Q.Horatii Flacci |
1 | Angustam amice pauperiem pati robustus acri militia puer condiscat et Parthos ferocis vexet eques metuendus hasta | Der engen Armut gerne gewöhnen lern Der Knabe, früh durch strenges Geschäft des Kriegs Gestählt, bis er mit reisigem Speer zu Paaren die trutzigen Parther treibe. |
5 | vitamque sub divo et trepidis agat in rebus. illum ex moenibus hosticis matrona bellantis tyranni prospiciens et adulta virgo | Vorm offnen Himmel, wo die Gefahr ihn trifft, Führ er sein Leben. - Blickt von der Burg herab Des feindlichen Tyrannen Hausfrau Oder die mannbare Braut und sieht ihn, |
9 | suspiret: "eheu, ne rudis agminum sponsus lacessat regius asperum tactu leonem, quem cruenta per medias rapit ira caedes." | Erseufze sie: »Weh, wollte der Gatte nie, Noch grün zum Streit, der König, den Leu'n bestehn, Den unangreifbarn, den die Zorneswut Mitten durch Mord und Gemetzel fortreißt"« |
13 | dulce et decorum est pro patria mori: mors et fugacem persequitur virum nec parcit inbellis iuventae poplitibus timidoque tergo. | Süß ist's und ruhmvoll: fallen fürs Vaterland. Der Tod folgt auch dem flüchtigen Manne nach, Schont nicht der kampfentwöhnten Jugend Schlotternd Gebein und den feigen Nacken. |
17 | virtus repulsae nescia sordidae intaminatis fulget honoribus nec sumit aut ponit securis arbitrio popularis aurae: | Manns Mut, der schnöden Ämterverweigrung fremd, In Ehren funkelnd, nimmer bemakelten, Nimmt nicht und legt das Beil nicht nieder Nach dem Geraune der Pöbelwillkür. |
21 | virtus recludens inmeritis mori caelum negata temptat iter via coetusque volgaris et udam spernit humum fugiente pinna. | Manns Mut, gewürdigt, nimmer den Tod zu schaun, Erschließt den Himmel, wandelt missgönnte Bahn, Gemeine Rottung und der Erde Brodem verweigernd mit flüchtger Schwinge. |
25 | est et fideli tuta silentio merces: vetabo, qui Cereris sacrum volgarit arcanae, sub isdem sit trabibus fragilemque mecum | Behalten bleibt der treuen Verschwiegenheit Ihr Lohn. - Wer Ceres' heilig verborgnen Dienst Verplaudert, sei nicht unterm gleichen Dach oder löse mit mir gemeinsam |
29 | solvat phaselon: saepe Diespiter neglectus incesto addidit integrum; raro antecedentem scelestum deseruit pede Poena claudo. | Den leichten Kahn vom Strande. Diespiter Sucht mit dem Frevler öfters den Frommen heim; Doch selten weicht von sündger Sohle, Folgend mit hinkendem Fuß die Strafe. |
Versmaß: Alcaicum | Übersetzung: R.A.Schröder (129) | |
Weitere Üb.: C.Hoffmann (59) | R.A.Schröder (77) | K.Vretska (Plankl, 18) | J.H.Voss, 48 |
Aufgabenvorschläge:
- Forumbeitrag von "Ballisto", Antwort von "theophilteros":
Hallo zusammen, ich habe eine Frage, auf die ich im Netz bislang keine Antwort finden konnte. Vielleicht könnt ihr mir weiterhelfen.
Der Spruch "Dulce et decorum est pro patria mori" von Horaz bedeutet soviel wie "Süß und ehrenvoll ist es fürs Vaterland zu sterben". Meine Frage ist: Wie hat ihn Horaz gemeint??? Ist der Spruch eine leidenschaftliche Aufforderung, für sein Land in den Tod zu gehen oder ist der Spruch eine Verhöhnung eben jener Einstellung oder ist er sogar noch subtiler zu verstehen? Wer kann mich über die Intention und eventuelle Missverständnisse aufklären?
Beim googlen hab ich lediglich herausgefunden, dass der Spruch eine gewisse Bedeutung während des 1. Weltkrieges hatte und oftmals falsch verstanden wurde. Wenn sich jemand auskennt, wäre ich für Hinweise sehr dankbar.
Gruß PeterHallo Peter, man darf diesen Satz nicht als isolierten "Spruch" sehen, sondern muss ihn als Zentrum im Zusammenhang der 2. Römerode des Horaz verstehen. In den Römeroden unterstützt Horaz das ideologische Programm des Kaisers Augustus. Beiden (und anderen augusteischen Schriftstellern wie Vergil und Livius) geht es um eine Wiederbelebung altrömischer Tugenden (virtutes). In diesem Gedicht spricht Horaz zumindest die "Selbstbescheidung" (pauperiem pati), die "Tapferkeit" (acris militia), die "Treue" (fidele silentium") an. Die Aufforderung an die Jugend, ihre "persönliche Stärken (virtutes)" zur Entfaltung zu bringen, um so für Gefahrenzeiten (trepidis rebus) gewappnet zu sein, geht auch mit der in der Zeit der Republik vorherrschenden Philosophie der Stoa konform. Der Satz "Dulce et decorum est pro patria mori" ist insofern keine "leidenschaftliche Aufforderung, für sein Land in den Tod zu gehen" und gänzlich undenkbar ist es, ihn als Ironisierung oder Verhöhnung seiner Botschaft zu verstehen. Wenn er das wäre, wären sowohl Vergils Aeneas als auch Livius‘ altrömische Helden nichts als Witzfiguren.
Sententiae excerptae:
Lat. zu "Hor.c.3,2,"
Literatur:
zu "Hor.c.3,2,"
3395
Büchner, K.
Horaz
Wiesbaden [Stud. z. röm. Lit. III] (Steiner) 1962
3396
Fraenkel, E.
Horaz
Darmstadt (WBG) 1963
4263
Horaz / Krüger
Des Q. Horatius Flaccus Sämtliche Werke für den Schulgebrauch erklärt: I. Teil: Oden, Epoden, v. C.W.Nauck u. O. Weißenfels II. Teil: Satiren und Epistel. (1. Satiren, 2. Epistel), von G.T.A.Krüger
Leipzig / Berlin (Teubner) 15/1904
3384
Horaz / Obbarius, Th.
Q.Horatii Flacci Opera omnia, lat. - Horaz' Sämtliche Werke, in metrischen Übersetzungen, ausgewählt von Th. Obbarius
Paderborn (Schöningh) 3/1872
3389
Horaz / Schröder, R.A.
Die Gedichte des Horaz, deutsch von Rudolf Alexander Schröder. Geamtausgabe Oden, Carmen saeculare, Epoden
Wien (Phaidon) 1935
4262
Horaz / Schulze
Horaz, Auswahl für den Schulgebrauch v. Dr. K.P.Schulze I.: Text II: Anmerkungen
Berlin, Weidmann, 1904
3390
Horaz / Voß, J.H.
Horaz. Sämtliche Werke; übersetzt von J.H. Voss
Leipzig (Reclam) o.J.
3379
Hundhausen, V.
Die Oden des Horaz in deutscher Sprache von Vincenz Hundhausen, mit einem Titelbild von Grunenberg
Berlin (Borngräber) o.J.
3380
Kiessling / Heinze
I: Horaz, Oden und Epoden, erklärt von A.Kiessling, neunte Aufl. besorgt v. R.Heinze, mit einem Nachwort und bibliograph. Nachträgen von E.Burck II: Satiren, erklärt von A.Kiessling, siebente Aufl. besorgt v. R.Heinze, mit einem Nachwort und bibliograph. Nachträgen von E.Burck III: Briefe.
Berlin (Weidmann) 9/1958; 7/1959; 6/1959
3383
Numberger, K.
Horaz, Lyrische Gedichte, Kommentar für Lehrer der Gymnasien und für Studierende
Münster (Aschendorff) 1972
3386
Plankl, W.
Quintus Horatius Flaccus, Gedichte und Lieder. Eine Auswahl (deutsch) hg. und mit einem Nachwort versehen v. Wilhelm Plankl
Stuttgart (Reclam) 1967
3387
Röver-Oppermann
Lehrerkommentar zu Horaz
Stuttgart (Klett) o.J.
2983
Salomon, Franz (Hg.)
Auswahl aus römischer Dichtung. Mit Einleitung, Metrik und Namensverzeichnis hg. (Catullus, Tibullus, Propertius, Horatius, Lucretius)
München, G.Freytag 8/o.J.
3401
Syndikus, H.P.
Die Lyrik des Horaz, Eine Interpretation der Oden, Bd- I/II
Darmstadt (WBG) 1972/1973
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