Warum sind die coronazahlen in sachsen so hoch

Corona in Sachsen Gegen den Omikron-Trend: Zahlen sinken im Freistaat weiter

Vor wenigen Wochen stand Sachsen an der Inzidenz-Spitze. Jetzt hat sich die Lage komplett verändert: In Deutschland steigen die Zahlen stark, nur nicht in Sachsen.

Petra Köpping (SPD), Sozialministerin von Sachsen, kommt in der Sächsischen Staatskanzlei zu einer Pressekonferenz. Der Freistaat lockert ab dem 14. Januar 2022 seine strengen Corona-Schutzmaßnahmen. Die Zahlen sinken derzeit in Sachsen. Woran könnte das liegen?

Petra Köpping (SPD), Sozialministerin von Sachsen, kommt in der Sächsischen Staatskanzlei zu einer Pressekonferenz. Der Freistaat lockert ab dem 14. Januar 2022 seine strengen Corona-Schutzmaßnahmen. Die Zahlen sinken derzeit in Sachsen. Woran könnte das liegen? © Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Erneut sinken die Corona-Zahlen in Sachsen. Obwohl wieder täglich neue Rekorde aufgestellt werden, ist in Sachsen aktuell – noch – heile Welt. Bis vor wenigen Wochen war Sachsen mit einer Inzidenz deutlich über 1000 der Spitzenreiter in Deutschland. Das hatte drastische Konsequenzen für den Freistaat. Jetzt hat sich die Lage aber komplett gewendet: Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 225,2 am Freitag hat Sachsen die niedrigste Inzidenz in Deutschland. Was steckt dahinter?

Corona-Infektionen in Sachsen: So ist die Lage

Die Corona-Inzidenz in Sachsen ist leicht gesunken. Am Freitag lag die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen je 100 000 Einwohner bei 225,2, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Am Vortag hatte sie bei 228,3 gelegen, am Mittwoch bei 239,5. Sachsen bleibt damit das Bundesland mit der bundesweit niedrigsten Sieben-Tage-Inzidenz. Thüringen verzeichnete einen Wert von 228,4. Bundesweit stieg die Inzidenz mit 470,6 auf den Höchstwert seit Pandemiebeginn.

Die sächsischen Gesundheitsämter meldeten dem RKI von Donnerstag auf Freitag 1680 neue Corona-Infektionen. 39 weitere Todesfälle wurden registriert. Damit haben sich seit Beginn der Pandemie im März 2020 in Sachsen nachweislich 675 972 Menschen mit dem Virus infiziert, 13 691 davon starben.

Überlastungsstufe in Sachsen: So ist die Bettenbelegung

Entscheidend für die Corona-Maßnahmen im Freistaat ist die Situation an den Krankenhäusern. Dabei unterscheidet Sachsen zwischen der Überlastungsstufe und der Vorwarnstufe. Aktuell wird in Sachsen die Vorwarnstufe überschritten, die Überlastungsstufe unterschritten. Die Überlastungsstufe in Sachsen gilt, wenn die Inzidenz von 1.500 überschritten wurde oder die Bettenbelegung mit Covid-19-Patienten auf den Normalstationen der Krankenhäuser 1.300 übersteigt oder die Bettenbelegung mit Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen der Krankenhäuser 420 übersteigt. Die Vorwarnstufe gilt, wenn mehr als 650 Betten auf Normalstation oder mehr als 180 Betten auf Intensivstation belegt sind.

Aktuell (14. Januar) sieht die Situation in den sächsischen Krankenhäusern wie folgt aus:

  • Normalstation: 715 Betten belegt
  • Intensivstation: 347 Betten belegt

Die Vorwarnstufe ist in Sachsen also deutlich überschritten. Auch wenn die Inzidenz zurückgehen, bleibt die Lage an den Krankenhäusern angespannt. Daher bleiben die Maßnahmen in Sachsen weiter streng.

Neue Verordnung knüpft Lockerungen an Bettenbelegung

Omikron in Deutschland: Warum sinken die Zahlen in Sachsen?

In Sachsen geht die Inzidenz zurück – obwohl deutschlandweit die Zahlen täglich steigen. Wie passt das zusammen?

Ein Teil der Begründung liegt wohl darin, dass in Sachsen die Omikron-Variante nicht vorherrschend ist. In den Bundesländern, mit den aktuell höchsten Zahlen (Bremen, Schleswig-Holstein, Berlin) ist das schon der Fall. Es ist davon auszugehen, dass Omikron sich nicht dauerhaft aus Sachsen verdrängen lassen wird – und dann die Zahlen wieder in die Höhe schnellen werden. Auch deshalb bleibt die sächsische Regierung vorsichtig mit den Lockerungen.

Weiterhin ist zu beobachten, dass die höchsten Fallzahlen in Deutschland aktuell in den Städten und Ballungsgebieten zu finden sind. Die Landkreise Bremen, Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg, Berlin-Mitte und Berlin-Neukölln haben aktuell alle Inzidenz über 1.000. Zugleich sind diese Kreise dicht besiedelt. Sachsen ist im Vergleich sehr ländlich, weshalb es länger dauert, bis sich eine Variante dort ausbreiten kann. Das war auch schon in der ersten Corona-Welle im Frühjahr 2020 zu beobachten: In den ländlichen ostdeutschen Ländern blieben die Fallzahl niedrig, während im Ballungsgebiet NRW die Infektionen unkontrollierbar wurden. Im Herbst 2020 änderte sich das und Sachsen gehörte zu den am meisten betroffenen Regionen.