Nach prostata op kann ich kein wasser lassen

Inkontinenz nach Prostata OP entsteht bei 2 bis 10 % der Männer. Aber nach fachgerechter Diagnostik und einer gut fundierten Beratung kann heute jeder betroffene Mann eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreichen.

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Obwohl eine Inkontinenz nach einer Prostata OP viele Männer abschreckt ist neben einem sehr guten Heilungsprozess auch die Inkontinenz heutzutage sehr gut behandelbar ist. Moderne Inkontinenzeinlagen helfen Männern ein Leben mit Qualität und sozialen Kontakten zu führen.

  • Warum Inkontinenz nach Prostata OP entstehen kann
  • Prostatakrebs ist der häufigste Krebs bei Männern
  • Versorgung bei entstandener Inkontinenz
  • Wann ist die Kontinenz wieder zu erwarten?
  • Therapie der Inkontinenz nach Prostata OP
  • Prostatavorsorgeuntersuchung wahrnehmen
  • Erfahrungsbericht Prostata OP
  • Fazit Inkontinenz nach Prostata OP

Warum Inkontinenz nach Prostata OP entstehen kann

Die Ursache für Inkontinenz nach der Prostata OP, also das Auftreten der Belastungsinkontinenz nach einer radikalen Prostatektomie (Entfernung der Prostata mit ihrer Kapsel, den anliegenden Samenbläschen und den örtlichen Lymphknoten), ist nicht eindeutig geklärt. Verletzungen der Nerven und des Schließmuskels während der Operation könnten eine Rolle spielen. Häufiger erscheint jedoch die anatomische Verlagerung der hinteren Harnröhre, durch die Durchtrennung der Aufhängung der Harnröhre an der Rektumvorderwand, die Ursache für eine anschließend auftretende Inkontinenz zu sein.

Wahrscheinlichkeit der Inkontinenz hängt von mehreren Faktoren ab

Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, an Inkontinenz nach einer Prostata OP zu leiden, hängt von mehreren Faktoren ab. Dabei spielen das Alter des Patienten, einschlägige Vorerkrankungen, die operative Technik und die Größe des Tumors eine Rolle. Der entscheidende Faktor ist jedoch die Erfahrung des operierenden Arztes. Bei erfahrenen Operateuren liegt das Risiko einer permanenten Inkontinenz durch eine Schließmuskelverletzung bei unter 5 %.

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Prostatakrebs ist der häufigste Krebs bei Männern

Der Prostatakrebs ist in Deutschland mit 25% der häufigste Krebs bei Männern (1). Jährlich gibt es ca. 50.000 Neuerkrankungen. Jeder zweite Mann im Alter von 70 Jahren ist betroffen. Prostatakrebs wird von vielen Patienten häufig gar nicht erst wahrgenommen. Denn die Symptome treten oft zu Lebzeiten nicht mehr auf. Je nach Alter sowie Art und Stadium des Tumors ist die vollständige Entfernung der Prostata (Prostatektomie) die bevorzugte Behandlungsmethode.

Kann der Krebs nach der Prostata-OP wieder kommen?

Eine vollständige oder teilweise Entfernung der Prostata ist keine 100 %-ige Heilung von Prostatakrebs. Bei 2 bis 17 % der operierten Männer wächst das Geschwür innerhalb von 5 Jahren nach. Das ist bei gutartigen Prostatakarzinomen so. Bei bösartigen Karzinomen liegt die Wahrscheinlichkeit bei 10 bis 60 % aller operierten Männer. Der Grund liegt am Krebs selbst – es handelt sich um eine systemische und keine lokale Erkrankung. Deshalb sollten Männer Prostatavorsorgeuntersuchungen stets wahrnehmen.

Versorgung bei entstandener Inkontinenz

Zur Versorgung von Inkontinenz nach einer Prostata OP stehen Männern mehrere Möglichkeiten zur Verfügung. Zuallererst ist die Verwendung von Inkontinenzeinlagen empfohlen. Auch wenn die Inkontinenz nur temporär besteht, sollten Männer alleine aus hygienischen Gründen auf Einlagen zurückgreifen. Neben Einlagen ist Beckenbodentraining empfohlen. Die Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur ist immer noch das beste Mittel, um seine Kontinenz wiederherzustellen.

Inkontinenzeinlagen für Männer

Für Männer mit Blasenschwäche gibt es zahlreiche zuverlässige Hilfsmittel, die den Urin schnell aufnehmen und Gerüche sofort neutralisieren. Haben Männer nach einer Prostata OP eine leichte bis mittlere Blasenschwäche kommen sie meist mit Einlagen für Männer wie Tena Men Level 3 und Seni Control Plus gut aus. Bei größerem Urinverlust empfehlen sich Windelhosen wie MoliCare Premium Mobile 6 Tropfen. Ist die Inkontinenz stark ausgeprägt empfehlen Experten Inkontinenzvorlagen zusammen mit Fixierhosen zu tragen. Dafür eignet sich die MoliCare Form Extra Plus Men mit einer speziellen Fixier- oder Netzhose.

Worauf beim Kauf von Inkontinenzeinlagen achten?

Inkontinenzeinlagen gibt es in jeder Preisklasse und in vielen Ausführungen. Die bekanntesten Marken sind Hartmann, Seni, Attends, Abena und TENA. Achten sie beim Kauf immer auf das richtige Saugvolumen der Einlage, angepasst an die Ausprägung ihrer (vorübergehenden) Blasenschwäche. Kommen Männer zum ersten mal in Kontakt mit Inkontinenzeinlagen, empfiehlt sich das Ausprobieren mehrerer Produkte, um ihr ideales Hilfsmittel zu finden.

Alternative zu klassisch geformten Einlagen

Kommen Männer mit klassisch geformten Einlagen nicht zurecht, z.B. aufgrund der Lage oder Form des Gliedes, eignen sich taschenförmige Einlagen. Diese Einlagen verringern seitliches Auslaufen besonders bei Männern dessen Glied eine Links- bzw. Rechtslage bevorzugen. Alternativ eignen sich sehr breitförmige Einlagen, die den vorderen Schambereich des Mannes großflächig abdecken.

Wann ist die Kontinenz wieder zu erwarten?

Das Wiedererlangen der Kontinenz ist von Patient zu Patient verschieden. Das Prostatakrebszentrum Martini-Klinik in Hamburg kam bei der Untersuchung von 24.000 Patienten die sich einer radikalen Prostatektomie unterzogen haben zu folgendem Ergebnis:

In unserer Klinik zeigte sich durch die genannten operativen Techniken eine Wiedererlangung der Kontinenz (definiert als die Verwendung von keiner oder einer Sicherheitsvorlage) bei 76,1 % der Patienten nach drei Monaten und bei 91,9 % nach einem Jahr. Nach drei Monaten benötigen 18,2 % ein bis zwei Vorlagen in 24 Stunden, 5,0 % drei bis fünf und nur 0,7 % mehr als fünf Vorlagen pro Tag. Nach zwölf Monaten liegen die Zahlen für ein bis zwei, drei bis fünf und mehr als fünf Vorlagen in 24 Stunden bei 6,4 %, 2,1 % und 0,5 % (1).

Demnach ist die Wahrscheinlichkeit zur Wiedererlangen der Kontinenz sehr hoch! Die Fähigkeit den Urin zu halten wird durch drei Komponenten gewährleistet: Dem inneren Schließmuskel, dem Druck der Prostata und dem äußeren Schließmuskel. Nach der Prostata OP muss der Prozess vom äußeren Schließmuskel allein geleistet werden. Dieser äußere Schließmuskel benötigt dann einige Zeit, um sich an seine neue Aufgabe zu gewöhnen und sie zuverlässig zu erfüllen. Eine Genesung von drei bis zwölf Monaten nach der Prostata OP ist jedoch zu erwarten.

Kann die Inkontinenz bestehen bleiben?

Sollte auch der äußere Schließmuskel den Harndrang nicht mehr aufhalten können, so kann eine dauerhafte Heilung der Inkontinenz nach einer Prostata OP nur schwer möglich sein. Das bedeutet jedoch keinen Grund zum Verzweifeln. Es gibt viele diskrete Inkontinenz-Hilfsmittel, mit denen ein weitgehend unbeschwerter Alltag möglich ist. Niemand muss befürchten, an einem Kinobesuch, einer Busfahrt, einer Geburtstagsfeier nicht mehr teilnehmen zu können.

Eine dauerhafte und relevante Inkontinenz bleibt nach den Ergebnissen der Martini-Klinik somit nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen bestehen (ca. 5–6% nach drei und 2–3% nach zwölf Monaten). Die Langzeitbeobachtung dieser Randgruppe ergab die Erlangung der Kontinenz bei 39% nach 24 Monaten und bei 50% nach 36 Monaten.

Therapie der Inkontinenz nach Prostata OP

Männer können die entstandene Inkontinenz effektiv und schnell mit regelmäßigem Beckenbodentraining kurieren. Bei der chirurgischen Entfernung der Prostata werden auch Teile des inneren Blasenschließmuskels entfernt. Dies ist der wichtigste Auslöser für eine Inkontinenz. Mit der Zeit und mit ausdauerndem Training kann aber der erhaltene äußere Schließmuskel die Verschlussfunktion mit übernehmen. Intensives Training der Beckenmuskulatur ist daher Teil des Rehabilitationsprozesses.

Beckenbodentraining – das beste Mittel gegen Inkontinenz

Das beste Mittel, den gewohnten Zustand wiederherzustellen, ist die gezielte Stärkung der Beckenbodenmuskulatur. Die Rehabilitation erfolgt in der Regel in einer dafür vorgesehenen Klinik oder Ambulanz. Viele Übungen zur Stärkung der Beckenmuskulatur kann man problemlos auch zu Hause ausführen. Ein gestärkter Beckenboden hilft Ihnen das Wasserlassen, Harnverhalt und Harndrang deutlich besser zu kontrollieren.

Biofeedback – Beckenbodentraining mit Hightech

Neben dem klassischen Beckenbodentraining hat sich auch das Biofeedbacktraining gut bewährt. Dabei wird eine kleine Sonde in den Analkanal gelegt. Der sogenannte Analsensor zeigt Ihnen an, ob Sie die richtigen Muskeln anspannen und ob Sie sie ausreichend anspannen. Bei konsequenter Anwendung dieser Methode lässt sich eine Inkontinenz nach der Prostata OP deutlich verbessern. Biofeedbackgeräte gibt es auf Rezept vom Urologen, auch für das Üben daheim.

In schweren Fällen weitere Operation möglich

Wenn auch nach monatelanger Gymnastik der Urin weiter unkontrolliert läuft, hilft nur eine zweite Operation. Dabei kann ein künstlicher Schließmuskel implantiert werden, der wie eine Manschette um die Harnröhre gelegt wird. Das sollte aber nicht vorschnell in die Wege geleitet werden. Manchmal dauert das Schließmuskeltraining eben etwas länger, bis sich der gewünschte Erfolg einstellt. Ihr zuständiger Arzt kann ihre Situation in diesem Fall fachgerecht beurteilen.

Ab wann spricht man von einer Inkontinenz?

Von einer Inkontinenz spricht man, wenn regelmäßig Urin ungewollt abgeht. Dieser Unrinverlust kann mit aber auch ohne Harndrang passieren. Auch kann die Menge des Harnverlustes sehr stark je nach Schweregrad variieren. So ist unter Männern mit Inkontinenz nach einer Prostata OP eine leichte Harninkontinenz mit 50 bis 100 ml Urinverlust innerhalb von 4 Stunden sehr häufig.

Alles Wichtige zur Inkontinenz finden sie in unserem Artikel Inkontinenz – Kontrollverlust von Blase und Darm

Das Leben mit Inkontinenz

Erfahrungsberichte von Männern zeigen, dass sie vor einer Prostata OP große Ängste entwickeln, die sich aber rasch auflösen. Grund hierfür sind die zahlreichen Hilfsmittel, die Männern mit Inkontinenz nach der Prostata OP zur Verfügung stehen und ein normales Leben ermöglichen. Männer, die sich ihren Partnerinnen und ihrer Familie gegenüber öffnen, haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, ihren Alltag schnell und sorgenfrei wieder in die Hand zu nehmen. Die offene Kommunikation ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Das Leben mit Inkontinenz nach einer Prostata OP kann eine Herausforderung darstellen, ist mit entsprechenden Hilfsmitteln jedoch in jedem Fall zu bewältigen. So sollten Männer für ihren Alltag, ihren Beruf sowie Urlaub und Reisen stets vorbereitet sein. Ausreichend Inkontinenzartikel zuhause und in der Tasche für unterwegs sollte zu einer guten Vorbereitung dazugehören. Dafür eignen sich bestens einzeln verpackte Einlagen. Wünschen Männer eine besonders diskrete Entsorgung ihrer Inkontinenzeinlagen z.B. bei der Arbeit, empfiehlt sich die Verwendung von durchgefärbten Müllbeuteln.

Prostatavorsorgeuntersuchung wahrnehmen

Wenn ein Tumor früh genug erkannt wird, sind die Heilungschancen sehr gut. Da Beschwerden aber oft erst im fortgeschrittenen Zustand erkannt werden, kommt der Früherkennung hier eine besondere Bedeutung zu. Männer ab 45 können sich einmal jährlich auf Prostatakrebs untersuchen lassen. Ergibt sich bei der Vorsorgeuntersuchung ein Verdacht, kann eine Biopsie, eine Gewebeprobe, vorgenommen werden. Auch ein PSA-Test kann Hinweise geben. Die Wirksamkeit des Tests ist unter Medizinern jedoch umstritten. Er gehört nicht zum gesetzlichen Früherkennungsprogramm und muss selbst bezahlt werden.

Beispiel für einen typischen Erfahrungsbericht

Auf Grund einer Überlaufblase, die sich nicht mehr richtig entleerte und durch die Herr Günther immer wieder Urin verlor, wurde er von seinem Hausarzt zum Urologen geschickt. Dieser sollte die Ursache finden, warum Herrn Günthers Blase immer wieder “überlief”. Nach einigen Untersuchungen stand fest, dass er an Prostatakrebs erkrankt war. Die Prostata hatte sich so vergrößert, dass sie auf Herrn Günthers Harnröhre drückte, die dann den Urin nicht mehr vollständig ableiten konnte. Eine Prostata OP war damit unumgänglich. Nach der vollständigen Entfernung der Prostata hatte Herr Günther aber immer noch das Problem, dass unkontrolliert Urin abging. Nun fühlte es sich aber anders an. Es war nicht mehr so, dass er die ganze Zeit Druck verspürte und nicht richtig urinieren konnte, sondern es fühlte sich eher so an, als wenn er es nicht mehr richtig halten konnte. Herr Günther fasste sich ein Herz und ließ sich beraten. Der Arzt klärte Ihn auf, dass dies völlig normal sei und die Blasenschwäche eine Weile brauche um sich zu kurieren. Er meldete sich daraufhin bei einer Selbsthilfegruppe an, auch um mit dem psychischen Druck der Krebserkrankung fertig zu werden. Hier fand er viele gleichgesinnte Herren, die alle ein ähnliches Schicksal teilten. Man tauschte sich über passende Inkontinenzeinlagen aus und hier und da gab es bald zu vermelden, dass die Blasenschwäche einfach verschwand. Es wurde zu Beckenbodentraining geraten und Herr Günther nahm dies zum Anlass jeden Tag Übungen durchzuführen. Nach ca. 6 Monaten stellte sich eine deutliche Besserung ein und Herr Günther braucht bis heute nie mehr als eine Einlage pro Tag. Damit kann er gut leben.

Eine Vorsorgeuntersuchung ist im fortgeschrittenen Alter wichtig, um dem am weitest verbreiteten Krebs unter Männern rechtzeitig entgegen zu wirken. Doch auch wenn die Operation unvermeidbar ist, sind die Heilungschancen groß. Allerdings wird der Alltag nach einer Prostata OP ein anderer sein. Manche Beschwerden, wie Inkontinenz treten erst im Laufe der Therapie oder danach auf. INSENIO empfiehlt: Vernachlässigen Sie nicht das regelmäßige Beckenbodentraining. Besuchen Sie Selbsthilfegruppen und besprechen Sie sich mit Menschen, die Ihr Problem aus eigener Erfahrung kennen. Das Gespräch mit weiteren Betroffenen kann oftmals neue Wege weisen, wie mit den Alltagssorgen und der Angst vor einer Rückkehr der Krankheit umzugehen ist.

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Quellen

(1) Allgemeinarzt-online: Inkontinenz und Impotenz nach Prostatektomie: Wie groß ist die Gefahr?, PD Dr. Dr. Philipp Mandel, 2017

(2) Robert Koch-Institut (Hrsg.): Krebs in Deutschland 2009/2010. Häufigkeiten und Trends, Berlin 2013

Welche Getränke nach Prostata Op?

Täglich 2 bis 3 Liter über mindestens 4 Wochen, u.a. Tee, stilles Wasser (ohne Kohlensäure), Kaffee, Obstsäfte, mäßig Wein und Bier. Körperliche Anstrengungen vermeiden!

Warum viel trinken nach Prostata Op?

Trinken Sie viel, um die Blase zu spülen und die Wundheilung zu fördern. Empfohlen sind ein bis zwei Liter Flüssigkeit am Tag.

Wie lange dauert der Heilungsprozess nach Prostata Op?

In der Regel dauert die Reha etwa drei Wochen. Sollte der Patient nach dem operativen Eingriff unter Harninkontinenz leiden, können gezielte Maßnahmen dabei helfen, die Muskulatur im Beckenboden, die durch die Operation beeinträchtigt wurde, zu stärken.

Welche Nebenwirkungen nach Prostata Op?

Bei der operativen Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie) wird versucht, die angrenzenden Nerven, die für die Erektionsfähigkeit zuständig sind, zu erhalten. Dennoch gehört die Impotenz zu den möglichen Nebenwirkungen, wie auch die Harninkontinenz und andere Probleme beim Wasserlassen.