Warum muss man beim Zebrastreifen absteigen?

Der Zebrastreifen ist ein heisses Pflaster: Radfahrer kämpfen dort mit Autofahrern um ihre Rechte. Welche sie wirklich haben und welche Tricks es dabei gibt, erfahren Sie hier.

Warum muss man beim Zebrastreifen absteigen?
Radfahrer auf Zebrastreifen - was gilt da eigentlich genau?. Foto: Christoph Soeder/dpa - dpa-infocom GmbH

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Das Wichtigste in Kürze

  • Gerade in Grossstädten ist es ein gängiges Bild: Der Radfahrer fährt wie selbstverständlich über den Zebrastreifen und Autos müssen deshalb bremsen.

Darf er das überhaupt? Hat er dort die gleichen Rechte wie ein Fussgänger? Populäre Behauptungen zum deutschen Tag des Zebrastreifens im Faktencheck:

BEHAUPTUNG: Radfahrer haben auf dem Zebrastreifen die gleichen Rechte wie Fussgänger.

FAKTEN: Falsch! Während Fussgänger oder Rollstuhlfahrer hier absoluten Vorrang geniessen - und zwar schon dann, wenn sie sich dem Zebrastreifen nähern - hat der Radfahrer auf dem Fussgängerüberweg kein Vorrecht. «Als Radfahrer muss man am Zebrastreifen warten, bis der Weg frei ist», erklärt der Rechtsexperte des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Roland Huhn. Und wenn es bei der Überquerung des Zebrastreifens durch einen Radfahrer zu einem Unfall kommt? Dann drohe dem Radler eine Mitschuld, sagt Anika Meenken, Sprecherin für Radverkehr beim Verkehrsclub Deutschland (VCD).

BEHAUPTUNG: Radfahrer dürfen gar nicht über den Zebrastreifen fahren.

FAKTEN: Falsch! «Radfahrer dürfen über den Zebrastreifen fahren», erklärt ADFC-Rechtsexperte Huhn. «Sie haben dann aber keinen Vorrang vor dem Autoverkehr auf der Strasse.» Was das heisst, erklärt der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) in einem Online-Ratgeber zum Zebrastreifen: «Muss ein Auto wegen eines fahrenden Radfahrers auf dem Fussgängerüberweg abbremsen oder halten, riskiert der Radfahrer ein Bussgeld für eine vermeidbare Behinderung.»

BEHAUPTUNG: Wer absteigt und schiebt, geniesst Vorfahrt.

FAKTEN: Stimmt! «Wer sein Fahrrad schiebt, geht zu Fuss und hat deshalb Vorrang», erklärt Huhn. Durch das Absteigen und Schieben werde aus dem Radfahrer ein Fussgänger, der sein Fahrrad bei sich hat, veranschaulicht VCD-Sprecherin Meenken.

BEHAUPTUNG: Wer sein Fahrrad wie einen Roller nutzt, wird wie ein Fussgänger behandelt.

FAKTEN: Stimmt! Das besagen zwei Gerichtsurteile (KG Berlin, Az.: 12 U 68/03 und OLG Stuttgart, Az.: 5 Ss 479/87). Beim Fall in der Hauptstadt war ein Radfahrer vor einem Zebrastreifen abgestiegen und hatte sein Rad wie einen Roller genutzt. Dabei kam es zu einem Unfall. Weil er aber nicht gefahren sei, trage er keine Mitschuld, urteilte das Gericht. Die Versicherung ARAG, die über den Fall berichtet, empfiehlt deshalb, das Rad zu schieben oder wie einen Roller zu nutzen: «So haben Sie Vorrang vor den Autos und anderen Verkehrsteilnehmern.» Das bestätigt auch Rechtsexperte Huhn: «Wer auf dem Fahrrad auf einem Pedal stehend rollert, gilt als Fussgänger.»

BEHAUPTUNG: Kinder auf dem Fahrrad haben auf dem Zebrastreifen Vorfahrt.

FAKTEN: Radfahrende Kinder geniessen auf dem Zebrastreifen eigentlich kein Vorrecht. Das heisst: Nur, wenn sie absteigen und ihr Fahrrad schieben, sind sie Fussgänger und haben damit Vorrang. In Paragraf 3 Absatz 2a der StVO (Strassenverkehrsordnung) ist jedoch von einer besonderen Rücksichtnahme auf Kinder die Rede. Das bedeutet: Autofahrer müssen sich so verhalten, dass eine Gefährdung von Kindern ausgeschlossen ist. Für den ADFC-Rechtsexperten Huhn bedeutet das: «Autofahrer müssen warten, wenn ein Kind auf einem Fahrrad über den Zebrastreifen fahren will.»

So ganz klar und verständlich sind manche Regeln für Fahrradfahrer nicht. Wie sieht es beispielsweise für Radfahrer am Zebrastreifen aus?

02.06.2021, 16:49 Uhr

Köln – Wer mit dem Rad unterwegs ist, muss sich wie Autofahrer an viele Verkehrsregeln halten. Doch müssen Radwege immer genutzt werden? Ist Absteigen am Zebrastreifen zwingend? Und ist es erlaubt, während der Fahrt Musik zu hören?

Populäre Irrtümer rund ums Radfahren – wir klären auf...

Behauptung: Wenn ein Radweg da ist, muss der benutzt werden

  • Fakten: Falsch.

Dem Rechtsexperten des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Roland Huhn, zufolge gilt die Regelung nur, wenn der Radweg mit einem der drei blauen Radweg-Schilder gekennzeichnet ist. Außerdem muss der Radweg gut befahrbar sein. Ist er von Wurzeln überwuchert, liegen Gegenstände im Weg und versperren Autos oder Mülltonnen die Fahrt, darf man auf die Straße ausweichen. Ist der Radweg mit keinem der Radweg-Schilder versehen, kann jeder selbst entscheiden, welchen Weg er wählt.

Behauptung: Auf dem Radweg geht's auch in die Gegenrichtung

  • Fakten: Nicht immer.

Gibt es nur einen Radweg und ist dieser nicht für beide Fahrtrichtungen gekennzeichnet, ist dies nicht erlaubt. In diesem Fall darf der Radweg nur in eine Richtung befahren werden. Klarer wird die Situation, wenn es für jede Fahrspur einen Radweg gibt. Dann ist man verpflichtet, die für die jeweilige Fahrtrichtung ausgewiesene Spur zu nutzen.

Behauptung: Radfahrer müssen auf Straßen immer hintereinander fahren

  • Fakten: Falsch.

Nach ADFC-Angaben ist das Nebeneinanderfahren von Radfahrenden ausdrücklich erlaubt. Mit der Novelle der Straßenverkehrsordnung (StVO) 2020 ist die Regelung klar formuliert: Sofern der Verkehr nicht behindert wird, darf man generell zu zweit nebeneinander fahren. Auf Fahrradstraßen darf man sowieso immer zu zweit nebeneinander in die Pedale treten.

Behauptung: Kopfhörer mit Musik sind beim Radfahren verboten

  • Fakten: Stimmt nicht.

«Verboten sind Ohrhörer nur dann, wenn das Gehör wesentlich beeinträchtigt wird», sagt Rechtsexperte Huhn. Laut StVO ist es grundsätzlich erlaubt, mit Kopfhörern Rad zu fahren und dabei Musik, Hörbüchern oder Podcasts zu lauschen. Wichtig sei, dass das Fahrverhalten nicht beeinträchtigt werde. So muss man gewährleisten, dass man den Straßenverkehr entsprechend wahrnimmt und Warnsignale deutlich hört. Daher rät der ADFC dazu, während der Fahrt auf Musik im Ohr zu verzichten.

Behauptung: Auch mit Alkohol im Blut darf man aufs Rad

  • Fakten: Ein Irrtum.

„Schon bei einem Promillewert von 0,3 kann man sich strafbar machen und muss bei einem Unfall haften, wenn es aufgrund des Alkohols zu Fehlern beim Radfahren kommt“, sagt Huhn. „Ab 1,6 Promille begehen Radfahrende auch ohne erkennbare Fahrunsicherheit eine Straftat.“ Bei Verstößen muss mit einem Bußgeld und dem Entzug des Auto-Führerscheins gerechnet werden.

Behauptung: Mit dem Rad darf ich über einen Zebrastreifen fahren

  • Fakten: Kommt drauf an.

„Wenn Radfahrende Vorrang haben wollen, müssen sie absteigen und ihr Rad schieben“, sagt der ADFC-Rechtsreferent. „Sie dürfen über den Zebrastreifen fahren, müssen dann jedoch querende Fahrzeuge durchfahren lassen.“

Behauptung: Tempolimits gelten auch für Radfahrende

  • Fakten: nicht ganz eindeutig

Wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit durch entsprechende Verkehrszeichen begrenzt, müssen sich auch Radfahrende daran halten. Ist keine Beschilderung vorhanden, gilt innerorts die allgemeine Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometern pro Stunde nur für Kraftfahrzeuge.

Jedoch greift die allgemeine Sorgfaltspflicht auch auf dem Rad. In der StVO heißt es: „Wer am Verkehr teilnimmt, hat sich so zu verhalten, dass kein Anderer geschädigt, gefährdet oder mehr, als nach den Umständen unvermeidbar, behindert oder belästigt wird.“

Behauptung: Mit dem Rad darf man falsch herum in Einbahnstraßen

  • Fakten: Falsch.

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Laut dem ADFC-Rechtsexperten gilt das nur für Einbahnstraßen, die durch eine entsprechende Beschilderung dafür freigegeben sind. (mt/dpa)

Wann muss ich vom Rad absteigen?

2 | 19 Wie verhalte ich mich als Radfahrer am Zebrastreifen? Radfahrer sollten am Zebrastreifen absteigen, wenn er zum Überqueren der Straße genutzt wird. Nur dann haben sie den gleichen Vorrang wie Fußgänger.

Wer hat am Zebrastreifen Vorrang?

Das sind die Rechte und Pflichten am Zebrastreifen. Allgemein gilt: An Fußgängerüberwegen, umgangssprachlich Zebrastreifen genannt, haben Fußgänger, Rollstuhlfahrer und Nutzer von Krankenfahrstühlen absoluten Vorrang.

Wie verhält man sich am Zebrastreifen?

Fußgänger haben vor allen anderen Verkehrsteilnehmern Vorrang – außer vor Schienenverkehr. Das bedeutet: Will ein Fußgänger erkennbar den Zebrastreifen überqueren, dürfen Autos nur mit mäßiger Geschwindigkeit heranfahren und müssen gegebenenfalls anhalten.

Haben Fahrräder auf Zebrastreifen Vorfahrt?

Falsch: Auf dem Zebrastreifen haben Radfahrende Vorrang, genau wie Fußgänger. Richtig: Wenn Radfahrende Vorrang haben wollen, müssen sie absteigen und ihr Rad schieben. Sie dürfen über den Zebrastreifen aber auch fahren, müssen dann jedoch querende Fahrzeuge durchfahren lassen.