Was ist der unterschied zwischen base und komplementär base

Abstract
Was ist der unterschied zwischen base und komplementär base

Die genetische Information eines Organismus wird in Form von Nukleinsäuren gespeichert. Diese Nukleinsäuren - DNA (deoxyribonucleic acid, Desoxyribonukleinsäure) und RNA (ribonucleic acid, Ribonukleinsäure) - sind lange lineare Polymere. Das bedeutet, sie bestehen aus Nukleotidbausteinen, die wiederum je aus einem Zucker, einem Phosphatrest und einer von vier Basen aufgebaut sind. DNA-Moleküle sind wesentlich länger als RNA-Moleküle und enthalten die gesamte genetische Information eines Organismus, die in der Abfolge der Basen codiert vorliegt. RNA-Moleküle dagegen enthalten nur einen Teil der Information und können ganz unterschiedliche Aufgaben in der Zelle übernehmen.

Das entscheidende Strukturmerkmal der DNA ist ihre Doppelhelix: Zwei gegenläufige, komplementäre Nukleinsäurestränge winden sich schraubenförmig umeinander. Außen liegt das sogenannte DNA-Rückgrat mit immer abwechselnd verknüpften Zucker- und Phosphatresten. Im Inneren der Helix liegen die Basen. Sie bilden Basenpaare, bei denen jeweils die Basen Adenin und Thymin bzw. Guanin und Cytosin über Wasserstoffbrücken verknüpft sind.

Das menschliche Genom umfasst 3,2×109 Basenpaare. Diese sind aber nicht auf einem langen, durchgehenden DNA-Doppelstrang zu finden, sondern auf 23 Chromosomen aufgeteilt. Jedes Chromosom ist ein lineares DNA-Molekül mit einer bestimmten Länge. Es ist im Lichtmikroskop nur in der Metaphase der Mitose gut sichtbar, da es dann am dichtesten gepackt ist. In den meisten Körperzellen liegen die Chromosomen doppelt vor - als Paare. Dabei kommt ein Teil des Paares von der Mutter und der andere Teil vom Vater. Die beiden zusammengehörigen Chromosomen bezeichnet man als homolog, denn sie besitzen jeweils eine Variante des selben Gens. Veränderungen in der Anzahl oder Struktur der Chromosomen führen zu verschiedenen Krankheitsbildern, z.B. Entwicklungsstörungen. Die Untersuchung der Chromosomen mit verschiedenen molekularbiologischen und zytogenetischen Methoden ermöglicht oft eine eindeutige Diagnosestellung.

Nukleotide und Nukleinsäuren

DNA und RNA sind Nukleinsäuren, d.h. aus Nukleotidbausteinen bestehende, langkettige und gerichtete Makromoleküle. "Gerichtet" bedeutet, dass die Nukleotiduntereinheiten immer in einer bestimmten Richtung miteinander verknüpft sind, woraus sich eine Ableserichtung ergibt. Nukleotide und ihre Derivate erfüllen aber auch noch weitere Aufgaben neben ihrer Funktion als Bausteine der Nukleinsäuren.

Molekulare Eigenschaften der Nukleotide und Nukleinsäuren

Die chemische Beschaffenheit der Nukleinsäuren (DNA und RNA) und ihr Aufbau aus sich wiederholenden Nukleotideinheiten ermöglicht ihre Funktion als Informationsträger und -vermittler.

Allgemeine Struktur der Nukleotide

  • Aufbau
    • Base (ein Purin- oder ein Pyrimidinderivat)
    • Zucker (Pentose)
    • Phosphatrest(e)
  • Bindungen
    • Base + Zucker → (N-glykosidische Bindung) → Nukleosid
    • Nukleosid + Phosphatrest an 3'- oder 5'-C-Atom des Zuckers → (Esterbindung)Nukleotid (auch Nukleosidmonophosphat genannt, bspw. AMP)
  • Nukleotide als Bausteine in Nukleinsäuren
    • Nukleinsäuren = lange Ketten (Polymere) von Nukleotiden
    • Primärstruktur von Nukleinsäure: Nukleotidabfolge in der Kette
    • Zuckerreste + Phosphatreste der einzelnen Nukleotide bilden das Rückgrat der DNA und RNA
    • Zuckerreste sind über Phosphodiesterbrücken verknüpft
    • Phosphodiesterbindungen sind negativ geladen

Das eine Ende der Nukleotidkette besitzt eine freie 3'OH-Gruppe, das andere Ende eine freie 5'OH-Gruppe, die meist mit einem Phosphatrest verknüpft ist. Laut Konvention schreibt man die Reihenfolge der Basen in einer Nukleinsäure immer in 5'→3'-Richtung!

Nukleosid: Base+Zucker; Nukleotid: Base+Zucker+Phosphat!

Nukleinsäurebasen

Nukleinsäurebasen sind heterozyklische Purin- und Pyrimidinderivate, die in DNA und RNA vorkommen. Ihre Reihenfolge in der Nukleinsäurekette ist entscheidend für die Codierung der genetischen Information .

Struktur und Nomenklatur der Nukleinsäurebasen

GrundgerüstBase in DNA und/oder RNAAls Nukleosideinheit in RNAAls Nukleosideinheit in DNA
Pyrimidin

Cytosin (C)

Cytidin Desoxycytidin
Thymin (T) Thymidin
Uracil (U) Uridin

Purin

Adenin (A)

Adenosin Desoxyadenosin
Guanin (G) Guanosin Desoxyguanosin

Die Basen der DNA sind Guanin, Cytosin, Adenin und Thymin, die der RNA Guanin, Cytosin, Adenin und Uracil!

Keto-Enol-Tautomerie der Nukleinsäurebasen

  • Intramolekulare Umlagerungen (Isomerisierungen) in Purinen und Pyrimidinen, die eine Ketogruppe (d.h. eine nicht-endständige Carbonylgruppe) und ein benachbartes Wasserstoffatom besitzen
  • Das Reaktionsgleichgewicht liegt bei den Purin- und Pyrimidinbasen auf Seiten der Ketoform.
  • Das ist wichtig für die DNA-Replikation und den Transkriptionsvorgang, da in der Enolform keine korrekte Basenpaarung zustande kommen kann (das hätte u.U. Mutationen zur Folge).

Weitere wichtige Basen

Weitere wichtige Basen sind die Purinbasen Hypoxanthin und Xanthin . Beide sind Zwischenprodukte des Purinstoffwechsels und nicht Teil der DNA. Hypoxanthin kommt als seltene Base in RNA vor, z.B. im Rahmen des RNA-Editings. Das Nukleosid von Hypoxanthin heißt Inosin , das Nukleosid von Xanthin heißt Xanthosin .

Nukleinsäurezucker

Der Zucker in der DNA ist die Desoxyribose, der Zucker in der RNA die Ribose .

  • Struktur: DNA und RNA enthalten als Zucker eine Pentose, die als Fünferring vorliegt
    • Nomenklatur: Die Nummerierung der Kohlenstoffatome der Zucker in Nukleinsäuren erfolgt durch eine Zahl mit einem Strich. Dadurch kann man sie von den Zahlen für die Atome der Basen unterscheiden, die ohne Strich geschrieben werden.
    • Unterschied: Die Desoxyribose unterscheidet sich von der Ribose durch das Fehlen eines Sauerstoffatoms am C2'-Atom.
  • Bindung
    • Zwischen Pentose und Base: N-glykosidische Bindung
      • Verknüpft das C1'-Atom der Ribose oder der Desoxyribose mit dem N9-Atom von Purinbasen bzw. dem N1-Atom der Pyrimidinbasen.
    • Zwischen den Pentosen: Phosphodiesterbindung

Desoxyribonukleotide, denen auch das Sauerstoffatom am C3'-Atom fehlt, nennt man Didesoxyribonukleotide. Ihr Einbau führt zum Abbruch von DNA-Replikation und Transkription, was sich bspw. bei der DNA-Sequenzierung nach Sanger sowie bei der antiviralen Therapie von HIV-Infektionen zunutze gemacht wird.

Phosphatreste

  • Ein Nukleotid kann ein, zwei oder drei Phosphatreste besitzen.
  • Bindung
    • Zwischen Ribose und Phosphatrest: Phosphorsäureesterbindung
    • Zwischen den Phosphatresten: Energiereiche Phosphorsäureanhydridbindungen
  • In Abhängigkeit von der Anzahl der Phosphatreste bezeichnet man die Nukleotide auch als
    • Nukleosidmonophosphat (Base+Zucker+Phosphatrest)
    • Nukleosiddiphosphat (Base+Zucker+Phosphatrest+Phosphatrest)
    • Nukleosidtriphosphat (Base+Zucker+Phosphatrest+Phosphatrest+Phosphatrest)
  • Je nachdem, ob der Phosphatrest am C3'-Atom oder am C5'-Atom des Zuckers gebunden ist, erfolgt auch die Benennung der Nukleotide.
    • Beispiel: Adenosin-5'-triphosphat (abgekürzt 5'-ATP) für ein Adenosinnukleosid mit drei über das C5'-Atom verknüpften Phosphatresten.
  • Mit einem "d" wird ein Desoxyribonukleotid gekennzeichnet.
    • Beispiel: Desoxyadenosin-5'-monophosphat (abgekürzt 5'-dAMP) für ein Desoxyadenosinnukleosid mit einem über das C5'-Atom verknüpften Phosphatrest

Vergleich von DNA und RNA

DNARNA
Basen
  • Thymin, Cytosin, Adenin, Guanin
  • Modifikation v.a. zu 5-Methylcytosin
  • Uracil, Cytosin, Adenin, Guanin
  • Viele ungewöhnliche bzw. modifizierte Basen möglich
Zucker
  • Desoxyribose
  • Ribose
Länge
  • In Abhängigkeit vom Organismus
  • Von mehreren 1000 bis zu mehreren Millionen Nukleotiden
  • Sehr unterschiedlich
Struktur
  • Doppelsträngige Helix
  • Basenpaarung (Watson-Crick-Basenpaare)
  • Superhelices
  • Assoziation mit Proteinen zur dichteren Verpackung im Zellkern
  • Sehr variabel! Abhängig vom RNA-Typ, aber sehr häufig einzelsträngig
  • Verschiedene dreidimensionale Strukturen möglich, z.B. Loops durch Ausbildung von kurzen Abschnitten mit Basenpaarung (doppelsträngig)
Funktion
  • Genom (enthält Erbinformation)
  • Sehr unterschiedlich, z.B. codierende, regulatorische oder enzymatische Funktion
  • Abhängig von der Klasse (s. Tabelle Klassifizierung der RNA)

Für die Synthese von DNA und RNA werden Nukleosidtriphosphate miteinander verbunden!

Die Bausteine der DNA sind dATP, dGTP, dCTP und dTTP, die der RNA sind ATP, GTP, CTP und UTP!

Funktion der Nukleotide und ihrer Derivate

Nukleotide und Nukleotidderivate haben im Körper wichtige Funktionen.

  • Bausteine der Nukleinsäuren: Die Nukleosidtriphosphate dATP, dGTP, dCTP und dTTP (in DNA) bzw. ATP, GTP, CTP und UTP (in RNA) sind die aktivierten Vorstufen für die Synthese von DNA und RNA.
  • Energieträger: Insbesondere als universelle Energiewährung der Zelle in Form von ATP, aber auch GTP
  • Signalmoleküle: Vor allem die second Messenger cAMP (zyklisches Adenosinmonophosphat) und cGMP (zyklisches Guanosinmonophosphat) , beides Phosphorsäurediester
  • Aktivatoren zur Übertragung von Gruppen: Nukleotide sind durch die Möglichkeit zur Bildung von energiereichen Bindungen in der Lage, in Biosynthesen ein Molekül auf ein anderes zu übertragen, z.B.:
    • UDP-Glucose ist eine aktivierte Form der Glucose in der Glykogenbiosynthese.
    • Aus der Nahrung stammendes Cholin kann mittels CTP zu CDP-Cholin aktiviert und so in der Synthese von Phosphatidylcholin eingesetzt werden.
    • 3'-Phosphoadenosin-5'-Phosphosulfat (PAPS) dient in der Biosynthese von Sulfatiden als Sulfatgruppendonator.
    • S-Adenosylmethionin (SAM) wird aus Methionin gebildet und dient als Cofaktor bei Methylierungsreaktionen .
  • Regulatoren: Von enzymatischen Reaktionen in Signaltransduktionswegen (z.B. aktiviert GTP G-Proteine)
  • Carriermoleküle: Z.B. die Elektronencarrier Nicotinamid-Adenindinukleotid (NAD+) und Flavin-Adenindinukleotid (FAD) als Bestandteil von Coenzymen bei Redoxreaktionen

Der Energieträger ATP enthält Ribose und nicht Desoxyribose als Zucker, besitzt also eine 2'OH-Gruppe!

DNA: Struktur und Eigenschaften

Die DNA enthält die genetischen Informationen der Zelle und gibt diese bei der Zellteilung an die Tochterzellen weiter. Dabei ermöglicht die Struktur der DNA-Moleküle als Doppelstränge und die spezifische Basenpaarung die Erzeugung von zwei identischen Tochtermolekülen.

DNA-Struktur

Die DNA liegt in der Zelle die meiste Zeit nicht als einsträngige Kette von Desoxyribonukleotiden vor, sondern als Doppelstrang. Die beiden Stränge sind komplementär zueinander und verlaufen antiparallel . Die Basen in den beiden Strängen bilden spezifische Basenpaare über Wasserstoffbrücken (H-Brücken).

  • Doppelhelix: Dreidimensionale Struktur der DNA, in der sich die zwei Polynukleotidstränge schraubenartig umeinander winden
  • Stabilisierung durch
    • Basenpaarung über Wasserstoffbrücken
    • Hydrophober Effekt: Das negativ geladene Zucker-Phosphat-Rückgrat liegt auf der Außenseite, die Basen im Inneren der Helix.
    • "Basenstapel": Die Basenpaare stapeln sich übereinander („stacking interactions“) und ziehen sich durch Van-der-Waals-Kräfte an, was eine weitere Stabilisierung bewirkt.
  • Weitere Kennzeichen: Auf der Außenseite der Doppelhelix findet man zwei Vertiefungen, die kleine Furche und die große Furche .

Basenpaare in der DNA: Guanin paart mit Cytosin (3 H-Brücken), Adenin paart mit Thymin (2 H-Brücken)!

DNA-Konformation

DNA kann verschiedene Strukturformen annehmen. Sie liegt in vivo hauptsächlich in der B-Konformation vor (B-DNA). Neben der B-DNA gibt es auch noch eine A- (A-DNA) und eine Z-Konformation (Z-DNA). Außerdem können sich übergeordnete (Tertiär‑)Strukturen ausbilden, die durch Superspiralisierung zustande kommen. James Watson und Francis Crick leiteten aus verschiedenen experimentellen Beobachtungen, insb. der Chemikerin Rosalind Franklin, ein Modell der B-DNA ab. Sie erhielten zusammen mit Maurice Wilkins dafür 1962 den Nobelpreis für Medizin; Franklin verstarb bereits zuvor und konnte nicht mehr bedacht werden.

Eigenschaften der B-DNA

  • Rechtsgängige Doppelhelix
  • 10 Basenpaare pro Helixwindung auf einer Länge von 3,4nm
  • Helixdurchmesser: 2nm
  • Basen stehen in etwa senkrecht zur Achse der Helix

Eigenschaften der A-DNA

  • Wie B-DNA rechtsgängige Doppelhelix, allerdings breiter und kürzer als B-DNA
  • Basenpaare stehen nicht senkrecht auf der Helixachse, sondern sind der Achse gegenüber etwas geneigt
  • Dehydratisierte Form, d.h. DNA kann experimentell so vorliegen, aber nicht in vivo; allerdings nehmen manche RNAs und DNA-RNA-Hybride diese Konformation an

Eigenschaften der Z-DNA

  • Linksgängige Doppelhelix
  • Länger gestreckt als B-DNA und dadurch geringerer Durchmesser
  • In GC-reichen Sequenzen vorkommend, insgesamt aber unter physiologischen Bedingungen selten
  • Phosphatgruppen des DNA-Rückgrats bilden hier eine Zickzacklinie

Die DNA liegt in der Zelle hauptsächlich als B-DNA vor und ist damit eine rechtsgängige Doppelhelix!

Supercoils

  • Definition: Verdrillte Doppelhelix, sog. Superhelix
  • Vorkommen: Insbesondere bei ringförmigen DNA-Molekülen
    • Bei Prokaryoten: Bakterienchromosom, Plasmide
    • Bei Eukaryoten
      • Mitochondriale DNA (ringförmig)
      • "Unflexible" Abschnitte der linearen, chromosomalen DNA
  • Eigenschaften: Superspiralisierte, also in Form von Supercoils vorliegende DNA-Moleküle haben eine viel kompaktere Struktur als entspanntere Formen des gleichen Moleküls.

Weitere strukturelle Besonderheiten der DNA

Die DNA ist in ihrer Längsrichtung sehr flexibel. Durch die Bindung von Proteinen kann die Konformation der DNA beeinflusst werden. Aber auch die Abfolge der Basen hat Auswirkungen auf ihre lokale Struktur.

Palindrom

  • Definition: Ein Palindrom ist im Allgemeinen eine Zeichensequenz, die von vorn und hinten gelesen die gleiche Zeichenreihenfolge enthält, z.B. Otto.
  • Molekularbiologische Verwendung des Begriffs „Palindrom“ für sog. inverted repeats (umgekehrte Sequenzwiederholungen)
    • Auf den beiden komplementären Strängen eines DNA-Doppelstrangs kommen bei palindromischen Sequenzen über einen bestimmten Sequenzabschnitt jeweils die gleichen Basenabfolgen vor, d.h. immer in 5'→3'-Richtung gelesen ist die Basenreihenfolge die gleiche.
    • Dazwischen können Basen liegen, die nicht übereinstimmen.
    • Diese Abschnitte sind mit sich selbst komplementär und können Haarnadelstrukturen ausbilden .
    • Bei doppelsträngiger DNA führt das zur Ausbildung von kreuz-förmigen Strukturen.
  • Funktion: Manche Proteine, die DNA binden können, brauchen palindromische Sequenzen als Erkennungssequenz, z.B. Steroidhormonrezeptoren oder Restriktionsenzyme .

RNA: Struktur und Eigenschaften

RNA-Klassen und ihre Struktur

RNA-Moleküle sind Nukleinsäuren (wie DNA-Moleküle). Prinzipiell gleicht der Aufbau eines RNA-Einzelstrangs (Primärstruktur) dem der DNA-Einzelstränge. Wie oben bereits erwähnt, enthält RNA aber Ribose als Zucker und Uracil als Base . In Zellen vorkommende RNA-Moleküle sind wesentlich kürzer als DNA-Moleküle und übernehmen sehr verschiedene Funktionen, u.a. in der Proteinbiosynthese, als strukturgebende Elemente oder als Enzym (Ribozym). RNAs lassen sich in verschiedene Klassen einteilen, die sich in ihrer Länge, Struktur und Funktion unterscheiden. In Abhängigkeit von der Klasse liegen die RNA-Moleküle einzelsträngig oder abschnittsweise doppelsträngig vor. In doppelsträngigen RNA-Abschnitten paart Guanin mit Cytosin (3 H-Brücken) und Adenin mit Uracil (2 H-Brücken).

Klassifizierung der RNA
Definition und FunktionStruktur
mRNA (messenger RNA)
  • Codierende RNA
  • Funktion: Dient bei der Proteinbiosynthese im Zytosol als Matrize für die Translation
  • Für die Synthese der mRNA im Zellkern durch die RNA-Polymerase dient DNA als Matrize (Transkription)
  • Zu weiteren Details der mRNA → siehe auch: Genexpression und Transkription
  • Sehr variable Struktur und Länge, da die Nukleotidsequenz der mRNA abhängig ist von der Nukleotidsequenz des entsprechenden DNA-Abschnitts
  • Bei Eukaryoten erhält das primäre Transkript noch eine sog. Cap-Struktur am 5'-Ende und einen sog. Poly(A)-Schwanz am 3'-Ende
tRNA (transfer RNA)
  • Adaptermoleküle in der Proteinbiosynthese
  • Transportieren Aminosäuren zum Ribosom
  • Zu weiteren Details der tRNA → siehe auch: Genexpression und Transkription
  • Bestehen aus 65-110 Nukleotiden
  • Bilden durch intramolekulare Basenpaarung charakteristische kleeblattförmige Strukturen aus
  • Strukturmerkmale
    • Anticodonschleife: Enthält Bindestelle aus 3 Basen (Anticodon) für die Erkennung der komplementären mRNA-Sequenz (Codon)
    • 3'OH-Ende mit der Sequenz CCA: Bindestelle für zum Anticodon passende Aminosäure
    • Dihydrouridinschleife (auch D-Arm) und TΨC-Schleife (auch T-Arm) mit modifizierten Basen
      • Dihydrouridin und Pseudouridin (abgekürzt mit dem Symbol Ψ für den griechischen Buchstaben Psi) werden nach der Synthese der tRNA aus Uracil gebildet und geben den Schleifen ihren Namen
rRNA (ribosomale RNA)
  • Nukleinsäurebestandteil der Ribosomen
  • Erfüllt strukturelle und funktionelle Aufgaben (Katalysator) bei der Translation in der Proteinbiosynthese
  • 5S-, 5,8S-, 18S- und 28S-rRNA
    • 18S-rRNA: Bestandteil der kleinen Untereinheit der Ribosomen (40S)
    • 5S-, 5,8S- und 28S-rRNA: Bestandteile der großen ribosomalen Untereinheit (60S)
      • 28S-rRNA katalysiert am Ribosom die Bildung der Peptidbindung (sie ist ein Ribozym)
snRNA (small nuclear RNA)
  • Klasse nicht-codierender RNAs im Zellkern
  • Bestandteil des Spleißosoms
  • Ist am Spleißen der Prä-mRNA beteiligt
  • Bestehen aus einigen hundert Nukleotiden
snoRNA (small nucleolar RNA)
  • Klasse nicht-codierender RNAs im Nukleolus im Zellkern
  • Modifizieren RNA-Moleküle, v.a. rRNAs, u.a. durch Methylierung von Riboseresten
  • Bestehen aus 100-170 Nukleotiden
RNA-Bestandteil des Signalerkennungspartikels
auch: scRNA (small cytoplasmic RNA)
  • 7S-RNA, neben 6 Proteinen Bestandteil des Signalerkennungspartikels (signal recognition particle, SRP), der im Zytoplasma für den Transport von am Ribosom neu entstehenden Proteinen zu intrazellulären Kompartimenten verantwortlich ist
  • Besteht aus 300 Nukleotiden
  • Komplexe Struktur mit vielen doppelhelikalen Abschnitten
RNA-Bestandteil der Telomerase (human telomerase RNA, hTR)
  • Nukleinsäurebestandteil der Telomerase
  • Dient als RNA-Matrize, anhand derer die Telomerase die freien Enden der genomischen DNA während der DNA-Replikation verlängert, um einen Verlust von codierenden DNA-Abschnitten zu verhindern Die Telomerase ist also eine reverse Transkriptase, die ihre eigene Matrize mitbringt.
  • Trägt beim Menschen die Matrizensequenz 5'-UAACCCUA-3'
  • Besteht aus 451 Nukleotiden und besitzt keinen Poly(A)-Schwanz
miRNA (mikroRNA)
  • Klasse regulatorischer, nicht-codierender RNAs
  • Sind im menschlichen Genom in den Introns codiert und regulieren die Genexpression (binden überwiegend komplementäre mRNAs und sorgen für ihren Abbau, d.h. sie verhindern die Translation)
  • Bestehen aus ca. 20-30 Nukleotiden
  • Entstehen aus Vorläufermolekülen mit einer 5'-Cap-Struktur und einem Poly(A)-Schwanz, werden dann aber in kleinere Oligonukleotide gespalten
siRNA (small interfering RNA)
  • Klasse regulatorischer, nicht-codierender RNAs
  • Werden experimentell eingesetzt oder entstehen bei viraler Infektion, d.h. werden von außen in eine Zelle oder Organismus eingebracht und regulieren die Genexpression (binden exakt komplementäre mRNAs und sorgen für ihren Abbau)
  • Bestehen aus ca. 20-30 Nukleotiden
  • Entstehen aus doppelsträngigen Vorläufermolekülen nach ähnlichen Mechanismen wie miRNA

RNA-Interferenz (RNAi)

  • Definition: Gezieltes Ausschalten von spezifischen Ziel-RNAs (meist mRNAs) durch kurze, einzelsträngige RNAs, die an die Ziel-RNAs über Basenpaarung binden
  • Regulatorische RNA-Moleküle: u.a. miRNAs, siRNAs
  • Funktion
    • Herunterregulation der Genexpression (sog. Gene Silencing)
    • Abwehrmechanismus gegen zellfremde RNA-Moleküle
  • Mechanismen
    • Inhibition der Translation
    • Destabilisierung der mRNA
      • Entfernung des Polyadenylatschwanzes am 3'OH-Ende der mRNA (Deadenylierung)
      • Entfernung des 5'-Caps (engl. decapping)
    • Abbau der mRNA

Organisation des menschlichen Genoms

Das menschliche Genom umfasst etwa 3,2 Milliarden Basenpaare . Eine diploide menschliche Zelle enthält dementsprechend 6,4x109bp. Würde die DNA einer Zelle als lineares Molekül vorliegen, hätten alle Chromosomen zusammen eine Länge von etwa 1,8m. Die DNA muss also verpackt im Zellkern vorliegen.

Anteile der verschiedenen Sequenzen am menschlichen Genom

Das menschliche Genom unterteilt sich in Kerngenom und mitochondriales Genom.

Anteile des Kerngenoms

  • Ca. 10% Gene und damit im Zusammenhang stehende Sequenzen
    • Ca. 3% des Kerngenoms kodieren für Proteine (inkl. Introns) und RNAs
      • Ca. 1% des Kerngenoms kodiert für Proteine (nur Exons)
  • Ca. 90% keine Gene
    • Ca. 45% des Kerngenoms sind Wiederholungssequenzen (repetitive DNA-Elemente)
      • Einfache repetitive DNA-Elemente („tandem repeats“)
        • Makrosatelliten-DNA (= Satelliten-DNA): Sequenzwiederholungen von bis zu 18000 Nukleotiden
        • Minisatelliten-DNA: Sequenzwiederholungen von 3 bis 100 Nukleotiden
        • Mikrosatelliten-DNA: Sequenzwiederholungen von 2 bis 6 Nukleotiden
      • Ehemals „mobile“ DNA-Elemente (wie z.B. Transposons, LTR , Non-LTR, LINE , SINE )
    • Ca. 24% des Kerngenoms sind Introns

Mitochondriales Genom (mitochondriale DNA, mtDNA)

  • Ringförmiges Genom aus ca. 16500bp (Basenpaare)
  • Über 90% der mtDNA codieren für Strukturgene
    • 13 Gene, die für Proteine codieren, also für mRNAs
    • 22 Gene für tRNAs
    • 2 Gene für rRNA

Zusammensetzung und Aufbau von Chromosomen

Die DNA liegt im Zellkern von Eukaryoten an Proteinkomplexe gebunden vor. In elektronenmikroskopischen Aufnahmen sehen diese Strukturen aus wie Perlen auf einer Kette. Sie sind weiter verdichtet zu Chromatinfasern, die wiederum durch die Einwirkung anderer Proteine zu Schleifen gefaltet werden. Maximal verdichtet liegen die DNA-Moleküle in der Metaphase der Mitose vor. Nur hier sind die einzelnen Chromosomen lichtmikroskopisch unterscheidbar.

  • Chromosom
    • Definition
      • Bei Eukaryoten linearer DNA-Doppelstrang, der die vererbbare Information für Bau und Funktion des Organismus trägt
      • Ist ein Teil des Genoms und enthält codierende und nicht-codierende Abschnitte
  • Kondensationsstufen der DNA im Zellkern (von wenig zu maximal kondensiert)
    • DNA-Doppelhelix
    • Nukleosom: DNA-Doppelhelix + Histonproteine (Histonoctamer)
    • 30nm-Chromatinfaser (auch: Solenoid)
    • Chromatinschleife
    • Chromosomen in der Metaphase (um den Faktor 10.000 kondensierter als auf der Ebene der DNA-Doppelhelix)

Histonproteine

  • Definition: Gruppe von Proteinen, die im Zellkern von Eukaryoten die DNA binden
  • Allgemeine Eigenschaften
    • Positiv geladen durch hohen Anteil an basischen Aminosäuren (Arginin und Lysin)
    • Gehen starke ionische Wechselwirkungen mit der negativ geladenen DNA ein
    • Liegen in so großer Zahl vor, dass ihre Masse ca. der der DNA im Zellkern entspricht
    • Werden im Zytosol an freien Ribosomen synthetisiert und in den Zellkern transportiert
  • Typen: Es gibt 4 Kernhistone und ein Verbindungshiston
    • Kernhistone
      • Proteinnamen: H2A, H2B, H3, H4
      • Struktur: Alle vier Kernhistone haben eine ähnliche Struktur, die sich im Laufe der Evolution kaum verändert hat .
      • Funktion
        • Bilden den Nukleosomenkern, um den die DNA immer abschnittsweise herumgewunden ist
          • Strukturell handelt es sich dabei um ein Histonoctamer, denn es ist ein aus acht Proteinen (je zwei Moleküle H2A, H2B, H3 und H4) aufgebauter Proteinkomplex
        • Steuern die Genexpression über posttranslationale Modifikation der Histone u.a. über eine Acetylierung von Lysin
    • Verbindungshiston
      • Proteinname: H1
      • Struktur: Noch nicht komplett bekannt, aber andere, weniger einheitliche Struktur als Kernhistone.
      • Funktion: Stabilisiert die DNA auf dem Histonoctamer und bindet zum Teil an die DNA in den Zwischenstücken zwischen den Nukleosomen

Nukleosom (Nukleosomen-Core-Partikel)

  • Definition: Strukturelle und funktionelle Grundeinheit des Chromatins
  • Struktur
    • Komplex aus DNA (ca. 150bp) und Histonoctamer
      • DNA bildet um den Nukleosomenkern eine flache, linksgängige Superhelix mit etwa 1,8 Windungen
      • Die Nukleosomen sind über kurze DNA-Abschnitte variabler Länge (durchschnittlich 50 bis 60bp) miteinander verbunden .
        • Diese DNA-Stücke nennt man auch Linker-DNA (Verbindungs-DNA)
        • Nukleosomen und Linker-DNA bilden zusammen den Nukleosomenstrang
    • 30nm-Faser (Solenoid)
      • Nukleosomenstrang, der spiralförmig zu Fasern von 30nm Durchmesser aufgewickelt ist
      • Jede Windung der 30nm-Fasern enthält etwa sechs Nukleosomen
      • An der Stabilisierung ist das Histonprotein H1 beteiligt
    • Schleife
      • Verdichtungsform der DNA über Nukleosomen und 30nm-Fasern hinaus
      • An der Bildung von Schleifen sind sowohl das Histonprotein H1 als auch sog. Nicht-Histonproteine beteiligt

Chromatin

  • Definition: Komplex aus DNA und allen mit ihr assoziierten Proteinen (Histonproteine und Nicht-Histonproteine)
  • Funktion: Verdichtung und Organisation der DNA-Struktur (beeinflusst auch die Genregulation)
  • Formen
    • Heterochromatin: Dicht gepackt, enthält "inaktive“ DNA
      • Konstitutives Heterochromatin: Vor allem aus nicht-kodierenden, repetitiven DNA-Sequenzen bestehendes Heterochromatin, das auch in Interphase-Zellkernen kondensiert vorliegt und insbesondere in der Nähe von Telomer und Zentromer vorkommt.
      • Fakultatives Heterochromatin: Kodierende, d.h. Gene enthaltende DNA-Sequenzen, die fakultativ, d.h. optional, als Heterochromatin vorliegen können, aber auch entpackt als Euchromatin.
        • Beispiel: Eines der zwei X-Chromosomen in den Zellen eines weiblichen Organismus liegt als fakultatives Heterochromatin vor und ist inaktiviert.
    • Euchromatin: Locker gepackt, enthält "aktive“ DNA, d.h. DNA, an der Transkription stattfinden kann
  • Aufbau: Grundstruktur aus sich wiederholenden Einheiten (Nukleosomen)

Morphologie und Darstellung von Chromosomen

Die Chromosomen sind nur in der Zellteilung sichtbar, insbesondere in der Metaphase.

  • Chromosomensatz des Menschen: 23 Paare homologer (gleichartiger) Chromosomen
    • Einteilung nach Vielfachem des Chromosomensatzes
      • Diploid („doppelter“ Chromosomensatz): Menschliche somatische Zellen enthalten 46 Chromosomen - d.h. 46 DNA-Moleküle - unterschiedlicher Länge, die 23 Paare homologer Chromosomen bilden. Eines der homologen Chromosomen stammt von einem Elternteil, das andere vom anderen Elternteil .
      • Haploid („einfacher“ Chromosomensatz): Nach der Meiose enthalten die Keimzellen nur 23 Chromosomen (keine Chromosomenpaare!), also einen haploiden Chromosomensatz mit nur einer Kopie jedes Chromosoms .
    • Einteilung in Autosomen und Geschlechtschromosomen
      • 22 Autosomenpaare, bestehend aus zwei homologen Chromosomen
      • 1 Gonosomenpaar, bestehend aus zwei X-Chromosomen () oder einem X- und einem Y-Chromosom ()
        • Pseudoautosomale Regionen (PAR): Auf X- und Y-Chromosom gleichermaßen zu findende DNA-Abschnitte, wobei sich PAR1 auf dem kurzen Arm und PAR2 auf dem langen Arm der Gonosomen befindet
  • Je nachdem, in welcher Phase des Zellzyklus sich eine Zelle befindet, besteht ein Chromosom aus einem oder zwei Chromatiden
    • Schwesterchromatide: Zwei identische DNA-Moleküle mit zugehörigen Verpackungsproteinen, die durch die DNA-Replikation entstanden und über das Zentromermittels sog. Cohesine verbunden sind

Die Bezeichnung "Chromosom" wird auch sehr häufig synonym verwendet für das lichtmikroskopisch sichtbare Metaphasenchromosom, obwohl die Chromosomen in allen Phasen des Zellzyklus vorhanden sind.

Kennzeichen von Chromosomen (Chromosomenmorphologie)

  • Kinetochor: Proteinkomplex an den Chromosomen, der als Ansatzpunkt für die Mikrotubuli in der Mitose dient
  • Zentromer: Verbindungsstelle der Schwesterchromatiden
    • Unterteilt die Chromatiden in einen kurzen p-Arm und einen langen q-Arm
    • Je nach Lage des Zentromers unterteilt man Chromosome in
      • Submetazentrisch: Zentromer liegt nicht genau in der Mitte, d.h. kurzer p-Arm und langer q-Arm sind deutlich sichtbar
      • Metazentrisch: Zentromer ungefähr in der Mitte, d.h. p- und q-Arm sind etwa gleich lang
      • Akrozentrisch: Zentromer verbindet jeweils fast eines der Enden der beiden Schwesterchromatiden
        • Die akrozentrischen Autosomen (Chromosomen 13, 14, 15, 21 und 22) enthalten an ihren kurzen Enden die Gene für die großen ribosomalen RNAs, die sich in den sog. Nukleolus-Organisator-Regionen (NOR) anordnen
    • Am Zentromer werden die Kinetochoren zusammengebaut (deshalb wird das Zentromer auch oft als Ansatzpunkt der Spindel bezeichnet)
  • Telomer: Repetitive, nicht-codierende DNA-Sequenzen an den Enden der Chromosomen

Chromosomen werden unterschieden nach ihrer Länge, der Lage des Zentromers und nach ihrem Bandenmuster!

Darstellung der Chromosomen

Zur Untersuchung der Chromosomenzahl und für einen Überblick über eventuelle strukturelle Veränderungen lassen sich die Chromosomen in einem sog. Karyogramm sichtbar machen. Durch verschiedene Färbemethoden erhält man spezifische Bandenmuster, die für jedes Chromosom charakteristisch sind.

  • Karyogramm
    • Darstellungsmethode zur Untersuchung der Chromosomen eines Individuums und Sichtbarmachung möglicher Abweichungen in ihrer Anzahl oder Struktur
    • Die Chromosomen werden isoliert und angefärbt; dann kann man das sog. Bandenmuster analysieren
    • Bandenmuster: Quer verlaufende Bänder unterschiedlicher Breite und Verteilung, die in Abhängigkeit von der Präparation und Färbetechnik induziert werden können
      • Material
        • Für die zytogenetische Untersuchung werden meist Lymphozytenpräparate verwendet.
        • In der pränatalen Diagnostik verwendet man auch Amnionzellen.
      • Präparation
        • Die zu untersuchenden Zellen werden in Kultur genommen und zur Teilung angeregt.
        • Um Metaphasenchromosomen zu erhalten, werden die Zellen dann mit dem Spindelgift Colchicin behandelt.
          • Dadurch werden die Schwesterchromatiden in der Anaphase der Mitose nicht voneinander getrennt.
      • Bänderungstechniken
        • Färbung mit Quinacrin (fluoreszierende Banden, heute allerdings nicht mehr diagnostisch eingesetzt)
        • Giemsa-Bänderung (Standardbänderungstechnik, erzeugt dunkle G-Banden mit transkriptionell inaktivem Chromatin und helle, transkriptionell aktive R-Banden)
      • Analyse: Begutachtung von durchschnittlich 10 bis 15 Metaphasen-Chromosomensätzen bei 1250-facher Vergrößerung
      • Ergebnis
        • Karyotyp: Auswertung des Karyogramms nach Anzahl und Struktur der Chromosomen
          • Zuerst wird die Gesamtanzahl der Chromosomen genannt, dann die Art der vorliegenden Gonosomen und zuletzt ggf. Anomalien.
            • Beispiele: (46, XX) für einen normalen, weiblichen Karyotyp, (47, XY+21) für einen Jungen mit Trisomie 21 (siehe auch: Humangenetik - Vorklinik)

Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH)

  • Definition: Methode zur spezifischen Anfärbung von DNA-Sequenzen durch Fluoreszenz-markierte DNA-Sonden, z.B. zur Anfärbung von Chromosomen in Karyogrammen, zur Tumordiagnostik oder zur Kartierung von Genen auf Chromosomen in der Metaphase
  • Prinzip
    • Denaturierung der DNA in den präparierten Chromosomen
    • Hybridisierung der DNA mit einzelsträngigen, Fluoreszenz-markierten DNA-Sonden, die komplementär zu DNA-Abschnitten verschiedener Chromosomen sind
    • Untersuchung des Chromosomensatzes im Fluoreszenzmikroskop
      • Wo die Sonde gebunden hat, ist ein farbliches Signal zu erkennen
      • Fehlt das Signal, kann man davon ausgehen, dass der komplementäre Abschnitt der DNA fehlt.
  • Besonderheiten
    • Das spezifische Anfärben erhöht die Auflösung im Vergleich zu den klassischen Färbemethoden für Karyogramme
    • Dadurch können auch kleinere Veränderungen der Chromosomen, z.B. kleinere Deletionen, erkannt werden.
    • FISH ist auch auf Chromosomen in der Interphase möglich

Wiederholungsfragen zum Kapitel Aufbau von DNA und RNA

Meditricks

In Kooperation mit Meditricks bieten wir dir durchdachte Merkhilfen zum Einprägen relevanter Fakten, dies sind animierte Videos und Erkundungsbilder. Die Inhalte sind vielfach auf AMBOSS abgestimmt oder ergänzend. Viele Meditricks gibt es in Lang- und Kurzfassung, oder mit Basis- und Expertenwissen, Quiz und Kurzwiederholung. Eine Übersicht über alle Inhalte findest du in dem Kapitel Meditricks. Meditricks gibt es in unterschiedlichen Paketen – welche, siehst du im Shop.

Nukleotide

Chromosomen

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Was ist eine komplementäre Base?

komplementäre Basenpaarung, eine wichtige Eigenschaft der Desoxyribonucleinsäure (DNA), die bewirkt, dass in der DNA-Doppelhelix aufgrund ihrer chemischen Struktur immer Adenin und Thymin sowie Cytosin und Guanin über Wasserstoffbrückenbindungen interagieren.

Was ist eine Base in der DNA?

In der DNA kommen vier verschiedene Basen vor: Adenin (A), Cytosin (C), Guanin (G) und Thymin (T). In der RNA steht an Stelle von Thymin die Base Uracil (U). Die vier Basen der DNA kodieren durch ihre Abfolge die Erbinformation, deshalb werden die vier Buchstaben A, C, G und T auch als „Alphabet des Lebens“ bezeichnet.

Was ist ein Basenpaar einfach erklärt?

Als Basenpaar bezeichnet man im Doppelstrang einer doppelsträngigen Nukleinsäure (DNA oder RNA, in diesem Fall nach englisch double stranded auch als dsDNA bzw. dsRNA bezeichnet) zwei gegenüberliegende Nukleobasen, die zueinander komplementär sind und durch Wasserstoffbrückenbindungen zusammengehalten werden.

Warum gibt es ein 5 und ein 3 Ende?

Warum gibt es ein 3′- und ein 5′-Ende bei den beiden gegenläufigen Einzelsträngen (Polynukleotidsträngen) der DNA-Doppelhelix? Die Antwort liegt in der Bezeichnung der C-Atome in den Nukleotidmolekülen bzw. genauer in den Deoxyribosemolekülen.