Soziale bedeutung der weltweiten vernetzung

„ Auf der Suche nach den verlorenen Gemeinsamkeiten, entfernen wir uns immer mehr voneinander “ (von René Simon, zitiert nach Aphorismen.de 2016).

Seit einigen Jahrzehnten schwirrt ein Begriff immer wieder buchstäblich um die Welt: Globalisierung. Dabei denken die meisten an eine Verdichtung der weltweiten wirtschaftlichen Beziehungen und der Vernetzung globaler Informationen. Diese Aspekte sind sicherlich vorteilhaft, da weltweite Ressourcen genutzt und verknüpft werden können. Die Globalisierung birgt jedoch auch negative Folgen, welche sich vor allem beim Aufeinandertreffen der sozialen Ungleichheiten sowie Unsicherheiten zeigen (vgl. World Comission on the Social Dimension of Globalization 2004, S. 2 ff.)

Daher wird verstärkt eine soziale Ebene der Globalisierung gefordert, welche sich in einer weltweiten Sozialpolitik widerspiegelt. Diese Politik zeigt sich in Ideen, Institutionen und sozialpolitischen Instrumenten, welche die sozialen Bereiche betreffen. Jedoch ist fraglich, inwiefern sich eine solche globale Sozialpolitik wirklich weltweit durchsetzen kann. Zum einen befindet sich der westliche Wohlfahrtsstaat, in welchem die Sozialpolitik auf weltweiter Ebene ihren Ursprung hat, in einer Krise. Zum anderen gibt es keinen globalen Wohlfahrtsstaat, sondern viele unterschiedliche Staaten, deren Zusammenspiel sich aufgrund kultureller, politischer und sozialer Unterschieden als eine Herausforderung darstellt (vgl, Leisering 2008, S. 3).

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit einigen sozialen Aspekten der Globalisierung und begründet damit, warum eine globale Sozialpolitik in der heutigen Zeit und der Zukunft unabdingbar sein wird. Dabei wird sich zunächst mit den wichtigsten Begrifflichkeiten auseinandergesetzt, damit eine theoretische Basis vorhanden ist. Im Anschluss daran werden einzelne Aspekte genauer betrachtet, um letztendlich ein Fazit zu ziehen und mögliche zukünftige Entwicklungen zu skizzieren.

2. Theoretische Grundlagen

2.1. Definition Globalisierung

Der Begriff der Globalisierung wird in der Wissenschaft in seinen verschiedenen Facetten betrachtet, weswegen eine einheitliche Definition nach wie vor nicht existiert. Die wissenschaftliche Diskussion um diesen Begriff begann in den frühen 1990er Jahren.

Giddins war der erste, der eine Definition des Begriffs nicht auf ökonomische Prozesse beschränkte. Für ihn galt die Globalisierung als Zunahme der Interaktionen auf sozialer Ebene, welche sich über eine wachsende räumliche Entfernung erstrecken (vgl. Giddins 1990, S. 64).

Dabei lässt sich dies etwas ausführlicher folgendermaßen erläutern:

„Definieren lässt sich der Begriff der Globalisierung […] im Sinne einer Intensivierung weltweiter sozialer Beziehungen, durch die entfernte Orte in solcher Weise miteinander verbunden werden, da[ss] Ereignisse a[n] eine[m] Ort durch Vorgänge geprägt werden, die sich an einem viel Kilometer entfernten Ort abspielen und umgekehrt.“ (vgl. Kneer / Schroer 2009, S. 504) .

Nach ihm versuchten sich auch weitere Autoren aus den Bereich Politik, Geografie, Soziologie sowie Ökonomie an einer Begriffserklärung, wodurch sich nach Kessler und Steiner der Begriff Globalisierung wie folgt beschreiben lässt:

„Globalisierung bezeichnet Prozesse der Zunahme sowie geogra[f]ischen Ausdehnung grenzüberschreitender anthropogener Interaktion.“ (vgl. Kessler/ Steiner 2009, S. 35).

Anhand dieser Auslegungen des Begriffs der Globalisierung zeigt sich ganz gut, dass insbesondere die letzte Definition einen großen Konsens abbildet. Zwar wird der Prozess an sich und die sich aus ihm resultierenden Folgen unterschiedlich ausgelegt. Dennoch gibt es zentrale Elemente, welche sich aus allen Begriffserklärungen herausfiltern lassen:

Zum einen wird die Globalisierung von allen Autoren als ein Prozess wahrgenommen, welcher sich durch eine enorme Ausweitung der Grenzen kennzeichnet. Zum anderen ist anzumerken, dass sich eine Vielzahl wissenschaftlicher Auseinandersetzungen lediglich mit den wirtschaftlichen, und nicht den sozialen, Aspekten der Globalisierung beschäftigen (vgl. Troger 2012, S. 7 f.).

Aus diesem Grund wird eine einseitige Definition des Begriffs oftmals kritisiert, da es sich hierbei um einen mehrdimensionalen Prozess handelt. Daher hat sich die Fachwelt darauf geeinigt, dass es diverse Typen der Globalisierung gibt, wodurch sämtliche Bereich der Geografie, Ökonomie, Politik und Soziologie abgedeckt werden sollen (vgl. ebda).

In der vorliegenden Arbeit wird sich daher auf die Definition von Kessler und Steiner gestützt, da sie den Kern – nämlich die Zunahme von grenzüberschreitenden menschlichen Interaktionen auf immer größer werdende Entfernungen – am ehesten trifft.

2.2. Definition Migration

Neben der Begrifflichkeit der Globalisierung spielt auch der Terminus Migration eine wichtige Rolle, wenn man die sozialen Aspekte der Globalisierung betrachtet. Daher wird in diesem Abschnitt eine Definition dieses Begriffs erfolgen.

Auch bei der Migration gibt es keine allgemein gültige Definition, da sich die Forschenden meist auf ihre benötigten und verwendeten Daten stützen und anhand dieser ein Begriffserklärung ableiten. Auf der Verwaltungsebene der Länder existieren ebenfalls unterschiedliche Einwanderungsgesetze und demnach Auslegungen von Migration, wodurch auch hier kein Konsens vorherrscht (vgl. Geis 2005, S. 7).

Wenn man sich an das lateinische Wort „ migrare" hält, kann zunächst festgehalten werden, dass es auf alle Fälle um einen Ortswechsel geht. Dabei stützt sich diese sehr weite Definition auf die antike Leseart. Eine moderne Form der Auslegung von Migration besagt, dass es hierbei um Bewegung geht, bei welcher eine politische Grenze überschritten wird und wodurch ein Wechsel des Wohnsitzes vollzogen wird (vgl. Dübel 2006, S. 5).

Bei der Dauer herrscht ebenfalls nach wie vor Uneinigkeit. Manche gehen bereits bei einem Zeitraum von mehr als einem Monat von einer Migration aus. Andere verlangen einen mindestens einjährigen Aufenthalt am neuen Standort und die UN spricht ab drei Monaten von einer temporären Migration. Im Übrigen ist eine Definition des Begriffes von Interesse, um die Wanderungsbewegungen der Bevölkerungen und somit deren Zensus messbar machen zu können (vgl. ebda).

Damit dennoch eine theoretische Basis für die vorliegende Arbeit geschaffen werden kann, wird sich im Folgenden auf die Begriffsauslegung von Everett Lee gestützt:

„Migration ist eine dauerhafte oder zumindest mittelfristige Wohnortsveränderung. Hierbei ist die Entfernung beim Umzug sowie die Freiwilligkeit oder der Zwang bei der Umzugsentscheidung unerheblich. Außerdem ist grundsätzlich keine Unterscheidung zwischen internationaler und intranationaler Migration zu treffen.“ (vgl. Geis 2005, S. 7) .

Wenn man sich auf diese Definition stützt, finden lediglich die Gastarbeiter in einem Land keine Anwendung. Die Migrationsforschung befasst sich vordergründig mit jenen Menschen, welche von einer (gesellschafts-)politischen Einheit zu einer anderen wechseln. Dabei können jene Übergänge die Grenzen von Gemeinden, Regionen, Ländern oder auch internationalen Gebieten beinhalten (vgl. ebda).

Die vorliegende Arbeit nimmt die oben genannte Definition als Grundlage für die weiteren Ausführungen. In diesem Kontext sei allerdings weiterhin anzumerken, dass eine Unterscheidung zwischen internationaler sowie intranationaler Migration stattfinden sollte:

Die Migration auf internationaler Ebene beinhaltet nämlich die Wanderungen über die Grenzen eines Landes hinaus, wodurch sich das Migrationsobjekt oftmals in einem anderen Kulturkreis mit einer anderen Sprache aufhält (vgl. a.a.O., S. 8).

Eine intranationale Migration findet hingegen innerhalb gegebener Landesgrenzen statt, wodurch sich der Kulturkreis und die nationale Identität nicht verändern. Folglich stelle die internationale Migration einen weitaus radikaleren Schritt für die Menschen, welchen den Wohnortwechsel vollziehen, dar (vgl. ebda).

3. Auswirkungen der Globalisierung

Da nun der theoretische Rahmen vorliegt, wird sich im dritten Kapitel mit den Auswirkungen der Globalisierung beschäftigt. Dabei würde eine Ausarbeitung sämtlicher Effekte den Rahmen dieser Arbeit sprengen, weswegen sich auf einige relevante soziale Aspekte konzentriert wird.

3.1. Migration und Bevölkerung

Die Migration ist nicht nur ein Resultat der Globalisierung. Vielmehr ist die Menschheit seit Beginn ihrer Geschichte in Bewegung – sei es, um zu wandern oder vor etwas zu flüchten. Es sei jedoch anzumerken, dass die Migration je nach Epoche spezielle Formen annimmt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts kam es zu einem weltweiten epochalen Umschwung, weswegen sich auch die Migrationsbewegungen veränderten.

Im Zuge der voranschreitenden Globalisierung ziehen immer mehr Menschen in immer kürzer werdenden Abständen um. Zudem werden die Entfernungen größer und die Migranten entwickeln neue Strategien. Aus diesen Gründen gibt es mittlerweile kein Land mehr auf dieser Welt, welches keine Migranten beherbergt (vgl. Dübel 2006, S.1).

Die Grundlage bilden hierbei Unternehmen, Arbeitsmärkte und Ausbildungsmärkte, welche sich alle auf einer globalen Ebene bewegen und dadurch den Rahmen für global mobile Akteure wie Akademiker, Hausangestellte, IT-Experten oder Pflegekräfte. Die Entfernungen sind seitdem immer relativer und die Grenzen durchlässiger geworden. Das Zeitalter der Globalisierung ist mittlerweile in vollem Gange und die weltweite Migration wirkt sich dementsprechend auch auf die Bevölkerung eines jeden Landes aus (vgl. ebda).

Bevölkerung und Migration stehen in einem sehr engen Verhältnis zueinander. Eine Steuerung der Zuwanderung soll zwar von liberalen Rechtsstaaten gesteuert werden, jedoch gelingt dies immer weniger. Die derzeit stattfindende sogenannte Kettenmigration hat eine enorme Dynamik, welche schwer einzudämmen ist. Die Folge ist eine zunehmende Heterogenität der Bevölkerung in ethnischer, kultureller und religiöser Hinsicht. Daraus resultiert oftmals eine „starke Fokussierung auf das ‚Anderssein‘“ (vgl. Luft 2016, S. 245), wodurch sich jedoch die Potenziale gesellschaftlicher Konflikte verschärfen können (vgl. ebda.).

Die Wanderbewegungen der Menschen werden in der heutigen Öffentlichkeit und Politik sehr kontrovers behandelt. Einerseits stehen die Menschen den Migranten offen und tolerant gegenüber. Andererseits wird ihnen mit Ablehnung und Xenophobie begegnet.

Auch in der Wissenschaft gibt es bei der Behandlung der Thematik einige Paradoxien. Beispielsweise nehmen Hatton und Williamson in ihrer Theorie an, dass die meisten Migranten aus den ärmsten Länder dieser Welt (aus relativer Sicht) kommen. Dies war aber weder in der ersten großen Periode der globalen Migration innerhalb der Jahre 1820 bis 1914 noch in der zweiten Epoche, welche von 1945 bis heute andauert, der Fall. Auch weist die Migration in den vergangenen Jahrzehnten kein überproportionales Wachstum auf, wie es Castles und Miller mit ihrem „Age of Migration“ beschreiben (vgl. Otter 2012, S. 70).

Die derzeitigen Migrationsbewegungen sind im internationalen Vergleich eher gering. Ihr Zuwachs wird jedoch vermutlich deswegen als größer wahrgenommen, da die Wanderbewegungen relativ konstant stattfinden. Ein anderer, aber auch sehr relevanter Punkt, ist die Behandlung der Flüchtlingspolitik in den Medien. Je mehr über dieses Thema berichtet wird, desto höher erscheint der Bevölkerung eines Landes auch der Zustrom der Flüchtlinge (vgl. ebda).

Die Migration hat in Bezug auf die Bevölkerung jedoch einen entscheidenden Einfluss, welcher gleichzeitig eine der stärksten Kräfte dieser darstellt: den sozialen Wandel. Durch die Wanderungsbewegungen der Menschen verändert sich kontinuierlich „das soziale Gesicht der Erde“ (vgl. Dübel 2006, S. 164).

Regionen, Städte und Staaten werden diversifiziert und wieder neu zusammengesetzt. Die Welt wird aufgrund der Migration mehr und mehr urbanisiert, weswegen in allen Städten weltweit die Vielfalt der globalen Bevölkerung gezeigt wird. Dabei ist dieser soziale Wandel, welcher mit der Migration in Zusammenhang steht, nicht umkehrbar und hat einen entscheidenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Erde und ihrem Erscheinungsbild (vgl. ebda).

Ein Punkt der Migration ist zudem noch sehr relevant. Migranten sind auch Arbeitskräfte, welche den Arbeitsmarkt im jeweiligen Zielland bereichern können. Dagegen tritt oftmals die Meinung, dass eher geringqualifizierte Menschen auswandern, was wiederum zu einer Kettenmigration von ebenfalls geringqualifizierten Familienangehörigen führen kann. Hierzu sei anzumerken, dass in geringer qualifizierten Bereichen, wo ein Arbeitskräftemangel besteht, dieser durch genau diese Art von Migranten gedeckt werden kann (vgl. OECD 2013, S. 176).

Was bedeutet global vernetzt?

Globalisierung: Weltweite Vernetzung von Nationen Die zunehmende weltweite Vernetzung von Nationen in allen Bereichen (z. B. Politik, Wirtschaft, Kommunikation und Kultur). Dies geschieht sowohl zwischen Individuen, als auch zwischen Organisationen, Unternehmen, Gesellschaften und Staaten.

Wie ist die Welt vernetzt?

Das Internet hat die Welt vernetzt. Email, das World Wide Web oder soziale Netzwerke werden von Milliarden Menschen überall auf dem Globus genutzt. Die Folgen dieser Vernetzung sind allgegenwärtig: Arbeitsbedingungen werden globalisiert, soziale Strukturen verändern sich dramatisch.

Was ist eine digitale Vernetzung?

Digitale Vernetzung verknüpft die physische mit der digitalen Welt. Gebäude, Autos, Züge, Fabriken und die meisten Dinge unseres Lebensalltags sind dann miteinander vernetzt.