Spinnen hören mit den haaren an ihren beinen

Wurfnetzspinnen interpretieren tiefe Frequenzen als Laute von Beutetieren, hohe Töne als Signale von Fressfeinden.

Wenn man sich kurz einmal nicht vor Viren, sondern vor Tieren gruseln will, drängt sich die in Florida heimische Spinne Deinopis spinosa auf, auf Deutsch Wurfnetzspinne genannt, weil sie ein Netz über ihre Beute wirft.

Auf Englisch heißt sie „ogre-faced spider“, abgeleitet vom Oger, das ist ein gewalttätiges, menschenähnliches, aber sehr haariges Märchenwesen, mit dem man am besten fertig wird, indem man es blendet. Gern wird es mit Glupschaugen dargestellt.

Solche hat auch die Wurfnetzspinne, und zwar wirklich riesige, groß wie Sixties-Sonnenbrillen. Entsprechend gut sieht sie in der Nacht, zum Leidwesen ihrer Beutetiere. Aber verlässt sie sich bei der Jagd nur auf ihre Augen? Auf diese Frage kamen Forscher um Ronald Hoy (Cornell University, Ithaca), weil sie die Spinne dabei beobachteten – und filmten, wie sie fliegende Insekten mit einer elegant choreografierten Rückwärtsbewegung fängt. Dabei hat sie ihre Beute offensichtlich nicht im Auge. Um das zu bestätigen, blendeten die Forscher die Spinnen, indem sie ihnen die Augen mit einer dünnen Silikonschicht bedeckten: Tatsächlich, die Spinnen fingen die Insekten trotzdem! Das heißt, sie bedienen sich eines zweiten Sinnesorgans. Allerdings haben Spinnen – im Gegensatz zu vielen Insekten – gemeinhin keinen Hörsinn (der Schall, also Bewegung der Luft, über ein Trommelfell wahrnimmt), nur einen Sinn für Vibrationen, mit dem sie registrieren, wenn ihr Netz vibriert.

Doch die Forscher spielten den Wurfnetzspinnen aus zwei Meter Entfernung diverse Töne vor, von 150 bis 4400 Hertz. Auf tiefe Frequenzen, bis zu 750 Hertz, reagierten etliche Spinnen mit der eleganten Rückwärtsbewegung: Sie deuten sie offenbar als Signale von Beutetieren.

Neurophysiologische Messungen mit Elektroden an den Beinen der Spinnen ergaben ein anderes Bild: Auch hohe Töne – bis zu 10.000 Hertz – lösen eine neuronale Reaktion aus, aber keine Bewegung. In „Current Biology“ (29. 10.) interpretieren die Forscher das so: Die Spinnen deuten hohe Töne als Signale von Vögeln, die Spinnen fressen, und sie reagieren darauf mit Starre, stellen sich sozusagen tot.

Wie nehmen die Wurfnetzspinnen die Töne wahr? Offenbar mit Haar- und Gelenksrezeptoren auf ihren Beinen, die so sensibel sind, dass sie nicht nur Vibrationen fester Gegenstände, sondern auch der Luft wahrnehmen. Als Nächstes soll erforscht werden, ob sie auch hören, aus welcher Richtung ein Geräusch kommt. Ihr akrobatisches Jagdverhalten spricht dafür.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.10.2020)

Irrtum korrigiert

Springspinnen hören uns schon von Weitem kommen

Die kleinen Räuber können bedeutend besser hören, als bisher angenommen wurde

Spinnen hören mit den haaren an ihren beinen

Ithaca – Dank ihrer großen ausdrucksstarken Augen besitzen Springspinnen ein ausgezeichnetes Sehvermögen. Für ihren Gehörsinn dagegen waren die winzigen Räuber bislang nicht gerade bekannt – ein Irrglaube, den nun Forscher um Paul Shamble von der Cornell University in Ithaca (New York) aufgedeckt haben. Die winzigen Arachniden besitzen zwar keine offensichtlichen Ohren, doch die braucht es offenbar auch nicht, um uns bereits aus mehreren Metern Entfernung kommen zu kören, wie die Spinnenforscher im Experiment nachweisen konnten.

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Startseite > H > Haben Alle Spinnen Haare An Den Beinen?

Die Beine von Spinnen sind über und über von Haaren bedeckt, die allesamt Tastsinnesorgane sind. Hiermit können sie ihre Umgebung aktiv ertasten. Besonders die Kiefertaster der Spinnen und Skorpione sind mit sehr vielen Tasthaaren besetzt.

mehr dazu

Und wie gut hören spinnen?

Doch es gibt immer mehr Belege dafür, dass einige Spinnenarten – wie Springspinnen, Fischerspinnen und nun auch Großaugenspinnen – mithilfe von Rezeptoren in ihren Beinen hören können. Diese Rezeptoren funktionieren im Prinzip wie Ohren, indem sie Schallwellen aufnehmen und die Impulse ans Gehirn weiterleiten. Können Spinnen besser hören als Menschen? Überraschender „Spinnensinn“: Obwohl Springspinnen keine Ohren besitzen, hören sie weit besser als bisher gedacht. Sie reagieren selbst auf Geräusche in drei Metern Entfernung – das galt bislang als biologisch unmöglich.

Welche Spinnen haben Haare?

Die sogenannten Bombardierspinnen können die vielen kleinen Härchen von der Oberseite des Abdomens mit Hilfe der Hinterbeine schnell abstreifen und dem Angreifer entgegenschleudern. Eine Wolke feiner Brennhaare trifft dann auf den Angreifer. Wie viele Sinne haben Spinnen? Die meisten Spinnen verfügen nur über einen schwachen Sehsinn. Obwohl sie acht Augen (einige Arten auch nur sechs) besitzen, ist das Auge der Tiere einfach aufgebaut. So können sie nur zwischen hell und dunkel unterscheiden.

Welche Spinne hat 10 Beine?

Spinnen mit 10 Beinen haben Genetiker um Prof. Dr. Wim Damen von der Universität Jena gezüchtet, indem sie bei Spinnenembryos ein bestimmtes Gen ausschalteten, das normalerweise im Hinterleib der Spinnen aktiv ist. Haben alle Spinnen 8 Beine? Spinnentiere haben immer zwei Körperabschnitte (Vorder- und Hinterkörper) und acht Beine. Im Gegensatz zu Insekten haben Spinnen keine Fühler oder Flügel. Am Ende ihres Hinterleibs befinden sich Spinnwarzen, mit denen Spinnen unterschiedliche feine Seidenfäden herstellen können.

Welche Spinne hat 6 Beine?

Webspinnen haben, wie alle Spinnentiere, acht Beine – im Unterschied zu den Insekten (Insecta), die nur sechs Beine haben. Kopf und Brust sind bei ihnen zu einem Stück, dem sogenannten Prosoma (Cephalothorax) verschmolzen. Können Spinnen Töne von sich geben? Bei Spinnen werden die Laute meist mit den Pedipalpen erzeugt, sowohl durch das Reiben der Pedipalpen an Schrillkanten als auch durch das Trommeln mit den Palpen oder den Laufbeinen auf dem Substrat. Manche Arten, z. B. Riesenkrabbenspinnen, erzeugen Laute durch die Schwingungen des Körpers auf der Unterlage.

Und noch eine Frage: Haben Spinnen einen Sinn?

"Spinnen sind sehr wichtig fürs Ökosystem", sagt Thomas Lübcke. Der Biologe leitet im Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz das Vivarium. "Spinnen bilden einen großen Anteil der Bodentiere, sie wirken regulierend auf die Bodengemeinschaft."

Können Spinnen uns hören?

Spinnen besitzen keine Ohren im konventionellen Sinn. Doch es gibt immer mehr Belege dafür, dass einige Spinnenarten – wie Springspinnen, Fischerspinnen und nun auch Großaugenspinnen – mithilfe von Rezeptoren in ihren Beinen hören können.

Können Spinnen uns verstehen?

Das "Hören" erfüllt also einen wichtigen evolutionären Zweck, denn es macht auf nahende Räuber aufmerksam. Arachnophobiker können aber beruhigt sein: Natürlich verstehen die Spinnen nichts von dem, was wir sagen. "Sie bemerken zwar, dass jemand spricht.

Können Spinnen mich sehen?

Die meisten Spinnen verfügen nur über einen schwachen Sehsinn. Obwohl sie acht Augen (einige Arten auch nur sechs) besitzen, ist das Auge der Tiere einfach aufgebaut. So können sie nur zwischen hell und dunkel unterscheiden.

Warum haben Spinnen Haare an den Beinen?

Die meisten Spinnen haben vier Augenpaare, doch ihr Supersinn ist das Tasten. Sie besitzen sogenannte Becherhaare an den Beinen. Damit spüren sie nicht nur ihre unmittelbare Umgebung und eventuelle Hindernisse, sondern auch feinste Luftbewegungen und Schallwellen.