Blick auf den Dom St. Marien in Havelberg Weithin sichtbar steht der Dom St. Marien oberhalb der Havelberger Stadtinsel auf dem bergigen nördlichen Havelufer. 946 wurde von König Otto I., dem späteren Kaiser, östlich der Elbe u.a. das Bistum in Havelberg gegründet, um den christlichen Glauben auch in die damals slawisch besiedelten Gebiete östlich der Elbe zu bringen. Die Gründungsurkunde ist, auch nach neueren Erkenntnissen, mit 946 datiert, entgegen der
Annahme 948. Der Havelberger Bischofssitz unterstand zunächst dem weit entfernten Erzbistum Mainz, ab 968 dem neu gegründeten Erzbistum Magdeburg. 983 kam es zur Zerstörung durch die Lutizen während des großen Slawenaufstandes. Die Christianisierung ließ sich dadurch aber nicht aufhalten, in der Zeit ab 1100 gab es erneut Kämpfe, die 1147 im sogenannten Wendenkreuzzug ihren Abschluss mit der Unterwerfung der slawischen Stämme fanden. Der damalige Bischof Anselm konnte dadurch seinen
zwischenzeitlichen Sitz in Jerichow wieder nach Havelberg verlegen und sich von dort aus um die Belange seiner Diözese kümmern. Blick auf die Nordseite des Havelberger Doms Am 16. August 1170 wurde der Havelberger Dom durch Bischof Wichmann von Magdeburg geweiht. Zu dieser Zeit war er als schlichte Basilika gestaltet, die Mauern wurden mit Gommernquarzitsteinen errichtet. Eine flache Holzdecke überspannte die drei Längsschiffe dieser Basilika mit Ost- und Westriegel. Ein Querschiff war nicht vorhanden, der Altarraum wurde vom Kirchenschiff optisch mit einem Triumphbogen abgegrenzt,
der Chorraum schloss mit einer halbrunden Apsis ab. In der heutigen Anlage sind noch viele Elemente aus der romanischen Zeit erkennbar. Blick in den Klosterhof und auf Ostflügel sowie Südflügel Der Ostflügel als ältester Teil der Klosteranlage wurde um 1200 aus Backstein gebaut und gehört zu den ältesten romanischen Backsteinbauten im nördlichen Deutschland. Im Ostflügel waren unter anderem Sakristei, Vestiarium (Gewänderkammer), Kapitelsaal, Auditorium sowie Dormitorium (Schlafsaal) im Obergeschoss untergebracht. Der südliche Teil der Klosteranlage mit Sommer- und Winterrefektorium (heute Paradiessaal) und Bischofssaal im Obergeschoss (bischöfliche Dienstwohnung) wurde am Anfang des 13. Jahrhunderts errichtet und im 14. Jahrhundert mit einer gewölbten Decke ergänzt. Zum Ende des 13. Jahrhunderts wurde der westliche Teil der Klosteranlage mit Cellarium (Lagerraum), Kornspeicher und Kreuzgang gebaut. Damit umschloss der Kreuzgang auch den Klosterhof. Einfluss und wirtschaftlicher Wohlstand des Havelberger Bistums wuchsen vor allem durch die Wallfahrt zum Heiligen Blut in Wilsnack bis ins 14./15. Jahrhundert. Der Havelberger Dom St. Marien zeugt mit Umbauten aus dieser Zeit. Havelberger Dom St. Marien – Innenansicht Im nördlichen Seitenschiff sind 7 mittelalterliche Fenster mit Glasmalereien aus dem frühen 15. Jahrhundert zu finden. Sie stellen Szenen aus dem Leben Christi dar. Die zwei westlichen Fenster in diesem Seitenschiff mit ornamentaler
Grisaillemalerei stammen aus der Umbauzeit um 1300. Die Fenster wurden von Meistern aus Stendal und Halberstadt angefertigt. Dom St. Marien – Sandsteinleuchter mit Figuren – als Mönch und Novize gedeutet Zu den bedeutenden Ausstattungsstücken gehören auch Reste der ornamentalen Deckenmalerei von 1330 am westlichen Gewölbe im südlichen Seitenschiff, des weiteren die St. Annen Kapelle von 1508 sowie die St. Marien Kapelle aus dem frühen 14. Jahrhundert. Der Renaissance-Taufstein stammt von 1588, die Barockkanzel von 1693 und der monumentale Barockaltar mit Darstellung des Abendmahls von 1700. Im Dom und im Kreuzgang sind 63 Grabplatten aus Sandstein mit Abbildungen von Havelberger Bischöfen, Dompröpsten, Kapitelsangehörigen und deren Familien aus dem 13. bis 18. Jahrhundert zu sehen. Die Auflösung des Bistums Havelberg durch den zunehmenden Einfluss der Reformation begann im 16. Jahrhundert. Die Markgrafen von Brandenburg waren gegen Ende des Mittelalters als Schutzvögte über das Domstift eingesetzt und versuchten, ihre Befugnisse immer weiter auszudehnen. Kurfürst Joachim I. von Brandenburg ließ 1506 das Prämonstratenserstift aufheben und wandelte es in ein weltliches Kapitel um. 1561 hielt die Reformation Einzug in die Havelberger Domkirche und wurde mit neuen evangelischen Statuten 1581 abgeschlossen. Dom Havelberg – Klosteranlage – Kreuzgang im Ostflügel 1819 wurde das nunmehr evangelische Domstift aufgelöst. Es erfolgte die Enteignung der Stiftsgüter zu Gunsten des preußischen Fiskus, die Stiftgüter verwaltete nun ein staatliches Domänenamt. Der Dom diente weiterhin als evangelisches Gotteshaus. Domkirche sowie die ehemaligen Klostergebäude des Prämonstratenserstiftes und zugehörige Bauten wie Propstei, Dechanei, Brau- und Darrhaus, Domhospital, Domschule und Wohnhäuser der Domherren blieben erhalten und prägen noch heute in bemerkenswerter Weise das Stadtbild Havelbergs. Im 19. Jahrhunderts führte man umfangreiche Restaurierungsarbeiten im Innen- und Außenbereich durch. Im Zeitraum 1907 bis 1909 erhielt das Westwerk des Doms ein weiteres Glockengeschoss und ein neues Portal. Der Turm mit Dachreiter misst nun 47,5 Meter. Die Gesamtlänge des Doms beträgt 72,5 Meter, die Höhe des Kirchenschiffs 22 Meter, als Gesamtbreite wird 22,5 Meter angegeben. Im Laufe des 20. Jahrhunderts gab es immer wieder Instandsetzungsarbeiten, insbesondere nach dem 2. Weltkrieg. Die Sprengung der Havelbrücken in den letzten Kriegstagen hatte auch am Dom Schäden hinterlassen. Ab 1996 kam der Havelberger Dom in den Besitz der Stiftung Dome und Schlösser Sachsen-Anhalt, seit 2017 Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, die nun für den baulichen Erhalt verantwortlich ist. Heute wird die Domkirche von der
St.-Marien-St.-Laurentius-Gemeinde für evangelische Gottesdienste und Veranstaltungen musikalischer Art genutzt. Außerhalb der Gottesdienste ist der Havelberger Dom den zahlreichen Besuchern
(Anfragen dazu hier) zugänglich. Die katholische Gemeinde Havelbergs trifft sich seit 1905 zu ihren Gottesdiensten in der St. Norbert Kapelle im westlichen Teil der Klosteranlage (ehemals Cellarium). Das
Prignitz-Museum hat seinen Sitz seit 1904 im Obergeschoss der gut erhaltenen Klosteranlage. Die sehenswerten Ausstellungen des Museums zur Siedlungsgeschichte der Region, Domgeschichte und Stadtgeschichte befinden sich
im früheren Kornspeicher, dem Bischofssaal und im ehemaligen Schlafsaal der Mönche (Dormitorium). Im Juni jeden Jahres gibt es das „Domfest“ mit Straßenmusikanten, Gauklern, Fakiren, kleine und große Tänzerinnen und Tänzer, Chöre, Handwerker, Händler und mittelalterlichem Flair.
Literatur: Alles und in allen Christus (Kol 3,11) Was ist ein hoher Dom?Hoher Dom steht für folgende Sakralbauten: Hoher Dom zu Aachen, siehe Aachener Dom. Hoher Dom zu Augsburg (auch Hohe Domkirche Mariä Heimsuchung), siehe Augsburger Dom.
Welcher Dom ist evangelisch?Magdeburger Dom). In einigen evangelischen Kirchen werden die Predigtkirchen der (Landes-)Bischöfe auch heute noch als Dome bezeichnet. Es handelt sich um eine nach der Reformation errichtete evangelische Hauptkirche.
Wie heißt der Augsburger Dom?Der Augsburger Dom (auch: Hoher Dom Mariä Heimsuchung) ist die Kathedrale des Bistums Augsburg und Stadtpfarrkirche der Dompfarrei Zum Heiligsten Herzen Jesu. Neben der Basilika St. Ulrich und Afra, der Moritzkirche und der Kirche St.
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