Was kann man machen wenn die zunge brennt

Ständiges oder immer wiederkehrendes Zungenbrennen kann die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Nicht immer lässt sich die Ursache für die Missempfindung finden. Was tun, wenn die Zunge brennt, sticht oder juckt?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zungenbrennen: Die Ursachen sind vielfältig

Schätzungen zufolge leiden etwa 80 bis 120 von 100.000 Personen an Zungenbrennen. Vor allem Frauen jenseits der 50 sind betroffen. Die Bandbreite der möglichen Ursachen ist groß: Sie reicht von chronischen Erkrankungen über Vitaminmangel und Allergien bis hin zu psychischen Faktoren und Problemen im Mundraum. Zungenbrennen kann aber auch ein eigenständiges Krankheitsbild darstellen: das Burning-Mouth-Syndrom.

Was ist Zungenbrennen?

Zungenbrennen ist eine unangenehme Missempfindung im Bereich der Zunge. Die Betroffenen haben das Gefühl, eine brennende oder wunde Zunge zu haben. Kribbeln, Jucken oder stechende Schmerzen können ebenfalls auftreten. Auch andere Bereiche im Mundraum können brennen, so etwa der Gaumen oder die Innenseite der Wangen. Andere Bezeichnungen für Zungenbrennen sind Glossodynie, Glossalgie oder Hot-Tongue-Syndrom.

Zungenbrennen: Mögliche Ursachen

Zungenbrennen kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Dazu zählen

Burning-Mouth-Syndrom: Zungenbrennen als eigenständige Krankheit

Manchmal kann der Arzt keine Ursache für die Beschwerden finden. Wenn Zungenbrennen ein eigenes Krankheitsbild darstellt, handelt es sich um ein Burning-Mouth-Syndrom (kurz: BMS). Der englische Begriff Burning Mouth bedeutet so viel wie "Brennen im Mund".

Erkrankungen und Medikamente als mögliche Ursache

Verschiedene Krankheiten oder Mangelerscheinungen können Zungen- und/oder Schleimhautbrennen begünstigen. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Vitamin- und Eisenmangel
  • Sjögren-Syndrom: Im Rahmen dieser Autoimmunerkrankung ist häufig zu wenig Speichel vorhanden, was Mundtrockenheit und Zungenbrennen begünstigt.
  • Perniziöse Anämie: Diese Form der Blutarmut entsteht aufgrund eines Vitamin-B12-Mangels und geht oft mit einer sog. Hunter-Glossitis einher (Glossitis = Zungenentzündung).
  • gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD): Bei Personen mit Refluxkrankheit fließt immer wieder aggressiver Magensaft in die Speiseröhre zurück.
  • Paterson-Kelly-Syndrom: Diese Störung kann sich nach längerem Eisenmangel entwickeln und unter anderem zu Schluckstörungen durch Haut- und Schleimhautveränderungen führen.
  • chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Multiple Sklerose

Zungenbrennen kann auch als Nebenwirkung von Medikamenten vorkommen. Dazu zählen zum Beispiel die blutdrucksenkenden ACE-Hemmer oder manche Antidepressiva.

Möglicherweise können auch hormonelle Einflüsse zu Zungenbrennen führen. Dafür spricht, dass Frauen jenseits der Wechseljahre besonders häufig darunter leiden.

Probleme im Mundraum

Zungenbrennen kann durch verschiedenste Irritationen oder Erkrankungen innerhalb des Mundraums ausgelöst werden. Die Missempfindung entsteht, wenn Zunge und/oder Mundschleimhaut gereizt, verletzt oder entzündet sind. Mögliche Ursachen sind:

  • Pilzinfektionen im Mundraum
  • Knötchenflechte (Lichen ruber), eine entzündliche Hautkrankheit
  • Faltenzunge, eine Veränderung der Zungenoberfläche
  • Reizungen durch scharfe Zahnkanten, überstehende Füllungsränder, abstehende Kronenränder, Zahnspangen
  • Karies, Zahnstein
  • allergische Reaktionen, etwa auf Metalle aus Zahnfüllungen
  • bestimmte Mundschleimhautentzündungen, sogenannte Gingivitiden

Bei empfindlichen Personen können bestimmte Nahrungsmittel (z.B. zimthaltige Speisen) oder Tabak Zungenbrennen auslösen, wenn diese mit der Mundschleimhaut in Kontakt kommen.

Psychische Ursachen

Psychische Erkrankungen können bei Zungenbrennen ebenfalls eine Rolle spielen. So gehen Depressionen häufig nicht nur mit psychischen Symptomen wie Antriebslosigkeit oder Traurigkeit einher. Sie können auch körperliche Beschwerden wie hervorrufen. Manche Betroffenen berichten dann neben Kopfschmerzen oder Appetitmangel über Zungenbrennen. Auch im Rahmen einer Schizophrenie kann Zungenbrennen auftreten.

Darüber hinaus können auch psychischer Stress, Verspannungen und Fehlbewegungen des Kausystems ebenfalls Missempfindungen der Mundschleimhaut verursachen.

Zungenbrennen: Symptome

Zungenbrennen kann sich ganz unterschiedlich anfühlen. Betroffene nehmen die Beschwerden meist im vorderen Zungenbereich beziehungsweise im Bereich ihrer Spitze wahr.

Die Symptome müssen sich jedoch nicht ausschließlich auf die Zunge beschränken. Vielmehr können sie in verschiedenen Bereichen der Mundschleimhaut und der Lippen auftreten, so etwa am Gaumen oder an der Innenseite der Wangen.

Typisch für Zungenbrennen ist ein brennendes, wundes und unangenehm stechendes Gefühl auf der Zunge/im Mundraum, das ein- oder beidseitig auftreten kann.

Mögliche weitere Beschwerden sind

  • Jucken, Kribbeln
  • Geschmacksstörungen
  • ein pelziges Gefühl im Mundraum
  • verminderte Speichelbildung/das Gefühl von Mundtrockenheit

Die jeweiligen Symptome können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Bei manchen nehmen die Beschwerden beispielsweise im Laufe des Tages zu, während sie morgens kaum zu spüren sind.

Je nachdem, was die Ursache für das Zungenbrennen ist, können andere Symptome hinzukommen. Rötungen, Schwellungen oder blutende Stellen im Mund sprechen für entzündliche Ursachen. Ist die Schleimhaut weißlich verfärbt, kann dies auf eine Pilzinfektion oder Verhornungsstörung (Leukoplakie) hinweisen. Sichtbare Symptome an der Zungen- und Mundschleimhaut können fehlen, wenn das Zungenbrennen psychosomatischer Natur ist.

Klagen die Betroffenen neben dem Zungenbrennen auch über Missempfindungen an Armen und Füßen, könnte es sich zum Beispiel um Diabetes mellitus handeln.

Zungenbrennen: Bis zur Diagnose kann viel Zeit vergehen

Erster Ansprechpartner bei Zungenbrennen kann der Zahnarzt sein. Wenn nötig, kann er an einen Kollegen aus einem anderen Fachgebiet verweisen, zum Beispiel an einen

  • Hals-Nasen-Ohren-Arzt,
  • Hautarzt,
  • Internisten,
  • Neurologen oder
  • Psychiater.

Zu Beginn wird der Arzt einige Fragen stellen. So wird er zum Beispiel wissen wollen,

  • welche Beschwerden der Patient genau hat,
  • wann die Beschwerden stärker und wann sie schwächer sind,
  • wie sehr der Alltag durch die Beschwerden eingeschränkt ist,
  • wie lange die Beschwerden schon vorhanden sind,
  • ob der Patient noch weitere Symptome hat,
  • ob er Medikamente nimmt und wenn ja, welche und/oder
  • ob bestimmte Vorerkrankungen bekannt sind.

Der Arzt begutachtet die Zunge und den Mundraum genau. Das Aussehen der Zunge und Schleimhautveränderungen im Mund können ihm bereits entscheidende Hinweise auf die mögliche Ursache geben. Zu Erkrankungen, die zu sichtbaren Veränderungen im Mundraum führen, zählen zum Beispiel:

  • Landkartenzunge (sog. Lingua geographica): Eine Landkartenzunge ist eine in der Regel harmlose Veränderung der Zunge, die durch glatte hellrote Flecken auf der Zungenoberfläche gekennzeichnet ist. Die Ursache ist unklar. Möglicherweise können die Veränderungen auf der Zungenoberfläche Zungenbrennen verursachen, weil sich Bakterien und Pilze hier besser ansiedeln und zu Infektionen führen können.
  • Faltenzunge (sog. Lingua plicata): Bei einer Faltenzunge ist die Zunge im vorderen und mittleren Teil symmetrisch eingekerbt und erhaben. Die Falten bieten Bakterien einen geeigneten Nährboden. Bakterielle, aber auch durch Pilze hervorgerufene Infektionen können dann das Zungenbrennen hervorrufen. Daher müssen Menschen mit einer Faltenzunge besonders auf ihre Mundhygiene achten.
  • Knötchenflechte (Lichen ruber): Typische Anzeichen der Knötchenflechte im Mundraum – der medizinische Fachbegriff lautet dann Lichen ruber mucosae – sind grauweise, teilweise vernetzte und nicht abwischbare Hautveränderungen. Sie finden sich meist an der Wangenschleimhaut, an der Zungenunterseite, dem Zungenrücken, dem Mundboden, dem Zahnfleisch, dem Gaumen und dem Lippenrot.
  • Allergien: Tritt das Zungenbrennen als Reaktion auf eine Allergie auf, können kräftig rot verfärbte, leicht geschwollene, glatt begrenzte, unförmige Areale auf der Zunge zu sehen sein.
  • Hunter-Glossitis: Die Hunter-Glossitis ist ein Begleitsymptom, das bei Blutarmut (Anämie) durch Vitamin-B12-Mangel auftreten kann. Sie macht sich durch heftiges Brennen im Mund bemerkbar. Das beeinträchtigt die Zungenbewegung und damit auch das Sprechen und Kauen. Die Zunge zeigt rote, lackartige Veränderungen, die sich meist an der Zungenspitze oder dem Zungenrücken befinden.
  • Zungenbrennen durch Zahnersatz: Sitzt die Prothese schlecht, drückt sie oder ist sie so gearbeitet, dass die Zunge daran scheuert, kann der Zahnarzt dies meist anhand von Schleimhautschäden durch Druckstellen erkennen.

Je nachdem, welche Ursache der Arzt hinter dem Zungenbrennen vermutet, können weitere Untersuchungen nötig sein. Dazu zählen zum Beispiel ein Blutbild (u.a. mit Bestimmung der Blutzucker-, Eisen- und Vitaminwerte) oder ein Allergietest.

Zungenbrennen: Therapie

Erst wenn die Ursache für das Zungenbrennen feststeht, kann dieses auch behandelt werden. Die Suche nach den Auslösern kann allerdings einige Zeit dauern.

Die Therapie von Zungenbrennen richtet sich in erster Linie nach der Ursache.

  • Bei einem Sjögren-Syndrom können verschiedene Medikamente die Speichelflüssigkeit anregen. Auch kann der Arzt künstliche Speichelflüssigkeit verschreiben.
  • Einen Vitaminmangel kann der Arzt durch entsprechende Präparate ausgleichen.
  • Bei einer psychischen Erkrankung können eine Psychotherapie und/oder Medikamente infrage kommen.

Bei starken Schmerzen können Schmerzmittel oder Spüllösungen mit schmerzlindernden Wirkstoffen wie Lidocain helfen. Auch Tee kann wohltuend sein, etwa mit Kamille oder Salbei. Wenn die Ursache im Mundraum liegt, ist eine gründliche Mundhygiene besonders wichtig. Empfehlenswert ist es zudem, auf Alkohol, Nikotin sowie stark gewürzte oder saure Speisen zu verzichten, da sie das Zungenbrennen verstärken können.

Therapie des Burning-Mouth-Syndrom

Wenn das Zungenbrennen ein eigenständiges Krankheitsbild darstellt, spricht man von einem Burning-Mouth-Syndrom (BMS). In diesem Fall gibt es keine direkte Möglichkeit, die Ursache zu beheben. Vielmehr geht es bei der Therapie des BMS darum, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu steigern. Gegen die Schmerzen können zum Beispiel schmerzlindernde Tabletten oder Spüllösungen helfen. Auch ist es wichtig, dass sich die Patienten aktiv an der Therapie beteiligen. Dazu gehört zum Beispiel, herauszufinden, in welchen Situationen das Zungenbrennen schwächer und wann es stärker wird. Eventuell kann ein Psychotherapeut dabei helfen, mit dem Zungenbrennen besser umzugehen.

Zungenbrennen: Verlauf

Zungenbrennen kann ganz unterschiedlich verlaufen. Bei manchen ist das Brennen nur ein vorübergehendes Phänomen, bei anderen halten die Symptome für lange Zeit an.

Wenn es möglich ist, die Ursache für die Beschwerden zu beseitigen, klingt das lästige Brennen in der Regel rasch ab. Ist die Ursache jedoch unbekannt oder kann man sie nicht beheben, kann der Verlauf langwierig sein.

Welche Komplikationen können auftreten?

Zungenbrennen selbst verursacht in der Regel keine Komplikationen, kann die Betroffenen mitunter aber psychisch stark belasten.

Wenn neben dem Zungenbrennen auffällige Oberflächenveränderungen der Zunge auftreten, ist in jedem Fall ein Arztbesuch zu empfehlen, um eine Krebserkrankung auszuschließen.

Vorbeugen schwer möglich

Es gibt keine speziellen Maßnahmen, um Zungenbrennen vorzubeugen. Bei Zungenbrennen im Rahmen einer Allergie gilt es in erster Linie, das auslösende Allergen zu meiden. Falsch sitzende Zahnprothesen sollte der Zahnarzt frühzeitig anpassen, damit sie keine Schleimhautreizungen verursachen können.

Letzte Aktualisierung: 09.12.2021

Autor*in

Onmeda-Redaktion

Wiebke Posmyk (Medizinjournalistin, Diplom-Pädagogin, M.A. Media Education)

Quellen

Quellen:

Burning mouth syndrome. Online-Informationen der Mayo-Clinic: www.mayoclinic.org (Abrufdatum: 30.4.2018)

Zungenbrennen. Online-Informationen des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.: www.hno-aerzte-im-netz.de (Abrufdatum: 25.4.2018)

Glossodynie. Online-Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin: www.enzyklopaedie-dermatologie.de (Stand: 19.1.2018)

Glossodynie. Online-Informationen des Pschyrembel: www.pschyrembel.de (Stand: 18.4.2017)

Patienteninformation Zungen- und Mundschleimhautbrennen. Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde: www.dgzmk.de (Stand: 1.6.2016)

Battegay, E.: Siegenthalers Differenzialdiagnose. Thieme, Stuttgart 2013

Probst, R., Grevers, G., Iro, H.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

Wie lange hat man Zungenbrennen?

Zungenbrennen: Dauerqual im Mund Ein quälender, brennender Schmerz auf der Zunge, manchmal auch drumherum im Mund. Und das immer wieder, mindestens zwei Stunden täglich, manchmal den ganzen Tag lang, zum Teil auch tagsüber zunehmend. Dauer: mehr als drei Monate.

Wie sieht eine kranke Zunge aus?

Hat die Zunge dauerhaft einen kräftig gelben Belag, steckt möglicherweise eine Erkrankung im Leber-Gallen-Bereich dahinter. Ist die Zunge braun, gibt es eventuell Probleme im Verdauungstrakt. Eine gräulich gefärbte Zunge kann auf Blutarmut hindeuten, eine blau gefärbte auf eine Lungenkrankheit.

Was bedeutet es wenn die Zunge weh tut?

Auslöser sind meist örtliche Reizungen durch scharfe Zahnkanten, Zahnstein oder durch verschiedene Metall-Legierungen, die bei einer Zahnsanierung verwendet wurden. Häufig werden die gereizten Stellen noch zusätzlich durch Bakterien infiziert. Zungenentzündungen treten aber auch als Folge von Allgemeinerkrankungen auf.

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