Was tun wenn medikament nicht lieferbar

Arbeitshilfe Nichtverfügbarkeit

Sind verordnete oder rabattierte Arzneimittel nicht lieferbar, müssen die Abgabebestimmungen gemäß § 14 Rahmenvertrag eingehalten werden, um Retaxationen zu vermeiden. Wie bei Nichtverfügbarkeit vertragsgemäß vorgegangen werden kann, zeigt das folgende Fließschema.

Lieferengpässe bei Medikamenten sind keine Seltenheit mehr. Ein Experte erklärt, wie es dazu kommen kann.

Ob Kapseln, Tabletten oder Tropfen: Manchmal bekommen Patienten nicht ihr gewohntes Arzneimittel. Liegt das an den Apotheken?

Said: Ein klares Nein. Vielmehr müssen Apothekerinnen und Apotheker sehr viel Zeit damit verbringen, trotz auftretender Lieferengpässe die kontinuierliche Versorgung der Patienten sicherzustellen. Ist es nicht möglich, das fehlende Arzneimittel gegen ein wirkstoffgleiches Präparat auszutauschen, müssen zudem therapeutische Alternativen bestimmt werden.

Etwas provokativ gefragt: Die Apotheken können nichts dafür, müssen aber vor Ort die Lieferengpässe ausbaden?

Said: Genauso ist es. Lieferengpässe sind nicht nur ein echtes Ärgernis für alle Betroffenen, sondern stellen Apotheken oft vor große Herausforderungen, drohenden oder bestehenden Engpässen durch unterschiedliche Maßnahmen entgegenzuwirken. Dabei dauern Lieferengpässe eben oft nicht nur ein paar Tage, sondern Wochen und Monate an.

Welche Medikamente hat es in den vergangenen Jahren getroffen?

Said: Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukt in Bonn führt eine aktuelle Liste von oft mehr als 200 Medikamenten, die gerade nicht lieferbar sind. Die AMK hat per Umfrage herausgefunden, dass in den Apotheken vor Ort oft Blutdrucksenker und Schmerzmittel fehlen, während es den Krankenhausapotheken oft an bestimmten Antibiotika mangelt.

Was können die Apotheken tun, wenn es das benötigte Arzneimittel nicht gibt?

Said: Jede Apotheke versucht natürlich, den Patienten laut seinem Rezept zu versorgen. Das kann einen Anruf bei mehreren Großhändlern oder direkt beim pharmazeutischen Unternehmen notwendig machen. Auch die Rücksprache mit dem verordnenden Arzt kann notwendig sein. Fehlen wirkstoffgleiche Alternativen, muss der Arzt gegebenenfalls ein neues Rezept für ein anderes Medikament ausstellen.

Was lässt sich in Deutschland und Europa tun, damit Medikamente nicht knapp werden?

Said: Nötig sind vor allem nachhaltige Lösungen, um insbesondere die Apotheken zu entlasten. Da sind alle Akteure gefordert. Krankenkassen sollten Rabattverträge nicht nur mit einem, sondern mit mehreren Herstellern abschließen. Die Hersteller sollten transparenter kommunizieren, wann und wo sie Engpässe erwarten. Sicherlich ist auch eine verstärkte Produktion in Deutschland beziehungsweise innerhalb der EU wünschenswert.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Peter Erik Felzer.

Ein Medikament soll schnell wirken, damit wir gesund werden. Was aber, wenn es gar nicht eingenommen werden kann, weil es nicht lieferbar ist? Das kommt immer häufiger vor. Die Politik muss reagieren.

Audio herunterladen (26,1 MB | MP3)

Medikamente müssen stets verfügbar sein. Wer krank ist, kann nicht auf sie warten. Und doch kommt genau das immer häufiger vor. Manche Arzneimittel sind Wochen oder Monate lang nicht lieferbar. Behandlungen müssen verschoben werden. Für die Patienten eine quälende Zeit. Und es kann jeden Treffen: Menschen, denen eine Operation bevorsteht, Eltern mit Kleinkindern im Fall einer Impfung oder Krebspatienten. Die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie berichtet, dass zwischen Mai 2015 und April 2016 Krebsärzte mindestens 48 Mal Behandlungen verschieben mussten. Doch was ist der Ursprung dieses Problems und was tut die Politik dagegen?

Apotheken und Ärzte: Mehrarbeit aufgrund von Lieferstopps

Nicht nur Patienten, die nicht behandelt werden können und sich oft sehr hilflos fühlen, leiden unter Lieferschwierigkeiten bei Medikamenten. Auch Apothekern und Ärzten bereiten sie Sorgen. Für Jürgen Reh, Apotheker am Klinikum der Universität München, bilden die Lieferstopps eine alltägliche Belastung. Er versorgt rund 1.700 Mediziner mit Arzneimitteln. Seine persönliche Statistik vermerkt 222 Lieferengpässe seit Anfang des Jahres – darunter häufig verschriebene Multivitaminpräparate oder auch Krebsmedikamente.

Keine Narkosemittel, keine Operation. - Lieferstopps bei Medikamenten können drastische Folgen haben. Getty Images Thinkstock -

Ärzte müssen bei Medikamentenengpässen Therapien oder Operationen verschieben – auch im Fall von lebensbedrohlich erkrankten Menschen. Um dies zu verhindern suchen Apotheker bei Lieferstopps entweder nach alternativen Wegen zur Beschaffung der Präparate, in dem sie aus dem Ausland importieren oder noch verfügbare Waren bei anderen Apotheken und Krankenhäusern ausfindig machen, oder sie erarbeiten zeitaufwendig Alternativtherapien in Zusammenarbeit mit Ärzten - sofern das möglich ist. In beiden Fällen investieren sie viel Zeit und Energie, um die medizinische Versorgung sicherzustellen. Monika Andraschko, Leiterin der Klinikapotheke in München, geht davon aus, dass sie alleine durch diese Mehrarbeit fast eine Stelle zusätzlich besetzen muss.

Die Probleme der Pharmakonzerne

Lieferengpässe bei Medikamenten können viele Gründe haben. Medikamente sind häufig komplex. Ihre Komponenten werden an unterschiedlichen Orten produziert. Das birgt Risiken, können doch zum Beispiel Ausfälle von Maschinen oder Rohstoffknappheit an einem Standort die gesamte Produktion lahmlegen. Außerdem lässt sich mit einer Reihe von Medikamenten aufgrund der Preise, die Krankenkassen und Kliniken für sie zahlen, nur wenig Geld verdienen. Lediglich im ersten Jahr nach der Einführung eines neuen Produktes dürfen die Unternehmen den Preis selbst bestimmen. Danach wird die Produktion häufig unattraktiv. Aus diesem Grund gibt es in vielen Fällen (zu) wenige Produzenten, um eine zuverlässige Versorgung sicherzustellen. Dies kritisieren nicht nur nur Interessensvertreter der Pharmabranche, auch Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, ist davon überzeugt, dass sich daran etwas ändern muss:

Die Preise, die derzeit für diese Medikamente erzielt werden, sind eindeutig zu niedrig, um letztlich auch einen gewissen Gewinn abzuwerfen. Das heißt, man muss sich bei diesen sehr billigen Arzneimitteln Gedanken machen, ob man nicht die Hersteller vollkommen demotiviert, diese wichtigen Arzneimittel zu produzieren.

Die Politik soll handeln

Das Bundesgesundheitsministerium und die Bundesregierung haben das Problem erkannt und von 2014 bis 2016 einen "Pharmadialog" veranstaltet, um mit der Industrie ins Gespräch zu kommen. In diesen Tagen berät der Gesundheitsausschuss des Bundestages nun über das neue Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz, das 2017 in Kraft treten soll.

Doch an den Lieferengpässen von Medikamenten wird das neue Gesetz kaum etwas ändern: Es bleibt bei einer freiwilligen Meldung von Lieferengpässen durch die Unternehmen, weil eine Liste mit unentbehrlichen Arzneimitteln nicht rechtzeitig fertig gestellt werden konnte. Und Sanktionen für Pharmafirmen, die nicht liefern können, sind im Gesetz auch nicht vorgesehen. Die Industrie hat in diesem Fall ihre Interessen erneut durchsetzen können – Patienten, Ärzte und Apotheker haben vorerst das Nachsehen.

SWR 2016

Manuskript zur Sendung

Welche Medikamente sind zur Zeit knapp?

Die Arzneimittel der folgenden Medikamenten-Gruppen sind zurzeit am stärksten von den Lieferengpässen betroffen:.
Antidepressiva..
Schilddrüsenmedikamente..
Schmerzmittel (Ibuprofen).
Blutdrucksenker..
Kochsalzlösungen..
Krebsmittel..
Hormonpräparate..
Impfstoffe..

Werden in Deutschland Medikamente knapp?

Mehr als 300 Arzneimittel sind knapp (Stand: 16.09.2022). Diese stehen für Deutschland auf der Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

Kann ich auf ein bestimmtes Medikament bestehen?

In medizinisch begründeten Ausnahmefällen kann der Arzt auf einem ganz bestimmten Präparat bestehen und den Austausch in der Apotheke verhindern. Dazu muss er das Aut-idem-Kästchen auf dem Rezept durchstreichen. Bei einigen Medikamenten ist der Wechsel von vorne herein ausgeschlossen.

Ist mein Medikament in der Apotheke vorrätig?

2Darüber hinaus sind in der Apotheke vorrätig zu halten:.
Analgetika,.
Betäubungsmittel, darunter Opioide zur Injektion sowie zum Einnehmen mit unmittelbarer Wirkstofffreisetzung und mit veränderter Wirkstofffreisetzung,.
Glucocorticosteroide zur Injektion,.
Antihistaminika zur Injektion,.