betrage, werde sehr viel mehr Geld in die Beobachtung von Asteroiden gesteckt als in die Erforschung von Vulkanen, bemängeln die Forscher. „Das muss sich dringend ändern. Wir unterschätzen das Risiko für unsere Gesellschaften durch Vulkane massiv“, sagte Mani.

Die Erde gibt Warnschüsse

Als Weckruf sollte den Forschern zufolge der Ausbruch auf der Südseeinsel Tonga im Januar dieses Jahres dienen. Hätte sie länger angedauert, mehr Asche und Gas emittiert oder in einer Region mit mehr kritischer Infrastruktur stattgefunden, wie dem Mittelmeer, wären die Folgen wohl verheerend gewesen, so die Wissenschaftler.

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Der letzte Ausbruch der Stärke 7 ereignete sich im Jahr 1815 in Indonesien und hatte dramatische klimatische Folgen, die auch in Europa zu spüren waren und zu Hungersnöten, gewaltsamen Aufständen und Epidemien führten. Das auf diesen Ausbruch des Vulkans Tambora folgende Jahr 1816 wird auch als „Jahr ohne Sommer“ bezeichnet. „Wir leben jetzt in einer Welt mit der achtfachen Bevölkerung und dem vierzigfachen Handel von damals. Unsere komplexen Netzwerke könnten uns noch empfindlicher machen für die Erschütterungen eines großen Ausbruchs“, sagte Co-Autor Mike Cassidy und Vulkanologe von der Universität Birmingham.

Vulkanausbruch nahe japanischer Großstadt

Der Vulkan „Sakurajima“ auf der Insel Kyushu gehört zu den aktivsten in Japan.

© Quelle: Reuters

Dutzende Vulkane sind uns noch unbekannt

Abhilfe erhoffen sich die Experten von einer besseren Überwachung vulkanischer Aktivität und der Erforschung von Methoden, um Ausbrüche und ihre Folgen abzumildern. Beispielsweise fordern sie einen Satelliten, der nur für die Überwachung vulkanischer Aktivitäten bestimmt ist.

Die Forscher warnen, es könne noch Dutzende gefährliche Vulkane geben, von denen die Menschheit nichts wisse, besonders in bisher von der Wissenschaft vernachlässigten Regionen wie Südostasien. Bei weniger als einem Drittel der Vulkanausbrüche seit 1950 seien Seismometer zur Erfassung der Bodenschwingungen in der Nähe gewesen und wiederum nur ein Drittel der erfassten Daten sei bislang in eine globale Datenbank eingeflossen.

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Zudem mahnen sie mehr Forschung in Geo-Engineering-Methoden an, um beispielsweise von Vulkanen ausgestoßenen Aerosolen etwas entgegenzusetzen oder Magma-Kammern unter aktiven Vulkanen zu beeinflussen. Das Risiko für einen massiven Ausbruchs, der die globale Gesellschaft zerstöre, sei erheblich, sagte Mani und fügte hinzu, der aktuelle Mangel an Investitionen sei „einfach verantwortungslos“.

RND/dpa

Warum Leben Menschen trotz der Gefahr in der Nähe von Vulkanen?

Trotz dieser Gefahren lebt rund ein Fünftel aller Menschen in der Nähe von Vulkanen. Das hat seinen Grund: Die Böden, die sich auf Lavagestein und Vulkanasche bilden, sind oft sehr fruchtbar. Pflanzen finden hier viele Nährstoffe. In den milden Klimazonen wachsen Obst und Gemüse besonders gut an Vulkanen.

Wie wirken sich Vulkane auf die Umwelt aus?

Bricht ein Vulkan aus, werden etliche Mengen an Gesteinsfragmenten, Lava und Gasen freigesetzt. Darunter auch das Gas Schwefeldioxid, das bei explosiven Eruptionen bis in 50 Kilometer Höhe gelangen kann. In diesen Atmosphärenschichten kann es sogar Einfluss auf das globale Klima nehmen.

Sind Vulkane ein Fluch oder ein Segen für die Menschen?

Vulkane haben Fluch und Segen in sich. Die meisten Argumente für einen Fluch beziehen sich auf den Fall einer Eruption. Die Fakten, die für einen Segen sprechen beziehen sich auf Vulkane im ruhigen Zustand. Im Falle einer Eruption wird ein Vulkan oft zum Fluch.

Wie viele Menschen Leben in der Nähe von Vulkanen?

Aus diesem Grund leben weltweit etwa 500 Millionen Menschen in der Nähe aktiver Vulkane.