Kind geht nur an der Hand

Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel und vor allem wie schnell Kinder in den ersten Lebensjahren lernen. Als Neugeborenes haben sie fast nur geschlafen, doch dann geht die Entwicklung so schnell: Ein Wachstumsschub jagt den nächsten und plötzlich krabbelt dein Baby. Laufen lernen ist die nächste große Herausforderung und ein echter Meilenstein in der Entwicklung.

Ab wann laufen Babys?

Manche Kinder machen ihre ersten Schritte bereits mit neun Monaten – bei Anderen dauert es länger. In der Regel beginnt das freie Laufen (längerer Strecken), wenn das etwa Kind 13 Monate ist.

Bedenke aber auch, dass jedes Kind einzigartig ist und sich Kinder unterschiedlich schnell entwickeln. Während der eine seine ersten Schritte schon vor der eigentlichen Phase macht, kann es manchmal auch ein wenig länger dauern, bis Babys Laufen lernen. Es gibt auch Kinder, die erst mit 16 oder 17 Lebensmonaten laufen können – auch das ist völlig normal. Mache sind auch einfach nur Spätzünder. Es gibt also eine recht große Zeitspanne für das, „ab wann“.

Dass es hier keine Richtwerte gibt, erklärt uns Physiotherapeutin Kathrin Mattes:

Manche Kinder laufen nach ihren ersten freien Schritten innerhalb kürzester Zeit auch längere Strecken, andere tasten sich langsam vor und steigern die Zahl der Schritte über mehrere Monate. Es gibt also auch Kinder, die früh ihre ersten Schritte machen und erst spät längere Strecken laufen, Kinder, die spät ihre ersten Schritte machen und sofort längere Strecken laufen, und alles dazwischen. Das lässt sich nicht vorhersehen.

Laufen Babys allerdings immer noch nicht, wenn sie älter als 18 Monate sind, solltest du dies mit deinem Kinderarzt besprechen.

Eine Physiotherapie kann dann zum Beispiel hilfreich sein. Generell lässt sich sagen, dass Kinder, die auch in anderen Entwicklungsschritten langsamer waren, auch länger zum Laufen lernen brauchen. Eine Ausnahme sind auch Frühchen: Hier gilt, dass sie häufiger etwas langsamer in der Entwicklung sind.

Im Video siehst du vier deutliche Anzeichen, woran du erkennst, dass dein Kind bereit für seine ersten Schritte ist.

Erste Anzeichen, dass Baby bald läuft

Ab wann läuft mein Baby? Das fragen sich viele Eltern, wenn ihr Kind sich dem ersten Geburtstag nähert.

Bevor dein Kind losdüst, wirst du schon die ersten Anzeichen, dass dein Baby bald läuft, erkennen können. Dazu gehören:

  • Selbständiges Hochziehen
  • Kniebeugen
  • Frei Stehen ohne Festhalten
  • Erste Gehversuche
  • Seitwärtsschritte mit Festhalten

Stellst du diese Anzeichen fest, dann dauert es oft nicht mehr lang, bis dein Baby laufen lernen wird. Meistens geht es dann sogar viel schneller, als man gucken kann. Im Schnitt können Babys rund um den 10. Lebensmonat an der Hand laufen. Das Laufen lernen an der Hand sieht Mattes jedoch als problematisch. Sie erklärt:

Ein Kind, das an der Hand läuft, lernt definitiv nicht schneller frei zu gehen als andere. Und es schafft es dadurch auch nicht besser oder leichter. Im Gegenteil, der Bewegungsablauf ist ein völlig anderer und daher nicht hilfreich, sondern sogar hinderlich.

Es gibt aber auch Kinder, die zwar Anzeichen zeigen, aber dann doch noch Wochen oder sogar Monate brauchen, bis sie so weit sind allein zu laufen. Mach dir also keinen Stress, dein Liebling lernt in seinem eigenen Tempo. Die Muskulatur muss auch erstmal trainiert werden, um das Körpergewicht auf zwei Beinen zu halten.

Auch wenn du es kaum erwarten kannst – dränge dein Baby nicht dazu laufen zu lernen. Genieße stattdessen lieber die Krabbelphase, denn sobald dein Kind eigenständig losdüst, wird es für dich auch stressiger, mit dem kleinen Wirbelwind mitzuhalten.

Unterstützung fürs Baby: Laufen beibringen

Wie lernt dein Baby laufen? Viele Eltern wollen Baby beim Laufen lernen natürlich unterstützen und fördern. Laut Mattes lernen gesunde Kinder aber auch ganz ohne Förderung das Laufen ganz von alleine. „Besser ist, die Krabbelphase auszukosten, denn das Krabbeln ist ein sehr wichtiger Entwicklungsschritt und man sollte keine Eile haben, davon wegzukommen. Bewegung am Boden ist wichtig und gesund“, erklärt sie.

Wenn dein Baby seine ersten Schritte macht, dann solltest du außerdem nicht erwarten, dass dein Kind gleich richtig losläuft. Stattdessen werden sich die noch unsicheren Schritte stückweise steigern. Am Anfang sind Babys recht wackelig auf den Beinen. Je mehr sie Laufen, desto sicherer werden sie aber. Dein Kind muss erst ein Gefühl für die neue Art der Fortbewegung entwickeln. Jeder Schritt macht deinen Nachwuchs dann auch ein bisschen selbstständiger: Dein kleines Baby wird immer mehr zum Kleinkind.

Zum Laufen lernen besser keine Lauflernhilfen

Lauflernhilfen sind übrigens meistens nicht zu empfehlen, da sich die Muskulatur sonst nicht richtig entwickeln kann. Vor allem Lauflernhifen zum Hinsetzen „helfen nicht beim Laufenlernen, da der Bewegungsablauf ein ganz anderer ist als beim freien Laufen, und Zwillingsstudien zeigen, dass sie das Laufenlernen sogar verzögern“, erklärt uns Mattes.

Auch Lauflernhilfen zum Schieben braucht ein Kind nicht zum Laufen lernen. Diese Hilfen sind jedoch weniger schädlich für die Entwicklung des Kindes. Außerdem sind sie, wenn sie kippsicher und gebremst sind, etwas sicherer.

Lauflernhilfen bergen auch eine Verletzungsgefahr, die nicht zu unterschätzen ist. Die Kinderärztin Dr. Michaela Krieger aus Germering sagt hierzu im Gespräch mit dem Bayrischen Rundfunk:

„Der Schwerpunkt liegt nicht unten auf den Beinen, sondern in der oberen Körperhälfte. Wenn die Kinder damit verunglücken, können sie sich nicht befreien und damit drohen schwere Verletzungen. Leider sehen wir solche Fälle immer wieder in unseren Praxen, obwohl seit Jahren vor solchen Modellen gewarnt wird.“

Auch auf Schuhe kann man zu diesem Zeitpunkt noch getrost verzichten. Am besten für die Balance, Koordination und Fußmuskulatur ist es, wenn Babys barfuß laufen lernen. Für glatte oder kalte Böden können auch Socken mit Rutschschutz aus Gummi angezogen werden, die jedoch nicht zu eng sein dürfen.

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richtige Schuhgröße für Babys

Auch wenn das Baby laufen kann und draußen zu Fuß unterwegs ist, ist das barfuß Laufen noch gesund (solange der Boden nicht zu heiß ist oder Verletzungsgefahr droht.) „Sind Schuhe notwendig, empfehle ich Barfußschuhe, die den Fuß und seine Muskulatur deutlich weniger einschränken als konventionelle Schuhe“, so Mattes.

Mache die Gegend rund um dein Baby so sicher wie nur möglich. Alles was beim Hochziehen umkippen kann, sollte entfernt werden. Dazu zählen zum Beispiel auch Regale, die nicht an der Wand festgeschraubt sind. Aber auch alles, woran sich dein Baby beim Stürzen verletzen könnte, sollte entfernt oder abgesichert werden. Ganz wichtig ist es nun auch, Treppen mit einem Treppengitter abzusichern.

Werden Babys kurz vorm Laufen anstrengend?

Ab wann sich Babys mit dem Laufen beschäftigen, merken Eltern oft auch an der Laune. Wie vor dem Krabbeln oder Robben können Babys auch bei Laufen lernen frustriert sein.

Schließlich ist Laufen lernen richtig anstrengend und braucht viel Energie, Geschick und Konzentration. Das Gleichgewicht zu halten ist nämlich gar nicht so einfach. Häufig landet dein Baby dann auch erstmal auf dem Po. Ein Baby, das Laufen lernt und hinfällt, hat übrigens meist keine Probleme damit, einfach weiterzukrabbeln oder es nochmal zu versuchen.

Wie auch bei anderen Entwicklungsschritten kann es auch durchaus passieren, dass dein Kind viel mehr deine Nähe sucht und nachts häufiger aufwacht. Aber keine Sorge, auch diese Phase geht wieder vorbei. Und auch, wenn du manchmal gar nicht mehr daran glauben magst, immer daran denken: Bisher hat jedes normalentwickelte Baby Laufen gelernt!

Ausführlichere Informationen über die Entwicklung deines Babys im ersten Lebensjahr bekommst du auch in unserem Entwicklungskalender: Woche für Woche alles Wichtige für dich zusammengefasst.

Wie lange dauert es von an der Hand gehen bis laufen?

Im Schnitt können Babys rund um den 10. Lebensmonat an der Hand laufen.

Soll man Kinder an der Hand laufen lassen?

Gibst du ihm die Hände, geht es meist in einen Zehenspitzengang und verliert den Bodenkontakt. Es macht also wenig Sinn dein Kind an der Hand zu führen, wenn es noch nicht selbständig laufen kann. Später kann das hilfreich und tröstlich für dein Kind sein.

Soll man Kindern beim Laufen lernen helfen?

Im Grunde genommen braucht Dein Kind Dich nicht, um das Laufen zu lernen. Hilf Deinem Kind daher nur, wenn es Dich dazu auffordert. Ehrgeizige Eltern können mit zu frühem Lauftraining körperliche Schäden bei ihrem Kind verursachen. Sehr umstritten ist überdies der Einsatz sogenannter Lauflernhilfen.

Warum laufen manche Kinder so spät?

Manche Kinder lernen erst einige Monate später, sich auf zwei Beinen fortzubewegen, auch das ist völlig normal. Meist konzentrieren sich die Knirpse ohnehin zunächst entweder auf das Laufen oder Sprechen – so sprechen manche früh, laufen aber spät und umgekehrt. Diese Entwicklung ist so individuell wie ein Kind selbst.