Was passiert wenn ein Herzschrittmacher ausfällt?

Mit diesen Worten beschrieb CDU-Politiker Wolfgang Bosbach gestern Abend in der ZDF-Senung „Lanz“ die Situation, als sein Herzdefibrillator im März 2013 einen technischen Defekt hatte. Ohne medizinische Notwendigkeit gab das Gerät einen starken Stromstoß ab – Bosbach erlitt für ein paar Sekunden eine Ohnmacht.

Diese Situation ist der Albtraum eines jeden Trägers – wenn der kleine Taktgeber plötzlich versagt. Doch ist diese Furcht tatsächlich begründet? BILD.de hat Dr. Vesna Furundzija vom Deutschen Herzzentrum in Berlin befragt.

Wie häufig sind technische Defekte aufgrund von Störungsquellen?

„Das ist eher selten, aber aufgrund starker Festmagneten oder elektromagnetischer Felder kann es tatsächlich zu Störungen kommen – obwohl die Aggregate sehr gut gegen eine mögliche Beeinflussung oder Störung von außen geschützt sind“, erklärt Dr. Vesna Furundzija.

Was passiert bei einem technischen Defekt?

„Der Träger bekommt einen Elektroschock und fällt für ein paar Sekunden in Ohnmacht. Das Gefühl dabei ähnelt tatsächlich dem eines Faustschlags auf die Brust“, so Dr. Furundzija. „Sondenbrüche sind übrigens ebenfalls ein sehr häufiger Auslöser von Fehlstimulationen“, so die Fachärztin.

Wie sollte man sich beim Verdacht auf eine Störung verhalten?

Dazu Dr. Vesna Furundzija: „Wenn der Träger in einer Alltagssituation plötzlich starkes Herzklopfen bekommt, sollte er sich möglichst sofort von der Störquelle entfernen oder das betreffende Gerät ausschalten. Das implantierte Gerät wird dann normalerweise wieder normal arbeiten.“

Welche Situationen können besonders unangenehm werden?

„Die Sicherheitskontrollen an Flughäfen sind mit speziellen Metalldetektoren ausgestattet, die Störungen hervorrufen können. Daher sollten Patienten beim Sicherheitscheck unbedingt ihren Schrittmacher- bzw. Defibrillatorausweis vorzeigen. So bleibt ihnen der Check mit den üblichen Handmetalldetektoren erspart. Auch in Notfallsituationen ist dieser Ausweis sehr wichtig – er gibt Aufschluss über Gerät und Hersteller und ermöglicht die richtigen Maßnahmen. Jeder Träger sollte daher diesen Ausweis bei sich tragen.“

Stellen sportliche Aktivitäten eine Gefahr dar?

„Grundsätzlich ist sportliche Betätigung bei Patienten zu empfehlen, aber besonders belastende Sportarten sind kritisch zu betrachten. Das gilt vor allem für Sportarten, die den Arm und Brustbereich besonders beanspruchen. Schläge auf die Brustbereich – z.B. durch Karate – oder weit ausholende Armbewegungen – z.B. beim Tennis – sollten Patienten meiden. Tauchen ist grundsätzlich möglich, aber nur bis zu einer Tiefe von maximal fünf Metern, da mit der Wassertiefe auch der Druck zunimmt“, rät Herzspezialistin Dr. Furundzija.

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Wann dürfen sich Patienten nach einer OP wieder ans Steuer setzen?

Dr. Vesna Furundzija: „Da muss man zwischen Berufs- und Privatfahrern unterscheiden. Privatfahrer, die einen Herzschrittmacher erhalten haben, können wieder Autofahren sobald sie sich fit fühlen, also wenn die Wunde verheilt ist. Bei Berufsfahrern dauert es sehr viel länger und erfolgt in Absprache mit dem behandelnden Kardiologen. Bei Patienten mit einem Defibrillator hängt es von der bestehenden Grunderkrankung ab. Patienten, die einen Defibrillator vorsorglich implantiert bekamen, sollten etwa eine Woche warten. Falls Patienten aber lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen erlitten haben – womöglich mit erfolgreicher Wiederbelebung –, so gelten sie in der Regel für drei bis sechs Monate als fahrunfähig.“ Übrigens: Auch Träger eines Herzschrittmacher- bzw. Defibrillatorsystems müssen sich beim Autofahren anschnallen!

Unterschied Defibrillator vs. Herzschrittmacher?

„Beides sind implantierbare Stimulatoren für das Herz. Der Herzschrittmacher wird eingesetzt, wenn das Herz des Patienten zu langsam schlägt. Das Gerät sorgt dafür, dass das Herz des Patienten in einem Tempo schlägt, das ein normales Leben, einen normalen Alltag ermöglicht. Der Defibrillator wird bei einem zu schnell schlagenden Herz eingesetzt. Durch einen Stromstoß wird das Herz kurzfristig zum Stillstand gebracht, um dann sofort zum normalen Rhythmus zurückzufinden und so 'normal' weiter zu schlagen – es wird sozusagen 'resetet'“, erklärt die Medizinerin vom Deutschen Herzzentrum in Berlin.

Wichtig: Grundsätzlich muss die Funktion und Programmierung eines implantierten Herz-Stimulators regelmäßig durch einen Kardiologen kontrolliert werden. Es werden u.a. die Sondenfunktion und der Batteriestand ausgelesen. Die Abstände zwischen den einzelnen Kontrolluntersuchungen hängen vom implantierten Aggregat und der Grunderkrankung ab. In der Regel ergeben sich Kontrollen in halbjährlichen Abständen.

Was passiert wenn die Batterie vom Herzschrittmacher leer ist?

Welche Komplikationen können auftreten? Das Risiko für Schwierigkeiten bei der Operation aufgrund einer leeren Batterie ist nicht höher als beim ersten Eingriff. Allerdings kann sich die Stelle, an der das Gerät sitzt, häufiger entzünden.

Kann man ohne Herzschrittmacher Leben?

Aber gerade diese Pumpbewegung ist lebensnotwendig, um den Körper mit dem Blut zu versorgen, das einen Menschen am Leben hält. Ein Herzschrittmacher verhindert also nicht den natürlichen Tod.

Wie kann ein Herzschrittmacher kaputt gehen?

Durch mechanische Beanspruchung können Elektroden im Lauf der Jahre defekt werden. Wenn sie funktionslos sind, sollte man sie durch neue Elektroden ersetzen. Die alten sollten an ihrer Position belassen werden, sofern sie keine mechanischen Reizungen am Herz hervorrufen oder die Anlage neuer Elektroden vereiteln.

Kann man mit einem Herzschrittmacher auch einen Herzinfarkt bekommen?

Ein Herzinfarkt trotz Herzschrittmacher? Ein Herzschrittmacher schützt nicht vor einem Herzinfarkt. Es ist also durchaus möglich, mit einem Herzschrittmacher einen Herzinfarkt zu erleiden. Die elektrischen Signale, die der Schrittmacher wahrnimmt, brauchen einen Herzmuskel, der sie umsetzt.