Wann verlässt wieder ein Schiff die Meyer Werft 2022?

Papenburg, 27. August 2022

Gespräch mit Peter Hackmann

(Leiter Unternehmenskommunikation)

über die Corona-Jahre auf der Meyer Werft, das aktuelle Bauprogramm und wir wagten einen vorsichtig optimistischen Blick in die Zukunft der Werft.

Herr Hackmann, hinter uns liegt das neue Kreuzfahrtschiff "ARVIA" für P&O,

auch wieder ein Schiff dieser besonderen Baureihe.

"AIDAnova" 2018 ja das Typschiff, das erste Schiff mit hauptsächlichem Flüssiggas-Antrieb.

Wie setzt sich das bei den nächsten Kreuzfahrtschiffen, auch kleineren Schiffen, weiter fort?

Wir haben ja hier ein Plattform-Schiff , wie du es schon richtig gesagt hast mit "AIDAnova" das erste Typschiff gebaut mit LNG-Antrieb.

Das war 2018 natürlich eine richtige, kleine Sensation mit wesentlich weniger Emissionen als andere Treibstoffe. 

Jetzt haben wir zwischendurch auch noch LNG-Schiffe in Turku gebaut mit "MARDI GRAS" und "CELEBRATION" für Carnival Cruise Line, aber die Entwicklung geht natürlich immer weiter!

Grade die im Bau befindliche "SILVER NOVA" für Silversea Cruises ist nochmal eine sehr innovative Weiterentwicklung - LNG bleibt, aber jetzt kommen eben Batterien und Brennstoffzellen dazu, sodass das Schiff nachher im Hafenbetrieb gar keine Emissionen mehr hat und natürlich auch generell weniger Emissionen auf See erzeugt.

Wir sehen die "JUBILEE" für Carnival schon im Rohbau in der Halle, 

das erste Maschinenraum-Segment ist die letzten Tage aus Rostock eingetroffen.

Es ist ja das erste Schiff für Carnival aus Papenburg.

Genau, die ersten beiden Schiffe wurden, bzw. werden ja noch in Turku gebaut.

Man kann natürlich jetzt auch in der Krise den Vorteil daran erkennen,

dass wir mit dem Plattform-Konzept auf die besonderen Anforderungen der Reederei reagieren können. 

AIDA braucht im Moment kein drittes Schiff dieser Größe für den deutschen Markt,

sondern man möchte lieber eins für den amerikanischen Markt haben und das haben wir dem Reeder dann natürlich auch möglich gemacht.

Das ist natürlich viel Design-Aufwand und nicht ganz ohne, aber so ist es eben das erste Schiff, welches wir hier in Papenburg für die Marke Carnival Cruise Line bauen

- und das ist ja auch eine schöne Geschichte!

Stichwort Corona - es waren ja düstere Zeiten für die Meyer Werft, auch mit stark reduziertem Personal.

Ist man denn jetzt wieder in etwas ruhigerem Fahrwasser angelangt, also geht es langsam bergauf oder stagniert die Situation eher?

Wenn man sich die Lage genau anschaut, muss man glaube ich sagen,

das Glas ist halb voll. Man kann natürlich auch aus der Perspektive von "vor Corona" sagen, das Glas wäre halb leer, aber ich glaube, das macht keinen Sinn!

Man muss das schon optimistisch betrachten, denn wir haben eindeutig keine Aufträge verloren. Wir haben den Bauplan der Plattformschiffe angepasst (Statt AIDA - Carnival Jubilee). Wir haben mit NYK sogar einen neuen Auftrag bekommen, oder es werden auch ganz neue Märkte in Angriff genommen, wie zum Beispiel das Forschungsschiff "METEOR IV" zusammen mit der Fassmer Werft und wir haben eine weitere Kooperation mit Lürssen gestartet für die Neptun Werft, dort bauen wir zwei neue Marine-Brennstoffversorger.

Daran sieht man ja, dass im Grunde genommen natürlich das Krisen-Management doch ganz gut gelungen ist.

Was die Kreuzfahrt selber angeht ist es natürlich schwierig zu sagen wie es weitergeht, dieses Jahr wird glaube nochmal eine ganz interessante Erfahrung,

ich glaube, die Flotte ist jetzt eigentlich fast komplett wieder im Einsatz.

Es ist natürlich nach wie vor schwierig für die Reedereien mit den Regeln umzugehen, weil keiner weiß, gibt es nochmal eine neue Welle - und wenn ja, wie sieht die aus?

Aber ich glaube insgesamt gesehen hören wir auch von den Reedereien aktuell, 

dass die Buchungslage für das zweite Halbjahr 2022 und auch für 2023 sehr gut aussieht.

Es wird sicher eine Weile dauern, bis man wieder auf das Vor-Krisen-Niveau zurück kommt und was uns als Meyer Werft betrifft ist es ja nicht nur so, dass wir auf eine voll ausgelastete Kreuzfahrtflotte hoffen.

Es ist ja auch so, dass die Reedereien die Zeit die sie jetzt nutzen um wieder richtig durchstarten zu können auch nutzen müssen, um erstmal Geld zu verdienen.

Es geht ja nicht unmittelbar so weiter, dass man gleich wieder neue Schiffe bestellt!

Es gibt natürlich Gespräche, aber man kann auch schwer einschätzen, wann es wieder konkret zu neuen Aufträgen kommt.

Aber im Moment ist auch die Nachfrage nach kleineren Einheiten größer, als die Nachfrage für größere Schiffe, wie zum Beispiel die "ARVIA" für P&O Cruises.

Es geht ja viel in Richtung Expeditionsschiffe, da gehört ja die "SILVER NOVA" zum Beispiel auch dazu - sprich kleines, feineres Luxus-Segment.

Ja, wobei man natürlich auch sagen muss, dieses Segment bedeutet natürlich auch für die Passagiere deutlich höhere Preise.

In der Regel hat man dafür dann aber auch eine kleinere Zielgruppe, was die Anzahl der potenziellen Passagiere angeht und wir wissen ja alle, wir haben grade diese besondere Situation in Europa, in der ganzen Welt, in Russland und Asien.

Es würden nicht alle sagen, die wirtschaftliche Situation ist super rosig.

Wir haben eine Gaskrise, wir haben eine Energiekrise, wir haben hohe Inflation fast in allen Ländern.

Insofern muss man sich genau anschauen, wie sich das weiter entwickelt, aber es gibt natürlich immer eine Zielgruppe für dieses Markt.

Bei Expeditionsschiffen kommen dann natürlich besonders die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit auf die Agenda - sprich wie organisiert man die Kreuzfahrten auf denen man diese Bereiche, die man dann besucht nicht beschädigt.

Aber wir sind insgesamt gesehen natürlich positiv optimistisch, dass die 

Kreuzfahrt-Branche sich wieder erholen wird!

Nach den Attentaten in den USA 2001 hat die Branche eine ganze Zeit lang gebraucht sich zu erholen, weil keiner mehr fliegen wollte, wir hatten die Finanzkrise 2009,

jetzt haben wir Corona - also ich glaube schon, dass man die Sache so angehen und bewerten muss, dass die Branche insgesamt gesehen natürlich eine Zukunft hat, aber es ist nach wie vor eine schwierige Zeit.

Wann läuft das nächste Schiff der Meyer Werft aus?

Neues Kreuzfahrtschiff "Aidacosma" verlässt Meyer-Werft über die Ems - buten un binnen. 23. Oktober 2021.

Welches Schiff wird zur Zeit in der Meyer Werft gebaut?

Die Papenburger Meyer-Werft hat mit dem traditionellen Brennstart den Bau eines neuen Kreuzfahrtschiffes, der "Carnival Jubilee", begonnen. Das 344,5 Meter lange Schiff wird für die US-amerikanische Reederei Carnival Cruise Line gebaut und soll Ende 2023 abgeliefert werden, wie die Werft am Freitag mitteilte.

Welche Schiffe stehen aktuell in der Meyer Werft?

Unsere Flotte.
Norwegian Encore. Norwegian Cruise Line..
Spirit of Discovery. Saga Cruises..
Disney Wish. Disney Cruise Line..
AIDAcosma. AIDA Cruises..
Odyssey of the Seas. Royal Caribbean International..
IONA. P&O Cruises..
Spirit of Adventure. Saga Cruises..
Norwegian Encore. Norwegian Cruise Line..

Wann verlässt die Disney Wish Papenburg?

Am Heck ziert das Schiff die Märchenfigur Rapunzel. Anfang Februar war das Schiff aus der Bauhalle in Papenburg ausgedockt worden. Ihre Jungfernfahrt soll die "Disney Wish" nach letzten Angaben am 14. Juli antreten. Zuvor steht noch der Endausbau an.