Gibt es bei der relegation die auswärtstorregel

Die Auswärtstorregel wird in manchen Fußball- sowie auch Handball-Pokalwettbewerben, die ein Hin- und Rückspiel vorsehen, angewendet, um eine Entscheidung über den Sieger möglichst ohne eine Verlängerung oder ein Wiederholungsspiel zu erzwingen. Sie besagt, dass bei unentschiedenem Spielstand in der Addition von Hin- und Rückspiel, also bei Punkt- und Torgleichheit, diejenige Mannschaft die nächste Runde erreicht, die mehr Auswärtstore erzielt hat. Sie wurde 1965 erstmals international angewendet.

Anwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Regel kommt zur Anwendung, wenn beide Mannschaften nach Hin- und Rückspiel die gleiche Anzahl Tore aufweisen (Spezialfall siehe unten). Die Mannschaft, die dann mehr Auswärtstore aufweisen kann, gewinnt.

 Beispiel 1 (2 Heimsiege)
 Mannschaft A 1:0 Mannschaft B (Stadion Mannschaft A)
 Mannschaft B 3:2 Mannschaft A (Stadion Mannschaft B)
 Sieger: Mannschaft A (Mannschaft A 3:3 Mannschaft B → Auswärtstorregel: Mannschaft A 2:0 Mannschaft B)
 Beispiel 2 (2 Auswärtssiege)
 Mannschaft A 0:1 Mannschaft B (Stadion Mannschaft A)
 Mannschaft B 2:3 Mannschaft A (Stadion Mannschaft B)
 Sieger: Mannschaft A (Mannschaft A 3:3 Mannschaft B → Auswärtstorregel: Mannschaft A 3:1 Mannschaft B)
 Beispiel 3 (2 Remis)
 Mannschaft A 1:1 Mannschaft B (Stadion Mannschaft A)
 Mannschaft B 2:2 Mannschaft A (Stadion Mannschaft B)
 Sieger: Mannschaft A (Mannschaft A 3:3 Mannschaft B → Auswärtsregel: Mannschaft A 2:1 Mannschaft B)

In allen drei Beispielen beträgt der Spielstand beider Mannschaften 3:3, aber Mannschaft A hat jeweils (mehr) Auswärtstore erzielt als Mannschaft B. Damit ist Mannschaft A der Sieger in allen Beispielen, obwohl in Beispiel 3 sogar kein Team eine Partie gewinnen konnte.

Prinzipiell ist die Anzahl der Auswärtstore lediglich bei Punkt- und Torgleichheit von Bedeutung.

Zu Verwirrungen und falschen Schlussfolgerungen führt regelmäßig die in Fankreisen vertretene (fehlerhafte) Ansicht, dass Auswärtstore doppelt zählen würden. Verlöre beispielsweise eine Mannschaft auswärts 2:3, so würde sie nach dieser Lesart im Gesamtergebnis 4:3 führen (Verdoppelung der zwei Auswärtstore) und mit einem 0:0 im Heimspiel in die nächste Runde einziehen. Das ist jedoch nicht korrekt, vielmehr muss diese Mannschaft nach einer 2:3-Niederlage auswärts ihr Heimspiel mit 1:0, 2:1 oder mit mehr als einem Tor Differenz gewinnen, um in die nächste Runde einzuziehen. Bei einem 3:2-Heimsieg nach einer 2:3-Auswärtsniederlage ginge das Spiel in die Verlängerung.

Die Auswärtstorregel nach Verlängerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Falls beide Mannschaften nach zwei Partien gleich viele Tore und gleich viele Auswärtstore erzielt haben, geht das Rückspiel in die Verlängerung. In den meisten Fällen (fast alle UEFA-Wettbewerbe wie Champions League oder Europa League bis zur Saison 2020/21) wird die Auswärtstorregel auch auf das Resultat nach Verlängerung angewendet.

 Beispiel
 Mannschaft A 2:0 Mannschaft B
 Mannschaft B 2:0 Mannschaft A
 Das Spiel geht in die Verlängerung.
 nach Verlängerung Mannschaft B 3:1 Mannschaft A
 Sieger: Mannschaft A

Falls die Verlängerung torlos war (also die Anzahl Tore und Auswärtstore danach immer noch gleich ist), fällt die Entscheidung im Elfmeterschießen. Hier kommt die Auswärtstorregel nie zur Anwendung.

Diese Regel wird in den europäischen Handballwettbewerben nicht angewendet. Sollten beide Mannschaften nach der regulären Spielzeit des Rückspiels auch gleich viele Auswärtstore erzielt haben, beide Spiele haben also mit dem gleichen Ergebnis geendet, so gibt es ein Siebenmeterwerfen ohne vorige Verlängerung.

Variation nach Verlängerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einigen Wettbewerben, z. B. der CONCACAF Champions League, wird die Auswärtstorregel nach einer Verlängerung allerdings nicht angewendet.

 Beispiel
 Mannschaft A 2:0 Mannschaft B
 Mannschaft B 2:0 Mannschaft A
 Das Spiel geht in die Verlängerung.
 nach Verlängerung Mannschaft B 3:1 Mannschaft A
 Die Entscheidung fällt im Elfmeterschießen.

Spezialfall im englischen Fußball bis 2018/19[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine ungewöhnliche Variante kam beim englischen Ligapokal im Halbfinale (der einzigen Runde mit Hin- und Rückspielen) bis zur Saison 2018/19 zur Anwendung: Hier wurde die Auswärtstorregel nur nach einer Verlängerung, nie jedoch nach der regulären Spielzeit angewendet. Es konnte sein, dass sich der Spielstand nach der Verlängerung nicht änderte, aber dennoch kein Elfmeterschießen nötig wurde.

 Beispiel
 Mannschaft A 2:0 Mannschaft B
 Mannschaft B 3:1 Mannschaft A
 Das Spiel geht in die Verlängerung.
 nach Verlängerung Mannschaft B 3:1 Mannschaft A
 Sieger: Mannschaft A

Gründe für die Einführung und Diskussion über die Abschaffung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beschwerliche Anreisen der Auswärtsmannschaften und fehlende Normen z. B. bei Platzgröße führten in der Vergangenheit dazu, dass Heimteams einen Vorteil bei Partien im eigenen Stadion genossen. Als Zweck der Auswärtstorregel wurde angeführt, diesen Heimvorteil zu kompensieren und das Auswärtsteam zu einer offensiveren Spielweise zu ermutigen.[1]

Im Laufe der Zeit nahm die Bedeutung des Heimvorteils allerdings ab, was sich auch in der Statistik widerspiegelte. Während im Zeitraum 1965 bis 1981 noch rund zwei Drittel der Teams ihre Heimspiele im Europapokal gewannen, gelang dies im Zeitraum 1997 bis 2013 nur noch etwas weniger als der Hälfte.[2] Die Auswärtstorregel würde zudem die Heimteams dazu animieren, defensiver aufzutreten.[1]

Aus diesem Grunde steht die Auswärtstorregel seit einiger Zeit in der Kritik. Ende Mai 2021 empfahl die Kommission für Clubwettbewerbe der Europäischen Fußball-Union die Abschaffung der Regel.[3]

Fußball: Abschaffung in K.-o.-Runden von UEFA-Wettbewerben ab 2021[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 24. Juni 2021 teilte die UEFA in einem Statement mit, dass die Regel ab der Saison 2021/22 für alle K.-o.-Spiele in von der UEFA ausgetragenen internationalen Vereinswettbewerben abgeschafft wird.[4] Damit findet die Regel in der Champions League und der Europa League ab der Saison 2021/22 keine Anwendung mehr; die neu eingeführte Europa Conference League startet ebenfalls ohne die Auswärtstorregel in K.-o.-Spielen. Stattdessen soll fortan bereits bei gleicher Tordifferenz nach zwei Spielen (bspw. 1:2 und 2:3, wobei früher das Team mit einem Heim- und drei Auswärtstreffern weitergekommen wäre, nun aber ein absolut gleichwertiges 4:4-Unentschieden zu Buche steht) das Rückspiel in eine 30-minütige Verlängerung zzgl. kurzer Pause gehen, wie es früher lediglich bei zweimal dem exakt gleichen Resultat (bspw. 1-2 und 1-2) der Fall gewesen wäre. Sollte es auch dort zu keiner Tordifferenz über zwei Spiele mehr kommen, wird wie gehabt ein Elfmeterschießen ausgetragen, aus welchem der Sieger in die Folgerunde einzieht.

In der Gruppenphase gilt die Auswärtstorregel weiterhin. Sie käme jedoch erst dann zur Anwendung, wenn nach jeweils sechs Spielen zwei Mannschaften nach Punkten sowie nach den oben (K.o.-System) beschriebenen Kriterien in den Spielen untereinander (Direktvergleich) komplett gleichauf stünden[5]. In diesem Fall käme diejenige Mannschaft weiter, die in allen Gruppenspielen in der Summe mehr Auswärtstore erzielt hat als die andere. Sollte auch diese zu keiner Entscheidung führen, wird die Tordifferenz in allen Gruppenspielen zu Rate gezogen. Weitere Tie-Breaker-Kriterien sind dann erzielte Tore, erzielte Auswärtstore, Anzahl an Siegen in der Gruppenphase, Anzahl an Auswärtssiegen in der Gruppenphase, die Fair-Play-Wertung und in letzter Instanz der UEFA-Klub-Koeffizient. Falls drei Mannschaften punktgleich sein sollten, wird zunächst eine Tabelle mit lediglich diesen drei Vereinen errechnet. Anhand dieser werden die Teams dann in die Gesamttabelle eingeordnet.

Seit der Saison 2021/22 wird diese Regel nicht mehr in K.o.-Spielen von Fußballwettbewerben der UEFA bzw. des DFB (z. B. UEFA Champions League, UEFA Europa League und UEFA Europa Conference League sowie die Relegationsspiele zur Bundesliga und 2. Bundesliga) benutzt.[4][6]

Handball: Abschaffung in Wettbewerben der Europäischen Handballföderation ab 2022[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Europäische Handballföderation (EHF) erklärte im April 2022, die Auswärtstorregel in ihren Wettbewerben ab der Spielzeit 2022/2023 nicht mehr anzuwenden. Im Falle eines Gleichstands nach zwei Spielen in einer K.-o.-Runde wird es stattdessen eine Entscheidung durch Siebenmeterwerfen geben.[7]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Direkter Vergleich

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. ↑ a b Streitpunkt Auswärtstorregel: Geschichte, Probleme, Alternativen. Abgerufen am 30. Mai 2021 (deutsch).
  2. Auswärtstorregel auf der Kippe. Abgerufen am 30. Mai 2021.
  3. UEFA - die Abschaffung der Auswärtstorregel naht. 29. Mai 2021, abgerufen am 30. Mai 2021.
  4. ↑ a b Abolition of the away goals rule in all UEFA club competitions. uefa.com, 24. Juni 2021, abgerufen am 24. Juni 2021 (englisch).
  5. Champions League, Gruppenphase: Das passiert bei Punktgleichheit, Szenarien zum Weiterkommen. Abgerufen am 3. November 2022.
  6. Relegation ab dieser Saison ohne Auswärtstorregel. sportschau.de, 25. April 2022, abgerufen am 4. Mai 2022.
  7. ehfeuro.eurohandball.com, „BEACH HANDBALL EURO, CANCELS ‘AWAY-GOALS’ RULE“, 28. April 2022, abgerufen am 19. Mai 2022

Wie zählen Auswärtstore in der Relegation?

Aber wie sieht es bei der Relegation zur Bundesliga und 2. Liga aus? Auch dort gilt die Auswärtstorregel ab dieser Spielzeit nicht mehr! Auswärts erzielte Tore zählen bei Gleichstand im Gesamtergebnis also künftig nicht mehr extra.

Ist Relegation mit Auswärtstorregel?

Fußball | Bundesliga Relegation ab dieser Saison ohne Auswärtstorregel. Die Relegationsspiele zur Bundesliga und zur 2. Bundesliga werden ab dieser Saison ohne die Auswärtstorregel ausgetragen. Die Spiele richten sich nach den Bestimmungen der UEFA - und die hatte die Auswärtstorregel vor Saisonbeginn abgeschafft.

Wie muss ein Relegationsspiel ausgehen?

Relegation international Die ersten beiden Vereine der zweiten Liga steigen direkt auf, während der dritte Aufsteiger in Play-off-Runden ausgespielt wird. In den Play-off-Runden treten die vier Teams von Platz drei bis sechs gegeneinander an.

Kann ein relegationsspiel unentschieden ausgehen?

Relegation 2022: Neue Regel seit dieser Saison Seit dieser Saison gibt es im Europapokal keine Auswärtstorregel mehr. Gleiches gilt für die Relegation. Bei Torgleichstand nach Hin- und Rückspiel sind die Auswärtstore also egal.